
Jervis Tetch als Mad Hatter mit Alice. (Warner Bros.)
Jervis Tetch war ein Räuber, ein Hutsammler, ein Hobby-Neurologe und IT-Techniker, aber eins war er nicht: ein Hutmacher. Vor allem ging schnell der Bezug zum Vorbild aus Alice im Wunderland verloren, der nur beim ersten Auftritt des Mad Hatters 1948 vorhanden war. Das ändert sich in Batman: The Animated Series. Gleichzeitig wird zum ersten Mal ein Charakter aus der bisher eindimensionalen Figur.
Tetch ist hier zunächst ein (britischer) Wissenschaftler, der für Bruce Wayne arbeitet (Episode Mad as a Hatter/Der Verrückte Hutmacher S01E27). Von seiner direkten Vorgesetzten wird er unter Druck gesetzt, Resultate zu liefern. Mittels seiner Geräte bringt er Ratten Manieren bei, dann überträgt er die Gedankenkontrolle auf Menschen.
Auslöser ist die Liebe: Tetch schwärmt für seine Sekretärin, die junge Alice. Doch die ist bereits vergeben und interessiert sich nicht für ihren älteren Chef mit dem Überbiss, sondern hat einen Verehrer in ihrem Alter. Kurz überlegt Tetch, ihre Liebe mit seiner Technik zu erwirken, aber er lässt es, denn er will keine seelenlose Marionette.
Als Alice von ihrem Freund sitzen gelassen wird, wittert Jervis seine Chance und führt sie aus. Um sie zu beeindrucken, zieht er sich an wie der Mad Hatter aus Alice im Wunderland, weil es sein Lieblingsbuch ist und ein Plakat vom Hutmacher in seinem Labor hängt. Eine seltsame Masche, aber er setzt dabei auch seine Karten zur Gedankenkontrolle ein, sodass Jervis und Alice etwa im Restaurant vorzugsweise behandelt werden. Als ihn zwei Räuber angreifen, steckt er ihnen zwei seiner Karten in die Stirnbänder und befiehlt ihnen, von der Brücke zu springen – was Batmans Aufmerksamkeit erregt.

Batman im Wunderland: Grinsekatze und Kaninchen. (Warner Bros.)
Alle Mühe ist jedoch vergebens, als Alice und ihr Freund wieder zusammenfinden. Dann entführt er Alice und bringt sie in einen Vergnüngspark im Wunderland-Stil. Dabei macht er aus ihr dann doch die Marionette, indem er sie in die Titelrolle zwingt. Batman kämpft gegen lauter willenlosen Menschen in Rollen aus dem Wunderland: Walross, Zimmermann, Kaninchen, Grinsekatze und die Herzkönigin. Durch die Gedankenkontrolle haben sie Superkräfte.
Mit dieser Episode erhält der Mad Hatter erstmals eine Vorgeschichte und Persönlichkeit – wie auch andere bis dato unterbelichtete Batman-Schurken (Two-Face, Clayface und Mister Freeze).
Alternative Traumwelt für Bruce Wayne
In Perchance to Dream erschafft der Mad Hatter eine Traumwelt für Bruce Wayne, in der seine Eltern noch leben und er nicht mehr Batman ist. Was es damit auf sich hat, wird erst am Ende klar, als die Illusion zerbricht und Bruce Wayne gegen Batman kämpft. Der Hatter erscheint, als Bruce Batman die Maske vom Gesicht reißt, und erklärt ihm, er sei auch nur eine Konstruktion. Indirekt zitiert er aus Alice Hinter den Spiegeln, als er die Meta-Frage stellt: „Are you the dreamer, or merely part of somebody else’s dream?“

Hinter Batmans Maske steckt der Mad Hatter. (Warner Bros.)
Bruce befreit sich aus dem Traum, indem er sich von einem Turm stürzt. Nachdem er erwacht, offenbart ihm der (wahre) Hatter, er habe Batman ein perfektes Leben erschaffen wollen, damit er sich aus seinem heraushält. Eine überraschende Wendung: Statt Rache will der Hatter eine Win-Win-Situation schaffen.
Interessanterweise haben sich die Autoren von der Comicstory Identity Crisis (Detective Comics #633, 1991) inspirieren lassen (wo die Auflösung aber eine ganz andere ist), die ist wiederum inspiriert von Alan Moores For the Man Who Has Everything. Hier hat man Mad Hatter also neue Fähigkeiten angedichtet, die in die Richtung von Matrix und Inception vorausweisen (wobei diese vom Roman Simulacron-3 inspiriert sind, der später als Welt am Draht und als The 13th Floor verfilmt wurde).
Hatters Sorgenpüppchen
In The Worry Men (Die Sorgenpüppchen, S01E65) arbeitet der Hatter ebenfalls zunächst hinter den Kulissen: Er verteilt an die High Society Gothams kleine Puppen, die Sorgen vertreiben sollen, wenn man sie sich unters Kopfkissen legt. Tatsächlich aber brachte er die Reichen damit nur dazu, ihm ihr Geld zu geben.

Mad Hatter verkauft Sorgenpuppen. (Warner Bros.)
Am Ende erklärt Tetch, er habe danach dem Verbrechen abschwören wollen: Er wollte sich eine Insel kaufen, um dort einen Laden für Sonnenhüte aufzumachen: „Aber Inseln, selbst die kleinsten kosten Geld! Sehr viel Geld!“ Und so manipulierte er einen „Eingeborenen“, der die kleinen Figürchen herstellte, um sie mit seinen Mikrochips auszustatten. Dieser treibt dann in einem „Eingeborenen“-Kostüm mit Lendenschurz etc. das Geld ein und kämpft mit Batman.
Im Finale schickt der Hatter noch eine Reihe Roboter auf Batman los, die wie seine klassischen Gegner aussehen: Riddler, Pinguin, Harley Quinn und Joker.

Albtraum für Schurken: Batman als Sorgenpuppe. (Warner Bros.)
Als Tetch wieder in Arkham ist, liegt ein Batman-Püppchen unter seinem Kopfkissen, das ihn von einem ehrlichen Lebenswandel träumen lässt – es scheinen sehr unruhige Träume zu sein.
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