
Grübeln in der Höhle: Die erste „Bat Cave“ im Batman-Serial von 1943.
Da hockt er in seiner Höhle, der Typ mit der Maske und den schiefen Ohren, unter einer großen schwarzen Fledermaus an einem Schreibtisch und grübelt. So erscheint Batman erstmals auf Film, im Serial des Jahres 1943. Die Bathöhle ist eine Erfindung aus dem Serial. Ebenso der Zugang zu ihr hinter einer Standuhr. Das Versteck gibt es sogar noch in Batman Begins. Ein wirkmächtiger Ort, der längst fester Bestandteil des Mythos ist.
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Batcave in Batman and Son
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Batcave in The New 52 (Batman #1, 2011)
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Batcave in Forever Evil
Jeder Held braucht ein Clubhaus. Superman hat seine Festung der Einsamkeit, Batman seine Bathöhle. Sie ist nicht nur Rückzugsort der Fledermäuse und damit Raum für die Tiere, denen er sein Kostüm als Batman verdankt, sie ist damit auch sein Hauptquartier. Die Bathöhle, die sich unter Wayne Manor befindet, ist Kommandozentrale, Waffenkammer, Garage und Garderobe. Am Bat-Computer wird recherchiert, im Labor wird untersucht. Manchmal dient sie als temporäres Gefängnis. Und sie ist ein Trophäenraum, in dem sich Batman als sentimentaler Nostalgiker erweist. Erinnerungsstücke stehen hier, wie etwa alte Kostüme. Das Robin-Kostüm von Jason Todd wird (bereits in The Dark Knight Returns) zum Mahnmal für Batmans Versagen.

Batcave in Batman #48 (1948)
Die Bathöhle sieht jedes Mal anders aus und ist auch jedes Mal anders ausgestattet. In der Batman-TV-Serie (und dem Film) der 60er drückt Bruce Wayne einen geheimen Schalter in einer Shakespeare-Büste, um den Zugang zu öffnen und rutscht mit Robin Feuerwehrstangen hinab, um unten in Kostüm anzukommen. In der Höhle gibt es alles, was man braucht – und jedes Utensil ist beschriftet, damit auch jedes Kind weiß, wozu auch alles gut ist. Von der Batlupe bis zum „Batanalyst“. Was hier allerdings fehlt, sind Trophäen. Das ist bemerkenswert, weil im Gegensatz zum verspielten Stil der Serie und des Films alles rein funktional ist. So ist es auch in den späteren Kinofilmen.

Alles beschriftet: Die Bathöhle im Kinofilm „Batman hält die Welt in Atem“ (1966).
Im Comic hat Jim Lee die Höhle bislang am beeindruckendsten verewigt: In Hush zeichnete er sie als gigantische Garage für die wichtigsten Batmobile der Comic- und Filmgeschichte, in All-Star Batman & Robin, the Boy Wonder wirkt die Höhle schier endlos und ist so groß, dass man die Seite mehrfach ausklappen muss. Hier sind – neben vielen Robotern, die die Gefährte warten – viele historische Rüstungen in Vitrinen zu sehen, die keinen direkten Bezug zu Batman haben. Die Bathöhle dient hier also auch als Museum.

Die große Auswahl: Bathöhle als Riesengarage in „Hush“ (von Jim Lee). (DC Comics)
Die Bathöhle kam im Comic kurz nach dem Serial vor (Batman #16, 1943), auch wenn sie noch nicht so genannt wurde, und wurde zugleich mit dem Butler Alfred eingeführt (der damals noch Beagle mit Nachnamen hieß und etwas dicker war). Alfred entdeckt per Zufall den geheimen Zugang zu einem unterirdischen Labor und einem Hangar mit dem Batplane – und damit findet der Butler auch Waynes Geheimidentität heraus. Später wurde Beagle durch Pennyworth ausgetauscht und zu der Höhle kam auch der Trophäenraum.

Batman #16 (1943): Alfred entdeckt die Bathöhle. (DC Comics)
Der Trophäenraum

Der erste Trophäenraum in Batman #12 (1942)
Den Trophäenraum gab es schon bevor es die Bathöhle gab, damals noch oberirdisch in Wayne Manor (Batman #12, 1942). Bereits damals erwies sich Batman als sentimentaler (oder besser gesagt: eitler) Sammler, der für jedes seiner tausend Abenteuer ein Andenken hortete. Auch der Raum, der später in die Höhle verlagert wurde, immer anders bestückt ist, sind meistens drei übergroße Exponate zu erkennen: die große Joker-Karte, der Riesen-Penny und der Roboter-T-Rex. Auffällig ist dabei, dass zwar allein die Joker-Karte an einen klassischen Schurken erinnert, aber wie Batman zu ihr kam, ist – soweit ich herausfinden konnte – nicht überliefert.
Der Dinosaurier
Wie Batman zum Dinosaurier kam, wird gleich zweimal erzählt. Vielleicht sogar dreimal. Denn die erste Begegnung mit Roboter-Dinos machten Batman und Robin bereits in in The Isle that Time Forgot (Batman #10, 1942). Die beiden landen auf einer prähistorisch erscheinenden Insel, die sich später als Filmkulisse herausstellt. Dabei kämpfen sie gegen einen falschen T-Rex. Eine ähnliche Idee wird in Dinosaur Island (Batman #35, 1946) aufgegriffen – und auf diese Story wird später auch Bezug genommen, wenn es um den Dino in der Höhle geht.

„The Isle that Time Forgot“ & „Dinosaur Island“ (Batman #10/35, 1942-1946)
Am Anfang ist alles nur ein Spiel. Batman und Robin werden vom Betreiber eines Freizeitparks dazu aufgefordert, gegen seine Roboter-Dinosaurier und -Höhlenmenschen zu kämpfen – natürlich ohne ernste Gefahr und für einen guten Zweck. Allerdings, damit es nicht zu einfach ist, müssen sie dafür ihre Allzeit-Bereit-Gürtel ablegen. Da das Dynamische Duo gerade nicht mit Verbrechen beschäftigt ist, machen sie mit, aber dabei kommt das Verbrechen zu ihnen. Ein Gauner namens Chase sabotiert die Roboter und versucht, Batman und Robin umzubringen. Die Helden vereiteln den Plan mit der üblichen Leichtigkeit. Fortan steht ein Dinosaurier in der Bathöhle, zu sehen in The Thousand and One Trophies of Batman (Detective Comics #158, 1950). Allerdings ist da noch kein T-Rex, sondern ein Langhals.

The Thousand and one Trophies of Batman (DC Comics)
Später, in Batman Chronicles #8 (1997), wird die Geschichte erneut erzählt. Dieses Mal muss Batman alleine gegen die Saurier und Höhlenmenschen kämpfen, während er einen Mord aufzuklären versucht. Der Besitzer des Freizeitparks wurde vom bösen Chase getötet, weil dieser andere Pläne mit dem Park hatte. Am Ende ist das Resultat das gleiche. Allerdings erklärt Alfred am Ende, warum Bruce Wayne sich die Mühe macht, den T-Rex in die Höhle zu stellen: Um sich, wenn er mal wieder einen Durchhänger hat und am Sinn seiner Mission zweifelt, an seine Siege zu erinnern. Alfred ersteigert den Dino bei einer Polizeiauktion unter falschem Namen. Wie der Riesenroboter in die Höhle geschafft wird, wird aber wohl immer ein Rätsel bleiben.
Dass der Dino-Roboter mehr ist als nur Deko wird in Batman #9 (2012) deutlich, wo er als Abwehr gegen die eindringenden Talons zum Einsatz (Nacht der Eulen) kommt. Dabei erfahren wir auch den Namen des T-Rex: Fido.
Der Riesenpenny

Ursprung des Riesenpennys: The Penny Plunderers (World’s Finest #30, 1947)
Mehrere Geschichten gibt es auch zu der großen Ein-Cent-Münze. Die erste – The Penny Plunderers (World’s Finest Comics #30, 1947) – handelt von einem kleinen Gauner. In dem Fall: von Pennies, also Ein-Cent-Stücken. Joe Coyne (man beachte das Wortspiel!) hat Pech mit Pennies, eine Reihe von Unglücksfällen mit den Münzen bringt ihn in den Knast. Statt davon abzulassen, beschließt er, künftig Pennies zum Markenzeichen seiner Verbrechen zu machen. Eine atale Logik. Denn so kommen ihm Batman und Robin schnell auf die Spur und treffen ihn bei einer Briefmarkenausstellung an, bei eine kostbare Ein-Cent-Briefmarke gezeigt wird. Passend dazu wird eine riesige Ein-Cent-Münze ausgestellt. Batman benutzt ihn sogleich als Waffe gegen die Banditen. In der Folge lassen sich die Helden von viel kleineren Münzen ausschalten und von Coynes Gang gefangennehmen. Aber weil ihnen Coyne genug Gelegenheit zum Ausbüchsen gibt, kommen die beiden mit einer hanebüchenen McGyver-Methode frei. Schließlich bringen die Pennies Coyne in den Knast.
In The Batman Chronicles #19 (2000) ist die Story weitgehend ähnlich, aber weniger lächerlich (auch wenn auch einige Kalauer fallen) und nimmt für Coyne eine tragische Wendung: er wird vom Riesenpenny (den er übrigens selbst gebaut hat) zerquetscht. Wie der Penny in die Höhle kommt, wird nicht erzählt, aber der Grund könnte ein Mahnmal für die Opfer von Batmans Kreuzzug sein. Das ist eine sehr wohlwollende Auslegung, denn im Comic lässt Coynes Tod Batman eigentlich ziemlich kalt.

Batman #81 (DC Comics)
Eine alternative Story gibt es in Batman #81 (1954), wo Two-Face Batman und Robin an eine riesige Münze fesselt und sie auf eine Fläche voller Spieße wirft. Die beiden haben Glück, die Münze landet auf der anderen Seite. Viel später (Batman #410, 1987) dient diese Story retroaktiv als Erklärung für die Trophäe in der Höhle. Allerdings mit einem Fehler: Jason Todd fragt Batman, ob es sich um ein Replica von Two-Faces Münze handelt, Batman bejaht, aber Two-Face wirft einen Silberdollar – keinen Penny.
In einer Adaption der Geschichte in Batman: The Animated Series (Almost Got ’Im, S01E46, 1992) ist nur Batman an einen Riesenpenny gefesselt, der ebenfalls geworfen wird, und kommt noch im Flug frei, weil er mit Two-Faces Dollar die Seile durchschneidet (wie er an den Dollar kommt, bleibt unklar). (Noch einmal wird die Szene im Animationsfilm Batman vs. Two-Face aufgegriffen.)

BTAS: Almost Got ‚Im
Im neuen DC-Universum von The New 52 ist der erste Standort des Riesen-Pennies zunächst vor dem Wayne Tower (Zero Year/Jahr Null, Batman #21, 2013). Was er dort soll ist ebenso wenig klar wie warum er in die Bathöhle geraten ist.
Dekonstruktionen
Die Bathöhle ist ein Geheimversteck. Eine Hall of Fame. Ein heiliger Raum der Ruhe, des Rückzugs, der ineren Sammlung. Das Eindringen eines Fremden, vor allem eines Schurken an diesen Ort der Sicherheit gleicht stets einem Sakrileg. In Knightfall wird die Bathöhle zum Schauplatz des Showdowns, wenn Bane in Wayne Manor einfällt und Batman zusammenschlägt. Nicht nur, dass Bane in das Allerheiligste eindringt, er vernichtet auch wichtige Symbole: die Standuhr, dann fällt die Riesenmünze auf Batman, schließlich zerbricht die Vitrine mit dem Robin-Kostüm. So wird Batman gedemütigt bevor ihm das Rückgrat gebrochen wird.
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Knightfall: Showdown in der Bathöhle
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Knightfall: Die Münze fällt auf Batman
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Knightfall: Zerstörte Erinnerung an Robin
In einer Folge der TV-Serie The New Batman Adventures (Over the Edge, S01E12, 1998) wird die Bathöhle von der Polizei gestürmt, nachdem durch einen tragischen Tod Batgirls auch Batmans Geheimidentität auffliegt. Der Riesenpenny dient Batman als Schild und Waffe gegen die schießenden Polizisten, zu denen auch Gordon gehört.

„Over the Edge“: Batman bringt den Riesenpenny in Bewegung
In der Storyline Endgame (dt. Todesspiel) fällt der Joker über die Höhle her und veranstaltet mit den drei Haupt-Trophäen eine Parade durch Gotham. Mit einem geschminkten T-Rex gibt er Batman öffentlich der Lächerlichkeit preis und demütigt ihn so ähnlich wie Bane es in Knightfall tat.

Jokers Parade mit Batmans Trophäen: „Endgame“ (Batman #40). (DC Comics)
Nach dem Kampf mit dem Joker, in Superheavy, malt Bruce Wayne den Dino bunt an und macht ihn zusammen mit der Münze und der Karte zu Spielgeräten für Kinder in einem Jugendzentrum. Damit bricht der geschichtsvergessene Held mit seiner Vergangenheit als Batman. James Gordon füllt an seiner statt die Rolle als Superheld aus.

Trophäen als Spielgeräte: Batman #45 (DC Comics)
So treiben die Autoren die Dekonstruktion eines Mythos immer weiter voran. Immerhin war die Höhle zuletzt (in Batman #51) wieder in ihrem Urzustand zu stehen, inklusive einiger neuer Souvenirs. Das wird dieser mythische Ort für die Leser immer wieder sein: Anlass für Wimmelbilder, auf denen es stets etwas zu entdecken gibt.

Die Bathöhle in Batman #51 (2016) (DC Comics)
P.S.: Was man allerdings nie in der Bathöhle sieht, ist eine Toilette. Batman auf dem Klo zu zeigen wird wohl das letzte Tabu bleiben.
Hinweis: Dinosaur Island und The Penny Plunderers wurden in Batman #256 nachgedruckt und sind in der Form auch digital verfügbar, zusammen mit The Thousand and One Trophies of Batman (Detective Comics #158, 1950).
(Der Artikel wurde zuletzt am 30.8.2020 aktualisiert.)
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