Titel: Batman and the Mad Monk (Dark Moon Rising, Part 2) (dt. Batman und der Rote Mönch)
Autor/Zeichner: Matt Wagner
Erschienen: 2006-2007 (Mini-Serie #1-6, Paperback 2007), dt. Panini 2007 (100% DC)
„Have I inspired this? … Have I inadvertently given license to every crook with a flair for the dramatic?“ (Batman)
„I don’t care if that hurts. I am a master of pain and suffering and you’re my latest guinea pig.“ (Batman)
„What kind of monster instills such fear in his followers? Something far more frightening than the ‚Bat-man‘.“ (Batman)
Nachdem Batman den verrückten Wissenschaftler Hugo Strange und seine genmanipulierten Monster besiegt hat, bekommt er es mit einem anderen übernatürlichen Fall zu tun: Ein Vampir treibt sein Unwesen in Gotham und macht bei der Entsorgung seiner blutleeren Opfer den gleichen Fehler wie Strange. James Gordon fragt sich mal wieder, was mit seiner Stadt los ist und muss sich buchstäblich wieder mit Kollegen rumschlagen, weil er einigen Polizisten immer noch lästig ist – vor allem wegen seiner Allianz mit Batman. Auch der private Kram geht weiter: Julie Madison spioniert ihrem Liebhaber Bruce Wayne hinterher und fällt dem Vampirkult in die Fänge, während ihr Vater Norman Madison verrückt wird, weil ihn das schlechte Gewissen ob seiner Schulden plagt und er sich von Batman verfolgt fühlt.
Matt Wagners Zweiteiler (oder auch Zwölfteiler) Dark Moon Rising nimmt erst hier richtig Fahrt auf. Wie schon bei Monster Men hat der Autor und Zeichner nur die Grundidee der Ur-Geschichte von 1939 (Detective Comics #31-32) übernommen und lässt sich viele Freiheiten bei seiner Gestaltung, damit sie auch in sein Konzept passt. Die Story ist im besten Sinne klassisch: Wagner bedient sich bei der Pulp- und Schauerroman-Tradition (vor allem bei Bram Stokers Dracula), fährt ein mustergültiges schauriges Schloss auf, das Dracula alle Ehre gemacht hätte, bietet Wölfe, tödliche Fallen, Särge als Betten, eine eiserne Jungfrau, Batarangs aus Silber, einen finsteren Geheimbund und schöne Frauen als Opfer. Batman wird auf sehr drastische Weise zum Tiermörder und kommt mal wieder nur sehr knapp und mit vielen Wunden davon – um nicht zu sagen: er ist ziemlich im Arsch. Wie es sich für die Storys aus Batmans Frühzeit gehört, wird der Held sehr menschlich, also irrend und verletzlich dargestellt, aber auch – dank Alfred – mit einem Schuss Selbstironie. Batman fragt sich bei einer kurzen Begegnung mit Catwoman, ob er selbst nicht für all die kostümierten Spinner die Inspiration bietet. In einer der besten Szenen verpasst Batman den Bullen, die James Gordon vermöbeln wollen, eine ordentliche Abreibung – und sieht dabei auch noch cool aus.
Überhaupt ist Matt Wagners Batman trotz seiner Klobigkeit eine ziemlich dynamische Erscheinung und macht sowohl bei Licht als auch im Schatten eine gute Figur. Die restlichen Figuren, besonders die Frauen, überzeugen nicht immer. Das Batmobil macht im ersten Teil ohne die lächerlichen Flossen und die pflugartige Bat-Maske an der Spitze mehr her. Dafür ist Wagner ein begnadeter Cover-Artist, mit einem Instinkt fürs Wesentliche – und im Gegensatz zum ersten Teil bekommt man im Paperback von Mad Monk auch alle sechs Cover in voller Größe präsentiert.
Der rot gewandete Vampirmönch ist leider kein so ausgeprägter und interessanter Charakter wie Dr. Strange, die einzige Frage, die sich bei ihm stellt ist, ob er ein wahrer Vampir oder nur ein Scharlatan ist. Sein Abgang am Ende ist einer der dreistesten Deus ex machina, der je eingesetzt wurde, aber kommt so unerwartet, dass es schon fast wieder witzig ist. (Ich will nicht zu viel vorwegnehmen, aber die Szene spielt auch mit einem Batman-Klischee.) Auch das Ende von Norman Madison kommt etwas plötzlich und bleibt unbefriedigend. Und dass Batman erst wie Bruce Wayne klingen kann, wenn er seine Maske dazu abnimmt, ist wohl das Unplausibelste an der ganzen Geschichte, aber sei’s drum.
Dennoch macht Batman and the Mad Monk viel Spaß, es setzt Monster Men nicht nur würdig fort, sondern überbietet den ersten Teil sogar. Direkt daran schließt sich chronologisch The Man Who Laughs an – die erste Begegnung mit dem Joker.
Dein Urteil kann ich nur eins zu eins unterschreiben. „Batman und der Rote Mönch“ führt „Dark Moon Rising“ erstens stimmig und zweitens vor allem stimmungsvoll fort, wobei sich Wagner seine Inspiration bei Literatur und Film gleichermaßen besorgt. Der Look könnte eins zu eins einem Hammer- oder Edgar-Wallace-Film (Eiserne Jungfrau! Mönch!) der 50/60er entstammen und die Anspielungen auf Dracula (dessen Vorbild ja Vlad Tepes war) versucht er ja erst gar nicht zu verstecken. Ganz im Gegenteil: Der Autor/Zeichner scheint die künstlerische Freiheit regelrecht zu genießen, was meines Erachtens ein paar der besten Batman-Szenen zur Folge hat. Allein der Kampf mit den Wölfen ist ein schwarz-roter Augenschmaus.
Schatten spielen zwar in jedem Batman-Comic eine gewichtige Rolle, aber hier setzt Wagner sie wirklich perfekt ein, um das grimmige Antlitz des dunklen Ritters an genau den richtigen Stellen zu betonen. Dass hat er dazu noch eins zu eins bei seinen (allerdings auch sehr schwerfälligen) Deduktionen Sherlock Holmes zitiert, setzt für mich das Tüpfelchen aufs I. Substanz hat die eigentliche Geschichte (und das völlig abrupte Ende) zwar nicht, aber mich holt das atmosphärisch dermaßen erfolgreich ab, das Wagners Comic sich weit oben in meiner persönlichen Favoritenliste einordnet.
LikeGefällt 1 Person