Nach einem Joker-Massaker in der „Fool’s Night“ sind viele Menschen in Gotham gestorben, darunter auch Batman. Selina Kyle (Catwoman) kam ins Gefängnis. Zehn Jahre später wird sie freigelassen. Sie ist mittellos und sucht Arbeit. Doch Gotham macht es ihr nicht leicht. Bürgermeister Harvey Dent (Two-Face) führt einen harten Polizeistaat mit einer Null-Toleranz-Politik gegenüber dem Verbrechen und Vigilanten, Polizisten mit Batman-Helmen gängeln die Bürger wegen Nichtigkeiten, und rassistisch ist das System auch. Arme Menschen werden vertrieben, während für die Reichen teurer Wohnraum gebaut wird. Barbara Gordon tritt bei der Wahl als Dents Gegenkandidatin an, um die Stadt wieder humaner zu machen.
Die alte Selina, die nicht mehr die Fitteste ist, schart Verbündete um sich wie Killer Croc und Edward Nygma (Riddler) und Poison Ivy, um in die schwer bewachte und geschützte Bathöhle einzubrechen und ein letztes Geheimnis zu lüften, nämlich Batmans letzte Worte: Wer oder was ist Orpheus?
Batman trifft Tarzan? Das klingt erstmal ziemlich bemüht. Ich meine: Okay, wir hatten Batman trifft Aliens, Batman trifft Predator, sogar Batman trifft Hulk – aber Tarzan? Das ist doch wirklich albern. Ein Typ im Lendenschurz aus dem Dschungel, aufgezogen von Affen, abgeguckt beim Dschungelbuch. Doch genau genommen ist Batman auch abgeguckt – darunter bei Tarzan. Bob Kane hat für ein Panel des berühmtem Origins aus Detective Comics #33 (1939) Maß genommen bei einem Tarzan-Comic des legendären Hal Foster, der ein deutlich begabterer Zeichner war.
Original und Kopie: „Tarzan“ von Hal Foster (1938) und Batman von Bob Kane (Detective Comics #33, 1939).
Doch wenn man genau hinschaut, sind da auch Parallelen zwischen den Figuren: Batman und Tarzan haben beide früh ihre Eltern verloren, auch wenn das beim Wolfs- bzw. Affenkind nicht ganz so traumatisch war. Beide sind Aristokraten, die reich geerbt haben. Beide sind Abenteurer für die gute Sache, schwingen sich an Seilen von A nach B, und dann leben beide auf ihre Weise im Dschungel. Okay, das Bild des „Großstadtdschungels“ ist etwas platt und abgedroschen, aber Autor Ron Marz bemüht es trotzdem. Immerhin sind beide Helden in der Pulp Fiction zu Hause, also auf Gemeinplätzen.
Einst musste Selina Kyles Mutter ein wertvolles Familienerbstück für einen Spottpreis in einem Pfandhaus verkaufen, um die Miete zu bezahlen. Nach Jahren wird das Ding, eine Brosche mit Halbedelsteinen, für Tausende Dollar versteigert. Selina sieht sich um ihr Familienerbe betrogen und versucht, ein altes Unrecht wiedergutzumachen: Sie steigt ins Catwoman-Kostüm und klaut das Schmuckstück. Doch damit ist es nicht getan, denn es warten noch einige Überraschungen auf sie – eine davon ist natürlich Batman …
Titel: Memories and Forfeits/How the Grifter Stole Christmas
Autor/Zeichner: Scott Brian Wilson, Derek Fridolfs/Skylar Partridge, Dustin Nguyen u.a.
Erschienen: 2022 (Grifter Got Run Over by a Reindeer)
Uns liegt noch die unsägliche Serie Batman/Catwoman schwer im Magen, da wird schon wieder eine Geschichte rund um ein Weihnachtslied erzählt. Diesmal: „The Twelve Days of Christmas“. Nicht das Beste, etwas nervig, diese ganze Aufzählerei, was die Geliebte da alles schickt – aber das dürfte bereits andeuten, worauf es hier hinausläuft.
Wenn es eine Batman-Geschichte gibt, die sich unendlich anfühlt, dann ist es die, die uns Tom King erzählt. Für alle, die es verpasst haben: 86 Ausgaben lang quälte er uns mit einer Storyline mit Bane und Catwoman, es kam zur Hochzeit, dann doch nicht, dann doch – und dazwischen gab es unfassbar viel Geschwätz und Geschmachte. Wir hatten es bereits hinter uns, da schickte Mr. King noch eine zwölfteilige Serie hinterher, die alles zu Ende erzählen sollte – weil 86 Ausgaben nicht reichen, wenn man darin zu viel trödelt.
Also gut, dann noch mal Batman/Catwoman. 272 Seiten. Letzte Chance. Ich würde lügen, wenn ich sagte, ich gehe da unvoreingenommen ran, aber die Zeichnungen von Clay Mann sind schon mal eine Augenweide, also versuche ich es mal.
„What does anyone gain or lose from reading a story? (…) Nothing.“ (Riddler)
Riddler, Catwoman, der Pinguin und Killer Croc überfallen eine Bank. Schnell wird klar: Croc ist nur das Ablenkungsmanöver für Batman, eigentlich geht es nicht ums Geld, sondern um etwas viel Wertvolleres, das weit unten aufbewahrt wird – einen geheimen Schatz von Bruce Wayne. Der Riddler schlägt den verbündeten Pinguin fast tot, dann haut er mit Catwoman ab, um sich mit dem Käufer der Beute zu treffen. Was ist die Beute? Eine faustgroße Box. Und was ist drin? Das Auge von Jesus. (Oder das von Athene, wer weiß?)
Batman jagt den beiden hinterher, verfolgt wird er von einem alten Mann, der sich nur The Help nennt und für den Pinguin arbeitet. Dieser Helfer wirkt sehr kultiviert, geht aber über Leichen und ist Batman im Kampf ebenbürtig, denn er hat bei denselben Leuten gelernt. Das ist bereits die interessanteste Figur. Die andere Neue ist eine US-Beamtin, die in jedem Satz fünfmal flucht. Also verdammt viel. Es wäre vielleicht sogar witzig, wenn DC nicht jedes Mal die Obszönitäten zensieren würde. Die USA müssen ja vor allem in moralischer Hinsicht verteidigt werden. Aber so verbraucht sich der Running Gag schnell. (Und das Prinzip kennt man schon vom Autor.)
Ich weiß nicht, wie und warum, aber Pamela Isley hat eine zweite Chance bekommen. Nun arbeitet sie im Botanischen Garten von Gotham und erforscht, wie Pflanzenzellen mit menschlichen kombiniert werden können. Ihre Rolle als Poison Ivy hat sie hinter sich gelassen und seltsamerweise scheint niemand von ihrer Vorgeschichte als Verbrecherin zu wissen. Pamela hat aber nicht unbedingt das Gemeinwohl im Sinne, sondern ihr eigenes: Sie will eigene Kinder zeugen, aber ohne Mann. Als Pflanzen-Mensch-Hybride. Das gelingt auch sofort. Sie erntet sie einfach aus einer riesigen Pflanze und dann wachsen sie innerhalb von Monaten zu Erwachsenen heran. Leider sterben währenddessen Kollegen in ihrem Labor – vergiftet, aber Pamela ist diesmal unschuldig.
Da liest und schreibt man wochen- gar monatelang über Poison Ivy und verliert kein Wort über ihren auffälligsten Wandel: ihre Hautfarbe. Die ist nämlich mittlerweile grün wie She-Hulk. Wann ist das passiert? Auffällig wurde es jedenfalls spätestens in „Human Nature“ (Gotham Knights #61-65, 2005). Die Farbe zeigt: Ivy wird immer mehr selbst zur Pflanze.
In der Serie Gotham City Sirens wird sie (unfreiwillig) Teil eines Teams mit Harley Quinn und Catwoman. Nachdem einige Umweltzerstörer ermordet aufgefunden werden und der Modus Operandi zu unserer grünen Schurkin passt, beteuert sie ihre Unschuld und will herausfinden, wer in ihrem Namen tötet.
Sie lässt sich in Robinson Park von der Polizei verhaften, Gordon verhört sie, glaubt aber an ihre Unschuld – ein guter Cop spürt so was und das Gefühl hat immer Recht. Doch kaum wird sie freigelassen, knüppelt sie ein Unbekannter nieder und sperrt sie für Wochen im Dunkeln ein. Ohne Licht und Wasser geht Ivy wie eine Pflanze. In der Zwischenzeit ermitteln Catwoman und Harley und geraten dabei in Gefahr.
Der Täter, der Ivy gefangen hält, stellt sich als Cop heraus, der sich für den Mord an seinem Bruder rächen will. Der Mörder ist aber ein alter Ivy-Fan, der ihr einen Gefallen tun wollte. Ivy ist nicht erfreut. Sobald sie ihre grüne Farbe dank eines Wasserbades wieder hat, revanchiert sie sich tödlich.
Batman und Catwoman – das gehört seit über acht Jahrzehnten zusammen. Es ist ein spannender Zufall, dass sie 1940 ausgerechnet zeitgleich mit dem Joker debütierte. Der größte Schurke und die größte Schurkin – oder doch nicht? Denn Catwoman war immer schon mehr als einfach nur eine Verbrecherin. Sie war die einzige Frau, die je an Batman herankam. Natürlich gab es andere: Batwoman, Poison Ivy und auch Talia al Ghul. Aber bei keiner hat man das Gefühl, da trifft eine Gleichgesinnte auf Batman.
Catwoman jedoch ist eine Gleichgesinnte, weil sie für Batman eine Herausforderung darstellt. Sie steht wie er über dem Gesetz, aber schon lange ist sie nicht mehr nur Diebin oder gar Mörderin. Mal ist sie Umweltaktivistin, mal eine Heldin – und damit gar nicht mal so verschieden von dem, was Batman macht. In der schwarz-weißen Welt von Batman bleibt Catwoman eine Frau im Graubereich.
Diese 40-minütige Doku – Catwoman: The Feline Femme Fatale – erzählt die Geschichte von Catwoman, von den ersten Comics im Golden Age bis zur Selina Kyle im Film The Batman. Es kommen auch die wichtigsten Darstellerinnen zu Wort. Seltsamerweise spart der Film nicht einmal Halle Berrys Auftritt aus, dafür aber (geplatzte) Hochzeit mit Batman. Der Fokus liegt eindeutig auf den Filmen und Serien. Trotzdem (und einiger Ungenauigkeiten) wird deutlich, wie wandlungsfähig dieser Charakter ist, was sich auch an den vielen Kostümen zeigt: mal violett, mal grün, mal schwarz, mal grau. Diese Katze ist einfach nicht zu fassen.
„No More Lies“: Batman-Werbung in Berlin. (Foto: LG)
HINWEIS vorab: Diese Kritik setzt voraus, dass man den Film „The Batman“ gesehen hat, und verrät einige Details zur Handlung. Die betreffenden Absätze sind mit einer Spoiler-Warnung versehen. Wer nur wissen will, worum es grob geht und ob sich das Schauen lohnt, sollte nur Anfang und Ende des Textes lesen.
Ein Film, der sich „The Batman“ nennt, macht bereits zwei Aussagen. Erstens: Zurück zum Ursprung, denn der Dunkle Ritter hatte anfangs noch den bestimmten Artikel (und sogar noch einen Bindestrich). Zweitens: Das ist der wahre Batman.
Zurück zum Ursprung bedeutet hier kein Origin, denn Matt Reeves verschont sein Publikum dankenswerterweise mit der Entstehungsgeschichte, sondern zurück zum düsteren Rächer, der irgendwo zwischen Verbrechen und Gesetz steht. Aber ist „The Batman“ auch wirklich „THE Batman“?
Die Messlatte, die Christopher Nolan mit seiner Dark-Knight-Trilogie gelegt hat, ist hoch. Auch wenn der dritte Teil deutlich schwächer war als die ersten beiden, hat Nolan es geschafft, einen Realismus und eine Bodenständigkeit und Glaubwürdigkeit in den Mythos zu bringen. Zack Snyders Batman war mit seinem hohen Alter und in seiner Brachialität eher eine Liga für sich, um es mit Superwesen aufzunehmen.
Matt Reeves greift auf, was Nolan begonnen hat, und steigert es. Sein Gotham ist zutiefst korrupt. Auch nach zwei Jahren im Einsatz konnte Batman nichts dagegen ausrichten – es ist alles nur schlimmer geworden: Die Verbrechensrate steigt. Batman hat sich zwar seinen Ruf erarbeitet, aber bei der Polizei vertraut man ihm noch nicht, nur in James Gordon hat er einen Fürsprecher, auch wenn dieser sein Batsignal lieber nicht auf dem Polizeigebäude aufstellt.
An Halloween wird der Bürgermeister brutal ermordet, am Tatort bleibt eine rätselhafte Nachricht an Batman zurück. Der Riddler hat zugeschlagen. „No more lies“ ist sein Motto und er hat es auf die abgesehen, die in Gotham das Sagen haben. Es beginnt eine Schnitzeljagd, die Batman in Gothams Unterwelt führt, zum Pinguin und zu Selina Kyle, die beide für Kingpin Carmine Falcone arbeiten. Selina hilft ihm als (inoffizielle) Catwoman, die persönlich mit Falcone verbunden ist. Doch dann führt die Spur auch zur Familiengeschichte der Waynes …