Verrückt, verscharrt, verraten

DC Comics

DC Comics

Titel: Batman R.I.P.

Autor/Zeichner: Grant Morrison/Tony S. Daniel

Erschienen: 2008 (Batman #676-683), Paperback 2010


„Are we sure Bruce’s head is okay?“ (Tim Drake)

„What we are about to do will be a work of art.“ (Simon Hurt)

„Did I finally reach the limits of reason?“ (Batman)

Nach den Ereignissen in The Black Glove ist Batman ist besessen von der Suche nach der gleichnamigen Geheimorganisation von Simon Hurt. Er sucht den Joker auf, der darin involviert zu sein scheint, aber nichts preisgibt. Robin, Alfred und auch seine neue Freundin Jezebel Jet zweifeln allmählich an Batmans Verstand, letztere wirft sogar die Theorie ein, dass Batman selbst der Black Glove sein könnte. Doch dann schlägt Simon Hurt, der eine Bande (drittklassiger) Schurken anführt („Club of Villains“), zu: mit dem Codewort „Zur-En-arrh“ löst er in Batmans Kopf einen Mechanismus aus, der ihn ausschaltet. Bruce Wayne landet zunächst ohne Erinnerung auf der Straße und lebt eine Weile als Obdachloser. Schließlich aber aktiviert sich in ihm ein Notfallprogramm, das ihn zum Batman von Zur-En-arrh werden lässt: er näht sich ein lila-rot-gelbes Kostüm und mischt – begleitet von Bat-Mite und sprechenden Gargoyles – die Schurken auf. In Arkham Asylum kommt es zum Showdown mit dem Joker …

Autor Grant Morrison kehrt mit der Story erneut seine Vorliebe für die alten Comicgeschichten hervor: Zur-En-Arrh ist der Name eines Planeten aus der Story Batman – The Superman of Planet-X (Batman #113, 1958). Darin besucht Batman eine Welt, in der Batman ein buntes Kostüm trägt und Superkräfte hat. Morrison schreibt dieses Abenteuer Batmans Black Casebook zu, eine Sammlung obskurer Fälle, und macht den Batman von Zur-En-Arrh zu einer zweiten Identität, die sich der Held zugelegt hat, falls mal jemand seine Persönlichkeit sabotieren wollte. Batman ist eben auf alles, wirklich alles vorbereitet. Zugleich holt Morrison – wie schon in The Black Glove – Bat-Mite aus der Mottenkiste, bei dem zunächst offen bleibt, ob er nur Einbildung (also die versinnbildlichte Stimme der Vernunft) oder tatsächlich ein Kobold aus der fünften Dimension ist. (Falls letzteres, muss man sich allerdings die Frage nach dem Warum stellen.)

Naja. Was soll man davon halten?

Man verliert bei Batman R.I.P. leicht den Überblick. Nicht nur wegen der Fülle an Charakteren, Handlungen und Verweisen, auch weil man nicht weiß, was Realität und was Phantasie ist. Morrison treibt ein wildes Spiel und seine stark fragmentierten und elliptischen Erzählweise macht es nicht leicht, der Story zu folgen. Überflüssig erscheinen hingegen die Einsätze von Talia al Ghul und ihrer League of Assassins sowie des Club of Heroes, einer Vereinigung drittklassiger Batman-Verschnitte (z.B. Knight and Squire), die ebenfalls in The Black Glove eingeführt wurden. Die Motivation von Simon Hurt ist mir unverständlich geblieben.

Am Ende des Bandes (Storyline Last Rites) dreht Morrison noch einmal Wirklichkeit und Imagination durch den Fleischwolf und verweist schon auf sein Crossover Final Crisis: Während Batman irgendwo von den New Gods von Apokolips festgehalten wird, um seine Erinnerungen zu stehlen und sie Klone einer Armee einzusetzen, erlebt der Held sein Leben noch einmal, zuweilen auch in alternativen Versionen. Leider wird der Zusammenhang dieser Story kaum erklärt und dürfte sich erst nach der Lektüre von Final Crisis erschließen. Man hat zwar den Eindruck, an etwas sehr Großem teilzuhaben, aber man wird den Verdacht nicht los, dass der Joker Recht behalten könnte, wenn er zu Batman sagt: „the real joke is your stubborn, bone deep conviction that somehow, somewhere, all of this makes sense!“

Entschädigt für das verwirrende Aufgebot, das Morrison seinen Lesern zumutet, wird man mit den großartigen Zeichnungen von Tony S. Daniel und Lee Garbett. Hier ist alles, wie man es sich von Batman wünscht: ausdrucksstark, dramatisch und detailreich. Immerhin das kann man am Ende sagen: ich kapier’s zwar nicht (ganz), aber es sieht verdammt gut aus.

>> Batman 2000-2011


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