Neustart für Nightwing

Titel: Nightwing Vol. 1 Leaping Into the Light (dt. Der Sprung ins Licht)

Autor/Zeichner: Tom Taylor/Bruno Redondo

Erschienen: 2021 (Nightwing #78-83), Hardcover 2022/Paperback 2023; dt. Panini 2022


Eigentlich lese ich keine Comics über Neben- bzw. Randfiguren aus der Welt von Batman. Zum einen liegt es daran, dass mir die Zeit dazu fehlt (es gibt mehr als genug Batman), zum anderen interessieren sie mich einfach weniger als die Fledermaus höchstselbst. Doch immer wieder gibt es Ausnahmen. Nach dem großen Lob für Tom Taylors Nightwing und fünf Eisner-Nominierungen 2022 (beste Einzelausgabe, beste Serie, bester Zeichner, bester Coverzeichner, bestes Lettering) und einigen beeindruckenden Vorschauen habe ich mir mal den ersten Band angesehen.

Tom Taylor ist so etwas wie DCs australisches Wunderkind. Nach seinem furiosen Injustice-Comic und seinem zumindest aufsehenerregenden DCeased und Dark Knights of Steel hat er sich auch an Batman versucht (Batman: Detective und One Bad Day: Ra’s al Ghul). Nicht alles war Gold, aber immerhin besser als das Zeug seines Namensvetters Tom King.

Nun also Nightwing. Ein Sprung ins Licht, heißt es, also Schluss mit düster, hier springen einen die satten Farben (Blau und Pink) an so wie die Lebensfreude. Dick Grayson hat zuletzt einiges überstehen müssen, vor allem einen Schuss ins Hirn. Aber Superhelden kennen bekanntlich Schlimmeres. Nun scheint Dick wieder superfit zu sein und erbt von Alfred Pennyworth ein Milliardenvermögen. Doch dann kommen zwei neue Probleme: Erstens hat seine Stadt Blüdhaven eine Bürgermeisterin namens Melinda Zucco – angeblich Tochter des Mannes, der seine Eltern umgebracht hat. Auch Erzfeind Blockbuster hat da seine blutigen Pranken im Spiel. Zweitens läuft ein irrer Killer umher, der Menschen ihres Herzens beraubt – buchstäblich. Er selbst hat keins, daher nennt er sich Heartless.

Aber wie in den meisten guten Geschichten geht es weniger um den Plot sondern eher um die Machart. Tom Taylor geht das alles mit einer unbeschwerten Leichtigkeit an. Dem Schurken mag das Herz fehlen, aber alle anderen haben umso mehr davon, wie etwa Barbara Gordon. Zwischendurch gibt es auch was zu lachen. Und für alle, die immer noch nicht überzeugt sind: Dick legt sich einen dreibeinigen Hund zu.

Einblicke in Dick Graysons Apartment. (DC Comics)

Was mich aber am meisten beeindruckt, ist das, was Zeichner Bruno Redondo anstellt. Nicht nur, dass er eine unfassbare Dynamik zeigt, besonders stechen seine Layouts hervor, die die Räumlichkeit des Mediums nutzen, indem sie Räume darstellen. Eine Seite bildet den Querschnitt eines Treppenhauses, die Figuren prügeln sich auf der Seite wie in ihrer Welt von oben nach unten. Eine Doppelseite zeigt Dicks ganze Wohnung von oben, sodass man eine klare Vorstellung davon bekommt und die Fiktion umso glaubwürdiger wird. Auch andere formale Spielereien lockern die Seiten immer wieder auf.

Von oben nach unten: Der Seitenraum deckt sich mit dem dargestellten Raum. (DC Comics)

Und dann ist da natürlich noch das sensationelle Variant Cover von Ausgabe #79, auf dem Dicks Werdegang von Robin bis über fünf verschiedene Nightwing-Kostüme bei einer Wanderklimmung á la Adam West und Burt Ward dargestellt wird. Muss man das noch erklären, warum es genial ist? Ich denke, das versteht sich von selbst.

Von Robin zu Nightwing: Variant Cover zu Nightwing #79. (DC Comics)

Bei aller Begeisterung fürs Formale kann man schon mal vergessen, worum es geht. Natürlich kriegen Neulinge die x-te Variation von Dicks Zirkus-Ursprüngen zu lesen, sodass der Einstieg in die Serie leicht fällt. Alte Leser kriegen eine Enthüllung, die den Origin mit etwas Neuem anreichert. Für die Anspruchsvollen, die Relevanz fordern, gibt es auch Sozialkritik: Dick will mit seinem Geld Gutes tun, um das Elend in der Stadt zu bekämpfen.

Kurz: Diese Serie ist ein echter Crowd-Pleaser. Vielleicht werde ich sogar weiterlesen – sobald die digitalen Ausgaben billig zu haben sind.

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