One Bad Day: Ra’s al Ghul rettet die Welt

DC Comics

Titel: Batman: One Bad Day – Ra’s al Ghul

Autor/Zeichner: Tom Taylor/Ivan Reis

Erschienen: 2023 (One-shot)


Ra’s al Ghul ist der Schurke der Stunde. Es gibt keinen von Batmans Gegnern, der die drängendsten Probleme dieser Welt so radikal angeht. Er ist daher auch kein richtiger Schurke, sondern eine Art Antiheld: Er tötet, aber für einen guten Zweck, das Überleben des Ökosystems Erde. Während sich in der Realität Leute über harmlose „Klimakleber“ aufregen, macht Ra’s Nägel mit Köpfen. Das ist kein Aktivismus mehr, das ist eine Rettungsmission. Was nicht heißt, dass seine Methoden gutzuheißen sind, aber es steckt eine Brisanz darin, der man sich nicht entziehen kann.

Ra’s al Ghul hat schon vor über 50 Jahren die Welt retten wollen. Damals wollte er noch die Menschheit dezimieren. Da das mehrmals nicht geklappt hat, hat er sich weiterentwickelt. Statt Völkermord ist es nur noch Serienmord: Er will die 27 größten Umweltsünder eliminieren, um sie durch Menschen zu ersetzen, die ihre Firmen umweltfreundlich führen. Alles ist perfekt geplant und wird auch elegant und fast spurlos durchgeführt, aber eben nur ganz. Denn die ganzen Todesfälle von Firmenchefs und Milliardären fallen ziemlich auf, sodass Batman dem Einhalt zu gebieten versucht.

Es kommt zu der üblichen Konfrontation und der Grundsatzdebatte, bei der man schon weiß, wie sie endet, nämlich ohne Lösung, weil zwei unvereinbare Prinzipien aufeinanderstoßen. Man ist versucht zu sagen, der „Detective“ habe die schwächeren Argumente. Doch dann kommt es zu einer unerwarteten Wendung, die den Titel eher auf den Helden bezieht: den schlechten Tag erlebt hier eigentlich Batman …

Nein, diesmal keine Spoiler!

Ich will nicht zu viel verraten, daher sei nur gesagt: Lest selbst! Denn es lohnt sich. Tom Taylor (Injustice, DCeased, Batman: The Detective) liefert eine der besten Ra’s-al-Ghul-Storys ab und dann noch eine, die perfekt in die Gegenwart passt und einen mehr als kritischen Kommentar zur globalen Lage abliefert. Kurz gesagt: Es gibt zu viele Leute mit zu viel Verantwortung, die verantwortungslos handeln. Wie das hier in Kürze vorgeführt wird, macht es einen richtig wütend. Damit wird auch diese Ausgabe von One Bad Day höchst sozialkritisch, wie auch schon die zu Catwoman.

Dass Ivan Reis ein Gigant am Zeichenbrett ist, brauche ich gar nicht mehr zu betonen. Von mir aus hätte es beim Schwertkampf die Neal-Adams-Zitate nicht gebraucht (manches ist eben längst totzitiert), aber an Präzision, Dynamik und Dramatik ist er schwer zu übertreffen und seine Panels veredeln dieses Heft zu einem klaren Must-Read.

Zum Schluss noch ein kurzes Fazit der Reihe: Bis auf die Bände zu Riddler und Two-Face ist One Bad Day eine ziemlich solide Sache, mit einigen schönen Highlights, vor allem bei Pinguin und Mr. Freeze. Im August sollen alle auch als Hardcover in einer Sammelbox erscheinen, zusammen mit einer Neuauflage von The Killing Joke (in der Originalkolorierung).

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