Titel: Batman and the Monster Men (Dark Moon Rising, Pt. 1) (dt. Batman und die Monster-Männer)
Autor/Zeichner: Matt Wagner
Erschienen: 2006 (Mini-Serie #1-6, Paperback 2006) dt. Panini 2006 (100% DC)
„It’s like something out of a tawdry crime novel!“ (Norman Madison)
Für einen Bankraub ist es wohl eine der genialsten Ideen aller Zeiten: Man entführt einfach ein paar Irre, erfindet ein Mittel, mit denen man sie zu Riesen-Monstern mutieren lässt und lässt sie auf die Straße los. Die Öffentlichkeit und die Polizei werden so damit beschäftigt sein, die Bestien einzufangen, dass man in der Zeit leicht in ein paar Banken ein- und ausspazieren kann. „Clever, isn’t it?“, fragt Hugo Strange Batman. „You know, at times I am amazed at my own genius!“ Aber da hat Strange nicht mit Batman gerechnet. Der macht die Monster im Alleingang fertig, mixt sich schnell ein Mittelchen gegen das Mutantenserum und dann zerschlägt den Plan wie ein Monster sich selbst, das vom Wolkenkratzer stürzt.
So war das damals, in Batman #1 von 1940. Matt Wagner hat die Geschichte von Hugo Strange und den Monstern noch mal erzählt. Ohne den Bankraub. In dieser Fassung strebt der Mad Scientist nicht nach dem schnöden Mammon, sondern nach höheren Zielen: dem Übermenschen, ganz klassisch also. Weil er selbst kleinwüchsig, kahlköpfig und kurzsichtig ist, will er damit eigentlich nur ein besseres Abbild seiner selbst erschaffen – aber das geht gründlich schief. Heraus kommen bloß Freaks mit Hang zum Kannibalismus. Strange füttert sie mit Menschen. Und weil er die Überreste nur schlampig entsorgt, werden Polizei und Batman auf ihn aufmerksam. Außerdem leiht er sich die Kohle für die Forschung bei der Mafia, was ihm zusätzlich Ärger einbringt.
Für Batman ist es der erste übernatürliche Fall seiner Karriere. Er ist seit ein paar Monaten aktiv, hat sich James Gordons Vertrauen erworben, aber der Polizist steht unter Druck, weil er mit einem Vigilanten kooperiert. Parallel hat Bruce Wayne was mit Julie Madison laufen, der Tochter des Industriellen Norman Madison, der wiederum hochverschuldet bei der Mafia ist. Am Ende laufen die Fäden in einem großen Gemetzel zusammen.
Zweifelsfrei hat Matt Wagners Version der Geschichte mehr erzählerische Qualitäten als das Original, an das er sich nur lose hält. Das fängt schon damit an, dass er die Monster erst im zweiten Akt zeigt und somit mehr Spannung aufbaut. Er hat ein paar gute Ansätze, wie etwa die Engführung von Strange und Batman, ja eigentlich ist alles da, was eine Batman-Story braucht: Action, Romance, Gore, ein bisschen Zwischenmenschliches. Höhepunkt ist die Szene, in der Batman bei den Monstern eingesperrt ist und nicht nur gegen sie kämpfen, sondern sich auch befreien muss. Im Finale mündet die Story leider in einer plumpen Ballerei, in der sich zu viele Lösungen von selbst ergeben. Aber immerhin bekommen wir (im Sinne der Continuity) erstmals das Batmobil zu sehen – und es ist ein wahrer Hingucker geworden. In einer der besten Szenen fragt Alfred ironisch, ob Batman nicht noch ein paar Heckflossen dranbauen will … Batman schweigt nur betreten. Bei Frank Miller hätte er nur gesagt: „Shut up.“
Die Story gilt IGN als eine der 25 besten aller Zeiten, aber an sein Frühwerk Faces kommt Matt Wagner damit leider nicht heran. Während der Ereignisse in Monster Men entwickelt Hugo Strange seine Faszination für Batman, am Ende wird er zum TV-Experten, der Ferndiagnosen für den Vigilanten erstellt; wie es weitergeht, kann man in Prey und Terror nachlesen.
Wie viele der anderen frühen Geschichten, so stand auch dieses Comic noch bis vor kurzem ungelesen in meinem Regal (Schande über mein Haupt) und ich stimme mal in den Tenor von IGN ein: Mit Sicherheit eine der Perlen in der an Perlen nicht armen Batman-Historie. Ja, in vielerlei Dingen ist die Handlung rund um die tumben, genetisch mutierten Riesen absolut over the top, aber ich persönlich mochte Professor Strange ja a schon immer und feiere b die absolut stimmungsvollen, herrlich pulpigen Zeichnungen.
Dazu kommt dann noch eine gehörige Mafia-Prise a la Puzo, mit der Wagner das Rad nicht neu erfindet, aber er doch Bösewichte implementiert, die – im Gegensatz zum sonst üblichen „Batarang-Futter“ – tatsächlich eine spürbare Gefahr für die Protagonisten darstellen. Wie du, so ist mir besonders die Szene, wo Batman mit den Monstern eingesperrt ist, in Erinnerung geblieben. Auch weil sein Fluchtweg in „Der rote Mönch“ dann später nochmal augenzwinkernd angedeutet wird.
Ein großer Freund des Batmobils war ich zwar nie, aber wie es hier zum Einsatz kommt, hat schon durchaus Stil und Sinn. Es weist auch gewisse Parallelen zum Ausschalten Banes in „Arkham Asylum“ auf, das ich gerade ebenfalls (zum x-ten Mal) etwas zocke. Wenn Batman, dann doch überall und gleich richtig. 🙂
Was mir übrigens zudem noch gefällt: Ich mag Batman-Comics, bei denen das Problem am Ende eben nicht vollständig gelöst wird bzw. der Gegner nicht wieder direkt in Arkham oder Blackgate einfährt. Strange ist gekommen, um zu bleiben. Wie du richtig feststellst, wird er in den chronologisch folgenden Geschichten ja weiter (ganz offiziell als Experte für als Fledermaus verkleidete Rächer) seine Intrigen spinnen. Leider nenne ich „Terror“ bisher noch nicht mein Eigen.
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