Das Ende des Golden Age: Batman #100 (1956)

DC Comics

Titel: Batmantown, U.S.A./The Hunters of Gotham City/The Great Batman Contest

Autor/Zeichner: Bill Finger/Sheldon Moldoff

Erschienen: 1956 (Batman #100)


Die erste Batman-Jubiläumsausgabe schaut auf dem Cover nicht nur auf ihr 16-jähriges Bestehen zurück, indem sie sechs historische Ausgaben zeigt, mit ihr endet auch das Golden Age. Natürlich ist es eine willkürliche Festlegung, orientiert am Auftritt von Batwoman in Detective Comics #233, aber es steht auch als Symptom dafür, dass Batman sich allmählich selbst historisch zu werden beginnt.

Auf dem Cover ist das Titelbild von Batman #1 reproduziert, die Neuerzählung des Origins in (Batman #47), als einziger Schurke ist der Joker repräsentiert, ansonsten sind drei wichtige Aspekte zu sehen: die Batcave (Batman #48), Batman als Tüftler am Batplane II (Batman #61) und Batman und Robin als Abenteurer bzw. Zirkusartisten, die mit einem Motorrad durch einen brennenden Ring springen. Vieles davon findet sich auch in den Storys des 100. Heftes wieder.

Batmantown, USA

DC Comics

In der ersten Story benennt sich die Kleinstadt Plainville (ein bezeichnender Name) bei Gotham City aus Imagegründen in „Batmantown“, damit will sie Menschen anlocken. Tatsächlich lockt es aber zunächst den Namensgeber an, denn abgesprochen ist das nicht. Leider hätte man keine Gelegenheit dazu gehabt, sagt der Bürgermeister, da Batman zufällig gerade weg war, aber man sei davon ausgegangen, er hätte nichts dagegen, immerhin handle es sich um eine Ehre.

Nun wolle man seine großen Taten nachspielen. Batman wittert, dass das erst Ärger anziehen könnte. Natürlich hat er Recht. Doch zunächst sieht es gut aus: Seit der Umbenennung zu Batmantown gibt es in der Stadt kein Verbrechen mehr – die beste Werbung, um seine Wertgegenstände dort zu deponieren. Und natürlich lädt das Gauner ein, dort fette Beute zu machen. Und tatsächlich sichtet Batman dort einen bekannten Gauner.

Dann werden Schauspieler für eine Batman-und-Robin-Show gesucht und Bruce Wayne und Dick Grayson bewerben sich dafür. Kein Wunder, dass sie alle Tests mit Bravour bestehen: Seilschwingen, an einen Fahnenmast springen, Klettern – damit es nicht zu sehr auffällt, stellen sie sich etwas ungeschickt an. Bei der Parade durch die Stadt, wenn Batman-Figuren und -Modelle gezeigt werden, schnappt sich das Dynamische Duo die Gangster, die mit den Wertgegenständen abhauen wollen.

Die Stadt wird wieder zu Plainville, Batman macht Werbung dafür und allein deshalb zieht es die Leute da hin. Aber warum eigentlich, wenn Batman doch eigentlich in Gotham zu Hause ist? Denn Plainville wird künftig ohne ihn auskommen müssen. Eigentlich sogar besser so, denn die Moral lautet hier: Batman bedeutet nur Ärger.

The Hunters of Gotham City

DC Comics

In der zweiten Story geht es um entlaufene Tiere, die Batman und Robin einfangen müssen. Darunter ist auch ein Affe. Aus einem Frachtschiff brechen Tiere aus, die für den Zoo vorgesehen sind: ein Nashorn, ein Faultier, ein riesiger Maulwurf, zwei Kondore und am Ende ein Affe, der – in alter King-Kong-Tradition einen Turm besteigt und von Flugzeugen umschwirrt wird. Hier ist es aber ein Kirchturm, wo der dressierte Affe die Glocken klingeln lässt.

Batman entdeckt Diamanten am Halsband des Tieres. Die hat ein Gauner am Zoll vorbeischmuggeln wollen – daher der inszenierte Ausbruch. Am Ende findet Robin es ironisch, dass die Tiere im Zoo einem glücklichen Leben entgegensehen, während der Übeltäter im Knast landet. Wie kommt er darauf, dass Tiere hinter Gittern glücklicher sind?

The Great Batman Contest

DC Comics

In der dritten Story schreibt Batman ein Stipendium für ein Kriminologie-Studium aus. Es gewinnt der, der die beste neue Bat-Waffe erschafft. Sofort nehmen junge Erfinder im ganzen Land die Herausforderung an. Das Meiste ist gutgemeint, aber unbrauchbar: eine Taschenlampe, die eine kriminologische Enzyklopädie auf Mikrofilm projizieren kann (damals gab es noch keine Smartphones) oder eine Kanone im Batmobil, mit der sich Batman hochschießen lassen kann.

Dann testen Batman und Robin vier Erfindungen. Nummer eins: ein aufblasbares Motorboot. Leider geht ihm nach 15 Minuten der Sprit aus. Nummer zwei: Schuhe mit Saugnäpfen. Damit kann Batman zum Beispiel einen Leuchtturm hinaufsteigen. Doch als es anfängt zu regnen, kann er sich nicht mehr bewegen, weil das Wasser wie Kleber wirkt. Tja, das war wohl nix.

Nummer drei: tragbare TV-Walkie-Talkies. Aber da wird im entscheidenden Moment , wenn Batman Robin vor Gaunern warnen will, der Empfang gestört. Zum Glück kann sich Robin mit den guten alten Lasso behelfen, das er dabei hat. Es geht doch nix über die simpelste Technik.

Bat-Kite im Einsatz. (DC Comics)

Erfindung Nummer vier: der Bat-Kite! Ein Drachen in Fledermausform, mit dem man Bilder aus der Luft schießen kann. So können sie feststellen, auf welchem Dach ein Helikopter von Gaunern gelandet ist. Den kann man zwar auch von der Straße aus sehen und überhaupt ist es unmöglich, unauffällig mit einem Hubschrauber durch eine Stadt zu fliegen, aber sei’s drum. Denn mit dem Bat-Kite kann man auch unauffällig das Batseil am Dach befestigen und sogar die Gauner zu Boden schlagen.

Wer hätte gedacht, dass sich ein so sperriges Gerät so präzise verwenden lässt? Jedenfalls wenn es gerade windig ist. Der Erfinder kriegt das Stipendium. Aber ich denke nicht, dass wir dieses Gerät je wiedersehen werden.

>> Batman 1950-1959


Unterstütze das Batman-Projekt

€1,00

Hinterlasse einen Kommentar