
DC Comics
Titel: Batman Earth One Vol. 3
Autor/Zeichner: Geoff Johns/Gary Frank
Erschienen: 2021
„You have become the embodiment of the Arkham curse, Bruce. The madness. The Batman.“
Batman Earth One ist mehr als nur ein weiterer Origin. Es ist der moderne Origin, den Batman verdient, anders als Zero Year. Und es ist auch mehr als nur ein Comic: Es wirkt bereits wie seine eigene Verfilmung. Sollte in einem Jahrzehnt mal wieder etwas wie Batman Begins ins Kino kommen, müsste es so aussehen wie Earth One.
Denn hier sind die Charaktere bereits stark geerdet, als wären sie Teil der realen Welt. Der Pinguin heißt eben Cobblepot und wirkt nicht wie eine Karikatur, der Riddler trägt kein albernes Kostüm – und Bruce Wayne ist ein Scheiternder. Als Batman macht er grobe Fehler. Es macht Spaß, ihm dabei zuzusehen, sich selbst zu finden. Die Handlung der ersten beiden Bände baut aufeinander auf und am Ende des zweiten wurde klar: Als nächstes wird es um Two-Face gehen.
Catwoman als gekaufte Verbündete
Staatsanwalt Harvey Dent ist tot, seine Zwillingsschwester und Bürgermeisterin Jessica Dent ist entstellt, weil sie in Trauer ihr Gesicht an das verbrannte Antlitz ihres sterbenden Bruders gedrückt hat (siehe Batman Earth One Vol. 2). Aber weil dieser ihr eingeflüstert hat, ihn nicht sterben zu lassen, scheint er in ihr weiterzuleben. Oder vielleicht auch doch nicht: Denn bald darauf werden Gothams Verbrecher mit vielen Waffen beliefert, um einen Krieg anzuzetteln – und dahinter steckt anscheinend Harvey Dent höchstselbst.

Batmobile in Batman Eart One Vol. 3 (DC Comics)
Derweil baut Bruce Wayne seine Batman-Operation weiter aus. Mit Alfred und Waylon Jones (Killer Croc) findet er in den Tunneln von Gotham einen Ort für ein Geheimlager, eine Art Bathöhle also, wo man das schicke neue Batmobil abstellen kann (und wie schick das ist!). Dann taucht plötzlich ein alter verwirrter Mann namens Adrian Arkham auf, Bruces Großvater. Die Arkhams stehen im Ruf, verrückt zu sein. Bruces Großmutter soll Adrian erschossen und sich dann vor den Augen ihrer Tochter Martha umgebracht haben. Nun ist Adrian plötzlich wieder da und Bruce nimmt ihn bei sich auf.

Catwoman in Batman Earth One Vol. 3 (DC Comics)
Beim Kampf gegen die hochgerüsteten Gangster trifft Batman auf Catwoman, die mit ihren geringelten Strumpfhosen, ihrer japanischen Katzenmaske und einer Grinsekatze auf der Brust aussieht wie ein Cosplay-Fangirl. Und ganz gemäß ihrer Art lässt sie sich nur durch Kauf zum Kampf für die gute Sache bringen.
Familienfluch der Arkhams
Im Mittelpunkt steht mal wieder Gotham als Brutstätte des Bösen – ein altes Motiv. Die Handlung greift zurück in die Frühzeit der Stadt und erklärt den Wahnsinn der Familie Arkham damit, dass tollwütige Fledermäuse die Vorfahren in einer Höhle gebissen haben. Bruce muss sich fragen, ob er mit seinem Fledermaustick auch nur ein Geisteskranker ist. Ziel des Schurken ist es, die Stadt endlich auszulöschen, um endlich wieder reinen Tisch zu machen. Damit bewegt sich Two-Face – etwas platt – auf den Spuren von Ra’s al Ghul, Erinnerungen an Batman Begins kommen auf und tatsächlich wirkt Earth One Vol. 3 wie eine Mischung aus Nolans Dark-Knight-Trilogie. Die Motive (die natürlich auch schon aus den Comics stammen) kehren in veränderter Form wieder.
Neu ist es, Two-Face als Zwillingspaar zu inszenieren – und auch ganz ohne Münzwurf, dafür aber mit gespaltener Persönlichkeit. Eine gelungene Variation des alten Themas. Gleichzeitig werden aber auch wierholende Muster innerhalb der Serie deutlich: Dass Batman am Ende von einem Deus ex machina gerettet wird, scheint Tradition zu werden. Im ersten Band war es Alfred, im zweiten Killer Croc, hier ist es Catwoman. Na ja, immerhin tritt Batman insgesamt souveräner auf und stümpert sich nicht mehr ganz durchs Abenteuer wie am Anfang. Symbol dafür: Eine Taschenlampe in der Brust leuchtet ihm den Weg …
Robin, Batgirl, Ragman – und Joker
Wie schon zuvor schreitet die Handlung souverän voran und wird von Gary Frank stimmungsvoll erzählt, mit einer leichten Tendenz zur Seitenschinderei, aber bei den wunderbar feinen Zeichnungen ist das nicht nur verzeihlich, sondern höchst willkommen. Man kann sich an den Seiten nicht sattsehen. Am Ende aber will Autor Geoff Johns zu viel. Da Batman hier kein Einzelgänger ist, sondern Verbündete um sich scharen will – die Rede ist von „Outsiders“ -, stehen am Ende plötzlich Robin, Batgirl und Ragman im Batman-Hauptquartier, an der Seite von Catwoman, Kiler Croc und einem „Bat-Dog“. Wie es dazu kam, hätte einen eigenen Band verdient, aber der nächste wird wohl vom Joker handeln.
ACHTUNG SPOILER!
Ebenso zu viel steckt in der Auflösung: Da geht es um Clayface, der nicht nur Preston Payne, sondern auch Matt Hagen und Basil Karlo sein soll, alles zugleich. Irgendwie naheliegend bei einem Formwandler und einer Figur, die im Laufe der Jahre viele Inkarnationen hatte, aber vielleicht doch – im wahrsten Sinne des Wortes – zu dick aufgetragen. Und die Erklärung dafür bleibt umso dünner.
Vielleicht liegt es daran, dass ich so lange auf den dritten Band warten musste und mich zu sehr darauf gefreut habe, aber in der Serie überzeugt mich dieser Teil am wenigsten. Ohne Zweifel wird hier eine erzählerische Qualität geboten, die man in den Batman-Hauptserien vermisst, aber es fehlt wahrscheinlich die emotionale Tiefe um die Hauptfigur. In all dem Drumherum geraten Batman und Bruce Wayne selbst aus dem Fokus. Hoffentlich ändert sich das in Band vier. Und hoffentlich wird man nicht all zu lange darauf warten müssen.
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