Titel: DCeased
Autor/Zeichner: Tom Taylor/Trevor Hairsine u.a.
Erschienen: 2019 (DCeased #1-6, DCeased: A Good Day to Die #1), Hardcover 2019
Der Zombie-Hype ist eigentlich längst vorbei, dachte ich jedenfalls, als Jim Jarmusch in diesem Jahr The Dead Don’t Die ins Kino brachte und die letzte Ausgabe von Robert Kirkmans The Walking Dead-Comic erschien. Aber aus irgendeinem Grund gibt es mittlerweile zehn TV-Staffeln The Walking Dead und fünf Staffeln Fear the Walking Dead – und es ist kein Ende in Sicht. Zombies sind immer noch quicklebendig.
Nach Marvel Zombies hat auch die Konkurrenz nachgelegt: DCeased, lautet der naheliegende Titel. Die Story stammt von Tom Taylor, der bereits mit Injustice eine action- und wendungsreiche Serie rund um mörderische Superhelden schreiben durfte. Auch DCeased spielt jenseits der regulären Continuity und das bedeutet völlige erzählerische Freiheit.
Die Geschichte ist simpel: Nach einem gescheiterten Eroberungsversuch verseucht Darkseid durch ein Versehen die Erde mit der Anti-Life-Equation, einem bösartigen Killervirus, der sich übers Internet (Social Media) und über Blut verbreitet und alle in mordwütende Monster verwandelt. Zombies? Nein, nicht wirklich, wird mehrmals versichert. Aber ziemlich nah dran …
Ich will nicht zu viel verraten, aber das Prinzip erschließt sich schnell: Natürlich müssen auch die Helden dran glauben. In jedem Kapitel verwandeln sich ein paar und werden zu einer Bedrohung für die Überlebenden. Die Ereignisse überschlagen sich. Immer mehr sterben. Von Heft zu Heft wird es schlimmer und furchtbarer und aussichtsloser. Tom Taylor treibt es mit seiner Radikalität so weit, dass am Ende kaum noch etwas von Hoffnung auf Besserung übrig bleibt.
Aber um das Ganze etwas aufzulockern, lässt er Helden wie Green Arrow, Mister Miracle und Constantine witzeln. Die Pointen zünden – aber leider in den unpassendsten Situationen. Die Selbstironie darin nimmt dem Geschehen die Dramatik und es ist schwer, das alles so ernst zu nehmen, wie es eigentlich sein sollte. Aber Taylor rast auch so sehr durch seine Geschichte, für die Protagonisten bleibt zu wenig Zeit zum Nachdenken und zur Trauer, dass 90 Prozent der Weltbevölkerung ausgelöscht werden. Hier ist alles Action und Gemetzel. Die braven Superhelden des DC-Universums müssen sich nicht mehr zurückhalten und können nach Gutdünken alles zerfetzen, was ohnehin nicht mehr richtig lebt.
Und darum geht es wohl am Ende bei Zombie-Storys: eine Gesellschaft ohne Regeln, hemmungsloses Töten, weil die Menschen ihre Menschlichkeit verloren haben. Ach nein, zwischen den Zeilen schwingt immer auch Sozialkritik durch: die Gesellschaft als verblödete, konsumgierige Masse. Das gibt es hier auch. Die Message ist aber ziemlich aufs Auge gedrückt: Das Internet ist böse und schafft Mörder. Also einfach mal wieder abschalten und Comics lesen? Ob DCeased aber ein so viel smarterer Zeitvertreib ist, das darf bezweifelt werden.
Auch visuell überzeugt die Miniserie nicht immer, weil mehrfach – auch innerhalb von Ausgaben – die Zeichner wechseln und darunter leider nicht nur talentierte sind.
Fortsetzung folgt – schon im nächsten Jahr mit DCeased: Unkillables, drei Ausgaben sollen von Februar bis April erscheinen.
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