Red Robin

Pax Batmana

DC Comics

Titel: Batmen Eternal

Autor/Zeichner: James Tynion IV/Javier Fernandez, Eddy Barrows, Alvaro Martinez

Erschienen: 2018 (Detective Comics #975-981),  Paperback 2018 (Detective Comics Vol. 7)


„Batman doesn’t have to be eternal.“

Regelmäßige Leser werden sich denken können, dass ich mich auf dieses Heft gefreut habe. Nicht, weil die Geschichte hier ihr Finale findet, sondern weil sie zu Ende geht. Nein, ich bin wirklich kein Fan von Detective Comics, seit 2011 ist das meine ungeliebte Serie. Im Falle der aktuellen Storyline von James Tynion IV bedeutet der siebte Band das Ende von

  • langen Monologen und endlosen Dialogen,
  • exzessivem Einsatz von Doppelseiten, bei denen man nie weiß, wie man lesen soll,
  • faden, aber unnötig ausgebreiteten Nebenschauplätzen,
  • einer Story, die zu wenig Batman zu bieten hat.

Was bisher geschah: Batwoman hat Clayface erschossen, nachdem er Amok gelaufen war. Jetzt steht sie am Pranger. Batman beruft die Familie zusammen, um darüber zu beraten, was mit Batwoman geschehen soll – allerdings ohne Batwoman. Man ist sich uneins. Die „Angeklagte“ verbündet sich in der Zwischenzeit wieder mit ihrem Vater und der Colony, seiner Batmen-Armee, um künftig global für Recht und Ordnung zu sorgen. Tödliche Gewalt soll nur noch die Ausnahme sein. Batwing und Azrael schließen sich ihr an (auch wenn Azrael in Band 1 fast von der Colony ermordet worden wäre).

Ulysses Hadrian Armstrong, dem ehemaligen Programmierer der Colony, hat derweil andere Pläne für ein eigenes Batman-Netzwerk. Dafür versucht er Red Robin (Tim Drake) auf seine Seite zu ziehen, der ohnehin seine Allmachtsfantasie der Verbrechensbekämpfung nicht aufgeben will. Ulysses benutzt die Technik des finsteren Tim Drake-Batman der Zukunft, den wir bereits in Band 5 (A Lonely Place of Living) kennenlernen durften. Ums kurz zu machen: Ulysses dreht durch und wird zum General, und damit seinem Vorbild aus dem Prelude zu Knightfall sehr ähnlich (ein Wandel, der sich schleichend vollzieht). Er hackt sich in die Colony und dann gehen die Probleme erst richtig los. Und alle wollen das Gleiche: die Pax Batmana, den großen Frieden im Zeichen der Fledermaus …

Kurz gesagt: Hier schließt sich der Kreis zu Band eins. Hier kommen nicht nur die wichtigsten Handlungsfäden zusammen, sondern auch fast alle Mitglieder des ursprünglichen Teams. Wer den ersten Band mochte, wird hier einen actionreichen Abschluss finden, allerdings ist es wichtig, zumindest auch Band 5 gelesen zu haben, um der Handlung folgen zu können.

Mich irritiert das viele Hin und Her der Figuren. Ständig ändern sie ihre Meinung, auf welcher Seite sie stehen, wie es gerade für die Story passt. Nicht nur Batwing und Azrael, auch andere Charaktere werden in kürzester Zeit von Freunden zu Feinden und umgekehrt. Batwomans großer Tabubruch scheint zum Schluss plötzlich vergessen, Kathy Kane sitzt gemütlich mit Bruce beim Essen und alles scheint wieder gut. Ich verstehe auch nicht, warum Batwomans Vater, der eigentlich ein Verbrecher ist, am Ende wieder den Mentor seiner Tochter spielt.

Auch dieser Abschluss ist jedoch so geschwätzig wie die übrigen Bände, drei lange Epiloge gibt es zum Schluss, sodass das Ganze kein Ende zu nehmen scheint. Aber immerhin löst sich alles so gut auf, dass wir so bald keine Batman-Soap wie diese mehr zu erwarten haben. Das dürfte die wahre „Pax Batmana“ sein …

>> Batman 2011-2019

Tim Drake gegen sich selbst

DC Comics

Titel: A Lonely Place of Living

Autor/Zeichner: James Tynion IV/Eddy Barrows, Alvaro Martinez

Erschienen: 2017 (Detective Comics #963-968), Paperback 2018 (Detective Comics Vol. 5)


Red Robin (Tim Drake) ist scheinbar tot. Aber wir wissen es besser: Er ist nur gefangen an einem mysteriösen Ort. Sein Entführer stellt sich heraus als ein alter Bekannter aus Supermans Vergangenheit. Tim befreit sich aus dem Gefängnis, aber nicht von der Frage, warum er hier ist. Er bekommt bloß kryptische Antworten, damit es für die Leser länger spannend bleibt. Und noch bevor man sich fragen kann, was das alles soll, taucht plötzlich Batman auf. Ein Batman, der sich als der Tim Drake der Zukunft herausstellt. Und dieser geht mit Schusswaffen über Leichen: Er will Batwoman töten, um eine schlimme Entwicklung aufzuhalten. Der junge Tim Drake kämpft gegen sein älteres Gegenstück.

Und wieder sind sie alle dabei: Alle ehemaligen und amtierenden Robins (Nightwing, Red Hood, Damian Wayne), die Frauen Batwoman und Orphan sowie drei Außenseiter Batwing, Azrael und Clayface. Heillos überladen mit Figuren für eine dünne und auch schnell abgefertigte Handlung. Später gibt es noch ein kurzes Nachspiel mit Spoiler, Bluebird und Anarky. Letzterer will eine neue Gesellschaft in Gothams Untergrund aufbauen. Gleichzeitig dreht Clayface durch – er war doch keine besonders gute Wahl für die Batman-Familie.

A Lonely Place of Living ist eine Hommage an A Lonely Place of Dying, die Storyline, in der Tim Drake als Robin eingeführt wurde. Damals ging es um Batmans Nachfolger nach dem Tod von Jason Todd, jetzt kehrt einfach Tim selbst von den Toten zurück. Zugleich stellt die Story – wie auch die zuvor und wie es überhaupt seit drei Jahrzehnten Mode ist – Batman und seine Methoden infrage. Batman wird immer wieder zum Auslaufmodell erklärt und gleichzeitig doch immer wieder neu in den Comics etabliert. Warum eigentlich? Wegen der Tradition. Batman legitimiert sich aus sich selbst heraus, aus seiner 80-jährigen Geschichte, den Traditionen und seinem Status in der Popkultur. Daher stützen sich viele moderne Batman-Comics immer wieder auf ältere Comics. Batman steckt, wie andere Superhelden auch, im Leerlauf einer Retroschleife.

Aber es gibt ja auch die visuelle Komponente: Die Zeichnungen sind grandios, Eddy Barrows gehört zu den besten Batman-Zeichnern der Gegenwart. Das hält bei Laune wie die billigen Tricks, zu denen etwa ein Gastauftritt von Doomsday gehört. Die Story unterhält auf einem durchschnittlichen Niveau, wie immer wird zu viel geschwätzt. Aber dieser Band unterhält dennoch etwas besser als die letzten drei. Und langsam fügen sich die bisher erschienen Teile der Detective-Serie zu einem größeren Plot zusammen, der in den nächsten Ausgaben (hoffentlich) aufgelöst wird. Eins ist klar: Die Batman-Familie wird zerfallen. Ich freue mich schon drauf. Dann ist auch Zeit für einen Autorenwechsel.

Bisher erschienen:

 

Batman macht Schule

DC Comics

DC Comics

Titel: Rise of the Batmen (dt. Angriff der Batman-Armee)

Autor/Zeichner: James Tynion IV/Eddy Barrows, Alvaro Martinez

Erschienen: 2016 (Detective Comics #934-940), Paperback 2017 (Detective Comics Vol. 1); dt. Panini 2017 (Paperback)


„The idea of Batman is powerful, but it’s pointed in the wrong direction.“ (Jacob Kane)

Nachdem Azrael von einem unbekannten Attentäter ins Koma gebracht wurde, vermutet Batman, dass es jemand auf den Rest der Bat-Familie abgesehen haben könnte. Also beginnt er, zusammen mit Batwoman den Nachwuchs für den Ernstfall zu trainieren: Spoiler, Orphan (Cassandra Cain) und Red Robin (Tim Drake, obwohl schon seit Jahren im Geschäft) – und sogar Clayface. Da offenbart sich der Gegner: the Colony, eine Armee von Batman-Kriegern, gesponsert von der US-Regierung, geleitet von Colonel Jacob Kane, dem Vater von Kate Kane (Batwoman). Er wiederum rüstet sich gegen die League of Shadows, die aber laut Batman nur eine Lüge von Ra’s al Ghul sein soll.

Mal wieder ist also alles anders als gedacht. Und wie immer, wenn ein Autor die Retcon bemüht (bekanntes Beispiel: Under the Hood), bleiben offene Fragen: Warum hat Jacob Kane seiner Tochter dazu verholfen, Batwoman zu werden, wenn er hinter ihrem Rücken eine Batman-Armee aufgebaut hat? Warum hat er sie nicht gleich eingeweiht? Und warum erledigt er Azrael, wenn er angeblich niemanden verletzen will? Und dann gibt es noch weitere Fragen: Warum trägt Red Robin ein neues Kostüm, das eher an sein altes erinnert und ihn weniger „red“ erscheinen lässt? Warum darf Clayface im Team Batman mitmachen? Zuletzt war er noch gemeingefährlich (siehe Graveyard Shift, Batman Eternal, Arkham Manor). Dass der Schurke zum Helden wird, ist zwar eine erfrischende Idee, aber die Motivationen dafür bleiben auf der Strecke – auch wenn die Sequenz, in der Clayface ein Kino aufsucht, um sich auf der Leinwand als Mensch wiederzusehen, sehr einfühlsam gelungen ist.

Überhaupt schafft es Autor James Tynion IV (Batman Eternal, Batman & Robin Eternal), den vielen Charakteren seiner Geschichte gerecht zu werden, allein Orphan bleibt auf der Strecke, aber sie hat ja ohnehin nicht viel zu sagen. Aber dafür gibt es ja die Action. Und davon nicht zu wenig. Die Zeichner Eddy Barrows und Alvaro Martinez inszenieren ihre Figuren filigran und die Posen spektakulär, wenn auch ohne große Experimentierfreude.

Der erste Detective Comics-Band nach Rebirth hat zwar kein Potenzial, ein Klassiker zu werden, aber er ist ein kurzweiliger Auftakt, der Spaß und Lust auf die Fortsetzung macht. Das Wichtigste aber: der Neustart hebt die Qualität der Traditions-Serie, die in den vergangenen Jahren sehr zu wünschen übrig ließ.

>> Batman 2011-2019

Trauer um Robin

DC Comics

DC Comics

Titel: Batman and Robin Vol. 4 – Requiem for Damian (dt. Requiem)

Autor/Zeichner: Peter J. Tomasi/Patrick Gleason

Erschienen: 2013 (Batman and Robin #18-23, Paperback 2014); dt. Panini 2014 (Paperback)


„… mother may have given me life, but you taught me how to live.“ (Damian)

Nach dem Tod von Robin IV, Damian, trauert Bruce Wayne um seinem Sohn. Viel mehr passiert hier eigentlich nicht. Batman heult sich mehr oder weniger bei seiner Familie aus: Red Robin, Red Hood, Batgirl, Catwoman, Nightwing und schließlich sogar Alfred. Zwischendrin reagiert er sich dabei ab, indem er einige Schurken vermöbelt. In einer grotesken Episode entführt er Frankenstein, um ihn zu sezieren und so herauszufinden, wie er Damian wiederbeleben kann. In einer anderen bringt er Jason Todd an den Ort seines Todes zurück (siehe A Death in the Family). Batman dreht durch – und, wie er eben so ist, er badet in Schuldgefühlen und Selbstmitleid und kasteit sich selbst, indem er Damians Tod immer wieder durchgeht.

Und dann taucht noch eine neue Figur auf: Damians Schauspiellehrerin, eine Studentin namens – Carrie Kelley. Nein, nicht genau die Carrie Kelley aus Frank Millers The Dark Knight Returns, die zum ersten weiblichen Robin wird, aber sie sieht ihr sehr ähnlich – und sie trägt einmal sogar das Robin-Kostüm, wenn auch nur auf einer Party. In Requiem wird sie von Alfred engagiert, um drei Tage pro Woche auf Damians Hund Titus aufzupassen. Bruce zeigt sich bockig.

Muss man das lesen? Nein, aber es schadet auch nicht. Denn nach dem überladenen Batman Incorporated tut es gut, wenn das Tempo rausgenommen wird und mal wieder ein paar kontemplative Storys Gelegenheit zum Durchschnaufen geben. Requiem ist stark und einfühlsam erzählt, vor allem die erste Episode, die fast ohne Worte auskommt. Da bekommen die Zeichnungen von Patrick Gleason den Raum, den sie verdienen, um ihre volle Wirkung zu entfalten, und in der Leere und Weite der Panels wird die Trauer des Vaters um seinen Sohn spürbar.

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Robin aus der Retorte

DC Comics

DC Comics

Titel: Pearl (Batman & Robin Vol. 2)

Autor/Zeichner: Peter J. Tomasi/Patrick Gleason

Erschienen: 2012-2013 (Batman & Robin #0, 9-14), Paperback 2013; dt. Panini 2013 (Sonderband 2)


„You’re the master at spreading terror, Batman. We’ve all learned by watching you. Now it’s time to reap what you have sown!“ (Terminus)

Der eine hat mal Batmans Stiefel ins Gesicht bekommen – als die Sohle glühte. Das Profil hat Spuren hinterlassen. Ein anderer hat einen Batarang im Kopf stecken und redet wirres Zeug. Eine andere hat gleich ihren ganzen Körper mit Batarangs gespickt. Und der Anführer der Bande, Terminus, zerfällt von selbst. Alles Kollateralschäden von Batmans Einsätzen. Jetzt wollen sie Rache. Aber Robin legt sich erstmal mit seinen Vorgängern an, indem er den anderen erklärt, er könne es jederzeit mit ihnen aufnehmen. Die anderen – Nightwing, Red Hood und Red Robin – sind alles andere als erfreut. Es kommt zu einer kleinen Keilerei in der Bathöhle, aber der Streit ist schnell beigelegt. Gibt ja wichtigeres zu tun. Zum Beispiel Gotham vor den Psychos retten.

Das ist auch schon die größte Story des zweiten Bandes von Batman & Robin. Aber nichts, was einen lange beschäftigt. Das gilt auch für den Rest: Ansonsten gibt es noch eine vergessenswerte Zombie-Attacke eines Kannibalen-Kults, einen belanglosen Tie-in zum Event Night of Owls (Nacht der Eulen) und einen kleinen Robin-Origin, in dem wir erfahren, dass er aus der Retorte stammt, und eine echt ätzende Kindheit hatte. Aber das konnte man sich schon bei seinem ersten Auftritt in Batman and Son (2006) denken. Was anderes ist von einer Mutter wie Talia al Ghul zu erwarten?

Insgesamt ist Pearl nach dem furiosen Aufkakt von Born to Kill ziemlich enttäuschend. Immerhin die Zeichnungen von Patrick Gleason entschädigen mit einigen furiosen Panels. Hier ein Highlight:

Damian Wayne in Batman & Robin #0 (DC Comics)

Damian Wayne in Batman & Robin #0 (DC Comics)

Leider stammen aber nicht alle Seiten von Gleason.

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Schwere Geschütze, alle Register

DC Comics

DC Comics

Titel: Batman Eternal Vol. 1

Autor/Zeichner: Scott Snyder, James Tynion IV u.a./Jason Fabok, Dustin Nguyen, Guillem March, Andy Clarke u.a.

Erschienen: 2014 (Batman Eternal #1-21), Paperback 2014, dt. Panini 2015 (Batman Eternal #1-11)


„You have no idea what’s happening, no idea who’s been pulling the strings behind the curtain.“

Gotham brennt. Batman hängt unmaskiert und gefesselt an einem zerstörten Bat-Signal, auf seiner nackten Brust ist sein Symbol eingeritzt. Was ist geschehen? Die Geschichte beginnt hier: Bei einem gemeinsamen Einsatz von Batman und Polizei gegen Professor Pyg verfolgt Commissioner James Gordon einen Verdächtigen in den U-Bahn-Tunnel. Weil Gordon sieht, dass der Verdächtige bewaffnet ist, schießt er auf ihn und trifft dabei auch eine Leitung der U-Bahn, sodass zwei Züge miteinander kollidieren. Gordon wird verhaftet und muss sich für den Tod von über 160 Menschen verantworten. In der Zwischenzeit übernimmt Major Forbes seinen Posten und erklärt Batman zum primären Ziel der Polizei. Doch Forbes dient Carmine Falcone, einem alten Mafioso, der sich vor fünf Jahren aus Gotham zurückgezogen hat und nun die Stadt zurückerobern will. Während zwischen Falcone und dem Pinguin ein Bandenkrieg ausbricht, müssen sich Batman und seine Familie um viele andere Probleme kümmern:

  • Batgirl reist mit Red Hood und Batwoman nach Brasilien, um die Unschuld ihres Vaters zu beweisen,
  • Red Robin untersucht mit der Hackerin Harper Row in Japan einen mysteriösen Nanobot-Virus, der in Gotham grassiert,
  • Batwing und Jim Corrigan (The Spectre) gehen in Arkham Asylum der Wiederauferstehung von Deacon Blackfire nach,
  • Stephanie Brown entdeckt, dass ihr Vater der Superschurke Cluemaster ist und muss fortan um ihr Leben fürchten,
  • Alfred Pennyworth bekommt ein unverhofftes Wiedersehen mit seiner Tochter Julia,
  • Catwoman legt sich mit Falcone an und gerät in seine Gefangenschaft,
  • Batman spielt Detektiv in Hong Kong, rettet Catwoman in Gotham und geht mit Killer Croc und dem Polizisten Jason Bard in der Kanalisation einer Kindesentführung nach.

Doch bald stellt sich für Batman heraus, dass im Hintergrund jemand anderes die Fäden zieht. Leider hat er keine Ahnung, wer das sein könnte. Klar ist: Es ist ein Feind aus seiner Vergangenheit.

In Batman Eternal, der wöchentlichen, ein Jahr laufenden Serie zu Batmans 75. Geburtstag, wird Großes aufgefahren: Eine Story, die nicht nur viele Charaktere und viele Erzählstränge aufbietet, sondern auch jede Facette von Superhelden-Storys abbildet: Klassische Schurkenjagd gegen Psychos und organisiertes Verbrechen, Science Fiction und Übernatürliches/Magie. Dabei stehen die Autoren tief in der Schuld von Jeph Loeb, bei dessen drei großen Batman-Epen (The Long Halloween, Dark Victory und Hush) sie sich reichlich bedienen. Schließlich findet sich auch etwas von der Polizeiserie Gotham Central darin und mit dem Erzählstang mit der Gotham Gazette-Reporterin Vicky Vale bekommt das Ganze Ausmaße von The Wire.

Batman Eternal liest sich daher so wie eine gute moderne Fernsehserie: Vielschichtig und komplex, allerdings ohne – wie sonst bei Comic-Events/-Crossovern üblich – in unendliche Tie-ins auszufransen. Die überbordende Story entwickelt einen großen Sog und hält mit vielen überraschenden Wendungen bei Laune, auch wenn man zuweilen fürchtet, vor lauter Subplots den Überblick zu verlieren. Daher empfiehlt sich hier ein Binge-Reading. Die Zeichnungen sind zwar wegen der verschiedenen Zeichner von schwankender Qualität, aber die meisten liefern eine solide Arbeit ab.

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Späte Rache

DC Comics

DC Comics

Titel: Gates of Gotham (dt. Die Pforten von Gotham)

Autor/Zeichner: Scott Snyder, Kyle Higgins/Trevor McCarthy, Ryan Parrott

Erschienen: 2011 (Mini-Serie #1-5, Paperback 2012), dt. Panini 2012 (DC Premium)


„How can you … ever hope to protect Gotham’s future … when you’re so naive of it’s past?“ (Hush)

Ein Unbekannter jagt drei Brücken in Gotham in die Luft. Dann drei Hochhäuser. In einer anonymen Botschaft verlautbart er, dass er sich an Familien rächen will. Es geht um die Familien der drei Gründungsväter: Wayne, Cobblepott und Elliott. Während Batman (Dick Grayson), Robin (Damian Wayne), Red Robin (Tim Drake) und Black Bat (Cassandra Cane, ehemals Batgirl) versuchen zu verhindern, dass auch der Rest von Gotham zertstört wird und den Täter aufspüren, erfährt der Leser eine Episode aus der frühesten Geschichte der Stadt. Darin geht es um zwei Architektenbrüder, die Ende des 19. Jahrhunderts für die drei Macher die wichtigsten Brücken und Hochhäuser entworfen haben und dabei hintergangen wurden. Ein Nachfahre, Zachary Gate, will offene Rechnungen begleichen …

Der Schurke „The Architect“ tritt in einem ziemlich coolen Taucheranzug im Steampunk-Stil auf, der in gewisser Weise den Anzug der Talons aus Rat der Eulen/Stadt der Eulen vorwegnimmt. Es gibt einen Gastauftritt von Hush. Am Ende wird auch eine überraschende Wendung aus dem Hut gezaubert. Und dennoch ist Gates of Gotham bloß eine solide Batman-Story, in der sich zu viele Charaktere tummeln, als dass man einem davon gerecht werden könnte, zu sehr Geschichtsstunde, als dass sie für die Gegenwart fesseln könnte, und zu cartoonhaft gezeichnet, als dass man sie ernst nehmen könnte.

>> Batman 2000-2011

Schluss mit lustig

Titel: Endgame (Batman Vol. 7), dt. Todesspiel

Autor/Zeichner: Scott Snyder/Greg Capullo

Erschienen: 2015 (Batman #35-40, Hardcover 2015); dt. Panini 2015-2016 (Batman #41-44), Paperback 2016


„See, Batssss, this time, no more games … no more jokes. I’m just here to close up shop!“

„I’m afraid it’s his masterpiece, Sir.“ (Alfred)

„… go get that bastard.“ (Alfred)

Die Justice League greift Batman an. Zuerst Wonder Woman, dann Flash, dann Aquaman – schließlich auch Superman. Batman wehrt sich so souverän wie nie zuvor: mit einer riesigen Kampfrüstung, die es in sich hat. Doch das unnatürliche Grinsen in Supermans Gesicht zeigt ihm, dass das nur der Auftakt zu etwas weit Schlimmerem ist: der Rückkehr des Jokers. Nach den Ereignissen von Death of the Family, in denen der Joker Batman seine Liebe gestanden hat und ihn um seine Familie bringen wollte, schlägt der Erzfeind wieder zu – und zwar mehr als je zuvor. Wo einst Liebe war, ist nur noch Hass. Der Zurückgewiesene rächt sich. Jetzt ist Schluss mit lustig.

Gothams Bewohner werden mit einem Joker-Virus infiziert, der sie zu grinsenden, aggressiven Zombies macht. Der Virus ist – anders als alle Joker-Gifte und -Gase zuvor – so gut wie unbesiegbar. Der Joker, der sein Gesicht wiederhergestellt und sich einen neuen Haarschnitt verpasst hat, kennt nun auch Batmans Geheimidentität und im Gegensatz zu früher nutzt er diesen Vorteil aus. Außerdem stellt sich die Frage, ob der Joker nicht über besondere Heilkräfte verfügt. Es kommt zu einer ultimativen Demütigung, zur ultimativen Schlacht: Batman versammelt seine Mitstreiter und Feinde, um gegen Jokers Zombie-Armee zu kämpfen, während er zugleich ein Mittel gegen die Seuche sucht.

Wer das Buch noch nicht gelesen hat und sich die Spannung nicht verderben möchte, dem sei geraten, es nachzuholen (es lohnt sich) und das Lesen des Artikels an dieser Stelle zu beenden.

ACHTUNG SPOILER!

Snyder und Capullo haben wieder einmal einen großen Wurf gelandet. Sie schaffen es, das erzählerische Niveau zu halten und den Horror des ersten Joker-Teils zu wiederholen. Allein die Rahmung mit dem Theater und der Analogie zu Tragödie und Komödie ist meisterhaft. Gelungener ist Endgame, weil die Story weniger die Tradition zitiert, sondern weitgehend eigenständig bleibt. (Allein die Frisur des Jokers erinnert an den Batman Beyond-Film Return of the Joker, und die Straßenparade zitiert Burtons ersten Batman-Film.) Allerdings sollte man Storys wie Rat der Eulen/Stadt der Eulen sowie Tod der Familie gelesen haben, Batman Eternal wäre auch nicht verkehrt. Snyder überrascht wieder, indem er interessante Situationen schafft und seinem Schurken neue Facetten abgewinnt, aber leider schießt er mit der Metaphysik übers Ziel hinaus.

Den Joker soll es jetzt schon immer gegeben haben – als pale man, den blassen Mann, der bereits auf historischen Fotos grinsend an Schauplätzen von Tragödien zu sehen ist. Dank einer Art Lazarus-Grube schaffte er es, sich ständig zu erneuern, daher auch das neue Gesicht. Hier aber muss man sich fragen, warum der Anführer der Red Hood-Gang nicht bereits blasshäutig war, sondern erst nach dem Sturz in den Chemietank, und warum das Gesicht nicht bereits verheilte, nachdem es dem Joker abgeschnitten wurde (und warum er es sich überhaupt entfernen ließ). Abgesehen von solchen Unstimmigkeiten ist es unnötig, den Joker unsterblich zu machen und ihm damit etwas von seinem Reiz zu nehmen. Der Witz war ja, dass er wie Batman nur ein Mensch ist, der es trotzdem immer wieder schafft, Übernatürliches oder gar Unmenschliches zu leisten. Diese schabenhafte Resistenz, mit der er das Böse schlechthin verkörperte, wird jetzt zu sehr mystifiziert und in die Nähe von Ra’s al Ghul gerückt.

Doch es gibt auch andere, kleinere Schwächen: Dass am Ende Helden und Schurken Seite an Seite kämpfen, mag zwar ein netter Einfall sein, aber dass Scarecrow und Pinguin mitmachen, zwei nicht gerade besonders starke Typen, ist wohl mehr dem Fan-Service als der Plausibilität geschuldet. Und dass der Joker nicht einfach Batman abknallt oder Alfred dahinmetzelt, als er die Gelegenheit dazu hat, ist auch eher schwer nachvollziehbar. Allerdings muss man Synder zugute halten, dass er seine Charaktere nicht schont. Besonders James Gordon und Alfred müssen wieder leiden. Der Showdown im Finale ist das blutigste und härteste Gemetzel seit Frank Millers The Dark Knight Returns. Ein wenig erinnert es auch daran, aber dass das Schicksal der beiden verblutenden Gegner offen bleibt, gibt dem Ende eine andere Wendung. Denn es zeigt nur erneut, was Batman auch über seine Kämpfe mit Superman feststellt: dass keiner der beiden gewinnen kann.

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Ritt auf dem Robo-Dino

Man kann sich keine Meinung über etwas bilden, das man nicht kennt. Aber weil ich von dem Animationsfilm Batman Unlimited: Animal Instincts mäßig begeistert war, werde ich auf die Fortsetzung Monster Mayhem verzichten und mir damit eine Stunde Lebenszeit sparen. Warner Bros. war so nett, der Fangemeinde mit einer Reihe von Kurzfilmen über YouTube einen Vorgeschmack zu geben – und sie bestätigen die Befürchtung, dass das Niveau in Teil 2 nicht steigt.

Während es beim ersten Mal gegen vier „tierische Gegner“ ging, geht es dieses Mal gegen „monströse“. Batman, Nightwing, Red Robin, Green Arrow und Cyborg legen sich also mit Joker, Clayface, Scarecrow, Solomon Grundy und Silver Banshee an. Und wer denkt, das sei doch kein schlechtes Aufgebot, der sollte wissen, dass Batman nicht nur ein Roboter-Wolf zur Seite steht, sondern dass Batman auch auf einem Roboter-T-Rex reitet. Kein Witz. Der kann sogar Kanonen verschießen. Das freut wahrscheinlich bloß Kinder, die mit solchen Figuren spielen. Denn schließlich geht es dieser Filmreihe bloß darum, das passende Spielzeug zu verkaufen. Auf den gleichen Niveau bewegen sich die Dialoge.

Wen’s trotzdem interessiert, kann sich hier ein paar der Batman Unlimited-Videos der Webserie ansehen:

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