Batman: The Animated Series

Die Zeichentrickserie „Batman: The Animated Series“ (BTAS) lief von 1992 bis 1993 und umfasst 65 Episoden. Die zweite Staffel trägt den Titel „The Adventures of Batman and Robin“ (20 Episoden), die dritte Staffel heißt „The New Batman Adventures“ (24 Episoden).

Ein tierisches Trio: Fuchs, Hai und Geier

Detective Comics #253-321 (DC Comics)

Titel: The Fox, the Shark, and the Vulture/The Terrible Trio

Autor/Zeichner: Dave Wood/Sheldon Moldoff

Erschienen: 1958/1963 (Detective Comics #253, #321)


Batman und Robin sind eigentlich für jede Herausforderung gerüstet, egal ob auf dem Land, im Wasser oder in der Luft. Doch was ist, wenn eine Bande das ebenfalls ist? Beim Terrible Trio, das aus drei Erfindern mit Tiermasken (Fuchs, Hai und Geier) besteht, konzentriert sich jeder auf eines der Fachgebiete. Vulture plündert ein Museumsflugzeug im Flug (was es nicht alles gibt), Fox bohrt sich mit seinem Gefährt durch den Boden einer Bank. Batman und Robin jagen mit dem Batplane hinterher, doch dann entkommt die Bande ins Wasser, wo sie mit Sharks mechanischem Riesenaal davonkommen – dieser schlägt die Helden mit Elektroschocks in die Flucht. Mit einem Schwertfisch-U-Boot plündert die Bande auch ein Schiff.

Doch wo schlägt sie als nächstes zu? Batman hat es bald raus: Im Wasser, denn die drei Bereiche wechseln sich ab. Die drei bewohnen einen Leuchtturm, in dem jeder eine Etage für sich hat: oben der Geier, unten der Fuchs, ganz unten der Hai. Es gibt sogar eine Küche, doch nur der Hai hat ein Bett und einen Sessel. Offenbar müssen die anderen nicht schlafen (und die Toilette erledigt man offenbar draußen).

Also auf zur nächsten Mission: Mit einem „Pilot Fish“-U-Boot dockt man an einem Frachter an, um wertvolle Schätze und Mumien aus dem alten Ägypten zu stehlen. Doch dann erwachen die Mumien zum Leben: Es sind Batman und Robin! Ein fliegender Rochen wird mit dem Batarang abgewehrt, Kugeln, die aus einem Fuchskopf schießen, mit Granaten, schließlich wirft Batman einen Dartpfeil auf die Kontrolle des Leuchtturms und blendet die Gauner, damit sind sie überwältigt.

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Poison Ivy in Batman: The Animated Series

In der großartigen Batman-Zeichentrickserie der 90er ist Poison Ivy wie auch Catwoman vor allem eine Umweltaktivistin. Wir erfahren nicht, wie sie entstanden ist, wir wissen nur, dass sie Botanikerin ist. Aber woher ihr starkes Immunsystem kommt, wird nie erklärt. Die Autoren haben sich dazu entschieden, die Figur als Geheimnis einzuführen.

Pamela Isley ist zunächst die Geliebte von Bezirksstaatsanwalt Harvey Dent (bevor er Two-Face wird). Er ist ihr total verfallen, will sie heiraten, obwohl er sie kaum kennt. Dann wird er vor den Augen von Bruce Wayne ohnmächtig und landet im Krankenhaus – wegen einer Vergiftung. Poison Ivy will sich an ihm rächen, weil er beim Spatenstich für ein neues Gefängnis dabei war und weil beim Bau später eine vom aussterben bedrohte Rosenart vernichtet wurde.

Vielleicht hätte Ivy etwas subtiler dabei vorgehen können, denn die Verantwortliche ist schnell gefunden, Batman spürt Ivy in einem Gewächshaus auf, das mit einer Falltür versehen ist und in dem eine riesige fleischfressende Pflanze ihre Tentakel ausfährt. Zum Schluss gelingt es ihm, der Schurkin ein Gegenmittel abzuluchsen und sie in den Knast zu bringen, den sie so sehr hasst …

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Pinguin in Batman: The Animated Series

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Hoch die Flossen! Pinguin im DeVito-Stil. (Warner Bros.)

Der Pinguin von Danny DeVito in Batman Returns hat einen so großen Eindruck gemacht, dass die Figur in Batman: The Animated Series ihm nachempfunden wurde: mit langen schwarzen Haaren und Flossenhänden – wenn auch nicht ganz so düster, um kindgerecht zu sein. Und das ist auch schon das Problem. Denn so sehr sich die Macher der meist großartigen Serie bemüht haben, die schaurige Figur fürs junge Publikum anzupassen, haben sie vergessen, ihm als Charakter eine Tiefe zu verleihen wie bei anderen bis dato eindimensionalen Figuren wie Mr. Freeze.

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Pinguin mit Dolch im Kampf mit Batman.

Das geht schon ungünstig los mit einer Episode, in der weder der Pinguin noch Batman im Vordergrund stehen, sondern Kinder (I’ve Got Batman in My Basement, S01E13). Batman erwischt zwei Handlanger, die ein großes funkelndes Fabergé-Ei klauen, dann hat er es mit einem Riesengeier zu tun. Nach einer späteren Konfrontation mit dem Pinguin wird Batman von einer Rauchbombe außer Gefecht gesetzt, kann sich mit Mühe ins Batmobil retten. Zufällig sehen das zwei Kinder und sie bringen ihn mit dem Auto zu sich nach Hause, wo sie ihn im Keller gesund pflegen. Später bricht der Pinguin dort ein und wird nach Kevin-Allein-Zuhaus-Manier abgewehrt, bevor Batman wieder zu sich kommt und sich einen Kampf mit dem kleinen Dicken liefert.

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Mad Hatter in Batman: The Animated Series

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Jervis Tetch als Mad Hatter mit Alice. (Warner Bros.)

Jervis Tetch war ein Räuber, ein Hutsammler, ein Hobby-Neurologe und IT-Techniker, aber eins war er nicht: ein Hutmacher. Vor allem ging schnell der Bezug zum Vorbild aus Alice im Wunderland verloren, der nur beim ersten Auftritt des Mad Hatters 1948 vorhanden war. Das ändert sich in Batman: The Animated Series. Gleichzeitig wird zum ersten Mal ein Charakter aus der bisher eindimensionalen Figur.

Tetch ist hier zunächst ein (britischer) Wissenschaftler, der für Bruce Wayne arbeitet (Episode Mad as a Hatter/Der Verrückte Hutmacher S01E27). Von seiner direkten Vorgesetzten wird er unter Druck gesetzt, Resultate zu liefern. Mittels seiner Geräte bringt er Ratten Manieren bei, dann überträgt er die Gedankenkontrolle auf Menschen.

Auslöser ist die Liebe: Tetch schwärmt für seine Sekretärin, die junge Alice. Doch die ist bereits vergeben und interessiert sich nicht für ihren älteren Chef mit dem Überbiss, sondern hat einen Verehrer in ihrem Alter. Kurz überlegt Tetch, ihre Liebe mit seiner Technik zu erwirken, aber er lässt es, denn er will keine seelenlose Marionette.

Als Alice von ihrem Freund sitzen gelassen wird, wittert Jervis seine Chance und führt sie aus. Um sie zu beeindrucken, zieht er sich an wie der Mad Hatter aus Alice im Wunderland, weil es sein Lieblingsbuch ist und ein Plakat vom Hutmacher in seinem Labor hängt. Eine seltsame Masche, aber er setzt dabei auch seine Karten zur Gedankenkontrolle ein, sodass Jervis und Alice etwa im Restaurant vorzugsweise behandelt werden. Als ihn zwei Räuber angreifen, steckt er ihnen zwei seiner Karten in die Stirnbänder und befiehlt ihnen, von der Brücke zu springen – was Batmans Aufmerksamkeit erregt.

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Batman im Wunderland: Grinsekatze und Kaninchen. (Warner Bros.)

Alle Mühe ist jedoch vergebens, als Alice und ihr Freund wieder zusammenfinden. Dann entführt er Alice und bringt sie in einen Vergnüngspark im Wunderland-Stil. Dabei macht er aus ihr dann doch die Marionette, indem er sie in die Titelrolle zwingt. Batman kämpft gegen lauter willenlosen Menschen in Rollen aus dem Wunderland: Walross, Zimmermann, Kaninchen, Grinsekatze und die Herzkönigin. Durch die Gedankenkontrolle haben sie Superkräfte.

Mit dieser Episode erhält der Mad Hatter erstmals eine Vorgeschichte und Persönlichkeit – wie auch andere bis dato unterbelichtete Batman-Schurken (Two-Face, Clayface und Mister Freeze).

Alternative Traumwelt für Bruce Wayne

In Perchance to Dream erschafft der Mad Hatter eine Traumwelt für Bruce Wayne, in der seine Eltern noch leben und er nicht mehr Batman ist. Was es damit auf sich hat, wird erst am Ende klar, als die Illusion zerbricht und Bruce Wayne gegen Batman kämpft. Der Hatter erscheint, als Bruce Batman die Maske vom Gesicht reißt, und erklärt ihm, er sei auch nur eine Konstruktion. Indirekt zitiert er aus Alice Hinter den Spiegeln, als er die Meta-Frage stellt: „Are you the dreamer, or merely part of somebody else’s dream?“

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Hinter Batmans Maske steckt der Mad Hatter. (Warner Bros.)

Bruce befreit sich aus dem Traum, indem er sich von einem Turm stürzt. Nachdem er erwacht, offenbart ihm der (wahre) Hatter, er habe Batman ein perfektes Leben erschaffen wollen, damit er sich aus seinem heraushält. Eine überraschende Wendung: Statt Rache will der Hatter eine Win-Win-Situation schaffen.

Interessanterweise haben sich die Autoren von der Comicstory  Identity Crisis (Detective Comics #633, 1991) inspirieren lassen (wo die Auflösung aber eine ganz andere ist), die ist wiederum inspiriert von Alan Moores For the Man Who Has Everything. Hier hat man Mad Hatter also neue Fähigkeiten angedichtet, die in die Richtung von Matrix und Inception vorausweisen (wobei diese vom Roman Simulacron-3 inspiriert sind, der später als Welt am Draht und als The 13th Floor verfilmt wurde).

Hatters Sorgenpüppchen

In The Worry Men (Die Sorgenpüppchen, S01E65) arbeitet der Hatter ebenfalls zunächst hinter den Kulissen: Er verteilt an die High Society Gothams kleine Puppen, die Sorgen vertreiben sollen, wenn man sie sich unters Kopfkissen legt. Tatsächlich aber brachte er die Reichen damit nur dazu, ihm ihr Geld zu geben.

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Mad Hatter verkauft Sorgenpuppen. (Warner Bros.)

Am Ende erklärt Tetch, er habe danach dem Verbrechen abschwören wollen: Er wollte sich eine Insel kaufen, um dort einen Laden für Sonnenhüte aufzumachen: „Aber Inseln, selbst die kleinsten kosten Geld! Sehr viel Geld!“ Und so manipulierte er einen „Eingeborenen“, der die kleinen Figürchen herstellte, um sie mit seinen Mikrochips auszustatten. Dieser treibt dann in einem „Eingeborenen“-Kostüm mit Lendenschurz etc. das Geld ein und kämpft mit Batman.

Im Finale schickt der Hatter noch eine Reihe Roboter auf Batman los, die wie seine klassischen Gegner aussehen: Riddler, Pinguin, Harley Quinn und Joker.

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Albtraum für Schurken: Batman als Sorgenpuppe. (Warner Bros.)

Als Tetch wieder in Arkham ist, liegt ein Batman-Püppchen unter seinem Kopfkissen, das ihn von einem ehrlichen Lebenswandel träumen lässt – es scheinen sehr unruhige Träume zu sein.

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Honest Trailer zu „Batman und das Phantom“

Für manche gilt der Animationsfilm Batman: Mask of the Phantasm (dt. Batman und das Phantom) als einer der besten Batman-Kinofilme. Zweifelsfrei ist dieses Prequel zu The Animated Series ein Glücksfall: unter hohem Zeitdruck entstanden, aber von einer Tiefe, wie man sie eher von den Spielfilmen erwarten könnte.

Die Screen Junkies haben mal versucht, in ihrem Honest Trailer das Ganze nicht ernst zu nehmen. Da man über den Film aber kaum etwas Schlechtes sagen kann, wirken die Witze aber etwas bemüht. Die ganzen anachronistisch Vergleiche zu späteren Batman-Filmen sind völlig deplaziert. Und so wird ein weiterer Versuch der Satire zur verkappten Würdigung.

Leider ist der Batman und das Phantom noch immer nicht in Deutschland auf Blu-ray erschienen (genauso wie die dazugehörige Serie). Man muss leider mit dem Stream vorlieb nehmen.

>> Liste der Batman-Filme und Serien

Die Rache des Rätselkönigs

Verkanntes Genie: Edward Nigma als Riddler.

Wie übersetzt man Riddler? In der deutschen Fassung von Batman hält die Welt in Atem, des Spielfilms von 1966, hieß er noch „Rätselknacker“, obwohl er die Rätsel eher aufgab, als sie zu lösen. In der Comicversion hieß er 1969 noch „Mr. Sphinx“ – sehr geistreich (Superman 3, Ehapa Verlag). In Batman: The Animated Series nennt er sich „Rätselkönig“. Das ist zwar ziemlich anmaßend, aber es ist zumindest nah dran am Selbstverständnis des Schurken. Drei Episoden werden ihm gewidmet.

Edward Nygma (hier mit y geschrieben) arbeitet als Computerspielentwickler für Daniel Mockridge. Er hat den Bestseller Das Rätsel des Minotaurus erschaffen, ein Spiel, das sogar Robin in seinen Bann zieht. Doch dann entlässt ihn Mockridge einfach ohne Vorwarnung. Als Nygma erklärt, sein Genie sei für die Firma unentbehrlich entgegnet sein Chef nur: „If You’re So Smart, Why Aren’t You Rich?“ (S01E40)

Mörderischer Minotaurus.

Zwei Jahre später rächt sich Nygma, indem er in einen grünen Anzug steigt und seinen ehemaligen Arbeitgeber entführt. Batman und Robin müssen ihn aus einem riesigen Labyrinth befreien, bevor ein mechanischer Minotaurus Mockridge tötet. Dabei müssen sie Rätsel lösen und Fallen ausweichen. Nygma ist also nicht nur ein Experte für Computerspiele, sondern auch ein Genie in Sachen Roboter, denn er hat offenbar auch technische Wunder wie eine fliegende Riesenhand konstruiert. Batman weiß, sich die Waffe zunutze zu machen.

Riddler quält Gordon in seiner virutellen Welt.

In der Fortsetzung stellt sich die Frage: What is Reality? (S01E48) Nachdem der Riddler die Computersysteme von Banken, der Börse und der Polizei hackt, um alle Spuren seiner Identität auszulöschen, lässt er der Polizei einen Riesencomputer liefern. Mit Virtual Reality-Helmen können sich Batman und Robin in eine digitale Spielewelt versetzen. Von dort müssen sie Commissioner James Gordon befreien. Unterwegs muss Batman wieder Rätsel lösen und gegen Todesfallen kämpfen, Robin hilft ihm mit Kommentaren aus dem Off – im Grunde folgt die Geschichte demselben Schema wie die erste Episode.

Dunkler Rittler reloaded: Batman in neuer Rüstung.

VR war Anfang der 90er noch eine spannende Zukunftsvision. Interessanterweise nimmt diese Episode aber einen Film wie Matrix vorweg. Schon hier kann man nicht einfach den Stecker ziehen, wenn man aus der künstlichen Welt im Kopf ausbrechen will, weil man sonst stirbt. Schon hier entdeckt Batman wie später Neo, dass er nicht der Willkür von Riddlers Welt ausgesetzt ist, sondern sie nach eigenen Regeln nutzen kann, weil er sich selbst kontrolliert.

Gefangen in der Virtual Reality: Riddler.

Am Ende ist es der Riddler, dem seine eigene Erfindung zum Verhängnis wird, weil er von ihr überfordert wird. Er endet in einem katatonischen Zustand. Was er aber eigentlich mit der Aktion bezwecken wollte, bleibt das ungelöste Rätsel dieser Episode.

Resozialisierung für den Rätselkönig?

In der zweiten Staffel versucht Edward Nygma, ein neues Leben anzufangen (Riddler’s Reform, dt. Der Rätselkönig S02E14). Er wird aus Arkham entlassen und schließt einen Vertrag mit einem Spielzeughersteller. Der Riddler wird zur Handesmarke. Aber Batman wird den Verdacht nicht los, dass der Rätselkönig immer noch Raubzüge plant. Antiquitäten werden gestohlen, dann Juwelen. Nygma beteuert seine Unschuld. Sieht Batman schon Hinweise und Rätsel, wo keine sind?

Edward Nygmas Genie kommt auch bei Frauen gut an.

Natürlich nicht. Der Riddler führt Böses im Schilde. Aber warum, wenn er doch offenbar ausgesorgt hat? Ganz einfach: Er kann nicht anders. Der Riddler ist ein zwanghafter Spieler, besessen von Rätseln. Das klingt zwar wie eine typische Erklärung für Batmans Schurken, aber in dieser Folge hat man zum ersten Mal den Eindruck, dass es sich wirklich um einen Charakter handelt. Edward Nygma genießt den Ruhm, Frauen interessieren sich für ihn, er nimmt Teil am Leben der High Society.

Am Ende lockt er Batman in eine Todesfalle und jagt ihn scheinbar in die Luft. Danach wirft er sein Riddler-Kostüm ins Feuer. Als Batman dann aber wieder vor ihm steht, fragt er ihn, wie er da rausgekommen ist, aber er erfährt es nicht – das macht ihn rasend. Wobei die Lösung dafür ziemlich simpel ist: Batman versteckt sich in einem Tresor. Es stellt sich eher die Frage, wie er da wieder rausgekommen ist …

Damit hat der Riddler zum Schluss noch den Auftritt in der Serie bekommen, den er verdient hat. In der dritten Staffel (bzw. vierten: The New Batman Adventures) kommt er nicht mehr vor. Schade – man hätte mehr daraus machen können. In den Comicserien Batman Adventures und Gotham Adventures kommt er dafür noch einige Male zum Zuge.

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Wie „Batman: The Animated Series“ entstanden ist

Batman in The Animated Series (Warner Bros.)

Für mich repräsentiert sie Batman schlechthin: The Animated Series aus den 90er-Jahren. Keine andere TV-Serie und wahrscheinlich auch kein Film wird der Quintessenz von Batman so gerecht wie diese Zeichentrickserie: Das düstere Gotham als Film Noir-Setting, das zeitlose Art déco-Design, die wunderbare Dynamik der Animation, die aufs Wesentlichste reduziert ist, die perfekt getroffenen Figuren, und natürlich Geschichten, die ans Herz gehen hinterlassen einen tiefen Eindruck. Die eingängige Orchestermusik verleiht dem Ganzen die Würde einer edlen Hollywood-Produktion.

Nein, das ist eigentlich keine Serie für Kinder, sondern eine für Erwachsene. Eine für Genießer. Eine, die das Kunststück vollbringt, Batman ernst zu nehmen. Sie ist in fast 30 Jahren so gut wie gar nicht gealtert. Viele Episoden gehören zu den besten Batman-Geschichten, die je geschrieben wurden. Einige haben Comic-Klassiker neu erzählt, andere haben auch die Comics beeinflusst: Mister Freeze wird erstmals zu einer tragischen Figur, ebenso wie Clayface und Two-Face. Harley Quinn wurde dafür erfunden und ist heute fast so bekannt wie der Joker.

Da eine deutsche Blu-ray-Ausgabe dieses Meisterwerks leider immer noch fehlt, kann man sich zumindest damit trösten, dass Warner Bros. eine 99-Minuten-Dokumentation auf YouTube gestellt hat: Darin erklären die Macher, Bruce Timm und Eric Radomsky, neben dem Autor Paul Dini, Batman-Sprecher Kevin Conroy und anderen, wie es zu der Entstehung dieses Klassikers kam, der stark von den Superman-Cartoons der 40er und von Tim Burtons Batman-Film beeinflusst ist.

In der Doku wird deutlich, welche historische Bedeutung die Serie hat: Damals befanden sich Zeichentrickserien für Kinder in einem Tief. Die Qualität war mies, die Storys langweilig, der Humor platt – Kreativität wurde von Zensur erstickt. („Super-Friends“ war ein Beispiel dafür.) Insofern stellte Batman: The Animated Series einen radikalen Bruch damit dar. Die Serie war ein Wagnis. So etwas gab es bis dahin nicht. Und sie setzte Maßstäbe, an denen sich alles Spätere wird messen lassen müssen.

Der Titel der Doku versteht sich daher von selbst: The Heart of Batman.

>> Liste der Batman-TAS-Episoden

Joker in Batman: The Animated Series

Joker mit Bombe

Wenn vom Joker im Film die Rede ist, ist meistens nur die Rede von Cesar Romero, Jack Nicholson, Heath Ledger, Jared Leto und Joaquin Phoenix. Dabei wird oft einer übersehen, weil er nie zu sehen, sondern nur zu hören war: Mark Hamill. Er hat den Joker in Batman: The Animated Series gesprochen. Und diese Rolle ist noch viel interessanter als Luke Skywalker.

Joker in der Finsternis

In 14 Folgen der drei Staffeln spielt der Joker die Hauptrolle, oder zumindest eine tragende. Einige Folgen basieren auf Comics aus den 50ern („Joker’s Millions“ (Die Erbschaft, S03E07), 70ern („The Laughing Fish“ (Immer nur Fisch, S01E34, „Almost Got ′Im“ (Fast erwischt, S01E46 ) andere auf Comics zur Serie, die später adaptiert wurden: „Holiday Knights“ (Giftige Frauen, S03E01) und „Mad Love“ (Die Piranha-Falle, S03E21).  Außerdem gibt es noch eine Hommage ans Golden Age in der Folge „Legends of the Dark Knight“ (Die Legende lebt, S03E19). Da ich viele Episoden bereits besprochen habe, beschränke ich mich hier nur auf die bisher ausgelassenen.

Joker freut sich auf sein nächstes Opfer.

Obwohl sich die Serie an Kinder richtet, ist hier der Joker vor allem ein irrer Mörder. Die Auswirkungen der Gewalt werden zwar meistens verhindert, aber man sieht in jeder Folge, dass der Joker skrupellos ist. Das macht aber seinen extrem schwarzen Humor aus. Der Joker ist hier, anders als oft in den Comics, wirklich witzig. Die Pointen zünden, aber vieles ist auch einfach der starken Überzeichnung und eben der Stimme geschuldet, die übrigens auch in der deutschen Synchronfassung überzeugt.

In „The Last Laugh“ (Eine Stadt voller Narren, S01E04) lässt er erstmals sein Joker-Gas los. Das geschieht, indem er es über ein Müllschiff überträgt, mit dem er über den Fluss von Gotham zieht. Das Gas ist zwar nicht tödlich, aber wenn man es länger einatmet, wird man für immer wahnsinnig. Auch Alfred trifft es und er fängt daraufhin an, in Wayne Manor zu randalieren. Der ‚Clown Prince of Crime‘ nutzt die allgemeine Heiterkeit, um in der Stadt einzukaufen, ohne zu bezahlen.

Dieser Müll macht alle glücklich.

Es zeigt sich: Der Joker hat aber nicht nur gute Kenntnisse in Chemie, sondern auch in Technik. Denn einer seiner Handlanger ist ein möderischer Roboter à la Terminator. Bereits in „Christmas With the Joker“ (Weihnachten mit dem Joker, S01E02) hat er (noch primitivere) Joker-Roboter und Joker-Kampfflieger gegen Batman eingesetzt. Hier betreibt er auch ein grinsendes U-Boot.

Woher er die Ressourcen dafür hat, bleibt unklar. Anders als bei Two-Face oder Clayface wird seine Vorgeschichte nie erzählt (bis auf eine kurze Rückblende in Mad Love, in der man sieht, wie Batman ihn in den Säuretank stößt). Vielmehr wird hier der Joker begründet, der sich jedes Mal eine andere rührselige Kindheit ausdenkt, um seine Taten zu rechtfertigen – was später Vorbild für den Joker im Film The Dark Knight wurde.

Joker als Partyclown – mit Bombeneinlage.

Immer wieder ist der Joker auf mörderischer Mission: In „Joker’s Favor“ (Das große Zittern, S01E22) soll Commissioner Gordon bei einer Feier ihm zu Ehren sterben, in „Be A Clown“ (Tödliche Clownereien, S01E09) will er den Bürgermeister auf der Geburtstagsfeier seines Sohnes in die Luft jagen – dass Kinder unter den Opfern sein können, ist ihm offenbar egal – und in „Joker’s Wild“ (Ein Clown sieht rot, S01E41) soll ein ganzes Casino dran glauben, weil der Betreiber sich erdreistet hat, sich seinen Namen und sein Gesicht fürs Konzept auszuleihen. Der Joker ist ein Egomane, der schnell zu reizen ist. Und genau das soll ausgenutzt werden, um das Casino in die Luft jagen zu lassen und damit Versicherungsbetrug zu begehen. Bei allem Wahnsinn bleibt der Clown arg berechenbar.

Der Joker ist sich trotz seines Narzissmus nicht zu fein, auf Hilfe zurückzugreifen. Einmal ist es ein Kind (der Junge des Bürgermeisters), dann ist es ein armer Niemand, der ihn auf der Straße angepöbelt hat und ihm daraufhin einen Gefallen erweisen muss. In „Joker’s Favor“ ist es zum ersten Mal auch Harley Quinn. Da ist sie noch eine kuriose Randerscheinung, die sich als Polizistin verkleidet, schnell festgenommen wird und hinterher bereut, nicht auf die Kosmetikerinnen-Schule gegangen zu sein. (Später, im Comic Mad Love, wird eine Psychologin aus ihr.)

In der zweiten Staffel hat Harley Quinn ihren ersten großen Auftritt: In „Harlequinade“ (dt. Ein Bomben-Spaß, S02E07) muss sie Batman helfen, den Joker davon abzuhalten, die ganze Stadt in die Luft zu jagen. Der hat nämlich eine Atombombe gestohlen und will damit Batman, die Polizei und alle anderen, die er hasst, auf einmal vernichten – zur Not geht er dabei auch selbst drauf. Der Joker erreicht als ‚Harlequin of Hate‘ hier seinen Höhepunkt: als ‚Jester of Genocide‘.

Joker in Batman TAS: Harlequinade

Joker als Kamikaze-Flieger

Durch das Zusammenspiel des Teams Batman & Harley gibt es viel zu lachen. Und auch hier wird die pathologische Beziehung deutlich, die Harley mit Joker verbindet. (Kurz zuvor war der Comic Mad Love erschienen.) Denn auch wenn seine Handlangerin erkennt, dass er sich nicht um sie schert, und sie ihn daraufhin umbringen will, kehrt sie am Ende doch in seine Arme zurück. Joker nimmt den Mordversuch an ihm gelassen. Er wollte ja sowieso sterben …

Der Joker ist vor allem ein Showman alter Schule: Er verkleidet sich als Clown, hat sein Geheimversteck („Ha-Hacienda“) in einem stillgelegten Freizeitpark. Er will Aufmerksamkeit und Anerkennung, aber vor allem ist er Alleinunterhalter in dem Sinne, dass er am liebsten sich selbst bespaßt: In Mad Love muss seine Rache an Batman ein Meisterwerk sein.

In „Make Em Laugh“ (Lach dich tot, S02E18) hat er  – wie in The Killing Joke – Ambitionen, ein großer Comedian zu sein. Nachdem er, verkleidet als „Smilin‘ Shecky Rimshot“ („Shecky, der Charmebolzen“), bei einem Comedy-Wettbewerb abgelehnt wurde, weil er die Anmeldefrist verpasst hat, rächt er sich an der Jury, indem er die drei Mitglieder mit Mad Hatters Gedankenkontroll-Chips verrückt macht. Sie glauben daraufhin, Superschurken zu sein.

Condiment King in Batman TAS

Condiment King

Der eine hält sich für den Condiment King („Gewürz-König“) und läuft mit einer Unterhose herum, der andere raubt als „Pack Rat“ Müll, die dritte schwingt als „Mighty Mom“ den Wischmop. Für Batman sind diese Gestalten eher lästig, für den Zuschauer sorgen sie für absurde Unterhaltung.

Joker: Smilin' Shecky Rimshot

Joker als Shecky, der Charmebolzen

Der Joker schnappt sich den Comedy-Pokal auch ohne dass er sich genötigt sieht, ihn zu gewinnen, denn er meint, ihn verdient zu haben. Allerdings hätte er Chancen gehabt, denn bei seinem ersten Auftritt haben tatsächlich die Leute über seine Witze gelacht – bevor er von der Bühne geholt wurde.

Batman und Robin auf dem Clownsballon.

Die Episode endet mit einer Blamage: Nach einem Finale auf einem Clown-Luftballon verliert der Joker seine Hose und wird zum Gespött der Leute. Damit wird er seiner alten Rolle aus dem Golden Age gerecht: die der Lachnummer.

„Eine Schande ist das: der Joker in Unterhosen.“

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Man-Bat in Batman: The Animated Series

Batman versus Man-Bat

Batman versus Man-Bat: On Leather Wings.

Titel: On Leather Wings/Terror in the Sky (dt. Auf mächtigen Schwingen/Terror am Himmel)

Drehbuch: Mitch Brian/Steve Perry, Mark Saraceni

Erschienen: 1992 (Batman: The Animated Series S01E01/45)


Die legendäre Batman: The Animated Series beginnt nicht mit dem jungen Bruce Wayne und dem Mord an den Eltern. Sie beginnt mit Man-Bat. Eine interessante Wahl, denn durch die Ähnlichkeit zu Batman entsteht sogleich ein zusätzlicher Konflikt.

Ein ominöser Fledermausmensch raubt Pharma-Unternehmen aus. Die Polizei vermutet dahinter das Werk von Batman und beginnt, ihn zu jagen. Der Held muss versuchen, seine Unschuld zu beweisen, indem er den Schuldigen findet. Bruce Wayne sucht den Fledermausforscher Dr. March auf, der Menschen mit Fledermaus-Serum widerstandsfähiger machen will, damit sie eine mögliche Apokalypse überleben. Dann kommt Batman hinter das Geheimnis: Marchs Kollege Kirk Langstrom verwandelt sich in das Zwitterwesen.

Kirk Langstrom

Kirk Langstrom

Batman jagt Man-Bat durch Gotham, während die Polizei Batman jagt. Harvey Bullock führt die Truppe an, während Commissioner Gordon ihn zurückhält und Partei für Batman ergreift. Am Ende entwickelt Batman ein Gegenmittel, heilt Langstrom und bringt ihn zurück zu seiner Frau Francine.

She-Bat heult den Mond an

She-Bat heult den Mond an

Im zweiten Teil, Terror in the Sky, ist es – ACHTUNG SPOILER – Francine, die sich in eine Fledermaus verwandelt und Gotham in Angst versetzt. Zunächst verdächtigt Batman Kirk Langstrom, dann lernt er auf die harte Tour, dass es die Person ist, mit der er am wenigsten gerechnet hat. Dr. March hat nämlich seine Forschungen fortgesetzt und ein neues Serum entwickelt. Durch Zufall ist Francine damit in Berührung gekommen und verwandelt sich, ohne sich hinterher daran erinnern zu können.

Francine Langstrom verwandelt sich in She-Bat

Francine Langstrom verwandelt sich.

Als sie Kirk schon per Flieger verlassen will, folgt er ihr und in der Luft kommt es zur Verwandlung. Aus Francine wird She-Bat. Wieder muss Batman eingreifen und sie zurückverwandeln.

Batman liegt im Schnee

Batman am Boden

Auch wenn die Serie damit im Grunde den Comics folgt, fehlt ihr das Drama. In der zweiten Folge raubt She-Bat zu Beginn Obst, um es selbst zu fressen. Das ist kein interessanter Einfall, der die Handlung voranbrächte. Stattdessen setzt man mehr auf das Mysterium, das – zumindest für Comic-Leser – längst keins mehr ist. Durch die Geheimniskrämerei bleiben die Charaktere eher oberflächlich, anders als zum Beispiel Two-Face oder Clayface, die für ihre Origins Doppelfolgen bekommen haben und dadurch an Tiefe gewannen.

Das dürfte auch der Grund sein, weshalb Man-Bat weder in Staffel 2 noch in Staffel 3 auftaucht.

>> Liste der Batman: The Animated Series-Episoden
>> Liste der Man-Bat-Comics

Fernsehen schafft Analphabeten

DC Comics

Titel: Batman Adventures Vol. 1

Autor/Zeichner: Kelley Puckett, Martin Pasco/Ty Templeton, Rick Burchett

Erschienen: 1992-1993 (Batman Adventures #1-10), Paperback 2014


Was bei dem Ruhm um Batman: The Animated Series häufig untergeht, ist die Tatsache, dass es zu der TV-Serie auch eine Comic-Serie gab. Und nicht nur eine: Es waren sogar vier, dazu eine Mini-Serie, einige Adaptionen zu den Filmen (bzw. zu Serien-Episoden) und vor allem Mad Love, ein Original-Comic, das nicht nur Geschichte schrieb, sondern später sogar zu einer Episode adaptiert wurde. Die Comics erschienen noch weit über die TV-Serie hinaus – bis ins Jahr 2004.

Die ersten Ausgaben der 90er Jahre beginnen bemerkenswert: Es geht ums Fernsehen. Der Joker schickt dem Pinguin einen Fernseher, über dem er mit ihm kommunizieren kann. Er macht ihm ein Angebot für einen Plan, später macht er dasselbe bei Catwoman. Im dritten Teil tritt der Joker dann selbst in einer TV-Show auf, entführt Commissioner Gordon und Harvey Dent. Es wird brutal: Während der Sendung bricht er Gordon vor laufender Kamera mit einem Baseballschläger die Arme. Seine Handlanger erschießt er kaltblütig. Er will zeigen, dass in Gotham das reine Chaos herrscht. Auch wenn man nie Blut sieht: Für ein Comic, das sich an Kinder richtet, ist das harter Tobak. Die Comics gehen deutlich weiter als die TV-Serie.

Aber medien- und gesellschaftskritisch geht es weiter: Scarecrow macht die Bewohner Gothams zu Analphabeten – und zwar mit manipulierten Fernsehern. Damit will sich der ehemalige Hochschulprofessor am Bildungssystem rächen, das die Bevölkerung mit Sparprogrammen verdummt. Zwar kann man sich fragen, warum ein Mann der Bildung alles noch schlimmer machen will, aber auch das ist eine Geschichte, die über das hinaus geht, was man von reiner Unterhaltung für Kinder erwartet. Das ist fast schon pädagogisch wertvoll. Und es zeugt von einiger Selbstironie, dass gerade das Fernsehen, das Medium, in dem die Zeichentrickserie mit gutem Beispiel vorangeht, so skeptisch betrachtet wird.

Die nachfolgenden Storys sind weniger ambitioniert: Killer Croc als Ringkämpfer, Clayface taucht überraschend auf, der Riddler plant seinen letzten Coup – das alles sind nette kleine Geschichten, manchmal zum Schmunzeln, aber oft einfach nur zum Bewundern der geschwungenen klaren Linien, die den Animated-Stil ausmachen. Einzig die Hitchcock-artige Story, in der Bruce Wayne eines Mordes verdächtigt wird und als Batman seine Unschuld beweisen muss, ragt dabei heraus. (Das Motiv wurde später in Bruce Wayne: Murderer? aufgegriffen.) Aber kurzweilige Lektüre ist der erste Band allemal, vor allem für Nostalgiker und Fans, die vom Universum der Serie nicht genug bekommen können.