Dustin Nguyen

Batman und sein Kindersoldat

DC Comics

Titel: Robin & Batman

Autor/Zeichner: Jeff Lemire/Dustin Nguyen

Erschienen: 2021-2022 (Miniserie #1-3), Hardcover 2022


„He’s a soldier, not some mascot like the others.“ (Batman)

Nach über 80 Jahren muss man sich fragen: Ist Robin überhaupt noch zeitgemäß? Der Charakter wurde anfangs für Kinder geschaffen und diente vor allem als Identifikationsfigur. Batman wurde freundlicher durch ihn, kindgerechter. Als er wieder ernster wurde, arbeitete er meist wieder allein – aber so ganz verschwand Robin nie und es wäre auch falsch zu sagen, die besten Batman-Storys kämen ohne Sidekick aus. Und auch wenn er längst seine eigenen Serien und Teams hat, hadert man mit diesem quietschbunten Jungen neben dem Dunklen Ritter …

Nun hat sich Jeff Lemire (Joker: Killer Smile) des Problemkinds angenommen, zusammen mit Dustin Nguyen, der bereits in Detective Comics und Streets of Gotham Batman und Robin zeichnen durfte. (Gemeinsam erschufen sie die Science-Fiction-Serien Descender und Ascender.) Diesmal heißt es aber: Robin & Batman. Es geht um Dick Graysons Anfänge in der Rolle. Die tragische Ursprungsgeschichte (zuerst dargestellt in Detective Comics #38) wird ausgelassen und nur angedeutet, dafür sehen wir, wie Dick mit Batman trainiert und seine Rolle erst finden muss. Nach einem verpatzten Einsatz wird er „gefeuert“, dann macht er sich selbst ein Kostüm, um es Batman zu beweisen, dass er würdig ist. Schließlich nehmen sie es gemeinsam mit Killer Croc auf, den Dick bereits aus Zirkustagen kennt.

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Neue Robin-Serien im November

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DC Comics

DC hat den November 2021 zum Robin-Monat erklärt. Am 9.11. startet zunächst der Dreiteiler Robin & Batman von Jeff Lemire (Joker: Killer Smile, Green Arrow) und Dustin Nguyen (Streets of Gotham). Die beiden haben bereits an ihren Science-Fiction Serien Descender/Ascender zusammengearbeitet. Nun erkunden sie den Beginn von Dick Graysons Karriere. Jede Ausgabe wird 40 Seiten umfassen.

Eine Woche später, am 16.11., startet die sechsteilige Miniserie Robins, in der Autor Tim Seeley und Zeichner Baldemar Rivas die bisherigen Namensträger zusammentrommeln: Dick Grayson, Jason Todd, Tim Drake, Stephanie Brown und Damian Wayne diskutieren miteinander, ob das mit Robin eine gute Idee war. Für die Action sorgt eine Angreiferin, die behauptet, die erste Robin gewesen zu sein.

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Der Schrecken der Unterwelt

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Batman #626-628 (DC Comics)

Titel: As the Crow Flies

Autor/Zeichner: Judd Winick/Dustin Nguyen

Erschienen: 2004 (Batman #626-630), Paperback 2005


In Gotham drehen die Gangster durch. Hohe Tiere der Unterwelt kriegen furchterregnde Halluzinationen, geraten in Panik, stürzen in den Tod. Was ist da los? Dahinter kann eigentlich nur Scarecrow stecken. Doch er ist nicht allein, sondern handelt im Auftrag des Pinguin. Der will dadurch seine Macht in der Unterwelt sichern. Mit dem Angstmittelchen hat man es aber etwas zu gut gemeint. Doch dann taucht auch noch ein riesiges Monster auf, das weitere Gangster dahinmetzelt: Scarebeast! Jonathan Crane beteuert seine Unschuld …

Weitere Highlights: Batman bekommt Angstgas ab, wird mit seinen Dämonen, sprich: Erzschurken konfrontiert, muss sich die alte Leier von „Du bist selbst schuld“ anhören, während er im Batmobil heimgefahren wird. Robin muss ihn retten, dabei erscheint ihm Jason Todd als Halluzination – oder doch nicht? (Später lässt Autor Judd Winick Jason als Red Hood auferstehen.) Es gibt einen actionreichen Showdown in Wayne Manor.

Ansonsten ist dieser Fünfteiler ein schnell gelesener Pageturner für Horrorfreunde, die Gefallen finden an Batman and the Monster Men. Dustin Nguyen liefert eine gewohnte visuelle Qualität mit einigen prächtigen Panels ab, auch das Monster gelingt ihm außerordentlich gut. Doch leider kann die Story da nicht mithalten. Der innovative Aspekt an Scarecrow verpufft und die Auflösung fällt etwas uninspiriert aus. Die Figur bleibt so eindimensional wie der Pinguin, der sich bloß um Macht und Hüte kümmert. Aus einem Team-up der beiden vogelzentrierten Schurken hätte man mehr machen können.

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Zurück zu alter Stärke

DC Comics

Titel: Superman/Batman Vol. 4 (Torment/The Search for Kryptonite)

Autor/Zeichner: Alan Burnett, Dan Abnett, Michael Green, Mike Johnson, Andy Lanning/Dustin Nguyen, Shane Davis

Erschienen:  (Superman/Batman #37-49, Annual #2), Paperbacks 2008, Paperback 2016 (Superman/Batman Vol. 4)


Killer Croc stiehl ein mysteriöses Gerät von Lex Luthor. Daraufhin wird er von seinem Auftraggebeber, einem Monster namens Schrocken angegriffen. Batman untersucht den Fall. In der Zwischenzeit plagen Superman Visionen, die seine schlimmsten Alpträume werden lassen. Schließlich verschwindet er und wird von Scarecrow nach Apokolips gebracht. Der geschwächte Darkseid will mit Superman seine alter Stärke wiedererlangen. Nun muss Batman ihn retten …

Natürlich kommt es zum obligatorischen Kampf zwischen den Freunden. Batman hat später mit einem weit größerem Problem zu kämpfen: seinen Gefühlen. Denn nachdem er von Bekka, Orions Frau, gerettet wird, fühlt er sich zu ihr hingezogen wie sonst zu keiner Frau bisher. Batman gerät in Versuchung und zweifelt an seinem bisherigen Vorgehen, sich keine enge Bindung zu erlauben. Am Ende aber zeigt Batman seine Verbundenheit vor allem einem: Superman. Als dieser fragt: „Are you okay?“, antwortet Batman: „As long as you’re on my side again.“ Wahrer Männerfreundschaft kann auch eine Frau nichts anhaben …

Dieser selbstzweiflerisch-emotionale Aspekt macht Torment, die erste Story des vierten Superman/Batman-Bandes, zu einer interessanten Lektüre. Viel Abwechslung und einige Überraschungen, dazu solide Zeichnungen von Dustin Nguyen in bewährter Qualität halten bei Laune.

Auch die zweite große Story, „K“ (als Paperback „The Search for Kryptonite“), kann auf dem Niveau mithalten, vielleicht sogar noch steigern: Superman und Batman stellen fest, dass es einfach zu viel Kryptonit auf der Welt gibt – das Zeug ist einfach überall. Und weil es Supermans Leben bedroht, beschließen die beiden, das Gift auf der ganzen Welt zu suchen, zu sammeln und in die Sonne zu befördern.

Die Heldenreise führt die World’s Finest zum Meeresgrund, wo sie sich mit einem unkooperativen Prinzipienreiter (Aquaman) rumschlagen müssen, Batman springt in einen Vulkan und Superman reißt (in einem Schutzanzug) Metallo das Herz heraus. Dann finden die beiden aber, dass das größte Lager die US-Regierung hält und damit eine Spezialeinheit ausrüstet, um Superman bei Gefahr zu erledigen. Weil Superman das nicht einsieht und alles einkassieren will, schickt Amanda Waller, die hinter all dem steckt, einen Kryptonit-Doomsday auf Superman los – und der verwüstet Smallville.

Es ist eine Story, die so ziemlich alles bietet, was man sich von einem Gipfeltreffen der zwei größten DC-Helden erträumen kann: Superman und Batman bilden ein perfekt eingespieltes Dream-Team, das mit den größten Problemen fertig wird, es gibt Gastauftritte anderer großer Helden (z.B. Flash), persönliche Konflikte mit Lana Lang, Action und Dialoge halten sich die Waage, alle paar Seiten warten Überraschungen und das Ganze wird noch gewürzt durch eine feinen Prise Humor. Shane Davis (Superman: Earth One) inszeniert die Geschichte mit detailreichen Zeichnungen im Geiste eines Jim Lee, in denen die Helden eine prächtige Figur machen und in jedem Panel dramatisch erscheinen.

Natürlich kann man sich fragen, warum Amanda Waller Superman töten will und ein Monster züchten lässt, das sie nicht beherrscht, und auch der Konflikt mit Aquaman wirkt forciert, aber das sind verzeihliche Nebensächlichkeiten. Dieses Comic mag nicht das Beste sein, aber bietet trotzdem sehr gute Unterhaltung.

>> Liste der World’s Finest-Comics

Lektüre für Minuten

DC Comics

Titel: Private Casebook

Autor/Zeichner: Paul Dini/Dustin Nguyen

Erschienen: 2007-2008 (Detective Comics #840-845, DC Infinite Halloween Special #1), Paperback 2008


Paul Dini gehört zu den Legenden unter den Batman-Autoren: Miterfinder von The Animated Series, Autor von Mad Love, zuletzt schrieb er den autobiografischen Comic Dark Night: A True Batman Story. Doch schon in den Nuller Jahren durfte er lange Comics schreiben, wie The Resurrection of Ra’s al Ghul, Heart of Hush und Streets of Gotham. Daneben schrieb er auch eine Reihe von Kurzgeschichten; Private Casebook ist eine Sammlung davon.

Der Auftakt ist ein Epilog zu The Resurrection of Ra’s al Ghul, der eigentlich im dazugehörigen Paperback besser aufgehoben wäre. Der auferstandene Schurke versucht wieder, in Gotham Fuß zu fassen. Aber Batman prügelt ihn nach Arkham. Aber das ist auch schon die stärkste Erzählung des Bandes.

Was sonst noch passiert?

In „The Wonderland Gang“ versammelt der Mad Hatter eine Gruppe von Handlangern, die wie er von Alice im Wunderland inspiriert sind. „The Suit of Sorrows“ macht eigenartigerweise einen Sprung zurück zu The Resurrection of Ra’s al Ghul, wo Batman eine historische Rüstung getragen hat. Hier geht er dem Geheimnis der Rüstung nach. Aber interessieren muss uns das nicht.

Zu einem Team-up mit der Zauberin Zatanna kommt es im Zweiteiler „Opening Night/Curtains“. Zusammen nehmen sie es mit einem neuen Bauchredner auf, einer Frau, die offenbar von Scarface besessen ist. Wir lernen die Frau mit sehr viel Vorgeschichte näher kennen, bevor wir uns wieder schnell von ihr verabschieden. Schließlich trifft Batman in „The Riddle Unanswered“ auf Catwoman, aber das ist eigentlich nicht nennenswert, ebenso wie die Halloweengeschichte am Ende.

Kurz gesagt: Man muss Private Casebook nicht lesen. Außer man braucht eine Klolektüre für Minuten oder belanglose Gutenachtgeschichten zum Einschlafen.

>> Batman 2000-2011

Verloren in der Rückblende

DC Comics

DC Comics

Titel: Streets of Gotham Vol. 3 – The House of Hush (dt. Familiengeschichten)

Autor/Zeichner: Paul Dini/Dustin Nguyen

Erschienen: 2010-2011 (Streets of Gotham #12-14, 16-21), Paperback 2011; dt. Panini 2011 (Paperback, #14-21)


„You Waynes are hard to kill. I’ll say that much for you.“

Bruce Wayne ist zurück, Batman wird globalisiert – aber Moment mal, da ist noch eine Rechnung offen! Ja, stimmt: Was ist eigentlich mit Hush, der sich während der Streets of Gotham-Storyline als Bruce Wayne ausgegeben hat? Die Angelegenheit wird hier zu Ende gebracht. Aber allzu einfach macht es sich Autor Paul Dini damit nicht. Und deshalb wird der Abschluss seiner Story auch sehr schwerfällig.

Den Auftakt macht noch eine kurzweilige Episode um die Schurken The Carpenter und The Director (in der deutschen Ausgabe ausgespart), die eine Todesfalle für Batman aufbauen, um einen perversen Film damit zu drehen. Leichtes Spiel für Bats. Dann kommt der Hush-Teil. Aber statt einfach zu erzählen, wie der echte Bruce Wayne den falschen überführt oder ihn ausschaltet, greift Dini erstmal in tief in die Kiste der Vergangenheit, d.h. er macht ausgiebig vom Retcon-Trick Gebrauch, indem er die (überstrapazierte) Familiengeschichte von Thomas Elliot und Bruce Wayne ausschmückt. So wird den Eltern der beiden eine Affäre mit italienischen Mafiosi angedichtet, neue Nebenfiguren werden eingeführt werden, außerdem hat der Joker einen Gastauftritt. Das Problem daran: Es gibt so viele Rückblenden, dass die eigentliche Story daran erstickt. Man muss sagen: Die eigentliche Story spielt in ferner Vergangenheit. (Damit wird der deutsche Titel sehr passend: es geht um Familiengeschichten.)

Wanzen im Bett

Dadurch verliert sich jede Spannung, die für die Gegenwart hätte aufkommen können. Hush versucht zunächst, die Killerin Jane Doe aus Arkham freizulassen, die kommt schließlich ganz von selbst frei. Dann versucht ein alter Mafiosi, den falschen Bruce Wayne kaltzumachen, weil er sich an dessen Familie rächen will. (Seltsame Logik: Wenn du nicht mehr die Eltern töten kannst, töte den Sohn.) Nachdem Hush ihn überzeugt hat, dass er den falschen hat, verbünden sich die beiden, um den Wayne Tower zu vergasen. Dabei soll Doctor Death helfen. Doch das Finale endet abrupt: Jane Doe schneidet Hush sein Gesicht ab und als sie ihn töten will, greift Batman ein.

Zwischendurch wird noch eine völlig zusammenhanglose Handlung um einen neuen Schurken eingeführt: Bedbug, der mittels Bettwanzen Menschen zum Diebstahl anstiftet. Ziemlich ekelhaft, aber sinnlos. Die Sache verpufft so schnell und unvermittelt wie sie angefangen hat. Ein offenes Ende bleibt.

Insgesamt ist The House of Hush ein enttäuschender Abschluss einer eigentlich soliden Serie, die den Fokus nicht auf Batman, sondern auf die Schurken und andere Gotham-Bewohner gelegt hat. Das Finale wirkt überzogen lang und ohne klaren Fokus. Altmeister Paul Dini (The Animated Series) hat das schon mal besser hingekriegt. Mit Mad Love, oder zuletzt mit Dark Night – A True Batman Story.

>> Batman 2000-2011

Was Robin zum Kotzen bringt

DC Comics

DC Comics

Titel: Streets of Gotham Vol. 2: Leviathan (dt. Die Straßen von Gotham 2)

Autor/Zeichner: Paul Dini, Mike Benson, Chris Yost/Dustin Nguyen

Erschienen: 2009-2010 (Batman: Streets of Gotham #5-11), dt. Panini 2010 (Batman Sonderband 28, enthält #7-11)


„Having faith isn’t enough. In Gotham, you have to fight to keep it.“

Der zweite Band von Streets of Gotham knüpft an den ersten an, auch wenn hier Hush keine Rolle mehr spielt. Stattdessen werden drei miteinander verbundene Storys erzählt: Huntress kämpft gegen einen wildgewordenen Man-Bat an, gekoppelt mit der Geschichte eines Pfarrers, der sich den Glauben in Gotham gegen alle Widerstände erkämpft. Batman und Commissioner Gordon leisten gute alte Detektivarbeit, um einen Serienkiller zu fassen. Dick Grayson stellt dabei undercover Nachforschungen in einem exklusiven Club für abseitige Vorlieben an. Robin sucht einen Kindesmörder und trifft dabei auf Zsasz, der die Kinder in einem Gladiatorenkampf gegeneinander auf Leben und Tod kämpfen lässt – ein blutrünstiges Publikum schaut dabei zu und wettet darauf. Beim Anblick der Leichen dreht es selbst einem kaltblütigen Killer wie Damian den Magen um. Er verbündet sich schließlich mit dem neuen Vigilanten Abuse, einem Nebeneffekt aus Batmans Vergangenheit. Ach ja: Zwischendrin erscheint Humpty Dumpty (Arkham Asylum: Living Hell) als Weihnachtsmann.

Leviathan ist nichts, was man unbedingt lesen muss, mal mehr und mal weniger fesselnd, aber gut erzählte, solide Unterhaltung für zwischendrin – oder für Hartgesottene.

>> Batman 2000-2011

Verprasste Vermögen

DC Comics

DC Comics

Titel: Streets of Gotham Vol. 1: Hush Money (dt. Die Straßen von Gotham)

Autor/Zeichner: Paul Dini/Dustin Nguyen

Erschienen: 2009 (Detective Comics #852, Batman: Streets of Gotham #1-4, Paperback 2010), dt. Panini 2010 (Batman Sonderband 25, enthält #1-6)


„Gotham City … even in these hard times it’s the home of unlimited opportunity. Of course you’ve got to keep your eyes open.“

„And that’s the formula for doing business in Gotham. You give, you take, you bend and you bleed.“

Der Schurke Hush erweist sich als ewiges Stehaufmännchen: Seine aufwendigen Versuche, Batman zu vernichten, sind gescheitert. Er wäre fast draufgegangen, hat sein gesamtes Vermögen an Catwoman verloren (siehe Heart of Hush). Nach einem gescheiterten Selbstmordversuch berappelt er sich wieder und unternimmt einen neuen Versuch der Rache. Das Dumme ist nur: Batman ist tot. Oder wenigstens verschollen im Kampf. Daher nimmt sich Hush einfach das, was noch übrig ist: den Ruf von Bruce Wayne. Da Tommy Eliott bereits dessen Gesicht trägt, nimmt er dessen Identität an, verschafft sich Wohlstand und geht dabei über Leichen. In Vietnam wird er zwar von der Bat-Familie gefangen genommen, aber kurz darauf – als Firefly Gotham in Brand steckt – bricht er aus und verpulvert öffentlich als Bruce Wayne Milliarden von Dollar für wohltätige Zwecke. Die Bat-Familie muss das zähneknirschend mitansehen und ihn gewähren lassen. In der Zwischenzeit lässt Black Mask Victor Zsasz und den besagten Firefly in Gotham Chaos stiften. Zsasz bekommt dabei einen neuen Anzug und einen eigenen Schlachthof, um seine mörderischen Fantasien auszuleben.

Die kurzlebige Serie Streets of Gotham hat zwar Batman auf dem Cover, aber legt den Schwerpunkt auf die Schurken und Bewohner von Gotham, wie etwa den Broker, einen Immobilienmakler für Gangster, der mit leerstehenden Gebäuden für sinistre Zwecke seine Seele mitverkauft. Die Tatsache, dass Dick Grayson im Batman-Kostüm steckt, spielt im ersten Band fast keine Rolle – es hätte ebenso gut Bruce Wayne sein können.

Streets of Gotham verdankt seinen Reiz der ungewöhnlichen Erzählweise: Statt eines durchgehenden Plots mäandert die Geschichte durch mehrere Geschichten, die ineinandergreifen. So bekommt man nicht nur Einblicke in Hushs und Zsasz‘ Innenleben, sondern auch in die dunkle Seele des eigentlichen Protagonisten: Gotham City. Dustin Nguyens Zeichnungen sind sperrig und nicht immer gelungen, entfalten aber hin und wieder einen besonderen Charme – besonders bei den Covern.

>> Batman 2000-2011

Superman von der Kette gelassen

DC Comics

DC Comics

Titel: Superman Unchained

Autor/Zeichner: Scott Snyder/Jim Lee, Dustin Nguyen

Erschienen: 2013-2015 (Mini-Serie #1-9, Paperback 2015/2016) dt. Panini 2015 (Serie)/2016 (Paperback)


„You’re living in a place between. Don’t you see that? A limbo that can’t last.“ (Wraith)

„Your whole life is on a collision course with reality.“ (Wraith)

Raumstationen fallen vom Himmel, Wolkenkratzer stürzen ein – dahinter steckt die Terror-Organisation Ascencion – und Superman muss sich um alles allein kümmern. Dann attackiert ihn auch noch General Lane und hetzt eine Superwaffe auf ihn, den Außerirdischen Wraith, eine lebende Atombombe, die schon lange darauf wartet Superman zu töten. Zunächst beschützt Wraith ihn, dann verhaut er ihn ein bisschen, dann lädt er ihn zu sich nach Hause ein, dann haut man gemeinsam ein paar Roboter kaputt, tauscht Tipps aus, schließlich gibt’s wieder Keile untereinander. Parallel zu diesem Spielchen bricht Superschurke und Erzfeind Lex Luthor aus dem Hochsicherheitsgefängnis aus (man hat es ihm sehr leicht gemacht) und versucht erneut, in aller Seelenruhe (Homer lesend und Origami faltend) Superman nun wirklich und endgültig umzubringen. Und am Ende gibt’s noch eine Alien-Invasion …

Aber davor versucht es noch General Lane, indem er über Supermans Festung der Einsamkeit herfällt. Parallel dazu dringt Wraith in die Bathöhle ein – und dort kommt es zu einer herrlichen Verwüstung: Batman wirft zunächst das Batplane auf den Schurken, dann alle Batmobile, die es je gab (kein Problem, da sie versichert sind). Wonder Woman kommt zur Hilfe und erschlägt Wraith mit dem Riesenpenny („Penny for your thoughts“), Wraith schlägt zurück mit dem Robo-Dinosaurier. Reiner Unsinn – aber wegen der Verspieltheit ist die Episode lesenswert, auch wenn Batman in der Story eigentlich keine Funktion hat.

Superman Unchained ist der Versuch von Autorenwunderkind Scott Snyder, nach Batman auch den anderen großen DC-Helden zu der Größe zu verhelfen, die ihm gebührt. Ob es gelingt, kommt darauf an, welche Ansprüche man stellt. Es ist, wie oben beschrieben, eine Story, in der viel zu viel passiert, aber eigentlich geht es die meiste Zeit um Keilereien im Großformat: Zuerst Superman gegen Wraith in der Horizontalen, einmal um den Globus, dann in der Vertikalen, ins All und zum Erdmittelpunkt. Die Alien-Bedrohung im Finale wird etwas lieblos abgehandelt. Superman mus selbst zur Bombe werden, um die Invasoren zu vernichten – er opfert sich, ohne Fragen zu stellen. Die Handlung wirkt beliebig. Star-Zeichner Jim Lee illustriert das Ganze zwar in der gewohnten epischen Qualität – larger than life -, aber an diesem detailversessenen Stil hat man sich mittlerweile sattgesehen. Aufgelockert wird der Stil durch die Kapitel von Dustin Nguyen, der einen etwas ‚künstlerischeren‘ Einschlag hat.

Panini

Panini

Immerhin bemüht sich Snyder mit der Backstory aus Clarks Jugend in Smallville um ein wenig Charaktertiefe. Und mit Lex Luthors Monolog gelingt ihm auch eine interessante, weil äußerst kritische Analyse der Figur:

„… Superman, whoever he is, is trial and error. (…) He avoids a situation and it worsens; next time, he involves himself. The point I’m making is that Superman doesn’t stand for anything. He’s just a man, stumbling through life. He’s not a great beacon, he’s barely a candle, lighting a path for himself the best he can. And as we all know, eventually … candles go out.“

Superman als Fehlender, der seinen Weg durch die Dunkelheit sucht – das ist ein treffendes Bild. Man muss ihn wohl so darstellen, wenn man ihn von seinem Pfadfinder-Image abbringen will. Er soll mehr Mensch als Übermensch sein. Das Dilemma ist: Als Suchender nach sich selbst scheint der Charakter nie irgendwo anzukommen, wodurch sich diese Ichfindung schnell erschöpft. Wenn er aber seinen Charakter definiert, wirkt er zu perfekt – und damit auch langweilig. Dass man diesen Widerspruch nicht auflösen kann, wird wohl immer das Problem an Superman bleiben.

Schwere Geschütze, alle Register

DC Comics

DC Comics

Titel: Batman Eternal Vol. 1

Autor/Zeichner: Scott Snyder, James Tynion IV u.a./Jason Fabok, Dustin Nguyen, Guillem March, Andy Clarke u.a.

Erschienen: 2014 (Batman Eternal #1-21), Paperback 2014, dt. Panini 2015 (Batman Eternal #1-11)


„You have no idea what’s happening, no idea who’s been pulling the strings behind the curtain.“

Gotham brennt. Batman hängt unmaskiert und gefesselt an einem zerstörten Bat-Signal, auf seiner nackten Brust ist sein Symbol eingeritzt. Was ist geschehen? Die Geschichte beginnt hier: Bei einem gemeinsamen Einsatz von Batman und Polizei gegen Professor Pyg verfolgt Commissioner James Gordon einen Verdächtigen in den U-Bahn-Tunnel. Weil Gordon sieht, dass der Verdächtige bewaffnet ist, schießt er auf ihn und trifft dabei auch eine Leitung der U-Bahn, sodass zwei Züge miteinander kollidieren. Gordon wird verhaftet und muss sich für den Tod von über 160 Menschen verantworten. In der Zwischenzeit übernimmt Major Forbes seinen Posten und erklärt Batman zum primären Ziel der Polizei. Doch Forbes dient Carmine Falcone, einem alten Mafioso, der sich vor fünf Jahren aus Gotham zurückgezogen hat und nun die Stadt zurückerobern will. Während zwischen Falcone und dem Pinguin ein Bandenkrieg ausbricht, müssen sich Batman und seine Familie um viele andere Probleme kümmern:

  • Batgirl reist mit Red Hood und Batwoman nach Brasilien, um die Unschuld ihres Vaters zu beweisen,
  • Red Robin untersucht mit der Hackerin Harper Row in Japan einen mysteriösen Nanobot-Virus, der in Gotham grassiert,
  • Batwing und Jim Corrigan (The Spectre) gehen in Arkham Asylum der Wiederauferstehung von Deacon Blackfire nach,
  • Stephanie Brown entdeckt, dass ihr Vater der Superschurke Cluemaster ist und muss fortan um ihr Leben fürchten,
  • Alfred Pennyworth bekommt ein unverhofftes Wiedersehen mit seiner Tochter Julia,
  • Catwoman legt sich mit Falcone an und gerät in seine Gefangenschaft,
  • Batman spielt Detektiv in Hong Kong, rettet Catwoman in Gotham und geht mit Killer Croc und dem Polizisten Jason Bard in der Kanalisation einer Kindesentführung nach.

Doch bald stellt sich für Batman heraus, dass im Hintergrund jemand anderes die Fäden zieht. Leider hat er keine Ahnung, wer das sein könnte. Klar ist: Es ist ein Feind aus seiner Vergangenheit.

In Batman Eternal, der wöchentlichen, ein Jahr laufenden Serie zu Batmans 75. Geburtstag, wird Großes aufgefahren: Eine Story, die nicht nur viele Charaktere und viele Erzählstränge aufbietet, sondern auch jede Facette von Superhelden-Storys abbildet: Klassische Schurkenjagd gegen Psychos und organisiertes Verbrechen, Science Fiction und Übernatürliches/Magie. Dabei stehen die Autoren tief in der Schuld von Jeph Loeb, bei dessen drei großen Batman-Epen (The Long Halloween, Dark Victory und Hush) sie sich reichlich bedienen. Schließlich findet sich auch etwas von der Polizeiserie Gotham Central darin und mit dem Erzählstang mit der Gotham Gazette-Reporterin Vicky Vale bekommt das Ganze Ausmaße von The Wire.

Batman Eternal liest sich daher so wie eine gute moderne Fernsehserie: Vielschichtig und komplex, allerdings ohne – wie sonst bei Comic-Events/-Crossovern üblich – in unendliche Tie-ins auszufransen. Die überbordende Story entwickelt einen großen Sog und hält mit vielen überraschenden Wendungen bei Laune, auch wenn man zuweilen fürchtet, vor lauter Subplots den Überblick zu verlieren. Daher empfiehlt sich hier ein Binge-Reading. Die Zeichnungen sind zwar wegen der verschiedenen Zeichner von schwankender Qualität, aber die meisten liefern eine solide Arbeit ab.

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