Alan Moore

The Killing Joke: Seiten 34-46 – Finale

Batmans Ankunft mit dem Batmobil. (DC Comics)

Batman trifft mit dem Batmobil auf dem Rummelplatz ein. Zum ersten Mal sehen wir das Auto in voller Größe und ein Splash Panel räumt ihm den gebührenden Platz ein. Die Freaks – ob dünn oder dick – fliehen ängstlich, während im Hintergrund weiter der tote Makler auf dem rosa Elefanten schaukelt. Batman springt, theatralisch das Cape hebend, aus dem Auto und baut sich vor dem Joker auf. Eine wort- und geräuschlose Sequenz – doch dann, im letzten Panel, das Batmans Kopf als schwarze Silhouette mit weißen Augenschlitzen zeigt, wird sein Eingangsmonolog zitiert: „Hello. I came to talk …“

Während vom Todeskampf die Rede ist, stürzt sich Batman auf den Joker. Die schlimmste Befürchtung scheint einzutreffen. Zwischen den beiden Kämpfenden hockt James Gordon nackt im Käfig, was bereits in der Eingangssequenz in Arkham angedeutet wurde, als Gordon ebenfalls hinter Gittern zu sehen war. Auch dass sich Batman auf den Joker stürzt, erinnert an die erste Szene. Hier werden die ersten fünf Seiten auf zwei Seiten zusammengefasst.

(mehr …)

The Killing Joke: Seiten 29-32 – Vierte Rückblende (Jokers Origin)

Detective Comics #168 (1951) (DC Comics)

Der Joker war lange Zeit ein Paradoxon: der bekannteste Batman-Schurke, aber zugleich der große Unbekannte, denn man wusste nichts über seine Ursprünge. Das ist nicht ungewöhnlich. Catwoman bekam ihren Origin immerhin nach zehn Jahren (1950), der Pinguin erst 1981. Doch auch wenn Bill Finger 1951 erklärte, wie der Joker entstand, war noch immer nicht viel über ihn bekannt. Nicht mal ein Name.

Die Leser wussten allerdings zunächst nicht, was sie in The Man Behind the Red Hood (Detective Comics #168) erwartete. Wer hinter der roten Haube steckte, war das Rätsel, an dessen Lösung sie sich selbst beteiligen konnten. Batman erzählt in einem Uni-Kurs für Kriminologie von einem ungelösten Fall, den er vor zehn Jahren hatte: Ein Verbrecher namens Red Hood machte die Stadt unsicher. Batman konnte ihn nicht schnappen, bis er schließlich bei einem Raubzug in ein Becken mit Chemieabwasser sprang und seitdem verschwand. Da nie eine Leiche gefunden wurde, ist sich Batman unsicher, ob er starb.

Die rote Haube ohne Augenschlitze sollte dazu dienen, die Identität des Verbrechers zu verschleiern (außerdem enthielt sie eine Gasmaske). Wozu er aber auch noch ein rotes Cape und eine Fliege trägt, bleibt unklar.

Als die Studenten beschließen, den Fall zu lösen, taucht Red Hood auf dem Campus auf, um Gehälter zu rauben. Am Ende stellt sich heraus, dass der Joker hinter der Maske steckte. Einst war er ein Laborant, der beschloss, eine Million Dollar zu stehlen und sich zur Ruhe zu setzen. Warum er aber nach zehn Jahren wieder zum Red Hood wurde, erklärt er nicht.

The Killing Joke orientiert sich zwar an dieser Story, indem es die Entstehung über den Red Hood adaptiert, geht aber mit der Hintergrundgeschichte und dem Gordon-Plot weit darüber hinaus. Hier ist der junge Mann, der zum Joker wird, zunächst ein Laborant, der sein Glück in der Comedy versucht, aber versagt und schließlich, nach dem tragischen Tod seiner Frau und seines ungeborenen Kindes, zum Verbrecher wird.

(mehr …)

The Killing Joke: Seiten 26-28 – Batmans Ermittlung/Joker und Gordon

Gordon leidet, Batman ermittelt. (DC Comics)

Auf die Fratze des Jokers folgt die grinsende Fratze auf einer Doppeltür, durch die Gordon fährt. Es folgen noch sechs weitere: eine Art Teufels- oder Dämonsfigur, ein Leopard und dann weitere raubtierhafte bis monströse Gestalten mit Reißzähnen und bösen Blicken. Gordon dringt in der Geisterbahn in immer neue Räume ein, ohne dass wir sehen, was er zu sehen bekommt. Nur eins dürfte klar sein: Nachdem er im nackten Zustand Bilder seiner nackten, verletzten Tochter gezeigt bekam und damit Inzest angedeutet wurde, erscheint das siebenmalige Eindringen in die Doppeltüren (jedesmal auch mit dem Geräusch „bdump“ verdeutlicht) wie ein forcierter Geschlechtakt.

(mehr …)

The Killing Joke: Seiten 19-25 – Gordon bei Joker/Dritte Rückblende

James Gordon beim Joker. (DC Comics)

Ebenso wie Barbara Gordon eben noch Batman am Cape zog, wird nun ihr Vater James Gordon von einem kleinwüchsigen Handlanger des Jokers am Hemd gezerrt und mit der Hilfe von zwei anderen ausgezogen. Damit wiederholt sich auch, was der Joker mit Barbara in ihrer Wohnung gemacht hat, nachdem er sie angeschossen hat. Zudem wird Gordon mit Elektroschocks traktiert und an einem Halsband gezogen.

Gordon gibt sich irritiert und sagt: „Wh-what are you doing?“ Er beurteilt alles, was ihm geschieht und hängt noch an seinen alten Überzeugungen: „You can’t do that!“ Die gelten aber nicht mehr, daher ist auch seine Aufforderung „Don’t do this …“ vergeblich, genauso wie seine Fragen nach dem Wohin und ob er träumt und was passiert ist.

Die Handlanger antworten nicht. Auch andere Zirkusfreaks schauen nun zu: ein Hungerkünstler, die Fat Lady, ein Wolfman, zwei Paare siamesischer Zwillinge. Gordon wird vor den Joker gebracht. „Somebody please tell me what I’m doing here …“, sagt Gordon, immer noch nach einer rationalen Erklärung suchend. Doch genau dafür erteilt der Joker ihm eine Absage: „Doing? You’re doing what any sane man in your appaling circumstances would do. You’re going mad.“

(mehr …)

The Killing Joke: Seiten 15-18 – Zweite Rückblende/Krankenhaus

Zweite Rückblende: Der junge Mann und die „Red Hood Gang“. (DC Comics)

Die zweite Rückblende führt uns in eine Bar in Gotham. Der junge Mann, der zum Joker werden wird, mit zwei Gangstern der Red Hood Gang. Man isst Shrimps, die – in Bollands (neuer) Kolorierung – mit der roten Haube als einzige rot gefärbt sind in einem sonst schwarz-weißen Setting. In der alten Higgins-Kolorierung ist die Sequenz in Orange- und Violett-Tönen gehalten.

Der junge Mann erklärt seine Motivation: Er will sich beweisen, als Ehemann und Vater, er will für seine Familie sorgen, daher steht er kurz davor, sich einmalig an einem Verbrechen zu beteiligen. Er erzählt, er habe als Laborassistent in einem Chemiewerk begonnen, sei sogar gut in seinem Job gewesen. Dann habe er gekündigt, um Comedian zu werden. „I was so sure. So sure I had talent.“ Nun sieht er ein, dass das nicht der Fall ist.

(mehr …)

The Killing Joke: Seiten 12-14 – Attentat auf Gordons

Jokers Attentat auf Barbara Gordon. (DC Comics)

Commissioner James Gordon sitzt bei seiner Tochter Barbara (Batgirl) auf dem Sofa und schneidet Zeitungsartikel aus, der von dem jüngsten Ausbruch des Jokers handelt. Vicki Vale hat den Artikel geschrieben. Batman wolle keinen Kommentar abgeben, heißt es, auf einem Foto hält er die Hand vor die Kamera, damit er nicht abgelichtet wird – damit weist er bereits voraus auf den Fotografen, der gleich ins Leben der Gordons eindringt.

(mehr …)

The Killing Joke: Seiten 10-11 – Batman in der Batcave

Im Zeichen des Jokers: Batman in der Bathöhle. (DC Comics)

Zwei Seiten zeigen Batman in der Bathöhle. Zunächst fällt auf, dass der Aufbau von Seite 10 dem von Seite 6 gleicht: Die aufgeräumte Bathöhle dient auf den ersten Blick als Gegenstück zu Jokers verfallenem Rummelplatz, gleichzeitig haben die Stalaktiken und Fledermäuse sowie Schatten einen eigenen morbiden Charme.

Wir sehen die typischen Attribute: den Riesen-T-Rex bis hin zum Riesenpenny, auch ein Whirly-Bat, ein Pinguin mit Zylinder und Batarangs sind zu sehen. Nur die riesige Joker-Karte fehlt. Dafür gibt es eine andere, nämlich die, die Batman aus Arkham mitgebracht hat. Durch die Nahaufnahme im ersten Panel wirkt sie umso prominenter – riesig zumindest für die Leser. (Die große Joker-Karte taucht bereits sehr früh, nämlich zum ersten Mal 1945 auf, 1948 erstmals in der Batcave als Trophäe.)

(mehr …)

The Killing Joke: Seiten 6-9 – Rummelplatz/Erste Rückblende

Joker auf dem Rummelplatz (alte und neuer Kolorierung). (DC Comics)

Ortswechsel. Der Joker auf dem Rummelplatz. Wie bei Batman sehen wir auch ihn erst nach und nach, Stück für Stück, wenn auch deutlich eher. Das erste Panel zeigt nur seine Hand im Handschuh an einem Gehstock, im Hintergrund der Makler und die Stadt. Im zweiten Panel sehen wir den verlassenen Vergnügungspark mit den Fahrgeschäften: Riesenrad und ein Helter Skelter, eine spiralförmige Rutschbahn, der Paul McCartney später in einem Beatles-Song verewigte, was wiederum durch Charles Manson traurige Berühmtheit erlangte. (Das Wort „Helter“ erscheint auch auf dem Cover von Watchmen #3, da von der Aufschrift „Shelter“ das S verdeckt ist.)

Wir sehen den Joker nur von hinten, bevor er erst im dritten Panel sich umdreht und sich nicht nur dem Makler, sondern auch uns zuwendet: Zum ersten Mal erscheint sein wahres Gesicht und zwar in Übergröße, sodass es die Panelgrenzen überragt und der Joker sich sogar bis an den Seitenrand erstreckt.

Das strenge Neunerraster der ersten Seiten ist damit völlig aufgebrochen und wird erst wieder auf der letzten Seite wiederkehren.

(mehr …)

The Killing Joke: Seiten 1-5 – Batman in Arkham

The Killing Joke, Seite 1: Schwarzweiß, alte und neue Kolorierung. (DC Comics)

The Killing Joke beginnt mit einer Ankunft. Batman kommt in der Nervenheilanstalt Arkham Asylum an und trifft den (falschen) Joker. So geht es auch uns: Wir kommen mit ihm an. Doch wir sind schon etwas vor ihm da, wir warten bereits auf ihn – wie Commissioner James Gordon und der Polizist, der am Eingang bei ihm steht.

Die Seite ist eingeteilt in ein klassisches Neuner-Raster. Das haben auch Will Eisner in The Spirit (vor allem am Anfang) und Steve Ditko (Spider-Man, Doctor Strange) oft benutzt. Moore verwendete es ebenfalls in Watchmen, wo es ähnlich mit einem kreisförmigen Detail auf der Straße beginnt und dann allmählich hinauszoomt (der Smiley-Button des Comedian). Hier spiegelt die strenge Gitterstruktur die Gitterstäbe in und um Arkham. Gleichzeitig stehen die drei Dreierreihen für die drei Männer, um die es hier geht: Batman, Joker, Gordon. Die symmetrische Ordnung steht allerdings im Widerspruch zum weiteren Verlauf der Geschichte. Der Joker bricht sie auf.

(mehr …)

The Killing Joke: Das Cover

killing-joker-cover-collage.jpg

Ikonisches Cover, oft zitiert: The Killing Joke. (DC Comics)

Bereits Brian Bollands Cover zu The Killing Joke erzählt eine Geschichte: Es zeigt eine Nahaufnahme des grinsenden Joker, jedoch halb verdeckt von einer Kamera, die er sich vors Gesicht hält. Der Joker sagt „Smile!“ Die Lichtreflexionen auf der Linse zeichnen ebenfalls ein schiefes Lächeln, ähnlich dem Smiley aus Watchmen. Es entsteht eine ungewohnte Nähe. Wir sehen jede Falte, jedes Haar, jeden Zahn. Der Joker rückt uns geradezu auf die Pelle. Da der Joker nach vorne schaut, spricht er direkt den Betrachter an – und er fotografiert damit auch uns.

killing-joke-close-up.jpg

Nahaufnahme: Joker auf dem Cover zu „The Killing Joke“. (DC Comics)

Der Joker hat zwar einen Hut aufgesetzt, aber er erscheint hier in einen violetten Trenchcoat, den passenden Handschuhen und einer grünen Schleife um den Hals. Damit entspricht er dem klassischen Design, besonders erinnert der Aufzug an The Laughing Fish von Steve Englehart und Marshall Rogers (1978).  Zudem kann man eine winzige Joker-Karte auf einem (Manschetten?)Knopf erkennen. Die Karte deutet zurück auf den Namensgeber, auf die Fabrik, in der der Joker entsteht. Außerdem hat auch Batman eine solche Karte in der Batcave.

(mehr …)