Red Hood

Batman, Red Hood und eine Glücksdroge

DC Comics

Batman: Urban Legends Vol. 1 (dt. Waffengewalt)

Autor/Zeichner: Chip Zdarsky/Eddy Barrows u.a.

Erschienen: 2021 (Batman: Urban Legends #1-6), Paperback 2021; dt. Panini 2021


Eine neue Droge plagt die Süchtigen von Gotham: Cheerdrops. Die Tabletten erzeugen Euphorie und Halluzinationen, die die schönsten Träume wahr werden lassen. Eigentlich ganz cool, wären da nicht die gefährlichen Begleiterscheinungen … Red Hood (Jason Todd) geht der Sache nach. Dabei findet er einen Jungen, dessen Mutter von den Tabletten ins Koma gebracht wird. Natürlich weckt das Erinnerungen an Jasons eigene turbulente Kindheit, was Anlass für viele Rückblenden gibt, inklusive A Death in the Family.

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The Killing Joke: Seiten 29-32 – Vierte Rückblende (Jokers Origin)

Detective Comics #168 (1951) (DC Comics)

Der Joker war lange Zeit ein Paradoxon: der bekannteste Batman-Schurke, aber zugleich der große Unbekannte, denn man wusste nichts über seine Ursprünge. Das ist nicht ungewöhnlich. Catwoman bekam ihren Origin immerhin nach zehn Jahren (1950), der Pinguin erst 1981. Doch auch wenn Bill Finger 1951 erklärte, wie der Joker entstand, war noch immer nicht viel über ihn bekannt. Nicht mal ein Name.

Die Leser wussten allerdings zunächst nicht, was sie in The Man Behind the Red Hood (Detective Comics #168) erwartete. Wer hinter der roten Haube steckte, war das Rätsel, an dessen Lösung sie sich selbst beteiligen konnten. Batman erzählt in einem Uni-Kurs für Kriminologie von einem ungelösten Fall, den er vor zehn Jahren hatte: Ein Verbrecher namens Red Hood machte die Stadt unsicher. Batman konnte ihn nicht schnappen, bis er schließlich bei einem Raubzug in ein Becken mit Chemieabwasser sprang und seitdem verschwand. Da nie eine Leiche gefunden wurde, ist sich Batman unsicher, ob er starb.

Die rote Haube ohne Augenschlitze sollte dazu dienen, die Identität des Verbrechers zu verschleiern (außerdem enthielt sie eine Gasmaske). Wozu er aber auch noch ein rotes Cape und eine Fliege trägt, bleibt unklar.

Als die Studenten beschließen, den Fall zu lösen, taucht Red Hood auf dem Campus auf, um Gehälter zu rauben. Am Ende stellt sich heraus, dass der Joker hinter der Maske steckte. Einst war er ein Laborant, der beschloss, eine Million Dollar zu stehlen und sich zur Ruhe zu setzen. Warum er aber nach zehn Jahren wieder zum Red Hood wurde, erklärt er nicht.

The Killing Joke orientiert sich zwar an dieser Story, indem es die Entstehung über den Red Hood adaptiert, geht aber mit der Hintergrundgeschichte und dem Gordon-Plot weit darüber hinaus. Hier ist der junge Mann, der zum Joker wird, zunächst ein Laborant, der sein Glück in der Comedy versucht, aber versagt und schließlich, nach dem tragischen Tod seiner Frau und seines ungeborenen Kindes, zum Verbrecher wird.

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Neue Detective Comics und „White Knight: Red Hood“

DC Comics

Kaum wurde die erste Autorin für Detective Comics eingeführt, verabschiedet Mariko Tamaki sich auch schon wieder. Im Juli, mit Detective Comics #1062, übernimmt Autor Ram V (Catwoman, Swamp Thing, Justice League Dark) die älteste Batman-Serie zusammen mit Zeichner Rafael Albuquerque, der bereits mehrere Batman-Storys und Cover zeichnen durfte, darunter vor allem All-Star Batman Vol. 3 The First Ally. Zu seinen weiteren Werken zählen Huck und Prodigy von Mark Millar sowie sein selbstgeschriebenes Ei8ht.

DC Comics

Zum Auftakt verspricht DC eine „high Gothic story“: Gotham Nocturne. Es geht opernhaft zur Sache, Teil 1 trägt den Titel „Overture“. Es geht um eine seltsame Melodie, die Gotham plagt und ihre Bürger in „etwas anderes“ verwandelt, während Bruce Wayne sich mit eigenen Dämonen herumschlägt.

Außerdem wird es Back-up-Storys von Si Spurrier (John Constantine: Hellblazer, Suicide Squad: Blaze) und Dani (Arkham City: Order of the World) geben. Zunächst soll es um Jim Gordon als Privatdetektiv gehen.

Mariko Tamaki, die mit Detective Comics #1034 begann, ist für die große Storyline Batman: Shadows of the Bat: House of Gotham (#1047-1058) verantwortlich, die im März beendet wurde und im Dezember als Hardcover erscheinen soll.

Neues vom White Knight

DC Comics

Am 27. Juli erweitert Sean Murphy sein White-Knight-Universum mit Batman: White Knight Presents: Red Hood #1. Sean Murphy schreibt den Zweiteiler mit Clay McCormack (Bloody Hel), die Zeichnungen kommen von Simone Di Meo (Future State: Harley Quinn). Beleuchtet wird darin Jason Todds Vergangenheit als Robin, bevor er zu Red Hood wurde. Zuletzt tauchte er in Batman: White Knight Presents Harley Quinn auf, derzeit erscheint der Achtteiler Beyond the White Knight, in dem er ebenfalls eine wichtige Rolle spielen soll.

Die Abenteuer gehen weiter – im Halbformat

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DC Comics

Titel: Batman: The Adventures Continue

Autor/Zeichner: Alan Burnett, Paul Dini/Ty Templeton

Erschienen: 2020 (Batman: The Adventures Continue #1-8), Paperback 2021 (Season One)


Seien wir ehrlich: So maßgeblich und einflussreich Batman: The Animated Series auch war, sogar auf die DC-Hauptcontinuity (siehe Mr. Freeze, Harley Quinn), die Comic-Serie dazu, Batman Adventures (später Batman & Robin Adventures, Gotham Adventures), konnte da nicht mithalten. Bis auf das Special Mad Love, das eigene Maßstäbe setzte, indem es über die kindgerechte TV-Serie hinausging, blieb der Rest bloß Begleitmaterial – bestenfalls: nett.

So war die Botschaft, dass das Universum mit einer neuen Comicserie fortgesetzt wird, zwar eine erfreuliche, aber auch eine, von der man nicht zu viel erwarten sollte. Das Resultat, das nach seinem digitalen Ersterscheinen auch als Paperback erhältlich ist, bleibt aber sogar hinter niedrigen Erwartungen zurück.

Es beginnt mit Batman gegen Lex Luthor und einen Riesenroboter, dann werden neue Charaktere aus der Mainstream-Continuity eingeführt: Deathstroke, Azrael und sogar die Wonderland Gang, die es wirklich nicht gebraucht hätte. Azrael wird als alter Kampfgefährte eingeführt, der nur spontan in eine Art Bat-Rüstung umsteigt, um vor dem Pinguin einen guten Eindruck als Verbündeter zu machen (anscheinend ist so eine Rüstung schnell gemacht). Wirklich motiviert werden die ganzen neuen alten Figuren nicht, es wirkt eher so, als wollte man möglichst viele von ihnen in den Kurzgeschichten unterbringen, doch zusammen mit Bane, Clayface, Mr. Freeze, Catwoman und Joker wirken sie überfüllt.

Jason Todd im BTAS-Universum

Die Handlung ist episodenhaft, als roter Faden dient das Auftauchen von Red Hood, der im Schatten lauert. Das ist seltsam, denn weder im Zeichentrick noch im Comic gab es jemals einen Jason Todd, der vom Joker mit einer Brechstange traktiert wurde. Das hat man dann nachträglich hinzugedichtet, wenn auch stark verändert – und am Ende auch unglaubwürdig, da in dem Universum nie von solchen dramatischen Ereignissen die Rede war.

Jason Todd ist hier zunächst Mitglied einer Jugendbande namens Wolves, die zur Initiation ihre „Cubs“ als Rotkäppchen verkleidet losschicken. Nachdem Jasons Bruder dabei umkommt, rächt sich Jason und wird später von Batman aufgenommen. Der Rest ist typisch Jason Todd (post Crisis): ein Robin, der es mit der Gewalt übertreibt, bereit ist zu töten und nicht auf Batman hört. Er wird gefeuert und nimmt es daraufhin mit dem Joker auf. Der Joker nimmt ihn gefangen, bringt ihn fast um und als Batman auftaucht und alles in die Luft fliegt, rettet er den Joker, während Jason totgeglaubt endet. Jahre später kehrt diser als Red Hood wieder, um sich am Joker zu rächen. Es kommt zum dramatischen Finale, in der Batman eine schwierige Entscheidung treffen muss.

Viele Figuren, viel Action

Bis auf diesen dramatischen Dreiteiler, der vieles sogar besser macht als A Death in the Family und sogar Under the (Red) Hood, aber dennoch unnötig bleibt, sind die Geschichten kaum der Rede wert, sie bieten bloß Action am laufenden Band, ohne einmal durchzuschnaufen und zu reflektieren. Auch die Red-Hood-Story wirkt abgehetzt.

Auch visuell macht der Comic nicht viel her. Ty Templetons Zeichnungen beschwören nicht die Nostalgie des eleganten Animated-Stils herauf, sondern wirken naiv bis infantil. Kaum ein Panel, das Eindruck macht mit einer interessanten Perspektive oder auch nur Stimmung, es gibt kaum Schatten in diesem kunterbunten Spektakel, und weil alles zunächst aufs digitale Querformat angelegt war, bestehen die Heftseiten eigentlich aus zwei halben, sodass es nicht einmal dramatische Splash Pages gibt, ganz zu schweigen mit Spielereien mit dem Layout.

The Adventures Continue ist kein Comic für die, die in den 90ern oder Nullerjahren Kinder waren und die Serie geschaut haben und heute immer noch die Qualität schätzen, es ist ein Comic für Kinder, wobei selbst dafür der Anspruch extrem heruntergeschraubt ist. Sowohl die Zeichentrickserie als auch die Comicserien waren für Kinder – aber nicht so unterfordernd wie dieser Neuaufguss.

>> Batman 2020-2021

Das Rätsel der drei Joker

Three Jokers #1-3 (DC Comics)

Titel: Three Jokers

Autor/Zeichner: Geoff Johns/Jason Fabok

Erschienen: 2020 (#1-3), Hardcover 2020


„Batman needs a better Joker.“

Im Jahr 2015 stellte Batman dem allwissenden Möbius-Stuhl die Frage, wie der wahre Name des Joker lautet (Justice League #42). Die Antwort auf diese Frage zog sich lange hin. Acht Ausgaben später hieß es: Es gibt drei. (Siehe auch DC Universe Rebirth.) Und es sollte noch einmal vier Jahre dauern, bis das Rätsel der drei Joker aufgelöst wurde – im Dreiteiler Three Jokers. Hat sich das Warten gelohnt?

Zu Beginn ist der Joker mal wieder als Serienmörder aktiv: Er tötet die letzten Mitglieder der Moxon-Familie, den Comedian Kelani Apaka (der als „Fatman“ auftrat), den Psychiater Dr. Roger Huntoon, schließlich findet man drei weitere grinsende Leichen im ACE-Chemiewerk – verkleidet als Red Hoods. Batman, Batgirl und Red Hood (Jason Todd) vermuten, dass es nicht nur einen Joker gibt. Gemeinsam gehen sie der Sache nach.

Criminal, Clown, Comedian

Und tatsächlich gibt es drei verschiedene Joker: „the Criminal“, „the Clown“ und „the Comedian“. Der Kriminelle ist dem Joker aus Batman #1 (1940) nachempfunden, der Clown ist der alberne Joker, der nach ihm folgte und Jason Todd erschlagen hat (A Death in the Family), der (gescheiterte) Comedian ist der sadistische Zyniker, den man seit The Killing Joke kennt und der Barbara Gordon angeschossen hat. Das Trio arbeiten zusammen als Team und tut das, was sie angeblich immer tun. Nein, nicht die Weltherrschaft an sich zu reißen, sondern einen besseren Joker herzustellen. (Denn dazu reicht es, jemanden in die bekannte Chemiebrühe zu tunken, die sogar das Wunder vollbringt, die Kandidaten physiognomisch anzupassen, sodass selbst Batman der Unterschied nicht auffällt.)

ACHTUNG: SPOILER!!!

Dazu verwandeln sie sehr viele Menschen in Joker-Wiedergänger, die meisten davon sterben. Es gibt ein Wiedersehen mit lachenden Fischen und auch Jason Todd ist ein heißer Kandidat für den Posten – immerhin trägt er die ursprüngliche Maske des Mannes, dem er seine Existenz (bzw. Wiedergeburt) zu verdanken hat (siehe Under the Hood). Als er sich weigert, wird er wieder mit einer Brechstange traktiert. Schließlich soll alles auf Joe Chill als neuen Joker hinauslaufen – den Mann, der Bruce Waynes Eltern ermordet hat und seitdem eine lebenslängliche Haftstrafe absitzt.

Aber wozu das alles? Der Joker will für Batman bedeutsamer werden. Also noch bedeutsamer, als er es ohnehin schon ist. (Denn eigentlich dominiert er derzeit die Comics und Filme so sehr, dass ihm weniger Bedeutung ganz gut täte.) Aber wie dem auch sei: Der wahre Joker inszeniert das alles nur, um Batman mit Joe Chill zu versöhnen und damit dessen größte Wunde zu heilen. Der Joker, der um Batmans Geheimidentität weiß, will selbst an diese Stelle treten, um ihm den größtmöglichen Schmerz zufügen zu können.

Undefinierbare Definition des Jokers

Three Jokers Cover

Three Jokers (DC Comics)

Three Jokers ist der Versuch, die 80-jährige Joker-Tradition zu einem kompakten Paket zusammenzuschnüren und die widersprüchlichen Joker-Inkarnationen miteinander zu versöhnen. Das ist an sich ein interessanter Ansatz, aber am Ende bleiben doch offene Fragen und Rätsel. Das muss auch so sein, denn, wie der Joker selbst einräumt: „A defined Joker? One with a name? An identity? Why, that ruins the very definition of me.“ Daher bleibt auch die Frage nach dem wahren Namen bzw. der Identität zum Schluss ungeklärt. Das scheint aber nur zum Teil konsequent, wenn man sich daran erinnert, dass der ganze Anlass doch erst Batmans Frage nach dem wahren Namen war.

Doch am Ende offenbart Batman, dass er den wahren Namen des Jokers längst kennt, der aber unwichtig sei, um die Identität der Frau zu schützen, die einst vor dem Joker davongerannt ist. Warum also die Frage an den Möbius-Stuhl? Als Leser könnte man sich leicht veralbert vorkommen. Denn am Ende läuft die Geschichte nicht nur auf ein „Egal“ hinaus, sondern sie bleibt auch egal: Nichts, was hier passiert, hat gravierende Konsequenzen, sondern endet im bekannten Status quo – aus drei Jokern wird wieder einer, ohne dass sich etwas am Verhältnis zu Batman wirklich ändert.

Der wahre Namen des Jokers

Allerdings gibt es doch einen Hinweis auf den wahren Namen: Im allerersten Panel sehen wir den Buchstaben W auf dem Grabstein der Waynes in Nahaufnahme. Auf dem Koffer von Jokers Frau stehen die Initialen „J.W.“ – und damit dürfte auch der Bogen zum Joker-Film geschlagen sein, in dem zumindest die Möglichkeit erwogen wird, der Joker und Batman könnten miteinander verwandt sein, Halbbrüder. Aber abseits der Spekulation ist es auch nicht so wichtig. Oder doch? Die Fans dürften für die nächsten Jahre jedenfalls etwas zum Rätseln haben – auch wenn uns Autor Geoff Johns uns weismachen will, dass der Witz gerade im Rätsel, nicht in der Lösung besteht.

Three Jokers liefert also eine Menge Stoff, dazu viele Horrormomente und große Dramatik. Jason Todd wird zum Mörder und Rächer an seinem Peiniger. Er entzweit sich beinahe mit Batman und Batgirl, bandelt aber daraufhin kurz mit ihr an, nur um alles wieder zu annulieren. Trotzdem bleibt die Story einfühlsam und psychologisch meist überzeugend.

Remix von Altbekanntem

Belesene Fans werden zahlreiche Anspielungen an die großen Joker-Storys erkennen, vor allem steht die Geschichte – auch optisch – tief in der Schuld von The Killing Joke. Sie ist sozusagen zugleich spirituelle Fortsetzung und Hommage. Zeichner Jason Fabok muss den Vergleich mit Brian Bolland nicht scheuen. Seine präzisen und ausdrucksstarken Zeichnungen veredeln jede Story und dank vieler wortloser Panels ist es ein Genuss, ein Comic zu lesen, das sich – trotz vieler Worte – auch oft auf das Storytelling mit reinen Bildern verlässt. Allein die ersten Seiten, auf denen die Geschichte der Wunden auf Bruce Waynes vernarbtem Körper erzählt wird, sind grandios inszeniert.

Aber es bleibt ein Gefühl zurück, das man auch schon nach anderen Joker-Storys der vergangenen Jahre hatte, wie etwa Death of the Family und Endgame: Three Jokers versucht so sehr, dem Joker eine neue Seite abzutrotzen, dass es sich immer wieder in der Tradition verfängt. Mit anderen Worten: Es wirkt alles wie schon einmal dagewesen. Wie eine Kapitulation: Da es nichts Neues geben kann, gibt es eben bloß einen Remix des Altbekannten. Der Joker ist auch hier der von Batman Besessene, der mit ihm bis auf den gemeinsamen Tod hin kämpfen will, aber diesen noch hinauszögert – ungeachtet dessen, dass genau dieser Kampf in Endgame bereits stattgefunden hat. Insofern wirkt Three Jokers auch seltsam geschichtsvergessen.

Und so ist das Einzige, was an neuer Erkenntnis über den Joker übrig bleibt, das hier: „It hurts when I laugh.“

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„A Death in the Family“ wird zum interaktiven Film

Die Storyline A Death in the Family schrieb im Jahr 1988 Comic-Geschichte. Damals standen die Leser von Batman vor einer folgenschweren Entscheidung. Sollte Robin (Jason Todd) sterben, nachdem er vom Joker mit einer Brechstange erschlagen wurde? Die Leser durften per Anruf abstimmen. Das Votum fiel knapp aus. Das Urteil lautete Tod. Jason starb, Batman war für eine Weile untröstlich, bis er dann sehr schnell Trost und Ersatz in Robin III, Tim Drake, fand. Später kehrte Jason Todd – ganz ohne Leservotum – von den Toten zurück und treibt seitdem als Killer Red Hood sein Unwesen.

Warner Bros.

Verfilmt wurde diese Geschichte in Kurzform bereits im Prolog von Under the Red Hood (2010). Jetzt hat DC eine Langfassung der besonderen Art angekündigt: Batman: Death in the Family – als „Interactive Movie“. Die Zuschauer können dann wie damals selbst entscheiden, was aus Jason Todd wird. Nach der Schlüsselszene gibt es drei Optionen und der Trailer deutet an, dass es auf Hush, Red Hood oder Red Robin (mit Panzerfaust) hinauslaufen kann – auch Two-Face wird dabei sein.

Der interaktive Film von Brandon Vietti soll am 13. Oktober 2020 in den USA herauskommen – auf Blu-ray und auch in digitaler Form, dann allerdings nicht interaktiv (Under the Red Hood: Reloaded). Zu dem Hauptfilm wird es als Bonus eine Zusammenstellung von bereits anderweitig veröffentlichten Kurzfilmen aus der Reihe DC Showcase geben: Sgt. Rock, Death, Phantom Stranger und Adam Strange.

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Jokers Junggesellenabschied für Batman

DC Comics

Titel: Preludes to the Wedding

Autor/Zeichner: Tim Seeley, Tom King/Clay Mann u.a.

Erschienen: 2018 (5 One-shots, DC Nation #0)


„Keep it simple.“ (Joker)

Batman und Catwoman wollen heiraten. Der Joker ist nicht eingeladen. Er ist beleidigt. Also läuft er Amok. Zuerst sucht er einen zufällig ausgewählten Mann heim und terrorisiert ihn. Diese ersten acht Seiten, geschrieben von Tom King und gezeichnet von Clay Mann, sind der größte Höhepunkt in Preludes to the Wedding. Hier gibt es Spannung und einiges zu lachen.

Danach hetzt der Joker vier Schurken auf Batman, indem er ihnen von der Hochzeit erzählt – und keiner ist von der Sache begeistert. Robin nimmt es mit seinem Großvater Ra’s al Ghul auf, Nightwing mit Hush, Batgirl mit Riddler und Red Hood mit Anarky. Wie immer geht es dabei um alte Wunden, die aufreißen. Um Enttäuschungen und Eifersucht. Jeder dieser Schurken hat eine persönliche Rechnung offen mit Batman.

Besonders persönlich wird es, wenn sich am Ende Harley Quinn den Joker vornimmt. Harley tut so, als wollte sie ihn umbringen, die Frage ist, ob sie ihn wirklich töten will, aber natürlich schafft er es, sich aus zwei Todesfallen zu befreien. Am Ende ist er der Sentimentale, der es nicht übers Herz bringt, seine alte Komplizin zu töten.

Preludes to the Wedding ist das Gegenstück zu den beiden Batman-Bänden Rules of Engagement und Bride or Burglar. Während da Batman, bevor er sich an Catwoman bindet, die Frauen in seinem Leben wiedertrifft, sind es hier die Männer, die noch einmal ihr Verhältnis zu Batman Revue passieren lassen.

Natürlich ist Joker der Eifersüchtigste von allen, denn zwischen ihm und Batman besteht schon immer eine ganz besondere Verbindung – und das nicht erst seit Frank Miller beide im Liebestunnel intim werden ließ. Im Grunde inszeniert der Joker hier einen Junggesellenabschied für seinen liebsten Feind, nur das der Bräutigam meist nicht anwesend ist. Es ist ein verkappter Akt der Liebe auf Umwegen, der daher tragischerweise unerwidert bleibt und schließlich damit endet, dass der Joker versucht, die Hochzeit zu sabotieren.

Tiefsinnigere Erkenntnisse bekommt man in diesen kurzweiligen Kapiteln zwar nicht, aber dafür solide Unterhaltung. Aber einmal überrascht Autor Tim Seeley dann doch, wenn er den eigentlichen Jungesellenabschied (Batman, Nightwing, Superman) in eine Dimension bringt, die von Gestalten bevölkert wird, die nur noch gesichtslose Schatten echter Menschen sind, lauter vertane Chancen aus unserer Welt. So viel Gesellschaftskritik bekommt hier nicht einmal Anarky hin.

>> Batman 2011-2019

Trauer um Robin

DC Comics

DC Comics

Titel: Batman and Robin Vol. 4 – Requiem for Damian (dt. Requiem)

Autor/Zeichner: Peter J. Tomasi/Patrick Gleason

Erschienen: 2013 (Batman and Robin #18-23, Paperback 2014); dt. Panini 2014 (Paperback)


„… mother may have given me life, but you taught me how to live.“ (Damian)

Nach dem Tod von Robin IV, Damian, trauert Bruce Wayne um seinem Sohn. Viel mehr passiert hier eigentlich nicht. Batman heult sich mehr oder weniger bei seiner Familie aus: Red Robin, Red Hood, Batgirl, Catwoman, Nightwing und schließlich sogar Alfred. Zwischendrin reagiert er sich dabei ab, indem er einige Schurken vermöbelt. In einer grotesken Episode entführt er Frankenstein, um ihn zu sezieren und so herauszufinden, wie er Damian wiederbeleben kann. In einer anderen bringt er Jason Todd an den Ort seines Todes zurück (siehe A Death in the Family). Batman dreht durch – und, wie er eben so ist, er badet in Schuldgefühlen und Selbstmitleid und kasteit sich selbst, indem er Damians Tod immer wieder durchgeht.

Und dann taucht noch eine neue Figur auf: Damians Schauspiellehrerin, eine Studentin namens – Carrie Kelley. Nein, nicht genau die Carrie Kelley aus Frank Millers The Dark Knight Returns, die zum ersten weiblichen Robin wird, aber sie sieht ihr sehr ähnlich – und sie trägt einmal sogar das Robin-Kostüm, wenn auch nur auf einer Party. In Requiem wird sie von Alfred engagiert, um drei Tage pro Woche auf Damians Hund Titus aufzupassen. Bruce zeigt sich bockig.

Muss man das lesen? Nein, aber es schadet auch nicht. Denn nach dem überladenen Batman Incorporated tut es gut, wenn das Tempo rausgenommen wird und mal wieder ein paar kontemplative Storys Gelegenheit zum Durchschnaufen geben. Requiem ist stark und einfühlsam erzählt, vor allem die erste Episode, die fast ohne Worte auskommt. Da bekommen die Zeichnungen von Patrick Gleason den Raum, den sie verdienen, um ihre volle Wirkung zu entfalten, und in der Leere und Weite der Panels wird die Trauer des Vaters um seinen Sohn spürbar.

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Robin aus der Retorte

DC Comics

DC Comics

Titel: Pearl (Batman & Robin Vol. 2)

Autor/Zeichner: Peter J. Tomasi/Patrick Gleason

Erschienen: 2012-2013 (Batman & Robin #0, 9-14), Paperback 2013; dt. Panini 2013 (Sonderband 2)


„You’re the master at spreading terror, Batman. We’ve all learned by watching you. Now it’s time to reap what you have sown!“ (Terminus)

Der eine hat mal Batmans Stiefel ins Gesicht bekommen – als die Sohle glühte. Das Profil hat Spuren hinterlassen. Ein anderer hat einen Batarang im Kopf stecken und redet wirres Zeug. Eine andere hat gleich ihren ganzen Körper mit Batarangs gespickt. Und der Anführer der Bande, Terminus, zerfällt von selbst. Alles Kollateralschäden von Batmans Einsätzen. Jetzt wollen sie Rache. Aber Robin legt sich erstmal mit seinen Vorgängern an, indem er den anderen erklärt, er könne es jederzeit mit ihnen aufnehmen. Die anderen – Nightwing, Red Hood und Red Robin – sind alles andere als erfreut. Es kommt zu einer kleinen Keilerei in der Bathöhle, aber der Streit ist schnell beigelegt. Gibt ja wichtigeres zu tun. Zum Beispiel Gotham vor den Psychos retten.

Das ist auch schon die größte Story des zweiten Bandes von Batman & Robin. Aber nichts, was einen lange beschäftigt. Das gilt auch für den Rest: Ansonsten gibt es noch eine vergessenswerte Zombie-Attacke eines Kannibalen-Kults, einen belanglosen Tie-in zum Event Night of Owls (Nacht der Eulen) und einen kleinen Robin-Origin, in dem wir erfahren, dass er aus der Retorte stammt, und eine echt ätzende Kindheit hatte. Aber das konnte man sich schon bei seinem ersten Auftritt in Batman and Son (2006) denken. Was anderes ist von einer Mutter wie Talia al Ghul zu erwarten?

Insgesamt ist Pearl nach dem furiosen Aufkakt von Born to Kill ziemlich enttäuschend. Immerhin die Zeichnungen von Patrick Gleason entschädigen mit einigen furiosen Panels. Hier ein Highlight:

Damian Wayne in Batman & Robin #0 (DC Comics)

Damian Wayne in Batman & Robin #0 (DC Comics)

Leider stammen aber nicht alle Seiten von Gleason.

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The Killing Joke: Lieber beim Comic bleiben

Warner Bros.

Warner Bros.

Titel: Batman – The Killing Joke

Drehbuch: Brian Azzarello

Erschienen: 2016 (Direct-to-Video)


„This wasn’t supposed to be boring.“ (Joker)

Die Story ist bekannt. Selbst wer The Killing Joke nicht gelesen hat, kennt den Inhalt, die ikonischen Panels oder die wichtigsten Zitate. Ein Klassiker eben. Und vielleicht ist gerade das das größte Problem an dieser Adaption. Es gibt keine Überraschungen. Und obwohl im Wesentlichen der Film sich eng an den Comic hält, fehlt etwas Entscheidendes: die noiresken Zeichnungen von Brian Bolland. Während er realistische, dynamische und ausdrucksstarke Bilder für das Grauen und die Tragik gefunden hat, bleibt die Ästhetik des Films flach, arm an athmosphärischen Schatten, die mit groben Strichen gezeichneten Figuren statisch. Es ist ein Armutszeugnis, dass man es weder geschafft hat, einen Stil zu imitieren, noch einen eigenen zu finden.

Weil die Comicvorlage aber zu wenig Stoff für einen 76-Minuten-Film bietet, hat man einen Prolog drangestrickt. Darin wird Batgirl eingeführt. Eine halbe Stunde lang. Zu viel für eine Binnen-Story, die nichts mit der eigentlichen Handlung zu tun hat. The Killing Joke ist eine Joker-Story. Im Prolog aber geht es um einen x-beliebigen neuen Gangster, einen Emporkömmling, der seinen Onkel erledigt und etwas Persönliches mit Batgirl hat. Ganz nebenbei wird noch eine Liebelei mit Batman eingestreut. Es gibt sogar eine kleine Sex-auf-dem-Dach-Szene, die völlig unvermittelt kommt und kaum der Rede wert ist. Kurz: Diese Vorgeschichte trägt nicht nur nichts Essenzielles bei, sondern bleibt auch für sich genommen belanglos und fade.

Und schließlich bleibt die Kritik am Stoff selbst. Wie schon festgestellt: Der Comic The Killing Joke ist toll erzählt, aber die rührselige Entstehungstragödie des Jokers wirkt spätestens nach Heath Ledger unzeitgemäß. Daher muss man den altbekannten Fall des Red Hood in die Chemikalienbrühe nicht auch noch als Film darstellen. Das hat Tim Burton schon in seinem Batman-Film von 1989 gemacht. Aber na gut, damit sind die drei großen Batman-Klassiker der 80er auch als Zeichentrickfilme zu haben (die anderen beiden sind Year One und The Dark Knight Returns). Wer die Geschichten wirklich genießen will, sollte bei den Comics bleiben. (Jetzt ist klar, warum Alan Moore seinen Namen dafür nicht hergegeben hat.)

Zu loben sind allerdings die Beigaben auf der Blu-ray: Neben zwei Making-ofs zum Film (und einer Vorschau auf Justice League Dark) gibt es auch zwei Episoden von The Animated Series bzw. The New Batman Adventures: Christmas with the Joker und Old Wounds. Nicht in der bestmöglichen Qualität, aber immerhin ein Trostpreis für alle, die keinen Spaß am Hauptfilm hatten. Die alte Serie ist immer noch am besten.

Wer Animationsfilme sehen will, die Comics besser (und freier) adaptieren, sollte sich lieber folgende anschauen: