Titel: Batman: One Bad Day – Bane
Autor/Zeichner: Joshua Williamson/Howard Porter
Erschienen: 2023 (One-shot)
Es ist schon seltsam, dass DC seinen Batman-Schurken eine Reihe von One-Shots widmet, aber dabei ein paar wichtige (oder oft vernachlässigte) auslässt wie Poison Ivy, Scarecrow, Killer Croc und Mad Hatter. Dafür bekam Catwoman einen, obwohl sie längst keine Schurkin mehr ist und eine eigene Serie hat, und überrascht war ich auch von Bane. Er war in den letzten Jahren sehr präsent, wenn nicht gar überstrapaziert (siehe City of Bane), und mit dem Mord an Alfred hat er sich nicht besonders beliebt gemacht, dann starb er beim Angriff auf Arkham, nun lebt er auf wundersame Weise wieder – wie das nun mal so läuft (siehe The Joker Vol. 3).
Aber seit Knightfall zieht Bane eben jedes Mal. Und man wird auch seines Markenzeichens nicht müde: Wenn Bane irgendwo auftaucht, muss er irgendwem das Kreuz brechen – denn das ist es halt, wofür er bekannt ist. Also bekommen wir auch in One Bad Day genau das serviert, was wir zum Erbrechen kennen und auch erwarten. Zu Beginn ist Bane ein gefeierter Wrestler und er bricht einem Gegner namens „The Bat“ das Rückgrat – aber nur scheinbar, denn Wrestling ist halt nur Show.
Keine Macht den Drogen
Bis auf die Tatsache, dass er von Massen gefeiert wird (seltsam, dass niemand daran denkt, ihn festzunehmen), hat sich Bane zurückgezogen, hat dem Venom ein für alle Mal abgeschworen und brütet nun in seinem Anwesen einsam vor sich hin, während er sich immer wieder an seinen größten Triumph erinnert, als er Batman zum ersten Mal besiegte. Da taucht ein junger Mann auf, der eine neue Venom-Quelle aufgespürt hat und ihm eine Kostprobe anbietet. Bane lehnt ab, vernichet die Droge und macht sich mit dem Eindringling auf den Weg, die Quelle auszutrocknen.
Nie wieder Venom, lautet das Motto – keine Macht den Drogen! Denn Bane braucht sie nicht, er war schon vorher ein superharter, supersmarter Typ. Drogen machen einen nie besser, so die didaktische Botschaft. Dabei erfahren wir, dass Bane bereits mit Batman vor kurzem auf einer solchen Mission war. Nun führt die Spur zurück zum Ursprung: zu Dr. Porter, dem Erfinder von Venom.
Banes schlimmster Tag
Man liest also von zwei sehr ähnlichen Missionen mit gleichem Ziel und irgendwie ist es bedauerlich, dass die mit Batman nur eine erzählte Rückblende ist, denn die ist die interessantere, die man gerne ausführlicher gesehen hätte. So aber wird die wenige Erzählzeit für einen belanglosen Nebencharakter verschwendet. Auch ist es seltsam, dass Batman Bane den Mord an Alfred so schnell verzeiht und ihn nicht zur Rechenschaft zieht.
Die Stärke der Story liegt in der Darstellung seines Protagonisten. Wir sehen Bane als nachdenklichen Zweifler, der sich eingestehen muss, dass sein schönster Tag (als er Batman besiegte) zugleich sein schlimmster war, denn seitdem ging es nur bergab. Das ist natürlich auch indirekt eine Bankrotterklärung an alle Autoren, die sich danach an ihm versucht haben, besonders Tom King. Und es stimmt auch: Bane war ein toller Gegner in Knightfall, aber nichts reichte bisher an diese Story heran. Daher wird sie immer nur recycelt, wie man auch an zahlreichen Covern sehen kann.
Zeichner Howard Porter inszeniert diese Kurzgeschichte mit flottem Strich, allerdings hat sich sein Stil seit seiner Hoch-Zeit in den 90ern (JLA) stark verändert. Die Präzision ist dahin, die Figuren wirken überzeichnet, Gesichtszüge erscheinen häufig entgleist, was besonders bei Frauenfiguren negativ auffällt. Dennoch hat er sich seinen Sinn für Dynamik und Dramatik bewahrt. Auf manchen Seiten versucht er mit sechzehn Panels oder mehr sein Vorbild Brian Bolland (The Killing Joke) zu übertreffen, aber spätestens wenn die Panels zur Unkenntlichkeit schrumpen erscheint es wie eine selbstgefällige Spielerei.
Damit ist dieser One-Bad-Day-Band zwar kein Reinfall, aber eben auch kein Highlight, sondern eher im soliden Mittelfeld anzusiedeln.
Weitere Bände der Reihe:
- One Bad Day: Riddler (2022)
- One Bad Day: Two-Face (2022)
- One Bad Day: Penguin (2022)
- One Bad Day: Mr. Freeze (2022)
- One Bad Day: Catwoman (2023)

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