Joker auf Beamtenjagd

DC Comics

Titel: Jokers and Madmen (dt. Im Fadenkreuz des Jokers)

Autor/Zeichner: Ed Brubaker, Greg Rucka/Michael Lark

Erschienen: 2003-2004 (Gotham Central #11-22, Soft Targets: #12-15), Paperback 2009; dt. Panini 2016


Kurz vor Weihnachten wird der Bügermeister von Gotham in seinem Büro erschossen – von einem Scharfschützen. Kurz darauf ist ein Schulleiter dran. Dann folgen noch weitere Polizisten, selbst auf dem Dach des Präsidiums. In den jeweiligen Nestern des Schützen findet die Polizei einen eindeutigen Hinweis: Der Joker erlaubt sich einen kranken Spaß. Als eine Person entführt wird, beginnt die Suche nach ihr. Da stellt sich der Joker überraschend und lässt sich festnehmen.

Gotham Central ist so etwas wie The Wire in Comicform: Eine Comicserie über die Polizei von Gotham, angelegt als Ensemblestück mit lauter Menschen statt Helden. Realistisch in der Figurenzeichnung, visuell nah am Film Noir. Batman taucht wenn, dann nur am Rande auf, die Schurken spielen auch nur eine untergeordnete Rolle.

Das Besondere hier: Der Joker ist lange nicht zu sehen. Das deutet sich auch in dem ersten Cover an: Man sieht bloß den Gewehrlauf, der aus einem Fenster herausragt. Diese Anonymität und Willkür der Morde schafft eine paranoide Atmosphäre. Es kann jederzeit jeden treffen. Aber am stärksten ist die Geschichte im Zusammenspiel der Polizisten, die ganz normale Sorgen plagen.

Auch Gesellschaftskritik steckt darin: Zuerst will der Bürgermeister die Überstunden für die Polizei kürzen, weil sie die Stadt zu viel kosten. Das bedeutet, dass die Beamten mitten in der Ermittlung nach Hause geschickt werden – obwohl Zeit dabei ein kritischer Faktor ist. Der Bürgermeister sieht nur Missbrauch und Kosten und muss in gewisser Weise dafür mit dem Leben bezahlen. Ironischerweise trifft Joker aus der Sicht der Polizei „den Richtigen“.

In gewisser Weise nimmt die Geschichte den Film The Dark Knight vorweg. Am Ende muss dann doch Batman helfen, wieder als Deus ex machina. Das ist einerseits schade, weil es den Polizisten etwas von ihrer Unabhängigkeit nimmt, andererseits muss die Serie rechtfertigen, warum sie in Gotham und nicht sonstwo spielt. In dem Fall hätte der Joker genügt. Aber irgendwie muss DC ja auch seine Polizei-Comics verkaufen – und das geht am besten eben mit der Fledermaus.

Interessant im zweiten Band von Gotham Central ist auch „Unresolved“, eine Story über den Mad Hatter, in der auch Harvey Bullock eine tragende Rolle spielt und einige Grenzen überschreitet.

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