Riddlers schlechter Tag

DC Comics

Titel: Batman: One Bad Day: The Riddler

Autor/Zeichner: Tom King/Mitch Gerads

Erschienen: 2022 (One-shot)


„Riddles are fun. But I’m not.“ (Riddler)

ACHTUNG: SPOILER!

Der Riddler erschießt einen beliebigen Mann, den er zufällig auf der Straße sieht. Ein Vater und Ehemann ermordet – einfach so. Scheinbar sinnlos. Batman sucht nach Antworten und findet keine. Derweil tötet der Riddler in Arkham weiter: einen Insassen (den „Film-Freak“) überredet er dazu, sich nach einer verlorenen Wette die Kehle durchzuschneiden, einem Wärter trennt er die Finger ab und dann entkommt er, indem er ein paar schwer bewaffneten Polizisten droht, ihre Kinder zu töten – sie erschießen sich gegenseitig.

In Rückblenden bekommen wir einen neuen Origin für den Riddler, der traditionsbewusst an die alten angelehnt ist: Edward Nygma heißt eigentlich Edward Tierney und ist der Sohn des Leiters einer Eliteschule. Edward ist ein hochbegabter Schüler, der bereits mit anderthalb Jahren lesen konnte und mit fünf bereits Altgriechisch und Latein beherrschte. Trotzdem kann er es seinem tyrannischen Vater nicht recht machen und wird von ihm (mit einer Shakespeare-Ausgabe) verprügelt.

Scheitern an Rätseln

Eddie ist in allem gut, außer im Lösen von Rätseln. Ein Lehrer, der in seinen Tests zum Schluss eine Rätselaufgabe stellt, die nichts mit dem eigentlichen Thema zu tun haben, lässt Eddie an seine Grenzen kommen. Die Moral soll sein: Reines Pauken bringt nichts, wenn man nicht selbständig und kreativ denken kann. Eddie betrügt beim nächsten Mal, fliegt auf und als der Lehrer es dem Rektor melden will, bringt Eddie den Lehrer um. So beginnt die Karriere des Verbrechers, der zum Riddler werden soll.

Die Pointe am Ende: Es gibt nicht wirklich eine. Der Riddler hat das Rätseln aufgegeben, um Batman zu beweisen, dass er auch willkürlich töten kann. Er droht ihm, dass nächstes Mal ein Robin dran ist, wenn Batman ihn noch einmal anrührt. Batman lässt ihn gehen. Schließlich hat der Riddler sogar einen so fürchterlichen Ruf, sodass alle Angst vor ihm haben und ihn gewähren lassen: Polizei, Gangster, Banker.

Der unberührbare Riddler

Autor Tom King (The War of Jokes and Riddles, City of Bane) versucht hier, die einstige Witzfigur Riddler von einem ernstzunehmenden (seit Zero Year und Earth One) zu einem unberührbaren Schurken zu machen. Doch das ergibt nicht wirklich Sinn. Auch der Joker ist gemeingefährlich und tötet ständig wahllos Unschuldige – trotzdem sperrt Batman ihn weg, auch wenn jener immer wieder abhaut und sich fiesere Methoden einfallen lässt. Dass die Polizisten sich so sehr vor ihm fürchten, dass sie lieber sich gegenseitig erschießen statt der eigentlichen Gefahr, ist höchst unglaubwürdig. Wie Batman das Problem am Ende löst, erfahren wir leider nicht. Vier schwarze Panels sollen es der Fantasie des Lesers überlassen – weil sie dem Autor anscheinend ausgegangen ist.

Die Reihe One Bad Day ist der Versuch, das Konzept von The Killing Joke auf weitere Schurken zu übertragen. Der Riddler erklärt, dass Jokers Anschlag auf die Gordons seine Idee gewesen sei. Ansonsten fällt formal das Neuner-Panel-Raster als Hommage auf (das Tom King ohnehin gerne benutzt, wenn nicht gar überstrapaziert) und der Wechsel zwischen Batmans Ermittlung und der Rückblende zu dem einen schlechten Tag, mit dem der Wahnsinn begann.

Die Rückblenden (die den stärksten Teil des Comics bilden) spielen an auf den Film Club der toten Dichter von Peter Weir (1989): Eddie sieht aus wie der junge Ethan Hawke, sein Vater wie der Schauspieler Kurtwood Smith, der Lehrer erinnert in seinen ungewöhnlichen Methoden und seiner Empathie an die Figur John Keating (der von Robin Williams verkörpert wird) und der Name fällt sogar in einer Akte. Zeichner Mitch Gerads (Mister Miracle) übertrifft sich in seiner Kunst und stimmungsvollen Farbgebung wieder einmal selbst: die Gegenwart erscheint grünlich, die Vergangenheit rötlich, das Licht wirkt wie nicht von dieser Welt. Sein extrem düsterer Batman bewegt sich durch eine surreale Umgebung zwischen Horror und Fiebertraum.

Fazit

Doch leider hat er nicht viel zu tun. Denn im Grunde ist – wie bei Tom King leider üblich – auch One Bad Day eine illustrierte Bleiwüste. Es wird geredet, geredet, geredet, geredet, geredet, geredet, geredet, geredet – und wem das ein paar Mal zu viel „geredet“ war, ja, so fühlt man sich auch beim Lesen dieses Heftes. Der Autor bleibt ein selbstgefälliger Schwätzer, der am liebsten Figuren als selbstgefällige Schwätzer auftreten lässt. Und so kämpft man sich durch ermüdende Monologe, die zu viel erklären und den Riddler seines Mysteriums berauben.

Mit seiner Story will King (wie immer) Erwartungen untergraben und überraschen, vielleicht sogar zum Denken anregen, aber so schlau wie er hier tut, ist er gar nicht. Das trifft auch auf den Riddler zu. Der gefährlichste Mann Gothams nur durch Intelligenz? Schön wär’s. Dazu braucht es einen Autor, der zumindest annähernd mithalten kann.

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8 Kommentare

  1. Danke für den Beitrag!
    Was soll ich sagen? Das klingt alles sehr nach einem klassischen Tom King. Hier versucht er, auf der „The Killing Joke“ Welle zu reiten. Er kopiert also das Konzept eines ECHTEN Autors und versagt selbst hier einmal mehr kläglich. Was du mir da beschreibst, klingt konstruiert, unglaubwürdig, in Bezug auf Batman und das GCPD völlig out of character und an sich total dämlich. Die Tatsache, dass man sich das Ende mehr oder weniger selber zusammenreimen „darf“, spricht für sich selbst. Und dafür bekommt der Typ auch noch Geld und geht obendrein als Autor von „Batman“ in die Comic-Geschichte ein. Einmal mehr stelle ich fest, dass ich scheinbar irgendetwas grundlegend verkehrt mache. Oder zumindest im falschen Beruf bin. Wenn man mit solch unterdurchschnittlichen Leistungen wie diesen berühmt und erfolgreich wird und dem Mythos Batman obendrein auch noch seinen ganz persönlichen Stempel aufdrücken darf, dann habe ICH definitiv das Zeug zum Comic-Autoren-Superstar!!! Und ein bissel zeichnen kann ich sogar auch 😀
    😉

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