Titel: Venom (dt. Wahre Freunde)
Autor/Zeichner: Dennis O’Neil/Trevor von Eeden
Erschienen: 1991 (Legends of the Dark Knight #16-20), Paperback 1993/2012, dt. Carlsen 1993, Panini 2015
„I was right. But I wasn’t strong enough. I’ve failed.“ (Batman)
„I hate junkies.“ (Batman)
Es beginnt mit einem Versagen. Ein Mädchen wurde entführt. Batman findet es – aber er schafft es nicht, es vor dem Ertrinken zu retten. Übernächtigt und geschwächt greift er zu einer Wunderpille, die der Vater des Mädchens ihm verabreicht. Das Mittel verleiht ihm nicht nur übermenschliche Stärke, sondern auch ein sonniges Gemüt. Vom grübelnden Detektiv wird er zum tumben Haudrauf. Statt Bücher zu wälzen, zieht er mit Hut und Mantel los, um böse Buben zu verkloppen – und das mit Lust und einem Lächeln auf den Lippen. Es stellt sich heraus, dass Batman einem Komplott zum Opfer gefallen ist. Der Wissenschaftler hat einen Deal mit einem pensionierten General laufen: sie wollen eine Superarmee aufbauen und dabei Amerika von allen Menschen befreien, die sie für unwert erachten.
Batman entwickelt sich zum Junkie. Er braucht immer mehr und immer öfter Nachschub. Als er einmal dafür James Gordon töten soll, warnt er seinen Freund und begibt sich in die Höhle auf kalten Entzug. Für 30 Tage schließt er sich dort ein, steht Höllenqualen durch, verwahrlost. Als er wieder clean ist, macht er sich auf nach Santa Prisca, der Insel, auf der die Bad Guys ihre blutrünstige und skrupellose Armee von Superzombies aufbauen. (Von soll später einmal Bane kommen, der berüchtigste Venom-Konsument …)
„I switched breakfast cereals“
Man merkt: Hier ist ganz schön was los. Urgestein Dennis O’Neil erzählt auf 140 Seiten eine ereinigisreiche, dramatische Geschichte, deren größte Stärke darin besteht, dass sie Batman am schwächsten zeigt: zuerst verwundbar durch seinen fanatischen Feldzug, dann durch seine Abhängigkeit. Der souveräne Dunkle Ritter wirkt einfach nur erbärmlich, wenn er fast schon um seine Pillen bettelt. Wie immer geht es darum, den Kampf gegen sich selbst zu gewinnen. Am Ende muss Batman eine unmögliche Aufgabe meistern – und dabei der Versuchung widerstehen, Venom einzunehmen.
Dennis O’Neil versteht es, eine spannende Story zu erzählen. Und mit Venom ist ihm dies deutlich einnehmender gelungen als bei Shaman, der ersten Legends-Geschichte. Ihm gelingen hier so schöne Sätze wie: „When he’s Batman, things like invading an island full of hostile renegades doesn’t seem insane.“ Oder Batmans lakonische Erklärung für seinen rapiden Muskelaufbau: „I switched breakfast cereals.“ Und wenn er gegen einen Hai kämpft, kann er sich auch den Seitenhieb auf das legendäre „shark repellent“ (Hai-Spray) aus dem 66er-Film nicht verkneifen.
Zeichner Trevor Von Eeden macht seine Sache auf den ersten Blick unspektakulär solide, doch gelingen ihm einige Panels voller Dramatik und Ausdruckskraft, die am besten in den noir-haften Nachtszenen wirken. Besonders die Cover, Splash Pages und der Anblick von Batman auf Entzug haben das Potenzial, in Erinnerung zu bleiben.
Venom ist zu Recht ein Klassiker.
Klingt nach einem Batman nach meinem Geschmack 🙂 Ich mag (neben den Klassikern) abgeschlossene Sachen mit interessanten Themen so wie „Houdini“, „Absoulution“, „Ein Schreien in der Nacht“ oder „Der heilige Gral“. Ist somit auf meiner Liste notiert!
LikeLike
Einen Aspekt habe ich vergessen: Die Schurken sind ziemlich flach – einfach nur grundlos böse und übertrieben grausam. Doch die Stärken der Story gleichen den Makel aus.
LikeGefällt 1 Person
Damit kann man schon einmal leben (wenn der Rest passt) 😉
LikeLike