Titel: Batman – The Caped Crusader Vol. 1
Autor/Zeichner: Jim Starlin u.a./Jim Aparo u.a.
Erschienen: 1987-1989 (Batman #417-425, 430-431, Batman Annual #12), Paperback 2018
Es war lange überfällig, dass man die Storyline Ten Nights of the Beast (Batman #417-420) wieder auflegte. Der Schurke KGBeast tauchte zuletzt in Scott Snyders All-Star Batman und in Tom Kings Cold Days auf, da bot es sich an, neue Leser entdecken zu lassen, wie alles begann. Das wurde mit Batman: The Caped Crusader Vol. 1 jetzt nachgeholt. Und es ist immer noch eine starke Erzählung mit überraschendem Ende.
Der Band setzt Second Chances fort und versammelt einige Batman-Storys der Post-Crisis 80er. Die meisten stammen von Jim Starlin. Die Geschichten sind oft kurz, handeln nicht von Superschurken, sondern von „normalen“ Verbrechern ohne Kostüme. Der Ton ist oft ernst, nachdenklich und von einer pessismistischen Sicht auf die Gesellschaft geprägt, in der nicht nur sinnlose Gewalt an der Tagesordnung ist, sondern auch Ungerechtigkeit, Armut und Suizid. Oft fehlen den Panels buchstäblich die Worte.
Erzählt wird die Fortsetzung der Dumbster Slasher-Story aus Batman #414 (hier: #421-422), bei der sich zwei Frauenfeinde als Mörder entpuppen. Im Annual muss Bruce Wayne einen Mordfall lösen, der sich während eines Krimi-Rollenspiels in einem Haus ereignet, in dem er selbst zu Gast ist. Leider lässt sich hier die Story kaum Zeit für einen Spannungsbogen, der den Namen auch verdient, und driftet in eine alberne Farce mit einem Dämon ab. (Außerdem sehen wir, wie sich Bruce Wayne innerhalb von Sekunden zu Batman umzieht.)
Aber das ist eine Ausnahme in einer Reihe ziemlich solider bis hin zu sehr sehr geschickt erzählter Geschichten, die nicht nur gut mit Worten und Stimmung spielen, sondern auch mit interessanten Layouts. Eine Sequenz fällt besonders heraus, die den Wayne-Mord der aktuellen Handlung gegenüberstellt. Auch wenn sie sich bei Frank Miller bedient, ist sie doch ein Beleg dafür, dass es sich hier um ambitioniertes Storytelling handelt.
Besonders interessant wird es mit Robin (Jason Todd). Der jagt einen Diplomatensohn, der sich an Frauen vergreift, und wird dann wahrscheinlich selbst zum Mörder. Batman klärt den Verdacht nicht auf, aber er fragt sich, wie er mit Jason weitermachen kann. Doch die Frage erledigt sich daraufhin von selbst.
Zwischen Batman #425 und #430 klafft eine Lücke. Danach ist Robin plötzlich weg – und Batman trauert um ihn. Aber wieso, das muss man leider woanders nachlesen, denn DC hat leider die Storyline A Death in the Family ausgelassen und nicht mal erklärt, was fehlt. Das ist ärgerlich, weil die Geschichte genau hier reingehört. Man könnte argumentieren, sie steckt nicht drin, weil sie einen eigenen Band hat, zusammen mit A Lonely Place of Dying, aber letztere ist in Batman: The Caped Crusader Vol. 2 enthalten. Daher wäre es nur naheliegend, im ersten Band auch die ganze Geschichte zu erzählen, auch weil sie die in Second Chances begonnenene Geschichte von Jason Todd fortsetzt.
DCs Veröffentlichungspolitik gibt leider immer wieder Grund zum Wundern. Der Verlag hat kein Interesse daran, Übersichtlichkeit zu schaffen, weil er vom Chaos profitiert. Wer alles haben will, muss alles kaufen – dabei könnte das viel einfacher sein.