Titel: DC Universe Rebirth #1
Autor/Zeichner: Geoff Johns/Gary Frank, Ethan Van Sciver, Ivan Reis, Phil Jimenez
Erschienen: 2016 (One-shot)
„I love this world, but there’s something missing.“ (Flash/Wally West)
Es ist wohl das meisterwartete DC-Heft des Jahres: DC Universe Rebirth #1. Es soll der Anfang einer neuen Ära sein, kein Reboot, sondern ein sanfter Neustart, mit ein paar Änderungen des Status quo und einer neuen Heftzählung. Aber so ganz für sich allein steht der One-shot nicht, er setzt die letzten Ereignisse des The New 52-Universums voraus und ist bloß der Auftakt zu mehr. In einem Satz: Das DC-Universum verschmilzt mit dem der Watchmen.
Was muss man zuvor wissen? (Spoiler!)
Gleich auf der ersten Seite steht, dass man zuvor Justice League #50 und Superman #52 gelesen haben sollte. Aber das ist nur die Minimalanforderung, denn die beiden letzten Nummern der Serien enthalten bloß die Schlusskapitel der Storylines Darkseid War und The Final Days of Superman – und da ist einiges los. In Kürze: Darkseid stirbt im Kampf mit dem Antimonitor und wird wiedergeboren, Jessica Cruz wird zu Green Lantern, der New-52-Superman stirbt und wird durch den klassischen Superman ersetzt, der mit Lois Lane verheiratet ist. Und was die große Enthüllung von Jokers wahrer Identität angeht, kommen mehr Rätsel als Antworten auf: es gibt drei Joker! Aber was das bedeutet, weiß Batman selbst nicht. (Und offenbar hat er vergessen, den Möbius-Stuhl danach zu fragen.)
Was passiert in DC Universe Rebirth? (Mehr SPOILER!)
Flash Wally West, der in der Speed Force festhängt, versucht, verschiedenen Helden mitzuteilen, dass mit dem Universum, wie sie es kennen, etwas nicht stimmt. Offenbar sind während des Flashpoint-Events, bei dem Flash (Barry Allen) die Vergangenheit geändert hat, zehn Jahre verloren gegangen. Zunächst sucht Wally Batman auf und erklärt ihm, dass alles mit dem Brief angefangen habe, den sein Vater (Thomas Wayne) ihm geschrieben hat. Flash Barry Allen hat Batman diesen Brief am Ende von Flashpoint überreicht. Doch niemand erinnert sich an Wally, immer wieder verschwindet er in der Speed Force, bevor er etwas erreichen kann. Schließlich wird er von Barry Allen aus seiner Lage befreit. Barry erinnert sich wieder an seinen vergessenen Sidekick. Dann sagt Wally, dass jemand die Jahre aus dem Universum gestohlen habe, um die Helden zu schwächen, dass ein neuer Krieg mit dem oder den Unbekannten anstehe – und dass sie beobachtet würden. Am Ende sieht man endlich, um wen es sich handelt: Batman entdeckt in der Bathöhle den blutbefleckten Smiley-Anstecker des Comedian aus Watchmen.
Im Epilog sieht man, wie auf dem Mars die (am Anfang des Hefts erwähnte) kaputte Armbanduhr von Wally West wie durch Geisterhand repariert wird, dazu erscheint ein kurzer Dialog zwischen Dr. Manhattan und Adrian Veidt (Ozymandias), ohne dass man sie sieht: „I did the right thing, didn’t I? It all worked out in the end“, sagt Adrian. – „In the end?“, sagt Dr. Manhattan. „Nothing ends, Adrian. Nothing ever ends.“ Das letzte Bild zeigt eine gelbe, blutbefleckte Uhr, die auf viertel vor zwölf steht. Darunter der Satz: „The Clock is ticking across the DC Universe!“ Und damit endet Rebirth #1.
Was erfahren wir über die drei Joker?
Nichts. Batman ist gerade beim Herumrätseln, als er von Flash gestört wird. Auf dem Monitor des Batcomputers sieht man drei Joker: den aus dem Golden Age, den aus The Killing Joke und dem aus Endgame. Batman hat noch immer keine Ahnung. Allerdings könnte das Ende einen ersten Hinweis darauf geben: Eine gewisse Nähe zwischen den Namen Joker und Comedian ist nicht zu leugnen (auch wenn die Körper und Gesichter ganz anders aussehen.)
Was ist aus Rebirth zu schließen?
Offenbar spielt der allmächtige Dr. Manhattan eine große Rolle bei der Schöpfung des DC-Universums von The New 52. Über die Gründe kann man nur spekulieren. Ebenso wie über die Joker-Frage. Oder man wartet einfach geduldig auf die Fortsetzungen. Eines wird aber ganz deutlich: das Dilemma von DC. Einerseits blickt stolz man auf eine lange Tradition zurück, andererseits blicken nur wenige völlig durch bei den ganzen Helden, Storys und Welten. Einerseits will man neue Leser gewinnen, andererseits will man die alten nicht verlieren. Einerseits will man sich immer wieder neu erfinden, die Leser überraschen und ihnen etwas bieten, was sie noch nicht kennen. Andererseits läuft man dabei Gefahr, sich zu weit weg vom Vertrauten zu entfernen. Ob der Untergang des Multiversums in Crisis oder seine Neu-Entstehung in Infinite Crisis, ob der Radikal-Reboot von The New 52 oder der sanfte von Rebirth – es wird immer bei diesem Dilemma bleiben. Und mit jeder Neu-Ordnung stiftet man eigentlich bloß mehr Verwirrung.
Was taugt Rebirth #1?
Geoff Johns erzählt mal wieder so eine typische nostalgische Flash-Geschichte, die sehr an sein Flash Rebirth erinnert und noch einmal die gesamte Flash-Geschichte aus Wally Wests Sicht rekapituliert. Das ist alles fein gemacht, sensibel ausgeführt, in gewohnter hoher Qualität gezeichnet. Das Uhrenmotiv leitet sauber zu dem Thema Watchmen über. Über dieses Heft kann man viel sagen, vor allem über die Bezüge zur Vor-Flashpoint-Ära und die Wiederkehr einiger Nebencharaktere, aber eigentlich auch nur sehr wenig, denn die Story ist nichts als ein Übergang zwischen The New 52, das implizit als Fehler benannt wird, und etwas Neuem, von dem wir noch nicht genau wissen, worauf es hinausläuft. Außer natürlich auf eine Konfrontation mit Alan Moores Watchmen.
Eine gute Idee? Nach der Lektüre von Before Watchmen: Dr. Manhattan dachte ich mir: Warum erzählt DC diese sinnlosen Prequels, die nichts anderes tun, als Altbekanntes breitzutreten, statt (wenn man die Kuh schon weiter melken muss) eine Fortsetzung zu machen? Und wäre es nicht cool, wenn man die Watchmen auf die DC-Helden treffen ließe? Genau das wird demnächst wohl passieren. Unabhängig von den Gründen für den Einfluss auf das Universum (die eigentlich willkürlich sind) könnte darin das Potenzial für eine interessante Geschichte stecken, wenn man die Themen der Watchmen auf Superman, Batman und Co. überträgt.
Eine Warnung: Rebirth #1 taugt nicht als Startpunkt für neue Leser. Es wird zu viel vorausgesetzt. Zwar wird viel erklärt (vor allem die Ereignisse aus Flashpoint), aber um alles zu durchdringen muss man nicht nur die beiden oben genannten letzten Superman- und Justice League-Storys lesen, sondern eigentlich auch alles, was dazu geführt hat. Also die gesamte New 52-Reihe. Und natürlich Watchmen. Wer diesen Klassiker noch nicht kennt (oder nur den Film), sollte das spätestens jetzt dringend nachholen. Watchmen ist nicht nur eine herausragend erzählte Geschichte, sie setzt (neben The Dark Knight Returns) auch Maßstäbe für alle künftigen Superhelden-Geschichten. Das gilt vor allem für Rebirth und seine Folgen.
Eine Ermunterung: Das Heft kostet nur drei Dollar und bietet 80 Seiten, davon 66 Seiten Story. Ein fairer Deal.
(UPDATE: Laut Panini Verlag soll DC Rebirth Anfang 2017 auf Deutsch erscheinen.)

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