Gary Frank

Two-Face gegen Gotham City

Batman: Earth One Vol. 3 (Cover/Promo)

DC Comics

Titel: Batman Earth One Vol. 3

Autor/Zeichner: Geoff Johns/Gary Frank

Erschienen: 2021


„You have become the embodiment of the Arkham curse, Bruce. The madness. The Batman.“

Batman Earth One ist mehr als nur ein weiterer Origin. Es ist der moderne Origin, den Batman verdient, anders als Zero Year. Und es ist auch mehr als nur ein Comic: Es wirkt bereits wie seine eigene Verfilmung. Sollte in einem Jahrzehnt mal wieder etwas wie Batman Begins ins Kino kommen, müsste es so aussehen wie Earth One.

Denn hier sind die Charaktere bereits stark geerdet, als wären sie Teil der realen Welt. Der Pinguin heißt eben Cobblepot und wirkt nicht wie eine Karikatur, der Riddler trägt kein albernes Kostüm – und Bruce Wayne ist ein Scheiternder. Als Batman macht er grobe Fehler. Es macht Spaß, ihm dabei zuzusehen, sich selbst zu finden. Die Handlung der ersten beiden Bände baut aufeinander auf und am Ende des zweiten wurde klar: Als nächstes wird es um Two-Face gehen.

Catwoman als gekaufte Verbündete

Staatsanwalt Harvey Dent ist tot, seine Zwillingsschwester und Bürgermeisterin Jessica Dent ist entstellt, weil sie in Trauer ihr Gesicht an das verbrannte Antlitz ihres sterbenden Bruders gedrückt hat (siehe Batman Earth One Vol. 2). Aber weil dieser ihr eingeflüstert hat, ihn nicht sterben zu lassen, scheint er in ihr weiterzuleben. Oder vielleicht auch doch nicht: Denn bald darauf werden Gothams Verbrecher mit vielen Waffen beliefert, um einen Krieg anzuzetteln – und dahinter steckt anscheinend Harvey Dent höchstselbst.

batman-earth-one-3-batmobil.jpg

Batmobile in Batman Eart One Vol. 3 (DC Comics)

Derweil baut Bruce Wayne seine Batman-Operation weiter aus. Mit Alfred und Waylon Jones (Killer Croc) findet er in den Tunneln von Gotham einen Ort für ein Geheimlager, eine Art Bathöhle also, wo man das schicke neue Batmobil abstellen kann (und wie schick das ist!). Dann taucht plötzlich ein alter verwirrter Mann namens Adrian Arkham auf, Bruces Großvater. Die Arkhams stehen im Ruf, verrückt zu sein. Bruces Großmutter soll Adrian erschossen und sich dann vor den Augen ihrer Tochter Martha umgebracht haben. Nun ist Adrian plötzlich wieder da und Bruce nimmt ihn bei sich auf.

batman-earth-one-3-catwoman.jpg

Catwoman in Batman Earth One Vol. 3 (DC Comics)

Beim Kampf gegen die hochgerüsteten Gangster trifft Batman auf Catwoman, die mit ihren geringelten Strumpfhosen, ihrer japanischen Katzenmaske und einer Grinsekatze auf der Brust aussieht wie ein Cosplay-Fangirl. Und ganz gemäß ihrer Art lässt sie sich nur durch Kauf zum Kampf für die gute Sache bringen.

Familienfluch der Arkhams

Im Mittelpunkt steht mal wieder Gotham als Brutstätte des Bösen – ein altes Motiv. Die Handlung greift zurück in die Frühzeit der Stadt und erklärt den Wahnsinn der Familie Arkham damit, dass tollwütige Fledermäuse die Vorfahren in einer Höhle gebissen haben. Bruce muss sich fragen, ob er mit seinem Fledermaustick auch nur ein Geisteskranker ist. Ziel des Schurken ist es, die Stadt endlich auszulöschen, um endlich wieder reinen Tisch zu machen. Damit bewegt sich Two-Face – etwas platt – auf den Spuren von Ra’s al Ghul, Erinnerungen an Batman Begins kommen auf und tatsächlich wirkt Earth One Vol. 3 wie eine Mischung aus Nolans Dark-Knight-Trilogie. Die Motive (die natürlich auch schon aus den Comics stammen) kehren in veränderter Form wieder.

Neu ist es, Two-Face als Zwillingspaar zu inszenieren – und auch ganz ohne Münzwurf, dafür aber mit gespaltener Persönlichkeit. Eine gelungene Variation des alten Themas. Gleichzeitig werden aber auch wierholende Muster innerhalb der Serie deutlich: Dass Batman am Ende von einem Deus ex machina gerettet wird, scheint Tradition zu werden. Im ersten Band war es Alfred, im zweiten Killer Croc, hier ist es Catwoman. Na ja, immerhin tritt Batman insgesamt souveräner auf und stümpert sich nicht mehr ganz durchs Abenteuer wie am Anfang. Symbol dafür: Eine Taschenlampe in der Brust leuchtet ihm den Weg …

Robin, Batgirl, Ragman – und Joker

Wie schon zuvor schreitet die Handlung souverän voran und wird von Gary Frank stimmungsvoll erzählt, mit einer leichten Tendenz zur Seitenschinderei, aber bei den wunderbar feinen Zeichnungen ist das nicht nur verzeihlich, sondern höchst willkommen. Man kann sich an den Seiten nicht sattsehen. Am Ende aber will Autor Geoff Johns zu viel. Da Batman hier kein Einzelgänger ist, sondern Verbündete um sich scharen will – die Rede ist von „Outsiders“ -, stehen am Ende plötzlich Robin, Batgirl und Ragman im Batman-Hauptquartier, an der Seite von Catwoman, Kiler Croc und einem „Bat-Dog“. Wie es dazu kam, hätte einen eigenen Band verdient, aber der nächste wird wohl vom Joker handeln.

ACHTUNG SPOILER!

Ebenso zu viel steckt in der Auflösung: Da geht es um Clayface, der nicht nur Preston Payne, sondern auch Matt Hagen und Basil Karlo sein soll, alles zugleich. Irgendwie naheliegend bei einem Formwandler und einer Figur, die im Laufe der Jahre viele Inkarnationen hatte, aber vielleicht doch – im wahrsten Sinne des Wortes – zu dick aufgetragen. Und die Erklärung dafür bleibt umso dünner.

Vielleicht liegt es daran, dass ich so lange auf den dritten Band warten musste und mich zu sehr darauf gefreut habe, aber in der Serie überzeugt mich dieser Teil am wenigsten. Ohne Zweifel wird hier eine erzählerische Qualität geboten, die man in den Batman-Hauptserien vermisst, aber es fehlt wahrscheinlich die emotionale Tiefe um die Hauptfigur. In all dem Drumherum geraten Batman und Bruce Wayne selbst aus dem Fokus. Hoffentlich ändert sich das in Band vier. Und hoffentlich wird man nicht all zu lange darauf warten müssen.

Mehr zum Thema:


Unterstütze das Batman-Projekt

Dieses werbefreie Blog ist für dich kostenlos - doch leider nicht für mich. Wenn du gut findest, was ich hier mache, würde ich mich über eine Hilfe freuen, um die Kosten für diese Seite zu decken. Vielen Dank.

€1,00

 

Batman: Earth One Vol. 3 kommt 2021

DC Comics

Fünf Jahre ist es her, seit der zweite Band von Batman: Earth One erschienen ist. Nun hat DC offiziell den dritten Teil angekündigt: Batman: Earth One Vol. 3 soll am 8. Juni 2021 erscheinen. Story und Zeichnungen werden wieder von Geoff Johns und Gary Frank stammen, die auch die ersten beiden Bände gemacht haben.

DC Comics

Die Story in Teil drei dreht sich um das Zwillingspaar Harvey und Jessica Dent. Im letzten Teil ist der Staatsanwalt scheinbar gestorben. Jetzt finanziert er eine Bande schwer bewaffneter Diebe, die Gotham City in Angst versetzen. Bruce Wayne arbeitet mit Alfred, Jim Gordon, Waylon „Killer Croc“ Jones und Catwoman zusammen, um das Schlimmste zu verhindern. Außerdem kehrt sein Großvater zurück: Adrian Arkham.

Das Team Johns/Frank hat bereits an Superman: Secret Origin zusammengearbeitet und war zuletzt mit dem Watchmen-Crossover Doomsday Clock beschäftigt, das zwölf umfangreiche Ausgaben umfasste und immer wieder verschoben wurde. Daher hat sich auch der Batman-Band verzögert. Von Johns ist zuletzt Three Jokers erschienen.

Die Reihe Earth One (Erde Eins) hat DC im Jahr 2010 gestartet, um die Geschichten der klassischen Helden neu zu erzählen und dadurch Leser zu gewinnen, die ohne Vorwissen einsteigen können. Bislang sind drei Bände zu Superman erschienen und jeweils zwei zu den Teen Titans, zu Wonder Woman und Green Lantern. Der dritte Wonder Woman-Teil, geschrieben von Grant Morrison, wurde für 9. März 2021 angekündigt. Außerdem soll es noch Bände zu Aquaman (Francis Manapul) und Flash (J. Michael Straczynski) geben, aber bislang noch ohne Termin.

>> Batman: Earth One Vol. 1

Wann kommt „Batman: Earth One Vol. 3“?

Batman von Gary Frank (2018). (DC Comics)

Erinnert sich noch jemand an Earth One? Ich meine diese Reihe von Comics, die neue Origins von DC-Helden abseits der Continuity erzählen. J. Michael Straczynskis Superman brachte es auf eine Trilogie, zwei Teile hatten schon Grant Morrisons Wonder Woman, Green Lantern von Bechko und Hardman, und auch der grandiose Batman von Geoff Johns und Gary Frank. Aber der letzte Teil ist schon fünf Jahre her. Was ist mit der Fortsetzung?

Die kommt, wie uns Jim Lee am Samstag bei DC Fandome versichert hat, und zwar schon „sehr bald“ (Newsarama). In diesem Jahr wird es wohl wahrscheinlich nichts mehr, DCs Kalender dürfte schon sehr voll sein, auch wenn das Weihnachtsgeschäft verlockend klingt, aber spätestens nächstes Jahr müsste es soweit sein.

Batman: Earth One Vol. 3 hat sich verzögert, weil Zeichner Gary Frank zwischendurch sehr lange mit dem Zwölfteiler Doomsday Clock beschäftigt war – ein aufwendiges Projekt, das sich über zwei Erscheinungsjahre hinzog. Bereits im Juni soll Frank die Arbeit an dem lange erwarteten Batman-Band beendet haben, wie Autor Geoff Johns im Juli mitgeteilt hat. Immer wieder hat Frank Zeichnungen daraus bei Twitter gepostet, wie etwa das Batmobil.

Doch was ist mit den anderen von DCs Superhelden? In was für einer Welt leben wir, in der die Teen Titans eine Earth-One-Behandlung bekommen, aber Flash und Aquaman nicht? Auch die waren bereits längst angekündigt, – Flash von Straczynski, Aquaman von Francis Manapul – ohne dass je Bewegung in die Projekte kam. Jim Lee versichert, dass noch einiges in Arbeit sei, jedoch ohne konkrete Ansagen zu machen.

UPDATE: Batman: Earth One Vol. 3 erscheint im Juni 2021

Watchmen erklären Supermans Welt

Doomsday Clock Vol. 1 Cover

DC Comics

Titel: Doomsday Clock

Autor/Zeichner: Geoff Johns/Gary Frank

Erschienen: 2017-2019 (Doomsday Clock #1-12), Hardcover 2019 (#1-6), Teil 2 folgt 2020


Als 1986 bis 1987 Watchmen herauskam, war es eigentlich ein Schlussstein. Alan Moore und Dave Gibbons hatten mit ihrer Superhelden-Dekonstruktion einen radikalen Abgesang auf das Genre geschrieben. Zusammen mit Frank Millers The Dark Knight Returns war spätestens nach Watchmen alles gesagt. Aber die Superhelden gingen als unendliche Geschichte weiter – nur war danach nichts mehr wie vorher. Der Mainstream von DC und Marvel wurde immer selbsteflexiver, düsterer, pessimistischer, nihilistischer – und im Grunde ist er das bis heute geblieben.

Doch als mit Watchmen Comic-Geschichte geschrieben wurde, dann war es eine Geschichte, die mit dem letzten Teil der zwölf Hefte nicht zu Ende ist. Im Jahr 2012 brachte DC die Prequel-Reihe Before Watchmen heraus. Gegen den Willen von Alan Moore, der auch die Film-Adaption von Zack Snyder ablehnte (wie überhaupt alle Adaptionen seiner Werke). Aber Moore hat dabei kein Mitspracherecht mehr und so konnten Warner/DC auch eine Sequel-Serie bei HBO starten, die derzeit läuft.

Und dann gibt es noch Doomsday Clock. Mit dem weichen Reboot von DC Universe Rebirth wurde 2016 der Grundstein für ein Crossover zwischen den Watchmen– und den DC-Helden gelegt, der in The Button angedeutet wurde. In Kurzfassung: Dem DC-Universum wurden mehrere Jahre gestohlen, Helden wie Wally West (Flash) sind verbannt und vergessen worden. Batman hat den Button des Comedian in der Bathöhle gefunden – und dieser Button hat den Reverse-Flash getötet. Dahinter steckt Dr. Manhattan … (Bevor man Doomsday Clock liest, sollte man all das gelesen haben. Am besten auch Flash Rebirth. Reihenfolge siehe unten.)

Doomsday Clock ist wie das Original eine ebenfalls zwölfteilige Serie von ähnlichem Umfang. Und auch die Struktur ist ähnlich, Autor Geoff Johns hat Alan Moores Erzählstil übernommen, das Neuner-Raster-Layout, die Binnenhandlung (früher der Piratencomic Tales of the Black Freighter, hier der Noir-Krimi The Adjournment) und selbst die dossierartigen Seiten am Ende, die in verschiedenen Medien (Zeitungsartikel, Briefe, Akten) die Hintergründe beleuchten.

Die Story spielt 1992, sieben Jahre nach Watchmen. Arian Veidts (Ozymandias) inszenierte Alien-Invasion in New York ist als Betrug aufgeflogen. Die Welt steht wieder davor, von einem Kalten in einen Heißen Krieg abzudriften, der zur totalen Katastrophe wird. Die Menschen sind aufgebracht und protestieren. Veidt ist auf der Flucht. Ein neuer Rorschach hat sich mit ihm verbündet, befreit die Superschurken  Marionette und Mime aus dem Gefängnis und zusammen mit Ozymandias reisen sie in die Welt der DC-Helden, um Dr. Manhattan zu finden, der dort vermutlich eine bessere Welt sucht.

In der DC-Welt sind die Leute aufgebracht, weil eine Verschwörungstheorie im Umlauf ist, die besagt, dass die Superhelden von der US-Regierung geschaffen und gesteuert sind (The Boys lässt grüßen). Im weiteren Verlauf trifft zuerst Batman auf Rorschach, dann tauchen der Comedian und der Joker auf … Soweit die Handlung im ersten Band, der sechs Hefte vereint.

ACHTUNG SPOILER!

In der zweiten Hälfte kommt es zur einer Eskalation zwischen den Superhelden und auch zwischen den Weltmächten Russland und USA wegen eines Zwischenfalls mit Firestorm in Russland, bei dem viele Menschen sterben. Die Stimmung kippt gegen Superman, die Helden fliegen zum Mars, um gegen Dr. Manhattan zu kämpfen, den sie für die Ursache des Zwischenfalls halten. Schließlich kämpft Superman gegen Dr. Manhattan …

Gesellschaftskritik und Welterklärung

Doomsday Clock will vieles sein. Zunächst eine Hommage an Watchmen. Autor Geoff Johns eifert seinem Vorbild Alan Moore nach wie ein Musterschüler, versucht sich an Gesellschaftskritik und Welterklärung. Und Gary Frank ist ein Zeichner, der Dave Gibbons wahrscheinlich sogar übertrifft. Es gibt einige wunderbare Sequenzen, etwa wenn Batman Rorschach reinlegt oder Alfred Pfannkuchen für Rorschach macht.

Dann soll die Serie aber auch Watchmen mit dem DC-Universum vereinen. Das wirkt etwas bemüht. Denn von den sechs Watchmen-Helden fehlen Nite Owl und Silk Spectre ganz, der Comedian wird ohne große Erklärung und Notwendigkeit von den Toten zurückgeholt und spielt eigentlich auch keine Rolle, für Rorschach muss ein Nacheiferer herhalten, der aber alles falsch verstanden hat.

Bleiben nur Dr. Manhattan und Adrian Veidt, die Antagonisten, die die Handlung vorantreiben. Und weil das etwas dürftig ist, erfindet Geoff Johns zwei neue Charaktere: das Schurkenpaar Marionette und Mime. Auch wenn sie – nach alter Watchmen-Manier – eine ausführliche und dramatische Backstory bekommen, erfüllen sie hier keinen großen Zweck, außer für ein bisschen Action und Gemetzel zuständig zu sein. Man hätte mehr aus ihnen machen können.

Vor allem aber will Doomsday Clock einen ganz pragmatischen Zweck erfüllen: Ordnung ins DC-Universum zu bringen. Die vielen Krisen von Crisis on Infinite Earths, Infinite Crisis, Final Crisis und Flashpoint (ich habe ein paar ausgelassen) haben immer wieder versucht, das Chaos zu begradigen, aber dadurch nur noch mehr Verwirrung gestiftet. Das Multiversum wurde zerstört und wieder aufgebaut, Charaktere wurden getötet oder einfach gestrichen, was natürlich nie gut ankommt und nie von Dauer sein kann, weshalb man sie doch immer wieder zurückholen muss. Mit Wally West ist das bereits passiert. Jetzt werden auch die Golden-Age-Helden der Justice Society (Jay Garrick, Alan Scott usw.) reaktiviert.

Superman als Zentrum des Metaverse

Doomsday Clock erklärt nun das alles, indem es Superman zum Dreh- und Angelpunkt des Metaverse macht. Aus reiner Neugier hat Dr. Manhattan dieses Metaverse manipuliert, um zu sehen, was passiert, und dadurch ständig neue Realitäten geschaffen, die sich um Superman herum anordneten: In einer Version hat Superman seinen ersten Auftritt 1938 (Action Comics #1), in einer anderen 1986 (Man of Steel #1) und so weiter. Das ist der wahrscheinlich interessanteste Aspekt. Denn dadurch wird erklärt, wie 80 Jahre Comic-Geschichte in einem großen Meta-Narrativ zusammenpassen.

Superman ist bereits bei Alan Moore Teil des Watchmen-Universums gewesen: Als Comicheld ist er den Menschen bekannt. Nicht nur der Zeitungsverkäufer Bernie nennt ihn, sondern auch Hollis Mason erwähnt Action Comics, sogar den Verlag DC gibt es in der Welt von Watchmen. In Doomsday Clock wird aus dem fiktiven Comichelden Realität, und zwar eine dynamische Realität, die sich am Auftritt des ersten Superhelden orientiert. Am Ende ist es Superman, der auch Dr. Manhattan eine neue Perspektive aufzeigt. Und ganz nebenbei wird für die Leser die Geschichte des DC-Universums umgeschrieben oder zumindest in einem neuen Kontext erklärt.

Es ist nur schade, dass am Ende der Eindruck zurückbleibt, dass die Fusion von Watchmen und DC-Universum nur als Mittel zu diesem Zweck diente. Denn einen größeren Mehrwert bietet diese überambitionierte Geschichte leider nicht. Die eigentliche Handlung, die Ozymandias anstößt, wirkt wie ein Wiederaufguss von Watchmen, ohne dem Thema neue moralische oder philosophische Aspekte abzugewinnen.

Trotz seiner strukturellen Schwächen bietet Doomsday Clock Unterhaltung auf hohem Niveau: Es ist ein anspruchsvoller Comic, der dem Leser viel Vorwissen (siehe unten) und einige Konzentration abverlangt. Und er verdient es auch, mehrmals gelesen zu werden, denn wie schon in Watchmen stecken hier so viele Details, dass man sie beim ersten Lesen nicht alle erfassen kann. Man sollte weniger ein „Watchmen 2“ erwarten, als eine Hommage. Es ist eher ein Fan-Service-Stück als eine Geschichte, die unbedingt erzählt werden musste. Vielleicht kann man sie als ein Experiment betrachten: Nicht alles daran glückt, aber es ist spannend, es mitanzusehen und dort zu genießen, wo es gelingt.

Lesereihenfolge für Doomsday Clock:


Unterstütze das Batman-Projekt

Gefällt dir dieser Beitrag? Was ist er dir wert? Ich würde mich über jede Hilfe freuen, die Kosten für diese Seite zu decken (8 Euro im Monat, 96 Euro pro Jahr). Vielen Dank.

€1,00

„Three Jokers“: Geoff Johns kündigt neuen Comic an

Three Jokers

DC Comics

Das Geheimnis der drei Joker könnte bald gelüftet werden: DC-Autor Geoff Johns hat einen neuen Comic-Titel namens Three Jokers angekündigt. Jason Fabok soll die Geschichte zeichnen. Die beiden haben bereits an Justice League zusammengearbeitet. Auf Johns‘ Website heißt es noch kryptisch: „‚Three Jokers‘ is a mystery unlike anything the Dark Knight has faced. One that will shed a new light on The Batman and those closest to him as everything he’s ever believed about The Joker comes into question.“ Noch ist unklar, wann und wie Three Jokers erscheinen wird: als Serie, Mini-Serie oder als One-Shot.

Hintergrund: In Justice League #50 hat Batman den Möbius-Stuhl gefragt, wie der Joker wirklich heißt. Der Stuhl antwortete, es gebe drei Namen. Aufgegriffen wurde das Thema erneut in DC Universe Rebirth #1, allerdings ohne Neues preiszugeben. Darin sind Joker-Inkarnationen aus unterschiedlichen Epochen auf dem Bildschirm des Batcomputers zu sehen. Seltsam, dass Batman beim Stuhl nicht nachgefragt hat – aber dann wäre ja nicht mehr spannend.

Im Herbst 2018 soll Johns‘ neue Shazam!-Serie herauskommen. Der Autor kündigt auch einen dritten Teil von Batman: Earth One an, allerdings ohne Datum. Der wird wahrscheinlich erst nach der Serie Doomsday Clock erscheinen, in die Johns noch mit Zeichner Gary Frank eingebunden ist. Das kann sich aber noch hinziehen, denn bislang sind nur fünf von zwölf geplanten Ausgaben erschienen und DC hat den Erscheinungszyklus auf zwei Monate heraufgesetzt. Teil 6 erscheint am 18. Juli 2018.

Wissen ist Macht

DC Comics

Titel: Brainiac

Autor/Zeichner: Geoff Johns/Gary Frank

Erschienen: 2008 (Action Comics #866-870, Superman: New Krypton Special #1), Paperback 2009, 2013 (als Last Son of Krypton)


„They call you Superman. Why would they call you that — when you are not a ‚man‘ at all? And ’super‘? There is nothing super about you.“ (Brainiac)

Die Story ist simpel: Brainiac kommt zurück und stiehlt Metropolis für seine Flaschenstadtsammlung, dann entführt er Superman und will die Erde vernichten. Superman verhindert das zusammen mit Supergirl. Wenn uns die Handlung bekannt vorkommt, dann liegt es daran, dass sie bereits ähnlich 1958 in Action Comics #242 erzählt wurde. Diese Story ist eine Art modernisiertes Update mit einigen starken Änderungen.

Brainiac geht es um reine Informationen. Wissen ist Macht, ist seine Devise. Das Leben interessiert ihn nicht, die Erde und ihre Bewohner sind für ihn minderwertig – und auch an Superman ist für ihn nichts super. Das wird ihm zum Verhängnis. Brainiac wird besiegt wie in Krieg der Welten, indem er mit dem Leben selbst konfrontiert wird.

Dank der Zeichnungen von Gary Frank (Superman: Secret Origin, Batman: Earth One) wird der Comic zum Genuss. Kaum einer zeichnet so klar und zugleich so lebensnah, dass jedes Gesicht und jeder Körper wirken, als könnten sie sich gleich in Bewegung setzen. Brainiac bekommt eine Aura verliehen, die an H.R. Gigers Alien erinnert. Das macht den Schurken zu einem unheimlichen Gegner.

ACHTUNG: SPOILER!

Am Ende wird auch Kandor befreit. Nicht nur aus Brainiacs Sammlung, sondern auch vergrößert. (Allerdings am Nordpol, neben der Festung der Einsamkeit.) Und Jonathan Kent stirbt. Superman hegt einen so großen Hass gegen Brainiac, dass er davon träumt, ihn zu Brei zu schlagen. Eine ungewohnte Seite, den friedfertigen Helden so aggressiv zu sehen.

Mehr zum Thema:

DC-Helden treffen Watchmen in „Doomsday Clock“

„The End is Nigh“, stand einst auf dem Schild von Walter Kovacs alias Rorschach, der durch die Straßen von New York ziehend den drohenden Weltuntergang ankündigte. Wer Watchmen gelesen (oder den Film gesehen hat), weiß, dass es nicht so schlimm geworden ist – allerdings ließ das Ende die Möglichkeit offen. Seit dem Start von DC Rebirth wissen wir, dass das nicht das Ende der Geschichte ist. Batman fand den Button des Comedian in seiner Höhle, Dr. Manhattan hat irgendwas mit all dem zu tun. Batman und The Flash sind dem Rätsel bislang nachgegangen. Ende des Jahres beginnt die langerwartete Fortsetzung: Doomsday Clock wird eine zwölfteilige Mini-Serie werden, geschrieben von Geoff Johns (Flashpoint, Batman: Earth One) und gezeichnet von Gary Frank (Batman: Earth One, Superman: Secret Origin). Und auf dem ersten Cover wird zu lesen sein: „The End is Here“.

Die erste Ausgabe erscheint am 22. November 2017 in den USA und soll laut DC 40 Seiten umfassen. Preis: 4,99 US-Dollar. Wem das zu teuer ist (60 Dollar für die gesamte Serie), wird wohl bis zum Jahr 2019 (!) warten müssen, bis die Serie voraussichtlich gesammelt in einem Band erscheinen wird (wenn es keine Verzögerungen gibt). Für die einen wird Doomsday Clock eine harte Abwägung gegen Kosten und der Befriedigung der Neugier. Für die anderen eine Gewissensfrage, ob man die (nicht von Alan Moore autorisierte) Fortsetzung eines ein Comic-Meisterwerks wie Watchmen überhaupt lesen sollte oder ob das Frevel wäre.

Alter schützt vor Torheit nicht

DC Comics

DC Comics

Titel: Dark Knight Dynasty

Autor/Zeichner: Mike W. Barr/Scott Hampton, Gary Frank, Scott McDaniel

Erschienen: 1997 (One-shot)


„I win again. But then, I always do.“ (Vandal Savage)

2300 Jahre Waynes, drei Generationen von Batmen: als Kreuzritter im Mittelalter, als Dunkler Ritter in der Gegenwart, als High-Tech-Kriegerin in ferner Zukunft. Und alle drei müssen sich mit Vandal Savage rumschlagen, jenem unsterblichen Schurken, der einem mysteriösen Meteorit nachjagt. Dafür tötet er sogar Bruce Waynes Eltern. Wozu der ganze Ärger, das erfährt man erst am Ende: auch der Böse hat einfach nur das grundmenschliche Bedürfnis zu wissen, was ihn zu dem gemacht hat, das er ist. Der Aufwand wirkt dann doch etwas übertrieben, vor allem gegen Ende, wenn er einen ganzen Kult um sich begründet. Gastauftritte haben eine Art Catwoman des Mittelalters und eine weibliche Scarecrow, Scarecrown genannt.

Dass sein hohes Alter Vandal Savage aber nicht unbedingt weiser macht, zeigt auch ein Plot-Element, das immer wiederkehrt: In jedem der drei Kapitel lässt er den Helden in einer Todesfalle zurück und lässt ihm damit jedesmal die Gelegenheit zur Flucht – im zweiten Kapitel sogar zweimal. Okay, das ist nicht unbedingt ein Klischee mehr, es ist einfach ein Topos von Heldengeschichten. Aber gleich viermal den gleichen Fehler zu begehen, lässt dann doch am Verstand des angeblich superschlauen Superschurken zweifeln und wird zum Running Gag, der die Story unfreiwilligen komisch macht. Noch lächerlicher ist nur noch ein Affe, der in der Zukunft zu Robin wird (warum nur, warum?).

Visuell macht Dark Knight Dynasty wenigstens zu zwei Dritteln etwas her: Die gemalten Seiten von Scott Hampton (Night Cries) im Mittelalter-Teil und die von Gary Franks (Batman: Earth One, Superman: Secret Origin) Gegenwarts-Teil sind wahre Hingucker. Dagegen ist das Finale von Scott McDaniel und Bill Sienkiewicz nicht nur sperrig gezeichnet, sondern lässt auch schwer der Handlung folgen.

Insgesamt ist Dark Knight Dynasty zwar episch angelegt, aber kann seinen Anspruch nicht ganz erfüllen, weil es dann doch bloß in Banalitäten abdriftet.

>> Liste der Batman-Elseworlds-Comics

Christopher Reeve zurück im Comic

DC Comics

DC Comics

Titel: Superman – Secret Origin

Autor/Zeichner: Geoff Johns/Gary Frank

Erschienen: 2009-2010 (Mini-Serie #1-6, Paperback 2010), dt. Panini 2012 (Paperback)


„I don’t want to be different. I want to be Clark Kent.“

Wie fühlt es sich an, wenn man beim Heranwachsen entdeckt, dass man Superkräfte hat? Dass man damit nicht nur Menschen helfen, sondern ihnen auch wehtun kann? Dass man auf Sport mit Freunden verzichten muss, um keine Gefahr für sie darzustellen? Es muss ein schreckliches Gefühl sein. Dieser Konflikt ist der Ausgangspunkt für Supermans Secret Origin, einer Neuinterpretation der Entstehungsgeschichte von Geoff Johns. Und mit Zeichner Gary Frank findet die Story auch auf visueller Ebene die nötige Sensibilität: mit feinem Strich und lebensnah-dynamischen Figuren wird der Comic geradezu veredelt.

Inspirieren lässt sich Johns von der TV-Serie Smallville, in der Clark Kent bereits seit der Jugend Lex Luthor kennt (was aber streng genommen keine große Rolle spielt), Frank wiederum lässt mit seiner Superman-Interpretation den Schauspieler Christopher Reeve auferstehen, der 2004 gestorben ist. Im zweiten Kapitel bricht das Niveau jedoch gegenüber dem starken Auftakt ein: Clark Kent wird von seiner Mutter in das spätere blau-rote Kostüm gesteckt und agiert zunächst als Superboy, bis er kurz darauf Besuch von der Legion of the Superheroes aus der Zukunft bekommt. Sie nehmen ihn mit in ihre Zeit und zeigen ihm, wie toll es ist, ein Superheld zu sein, aber die Episode wirkt wie ein Fremdkörper in dieser sonst linear verlaufenden Geschichte. Zu allem Überfluss kommt noch der Superhund Krypto hinzu, was aber nur angedeutet wird, er ist nie im Bild zu sehen.

In Kapitel drei gibt es einen Zeitsprung: Clark fängt beim Daily Planet an und darf sich schon am ersten Tag mit Lois Lane auf eine Lex Luthor-Pressekonferenz einschleichen. Es kommt zu einem Unfall, Lois stürzt in die Tiefe, Superman rettet sie – und hat ein paar Freunde und mit Lex einen Feind gewonnen. Es folgen Begegnungen mit dem Parasiten und Metallo. Das ist alles nichts Neues, aber sehr frisch erzählt, sodass man auch kein Superman-Fan sein muss, um sich davon unterhalten zu lassen.

Wiedergeburt eines Universums

DC Comics

DC Comics

Titel: DC Universe Rebirth #1

Autor/Zeichner: Geoff Johns/Gary Frank, Ethan Van Sciver, Ivan Reis, Phil Jimenez

Erschienen: 2016 (One-shot)


„I love this world, but there’s something missing.“ (Flash/Wally West)

Es ist wohl das meisterwartete DC-Heft des Jahres: DC Universe Rebirth #1. Es soll der Anfang einer neuen Ära sein, kein Reboot, sondern ein sanfter Neustart, mit ein paar Änderungen des Status quo und einer neuen Heftzählung. Aber so ganz für sich allein steht der One-shot nicht, er setzt die letzten Ereignisse des The New 52-Universums voraus und ist bloß der Auftakt zu mehr. In einem Satz: Das DC-Universum verschmilzt mit dem der Watchmen.

Was muss man zuvor wissen? (Spoiler!)

Gleich auf der ersten Seite steht, dass man zuvor Justice League #50 und Superman #52 gelesen haben sollte. Aber das ist nur die Minimalanforderung, denn die beiden letzten Nummern der Serien enthalten bloß die Schlusskapitel der Storylines Darkseid War und The Final Days of Superman – und da ist einiges los. In Kürze: Darkseid stirbt im Kampf mit dem Antimonitor und wird wiedergeboren, Jessica Cruz wird zu Green Lantern, der New-52-Superman stirbt und wird durch den klassischen Superman ersetzt, der mit Lois Lane verheiratet ist. Und was die große Enthüllung von Jokers wahrer Identität angeht, kommen mehr Rätsel als Antworten auf: es gibt drei Joker! Aber was das bedeutet, weiß Batman selbst nicht. (Und offenbar hat er vergessen, den Möbius-Stuhl danach zu fragen.)

Justice League 50: Batman und die drei Joker (DC Comics)

Justice League 50: Batman und die drei Joker (DC Comics)

Was passiert in DC Universe Rebirth? (Mehr SPOILER!)

Flash Wally West, der in der Speed Force festhängt, versucht, verschiedenen Helden mitzuteilen, dass mit dem Universum, wie sie es kennen, etwas nicht stimmt. Offenbar sind während des Flashpoint-Events, bei dem Flash (Barry Allen) die Vergangenheit geändert hat, zehn Jahre verloren gegangen. Zunächst sucht Wally Batman auf und erklärt ihm, dass alles mit dem Brief angefangen habe, den sein Vater (Thomas Wayne) ihm geschrieben hat. Flash Barry Allen hat Batman diesen Brief am Ende von Flashpoint überreicht. Doch niemand erinnert sich an Wally, immer wieder verschwindet er in der Speed Force, bevor er etwas erreichen kann. Schließlich wird er von Barry Allen aus seiner Lage befreit. Barry erinnert sich wieder an seinen vergessenen Sidekick. Dann sagt Wally, dass jemand die Jahre aus dem Universum gestohlen habe, um die Helden zu schwächen, dass ein neuer Krieg mit dem oder den Unbekannten anstehe – und dass sie beobachtet würden. Am Ende sieht man endlich, um wen es sich handelt: Batman entdeckt in der Bathöhle den blutbefleckten Smiley-Anstecker des Comedian aus Watchmen.

Im Epilog sieht man, wie auf dem Mars die (am Anfang des Hefts erwähnte) kaputte Armbanduhr von Wally West wie durch Geisterhand repariert wird, dazu erscheint ein kurzer Dialog zwischen Dr. Manhattan und Adrian Veidt (Ozymandias), ohne dass man sie sieht: „I did the right thing, didn’t I? It all worked out in the end“, sagt Adrian. – „In the end?“, sagt Dr. Manhattan. „Nothing ends, Adrian. Nothing ever ends.“ Das letzte Bild zeigt eine gelbe, blutbefleckte Uhr, die auf viertel vor zwölf steht. Darunter der Satz: „The Clock is ticking across the DC Universe!“ Und damit endet Rebirth #1.

Was erfahren wir über die drei Joker?

Nichts. Batman ist gerade beim Herumrätseln, als er von Flash gestört wird. Auf dem Monitor des Batcomputers sieht man drei Joker: den aus dem Golden Age, den aus The Killing Joke und dem aus Endgame. Batman hat noch immer keine Ahnung. Allerdings könnte das Ende einen ersten Hinweis darauf geben: Eine gewisse Nähe zwischen den Namen Joker und Comedian ist nicht zu leugnen (auch wenn die Körper und Gesichter ganz anders aussehen.)

Rebirth 1: Drei Joker. (DC Comics)

Rebirth 1: Drei Joker. (DC Comics)

Was ist aus Rebirth zu schließen?

Offenbar spielt der allmächtige Dr. Manhattan eine große Rolle bei der Schöpfung des DC-Universums von The New 52. Über die Gründe kann man nur spekulieren. Ebenso wie über die Joker-Frage. Oder man wartet einfach geduldig auf die Fortsetzungen. Eines wird aber ganz deutlich: das Dilemma von DC. Einerseits blickt stolz man auf eine lange Tradition zurück, andererseits blicken nur wenige völlig durch bei den ganzen Helden, Storys und Welten. Einerseits will man neue Leser gewinnen, andererseits will man die alten nicht verlieren. Einerseits will man sich immer wieder neu erfinden, die Leser überraschen und ihnen etwas bieten, was sie noch nicht kennen. Andererseits läuft man dabei Gefahr, sich zu weit weg vom Vertrauten zu entfernen. Ob der Untergang des Multiversums in Crisis oder seine Neu-Entstehung in Infinite Crisis, ob der Radikal-Reboot von The New 52 oder der sanfte von Rebirth – es wird immer bei diesem Dilemma bleiben. Und mit jeder Neu-Ordnung stiftet man eigentlich bloß mehr Verwirrung.

Was taugt Rebirth #1?

Geoff Johns erzählt mal wieder so eine typische nostalgische Flash-Geschichte, die sehr an sein Flash Rebirth erinnert und noch einmal die gesamte Flash-Geschichte aus Wally Wests Sicht rekapituliert. Das ist alles fein gemacht, sensibel ausgeführt, in gewohnter hoher Qualität gezeichnet. Das Uhrenmotiv leitet sauber zu dem Thema Watchmen über. Über dieses Heft kann man viel sagen, vor allem über die Bezüge zur Vor-Flashpoint-Ära und die Wiederkehr einiger Nebencharaktere, aber eigentlich auch nur sehr wenig, denn die Story ist nichts als ein Übergang zwischen The New 52, das implizit als Fehler benannt wird, und etwas Neuem, von dem wir noch nicht genau wissen, worauf es hinausläuft. Außer natürlich auf eine Konfrontation mit Alan Moores Watchmen.

Eine gute Idee? Nach der Lektüre von Before Watchmen: Dr. Manhattan dachte ich mir: Warum erzählt DC diese sinnlosen Prequels, die nichts anderes tun, als Altbekanntes breitzutreten, statt (wenn man die Kuh schon weiter melken muss) eine Fortsetzung zu machen? Und wäre es nicht cool, wenn man die Watchmen auf die DC-Helden treffen ließe? Genau das wird demnächst wohl passieren. Unabhängig von den Gründen für den Einfluss auf das Universum (die eigentlich willkürlich sind) könnte darin das Potenzial für eine interessante Geschichte stecken, wenn man die Themen der Watchmen auf Superman, Batman und Co. überträgt.

Eine Warnung: Rebirth #1 taugt nicht als Startpunkt für neue Leser. Es wird zu viel vorausgesetzt. Zwar wird viel erklärt (vor allem die Ereignisse aus Flashpoint), aber um alles zu durchdringen muss man nicht nur die beiden oben genannten letzten Superman- und Justice League-Storys lesen, sondern eigentlich auch alles, was dazu geführt hat. Also die gesamte New 52-Reihe. Und natürlich Watchmen. Wer diesen Klassiker noch nicht kennt (oder nur den Film), sollte das spätestens jetzt dringend nachholen. Watchmen ist nicht nur eine herausragend erzählte Geschichte, sie setzt (neben The Dark Knight Returns) auch Maßstäbe für alle künftigen Superhelden-Geschichten. Das gilt vor allem für Rebirth und seine Folgen.

Eine Ermunterung: Das Heft kostet nur drei Dollar und bietet 80 Seiten, davon 66 Seiten Story. Ein fairer Deal.

(UPDATE: Laut Panini Verlag soll DC Rebirth Anfang 2017 auf Deutsch erscheinen.)

>> Batman 2011-2019


Unterstütze das Batman-Projekt

Gefällt dir dieser Beitrag? Was ist er dir wert? Hilf mir, die Kosten für diese Seite zu decken (8 Euro im Monat, 96 Euro pro Jahr). Vielen Dank.

€1,00