Two-Face an einem schlechten Tag

DC Comics

Titel: Batman: One Bad Day – Two Face

Autorin/Zeichner: Mariko Tamaki/Javier Fernandez

Erschienen: 2022 (One-shot)


„I hate it when villains aren’t just villains.“ (Batgirl)

Es geht weiter in der Reihe der schlechten Tage nach dem Vorbild von The Killing Joke, nach dem Riddler ist diesmal Two-Face dran. Dieser bekommt zu Beginn eine zweite Chance. Zugegeben: Es ist nicht die erste zweite Chance und Bürgermeister Nakano glaubt nicht an zweite Chancen, aber aus irgendeinem unerfindlichen Grund gibt er dem Mann mit den zwei Hälften, dem Massenmörder mit der gespaltenen Persönlichkeit trotzdem eine und macht ihn wieder zum Bezirksstaatsanwalt – und das obwohl sich Harvey Dent nicht mal das Gesicht wiederherstellen lässt. Aber all das scheint Nakano (der Superschurken eigentlich hasst wie Superhelden) nichts auszumachen, vielleicht weil er (verzeiht den schlechten Scherz) auf einem Auge blind ist …

Wie dem auch sei: Kurz darauf erhält Two-Face einen Drohbrief. Sein Vater, Harvey Dent Senior, soll bei der Feier seines 88. Geburtstags sterben. Harvey Junior bittet Batman um Hilfe, der schaltet seine Batgirls ein, um das Schlimmste zu verhindern. Auch die Polizei beschützt die illustre Gesellschaft, zu der sogar Bruce Wayne eingeladen ist.

ACHTUNG: SPOILER!

Was dann folgt, sind die üblichen Zweifel und Diskussionen, dann aber kommt alles genau so wie befürchtet. Einerseits ist das erschreckend einfallslos und vorhersehbar, andererseits unbefriedigend, weil ohne rechte Erklärung. Erinnern wir uns zurück: In „The Eye of the Beholder“ (Batman Annual #14, 1990) war Harvey Dents Vater ein prügelnder Alkoholiker, dem Harvey nur den Silberdollar zu verdanken hatte. Hier ist er ein angesehener Mann, der auf ein erfolgreiches Leben zurückschaut. Warum der Sohn ihm an den Kragen will, wird nicht nachvollziehbar. Weil Two-Face zeigen will, dass jeder auch dunkle Seiten hat? Das ist an Banalität kaum zu überbieten.

Viel Platz für dünne Story

Zwar wird kurz der eine schlechte Tag, der Harvey Dent zu Two-Face machte, kurz erwähnt (der bekannte Säureanschlag), doch dann werden bloß anekdotisch Bilder irgendwelcher Rückblenden eingestreut, ohne jemals auf die Vater-Sohn-Beziehung einzugehen. Die erste Rückblende am Anfang wird verschwendet für eine Episode, die ebenfalls nichts zu Handlung oder Charakter beiträgt.

Damit wird diese Two-Face-Story dem One-Bad-Day-Titel nicht gerecht, wir erfahren nicht mehr, als wir bereits wussten, aber es fehlt auch die Dichte der Vorlage. Zum Vergleich: Alan Moore und Brian Bolland brauchten nur 46 Seiten, um eine tragische und mitreißende Geschichte zu erzählen. Mariko Tamaki hat 64 Seiten und verschwendet sie zum größten Teil für Splash Pages, weil sie anscheinend sonst nichts mit dem Raum anzufangen weiß. Zeichner Javier Fernandez macht seine Sache ordentlich, aber das tröstet kaum.

So liest sich dieses Acht-Dollar-Heft (das mich im Laden zehn Euro gekostet hat) in einer halben Stunde, ohne das Bedürfnis, es je wieder in die Hand zu nehmen. Schade: eine verschwendete Gelegenheit. Und es vermiest einem die Vorfreude auf die sechs weiteren Hefte der Reihe. Sollte es so weitergehen, könnte es ein teures Ärgernis werden.

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