Devin Grayson

Jokers gestohlenes Lächeln

DC Comics

Titel: Batman/Joker: Switch

Autorin/Zeichner: Devin Grayson/John Bolton

Erschienen: 2003 (One-Shot)


Der Joker kommt nach London, erschießt einen Rockstar und drei weitere Menschen bei einem Musikvideodreh, entführt drei Models – und das ist nur der Anfang. Leichen pflastern seinen Weg. Doch mit ihm stimmt etwas nicht. Das heißt: Mehr als zuvor. Seinem Gesicht fehlt der Mund. Diesen trägt er jetzt im Nacken, und er selbst weiß nicht, wie es dazu kam. Nun versucht der Joker herauszufinden, wer ihm sein Lächeln gestohlen hat, indem er Batman spielt. Weitere Menschen sterben …

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Bruce Wayne adoptiert Dick Grayson

Titel: Gotham Knights – Contested

Autor/Zeichner: Devin Grayson/Roger Robinson u.a.

Erschienen: 2001 (Gotham Knights #14-24, 32), Paperback 2021


Darf ich vorstellen: Matatoa. Ein Verfluchter mit Maori-Tattoos, der nicht sterben kann, dafür aber ständig „reine Seelen“ umbringen muss – und darunter leidet. Auf die Idee, sich von seinem Fluch zu erlösen, indem er einfach vom Leben ablässt, kommt er nicht. Er hat eine andere. Weil er jeweils die Eigenschaften der Getöteten übernimmt, bietet er Batman an, ihn zu töten und dafür bis in alle Ewigkeit dessen Mission fortzusetzen. Die Hand am Kinn lässt Batman zumindest so aussehen, als würde er das dämliche Angebot tatsächlich kurz in Erwägung ziehen.

Und dann will Bruce Wayne endlich Dick Grayson adoptieren. Ganz offiziell. Dick (Nightwing) ist zwar schon erwachsen, aber um ihn – im Falle seines Todes – zum Alleinerben zu erklären, ist das wohl die sichere Vorgehensweise. Dann taucht aber ein alter Mann auf, der behauptet, Dicks Großvater zu sein. Das Dumme ist nur: Weder Bruce noch Dick wussten je etwas von ihm.

Die Erklärung ernüchtert: Es stimmt nicht, dahinter steckt Ra’s al Ghul. Aber warum? Das habe ich nicht verstanden. Nicht, weil es so kompliziert ist, sondern so sinnlos bzw. weit hergeholt. Klingt alles sehr nach: Wir überlegen uns eine interessante Prämisse und beenden das Ganze mit einer unerwarteten Wendung, egal wie … Dass anfangs Superman in der Geschichte vorkommt, scheint bloß eine Rechtfertigung für das Cover zu sein, das den Kaufanreiz bieten soll.

Bruce Wayne kauft eine Waffe

Und so ist auch der zweite Band von Gotham Knights eine weitgehend verzichtbare Sammlung von Anekdoten und Anekdötchen von Batman und seiner Familie: Poison Ivy rächt sich an den Reichen, die Spenden zum Erhalt des Regenwaldes sammeln (gähn), der Joker lässt einen Mann aus Kakerlaken sein Unwesen treiben (ein Tie-in zu Last Laugh), dazu noch ein paar Gestalten, die wir nie wiedersehen. Eine Story zeigt einen ganzen Tag im Leben von Bruce Wayne und Batman, doch statt Handlung und Drama sehen wir bloß, wie sich alle Probleme in Wohlgefallen auflösen und Gotham wie bei R. Kelly als „city of justice, love & peace“ erscheint – kann man mal machen, ist aber stinklangweilig.

Doch auch in diesem Band gibt es kleine Perlen: In einer Kurzgeschichte erweisen sich ein paar Ganoven als feige und abergläubisch, indem sie vor einem Phantom davonrennen, das sie für Batman halten. Manches davon ist zwar etwas bemüht und der Gag verbraucht sich schnell, aber als Idee ganz amüsant umgesetzt. In einer anderen Story bekommt Batman mal wieder mit Scarecrows Angstgas zu tun (das Wie ist ziemlich unglaubwürdig), aber dann werden seine Ängste durchgespielt, indem ein und dieselbe Dialog-Sequenz in verschiedenen Varianten gezeigt wird. Das aber bietet nur die Vorlage für die nächste Episode, in der Bruce Wayne eine Waffe kauft, ohne es zu wissen, weil Batman sie für ihn bestellt hat. Warum?, fragt Bruce sein Alter Ego im Selbstgespräch. Damit er seine Angst vor ihnen bekämpft. Auch wenn die Prämisse etwas an Darwyn Cookes Ego erinnert, überzeugt sie vor allem visuell.

Mein persönliches Highlight bildet die Geschichte mit Aquaman. Batman bittet Arthur, den Riesenpenny aus dem Wasser zu holen, der ihm beim Beben aus der Höhle gepurzelt ist – doch in Wahrheit ist Batman nur einsam und braucht ein bisschen Gesellschaft. Eine weitgehend wortlose und sensibel erzählte Story, von denen man sich mehr wünscht.

>> Batman: Gotham Knights


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Aus Hugo Strange wird keiner schlau

DC Comics

Titel: Gotham Knights: Transference

Autor/Zeichner: Devin Grayson/Dale Eaglesham, Paul Ryan

Erschienen: 2000-2001 (Gotham Knights #1-12), Paperback 2020


„I am a model of sanity.“ (Hugo Strange)

Nach dem Ende von No Man’s Land begann auch für Batman ein neues Jahrtausend. Gotham und Wayne Manor wurden neu aufgebaut. Die Serie Shadow of the Bat wurde beendet und durch Gotham Knights ersetzt. Und diesmal durfte erstmals eine Frau eine Batman-Serie schreiben: Devin Grayson.

In den ersten sechs Ausgaben erzählt sie zunächst Kurzgeschichten, die sich über ein bis zwei Ausgaben erstrecken und jeweils andere Mitglieder der Batman-Family zum Schwerpunkt haben: Robin, Nightwing, Batgirl, Oracle. Der rote Faden ist die berechtigte Frage: Warum umgibt sich einer wie Batman mit Helfern? Batman müsste es nach seinem Schicksalsschlag besser wissen: „The risk of LOSS is always too GREAT.“ In den Captions reflektiert in jeder Ausgabe ein unbekannter Erzähler, der Bruce Waynes Geheimidentität kennt, über die einzelnen Mitglieder seiner „Familie“. Dabei geht es auch um die Frage, wie Batman damit klarkommt, seinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht zu werden.

Die Storys handeln meist von gewöhnlichen Kriminellen, die Schurken der Rogue’s Gallery haben nur kleine Auftritte. Die Auflösungen überraschen und überzeugen mal mehr, mal weniger. In einer Ausgabe kämpft Batman gegen den Key, der zuletzt in JLA #8-9 aufgetreten ist. In einem Zweiteiler geht es um den Geist eines toten Jungen, der Tote temporär zu Zombies wiederaufstehen lässt.

Die Rückkehr des Hugo Strange

Die erste längere Story ist der Vierteiler Transference: Hugo Strange kehrt zurück. Und wieder trägt er ein Batman-Kostüm, weil er es einfach nicht lassen kann. Zunächst entführt er Catwoman und lässt sie entkommen. Dann führt er seinen neuesten Racheplan aus, der diesmal von bestechender Einfachheit ist: Er schleicht sich als Psychiater bei Wayne Enterprises ein und will Bruce Wayne bei einer Routineuntersuchung erschießen.

Aber weil er sich dabei viel Zeit mit Reden lässt und sich noch eine Zigarre anzündet, kann sich Bruce aus der misslichen Lage befreien und schnell ins Batman-Kostüm schlüpfen. Doch statt Strange zu entwaffnen und dingfest zu machen, schlägt er ihm nur die Waffe aus der Hand und rennt aufs Dach. Warum? Vielleicht weil Strange ihm später droht, sein Geheimnis zu verraten. Batman springt vom Dach ins Batmobil, das daraufhin explodiert. Strange dringt in Wayne Manor ein und gibt sich als Batman aus. Kurz darauf taucht Bruce auf und scheint völlig ahnungslos von Batman zu sein.

ACHTUNG SPOILER!

Am Ende stellt sich alles nur als große Show heraus, um Hugo Strange von der fixen Idee abzubringen, dass Bruce Wayne Batman ist. Es stellt sich die Frage: Was will er eigentlich? Batman töten oder Bruce Waynes Geheimnis verraten? Auf jeden Fall will er ihn ersetzen. Aber die Motivation scheint zu schwanken. Er sei ein Paradebeispiel geistiger Gesundheit, sagt Strange über sich, aber daran gibt es doch erheblichen Anlass zum Zweifel. Und diese planlose Besessenheit macht die Figur auch so eindimensional.

Aber auch Bruce Wayne benimmt sich hier sonderbar. Nicht nur wegen seiner plötzlichen Amnesie, sondern vor allem weil er sich beim Wiederaufbau von Wayne Manor und in seiner Firma bewusst wie ein Vollidiot verhält, der nicht mal weiß, wie man das Treppenhaus findet, wenn es brennt. Das ist so übertrieben, dass es nicht nur Lucius Fox zur Weißglut treibt.

Visuell bewegen sich die ersten zwölf Ausgaben Gotham Knights auf einem Durchschnittsniveau, wobei einige Zeichner mehr überzeugen als andere. In einer Ausgabe wirkt jede Figur, als hätte man ihre Muskeln bis zum Platzen aufgepumpt, in einer anderen entgleisen alle Gesichtszüge – sehr gewöhnungsbedürftig.

Insgesamt ist das einer der vielen Batman-Bände, die man ohne große Vorkenntnisse lesen kann, aber nicht muss. Das Interessanteste spielt sich in den Captions ab: Es sind vor allem die Essays über Batman und Co., die die Geschichten lesenswert machen.

Wer sich nur für Hugo Strange interessiert: Transference (Gotham Knights #7-11) ist auch im Paperback Batman Arkham: Hugo Strange (2018) erschienen.

Mehr zum Thema:

Neue Paperbacks: Batman Damned & Gotham Knights

Für September 2019 hat DC vier neue Sammelbände angekündigt: Zunächst ist da die Mini-Serie Batman Damned von Brian Azzarello und Lee Bermejo (ohne Batmans Penis). Sie erscheint als Hardcover mit 192 Seiten unter DCs Black Label. In Deutschland bringt Panini Band 1 bereits am 26. März heraus, Band 2 ist für den 11. Juni angekündigt, später soll ein dritter Band folgen.

Batman Eternal ist bisher nur in Form von drei Paperbacks erschienen. Ein Omnibus wird alle Ausgaben der Serie in einem über 1000-Seiten starken Hardcover versammeln. Eine Neuausgabe der Mini-Serie Gotham After Midnight feiert das zehnjährige Bestehen der grandiosen Mini-Serie von Steve Niles und Kelley Jones.

Schließlich soll auch der Anfang gemacht werden, die Hefte der Serie Gotham Knights neu aufzulegen. Unter dem Titel Transference (so heißt ein Vierteiler über Hugo Strange) erscheinen die ersten zwölf Ausgaben. Bis auf Hush Returns und Hefte, die Teil größerer Crossover sind, wurden weitgehend nur die Backup-Storys der Serie als Batman Black and White Vol. 2 und 3 als Paperback veröffentlicht.

Gotham Knights erschien von 2000 bis 2006 und brachte es auf 74 Ausgaben. Das letzte Drittel nimmt überwiegend die Rückkehr von Hush ein. Die Serie ist auch deswegen besonders, weil es die erste ist, die von einer Frau gestartet und zum großen Teil geschrieben wurde: Devin Grayson. 29 Ausgaben stammen von ihr. Darüber hinaus war sie für Year One: Batman/Ra’s al Ghul, Nightwing, The Titans und Catwoman verantwortlich.

Angesichts von 80 Jahren Comicgeschichte ist es sehr verwunderlich, dass es nur eine Frau gibt, die für längere Zeit Batman schreiben durfte. Es ist höchste Zeit, das zu ändern. Angesichts der mäßigen Qualität, die Tom King als Autor gerade abliefert, täte frischer Wind ohnehin mal gut. Immerhin hat DC 2017 mit Joëlle Jones auch eine Zeichnerin an die Batman-Serie gelassen.

Angriff der lebenden Toten

Titel: Year One: Batman/Ra’s al Ghul (dt. Batman/Ra’s al Ghul)

Autor/Zeichner: Devin Grayson/Paul Gulacy

Erschienen: 2005 (Mini-Serie #1-2), dt. Panini 2006 (Batman Sonderband 5)


„No one, nothing, will die.“ (Ra’s al Ghul)

Nachdem Batman alle Lazarus-Gruben vernichtet hat und Ra’s al Ghul vorerst gestorben ist (in Death and the Maidens, Mini-Serie 2003-2004), werden plötzlich die Toten wieder lebendig und laufen wie Zombies durch Gotham. Batman bekommt einen Brief von Ra’s, den er anscheinend vor seinem Ableben geschrieben hat und in dem er lang und breit erklärt, warum er mit seiner Misanthropie Recht hat und warum die Lazarusgruben wichtig sind für das Gleichgewicht zwischen Leben und Tod auf der Welt. Parallel bekommen wir zwei Einblicke in Ra’s Frühzeit, sein Year One, als er noch dem Geheimnis des ewigen Lebens nachjagte, zum Beispiel in einem japanischen Pfirsichgarten. Dabei wird deutlich, dass er schon immer besessen und mörderisch war und ihn nicht erst die Gruben zu einem Psycho gemacht haben.

Eigentlich gibt es nicht viel zu erzählen. Die Rückblenden (eine ist der ersten Begegnung mit Ra’s gewidmet) haben keinen großen Mehrwert, die Story wird bestimmt von dem viel zu langen Brief einerseits und ein paar Action-Sequenzen andererseits. Batman kämpft sich durch Gotham, Batman kämpft gegen Ubu (zweimal), Batman löst das Rätsel der Lazarusgrube und erschafft eine neue in der Bathöhle. Der Zweiteiler ist zwar solide gezeichnet, aber die meisten Sequenzen wirken wie Seitenschinderei. Das Werk fühlt sich so leer und leblos an wie eine ausgetrocknete Lazarusgrube.

Die Geschichte um Ra’s al Ghul und seine Familie wird fortgesetzt in:

Außerdem empfohlen als Vorgeschichte: Son of the Demon.

Der Tod des Bruce Wayne

Titel: Bruce Wayne: Murderer?/Fugitive (dt. Bruce Wayne – Mörder/Auf der Flucht)

Autor/Zeichner: Ed Brubaker, Chuck Dixon, Devin Grayson, Kelley Puckett, Greg Rucka/Rick Burchett, Scott McDaniel u.a.

Erschienen: 2002 (alle Serien), Paperbacks 2014 (New Edition), dt. Panini 2003-2004 (2 Bände „Mörder“, 3 Bände „Auf der Flucht“)


„I know he’s a bit of a lady killer …“

„… killer’s don’t go free.“ (Batman)

„… I know that I’m not an easy person to know.“ (Bruce Wayne)

Irgendwann beim Comiclesen kam mir eine Idee: Wäre es nicht cool, wenn Batman mal selbst unter Mordverdacht stehen würde? Wenn er als Bruce Wayne unschuldig hinter Gitter käme, fliehen würde und dann – ganz nach Dr. Richard Kimble-Manier – versuchen würde, den wahren Täter auf der Flucht zu fassen? Doch bevor ich meine Fantasie ausleben konnte, stellte ich nach kurzer Recherche fest: die Idee hatten andere schon vor mir – und DC hat ihr eine ganze Storyline gewidmet, die über 1000 Seiten umfasst.

Sie liest sich so: Als Batman mit seinem Sidekick (und Bodyguard) Sasha Bordeaux von der Patrouille zurück nach Wayne Manor komm, findet er seine alte Freundin Vesper Fairchild tot auf – ermordet. Kurz darauf trifft die Polizei ein und nimmt Bruce Wayne und Sasha wegen Mordverdacht fest. Während Wayne im Knast sitzt und die Aussage verweigert, versucht der Rest der Bat-Familie herauszufinden, wer Bruce den Mord angehängt hat. Nachdem sie herausfinden, dass Vesper Batmans Geheimidentität gelüftet hat, kommen Zweifel auf, ob der Held, der niemals tötet, erstmals eine Ausnahme gemacht haben könnte. Doch kaum haben die Mühlen der Justiz angefangen zu mahlen, bricht Wayne aus dem Knast aus, fingiert für Wayne eine Flucht ins Ausland und erklärt seine zivile Identität für tot. Das macht vor allem Nightwing stinksauer, der Batman seine Meinung mit den Fäusten sagt.

Batmans Lethargie

Aber Batman bleibt stur, geht seinen Weg alleine, erklärt Bruce Wayne für tot, ist nur noch als Batman unterwegs – und tut so, als wäre nichts gewesen. Und das ist der schwer nachvollziehbare Aspekt an Bruce Wayne – Murderer?: Nicht nur, dass Batman sich erneut von seinen Mitstreitern isoliert, er bleibt auch eigenartig lethargisch, wie schon zuvor bei seinem „Urlaub“ nachdem Gotham zum Niemandsland erklärt wurde und nach dem Attentat auf James Gordon. Statt, wie es für den größten Detektiv der Welt üblich wäre, Vespers Mörder zu suchen, übernehmen Nightwing, Robin, Batgirl und Orakel diese Aufgabe und Batman kümmert sich lieber um Nachrangiges wie einen Feuerteufel und Bombenleger, um Drogendealer und einen Pseudo-Engel sowie einen Frankenstein-Typ, der Zombies erschafft. Das alles lenkt zu sehr von der Hauptgeschichte ab, ebenso wie die vielen anderen Binnenhandlungen um Robin, Nightwing, Batgirl, Spoiler, Black Canary und sogar Blue Beetle. Dadurch wird das Epos auf sein Überformat gestreckt und verliert an Stringenz. Dafür hätte man gerne den Ausbruch von Bruce Wayne gesehen. Aber diese Szene wird – völlig unverständlicherweise – ausgespart und bloß in ein paar Sätzen nacherzählt.

In der Fortsetzung (die Fugitive heißt, obwohl Wayne schon länger auf der Flucht ist) fängt sich Batman wieder, indem er sich auf seine Anfänge zurückbesinnt, auf die im ersten Jahr als Vigilant und auch auf seine Begegnung mit Detective Sloan, der dem Jungen Bruce versprochen hat, den Mörder der Eltern zu fassen – aber es nie geschafft hat. Schließlich findet er zu seiner Identität als Bruce Wayne zurück. Doch von seiner Hauptaufgabe wird er zunächst von einem Subplot um Drogen und der Organisation Checkmate sowie einem Intermezzo mit der alten Reizbacke Azrael abgelenkt. In der Zwischenzeit versuchen Nightwing, Robin und Batgirl, das Verbrechen an Vesper zu rekonstruieren. Aber sie hätten sich die Mühe auch sparen können, denn auf den Mörder und seinen Auftraggeber kommt Batman schließlich ganz schnell von selbst. Unnötigerweise bleibt aber auch viel zu lange die Frage bestehen, ob nicht doch Batman selbst den Mord verübt haben könnte. Erst viel zu spät spricht Nightwing aber das Naheliegendste aus, nämlich dass Batman es bestimmt besser angestellt hätte, als seine zweite Identität damit zu gefährden. Auch hier leidet die Geschichte an zu viel unnötigem Beiwerk.

Keine üblichen Verdächtigen

Die Lösung des Falls befriedigt nur leidlich. Die Motivation des Urhebers ist schwer nachzuvollziehen und wird nur oberflächlich erklärt. Auch bleibt unverständlich, warum Batman ihn nicht verfolgt oder wenigstens zur Rede stellt. Wie sonst auch bleibt der Held desinteressiert. Stattdessen gibt es nur einen Epilog darum, dass Batman den reumütigen Auftragskiller vor dem Attentäter Deadshot zu bewahren versucht, und dass Sasha auf Umwegen aus dem Knast kommt. Warum Bruce Wayne nach seiner Flucht ohne Konsequenzen zu seinem zivilen Leben zurückkehren kann – und das auch noch ohne dass die Polizei fragt, wie er das gemacht hat – bleibt wohl das größte Rätsel der Geschichte.

Auch visuell befriedigen Murderer und Fugitive nicht. Die Zeichnungen variieren in Stil und Qualität, bleiben aber meist auf durchschnittlichem Niveau, einige Male sogar darunter. Die Stümperei fällt vor allem im Vergleich mit den meisterhaften Covern von Brian Bolland auf (The Killing Joke). Trotzdem gibt es einige stimmungsvoll gelungene Panels. Und auch die meisten Kapitel sind (zumindest in der ersten Hälfte) einnehmend erzählt, etwa in den Momenten des Zweifels, wenn Alfred in der Bathöhle darüber räsonniert, was Mord mit einem macht und mit Nightwing darüber spricht, ob Bruce nicht doch dazu fähig wäre, oder wenn Leslie Thompkins Bruce im Gefängnis besucht und nur von ihm angeschwiegen wird. Selbst wie Bruce und Sasha sich im Gefängnis fühlen, wird sehr eindringlich vermittelt. Interessant ist an dieser Geschichte ist, dass sie auch (bis auf Deadshot und Catwoman) ohne die klassischen Schurken auskommt und auch keinen neuen einführt. Zur Abwechslung tut es gut, die üblichen Verdächtigen ruhen zu lassen.

Damit ist die Story trotz der vielen Durchhänger und Schwächen zwar meistens unterhaltsam zu lesen, gäbe es nur die Hälfte der über 1000 Seiten, hätte das der Handlung besser getan.

(Ich denke, meine Version wäre gelungener gewesen.)

>> Batman 2000-2011