Greg Capullo

Blüten des Zorns

DC Comics

DC Comics

Titel: Bloom (Batman Vol. 9)

Autor/Zeichner: Scott Snyder, James Tynion IV/Greg Capullo, Yanick Paquette

Erschienen: 2016 (Batman #46-50, Detective Comics #27; Hardcover 2016), dt. Panini 2016 (Batman #50-52)


„For Batman to live, Bruce Wayne always has to die!“ (Bruce Wayne)

Was bisher geschah: Nach einem Kampf mit dem Joker (Endgame/Todesspiel) ist Batman tot – aber Bruce Wayne lebt. Batman ist aus Bruces Gedächtnis gelöscht. Bruce arbeitet in einem Jugendzentrum und hat eine Freundin. James Gordon übernimmt die Batman-Rolle, indem er in einen Panzeranzug steigt. Seine Herausforderung: Ein neuer Schurke namens Mr. Bloom, der Gaunern Superkräfte verleiht und sie daraufhin tötet (siehe Superheavy/Superschwer).

Was hier geschieht: Bloom startet seine Offensive gegen Gotham. Gordon gerät als Batman an seine Grenzen. Bruce Wayne wird bewusst, dass er Batman war – und als die Stadt in größter Not ist, unterzieht sich Bruce einer qualvollen wie gefährlichen Prozedur, um sich wieder geistig zu Batman zu machen. Unterstützt wird er dabei von Duke Thomas, einem Jungen, den er schon aus dem Zero Year/Jahr Null kennt, und der hier zu Robin wird.

Höhepunkt: Ein Treffen zwischen Bruce Wayne und dem Joker auf einer Parkbank. Das heißt: Die Szene lässt offen, ob es sich wirklich um den Joker handelt, der wie Batman körperlich erneuert und geistig auf Null zurückversetzt wurde, aber es spricht vieles dafür. Der Unbekannte will sich selbst erschießen, dann verschwindet er im Nichts. Hier wird klar, dass Scott Snyder mit seinem Dionesium, das wie eine Lazarus-Grube wirkt, einen Weg gefunden hat, nach dem ultimativen Endkampf, einen Neuanfang für Batman und Joker zu finden. Beide waren tot, beide entstehen wieder neu. (Der Joker sogar in drei Gestalten?)

Zweiter Höhepunkt: Eine andere starke Sequenz ist ein wilder Trip durch eine Reihe von Elseworlds-Szenarien, als Batman wieder zu sich kommt.

Was gefällt: Dass Scott Snyder und Greg Capullo erzählen können, haben sie schon oft bewiesen. Auch Bloom ist ein Comic auf höchstem Niveau. Sensibel werden Charaktere ausgebaut, Konflikte vertieft und auch für ein wenig Humor ist Platz. Capullo zeichnet ein paar herausragende Seiten mit tollen Inszenierungen, unterstützt wird er dabei zum Teil von Yanick Paquette, dessen Figuren dagegen leider zu steif wirken.

Was nicht gefällt: Im dritten Akt verliert sich die Story zu sehr im Radau des Endkampfes. Wieder wird die halbe Stadt zerstört, wieder dreht halb Gotham durch, wieder müssen Schurken und Roboter riesengroß werden und alles in einem großen Knall enden lassen. Das ermüdet. Es wäre mal wieder an der Zeit, eine Batman-Story zu erzählen, ohne dass dabei fast die Welt untergeht. Gegen Ende wird Snyder auch etwas geschwätzig, wenn er Gordon über Batman schwadronieren lässt. (Und sich dabei für seinen Gordon-Batman-Plot rechtfertigt.) Und dass Batman noch die Nerven hat, sich im Notfall noch ein neues Kostüm zu designen – das hätte man sich auch sparen können. (Warum muss sich ständig das Kostüm ändern? Warum ist die Fledermaus gelb umrandet?)

Bonus: DC hat in den Sammelband noch eine Story aus Detective Comics #27 dazugepackt. Eigentlich unnötig, weil sie schon in Detective Comics Vol. 5: Gothtopia veröffentlicht wurde. Aber sie gehört thematisch zur Story, weil hier Bruce Waynes Batman-Maschine erstmals eingeführt wird. Der Rest des Bandes ist gefüllt mit einer Reihe „Batman v Superman“-Variant-Cover, darunter auch einige Perlen.

Bilanz: Es ist seltsam: Obwohl ich die Snyder-Capullo-Storys am meisten mag, gehe ich mit ihnen sehr kritisch um. Keine Frage: sie sind (innerhalb von The New 52) das Beste der vergangenen fünf Jahre. Wer’s mag, wird auch das hier mögen. Vielleicht sind die Geschichten aber so gut, dass ich deswegen umso enttäuschter bin, dass sie nicht perfekt sind.

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Bye, Batman! Snyder und Capullo verabschieden sich

Batman #51 (DC Comics)

Batman #51 (DC Comics)

In den USA ist gerade Batman #51 erschienen – die vorerst letzte Ausgabe von dem gefeierten Kreativteam Scott Snyder und Greg Capullo. Im Interview mit DC Comics erzählen die beiden, inwiefern ihre letzte gemeinsame Story ein Abschied von Gotham und ein „Brief an die Fans“ ist, wie sie ihre Arbeit an Batman empfunden haben und wie es danach weitergehen soll. (Außerdem gibt es eine Vorschau auf ein paar tolle Seiten samt prächtiger Bathöhle und einem schnittigen Batmobil.) Eine sehr sentimentale Angelegenheit – wenn auch kein Grund zur Trauer. Denn wenn DC im Sommer mit seinem Event DC Rebirth auch seine Batman-Serien neu startet, wird Snyder mit einer eigenen Serie, All-Star Batman, der Fledermaus treu bleiben. Capullo zeichnet ein Geheimprojekt für Mark Millar. Beide schließen aber nicht aus, wieder zusammen zu arbeiten. Vielleicht sogar an Batman.

Bisherige Storylines von Snyder und Capullo waren: der neue Batman-Origin Zero Year (dt. Jahr Null), Court of Owls/City of Owls (dt. Rat der Eulen/Stadt der Eulen) und das Joker-Epos Death of the Family/Endgame (dt. Tod der Familie/Todesspiel). Alle diese Geschichten haben Maßstäbe für nachfolgende Künstler und Autoren gesetzt. In Deutschland läuft gerade ihre letzte Storyline – Superheavy/Superschwer – zu Ende. In den USA ist der erste Teil als Paperback erschienen. Teil 2 soll im September kommen.

Auferstehung im Hasenkostüm

DC Comics

DC Comics

Titel: Superheavy (Batman Vol. 8) (dt. Superschwer)

Autor/Zeichner: Scott Snyder/Greg Capullo

Erschienen: 2015 (DC Sneak Peek #1/Divergence #1, Batman #41-45, Paperback 2016), dt. Panini 2016 (Batman 46ff.)


„… this is the dumbest idea in the history of Gotham City.“ (James Gordon)

„In the beginning, there was nothing … and then, there was Batman. And this was good.“ (Geri Powers)

Nach dem Endgame (dt. Todesspiel) mit dem Joker gilt Batman als verschollen, bzw. tot. Aber weil es schon immer einen Batman zu geben scheint (nach gerade einmal sechs Jahren im Dienst) und man sich ein Gotham ohne nicht mehr vorstellen kann, bringt das Unternehmen Powers International (vgl. Batman Beyond), das kürzlich Wayne Enterprises übernommen hat, einen neuen Batman ins Spiel: einen Kampfanzug. Bedienen soll ihn ein Polizist – und das ist niemand geringerer als Commissioner James Gordon. Ja, genau: Gordon wird der neue Batman. Am Anfang hat auch er Bedenken, um nicht zu sagen, er hält das für Schwachsinn. Der Anzug, so sagt er, sehe nicht einmal Batman ähnlich, eher einem Kaninchen. Zugegeben, das Ding hat sehr lange Antennen, die wie Ohren aussehen, aber der Hase müsste schon auf Steroiden zu sein, um ihn mit dem Panzerkostüm zu verwechseln …

Egal, es sieht cool aus. Vielleicht ist Gordon deshalb schnell überredet und fast ebenso schnell in Form gebracht (mit Training, Implantaten und Rasur) und nach einigen Startschwierigkeiten tritt er gegen seinen ersten Superschurken an: Mr. Bloom, ein dürrer Mensch mit Blumenmaske, der Straßengangs mit kleinen „Samen“ zu Superschurken macht – oder sie tötet. Aber über die Story kann man noch nichts Abschließendes sagen, weil in diesem Band bloß der erste Teil erzählt wird. Da wir über den Schurken kaum etwas erfahren, bleibt er oberflächlich und nur mäßig interessant.

Bruce Waynes Gehirn gelöscht

Aber was ist mit dem echten Batman, was ist mit Bruce Wayne? Den gibt es noch, aber er ist nicht mehr der alte. Überlebt hat er dank des Wundermittelchens, das auch Joker immer wieder regenerieren ließ (siehe Endgame). Doch damit wurde auch Waynes Gehirn gelöscht – und ohne Erinnerungen und Trauma kann er nicht mehr Batman sein. Stattdessen lässt er sich einen Vollbart wachsen und arbeitet in einem Jugendzentrum, wo er eigentlich nicht viel macht, außer mit Julie Madison herumzuturteln.

Fassen wir zusammen: Gordon rasiert sich und steigt in ein Hasenkostüm, um Batmans Erbe anzutreten, und Wayne setzt sich zur Ruhe und hütet Kinder? Ja, er baut ihnen sogar einen Spielgarten aus den alten Trophäen der Bathöhle, die Joker entstellt hat. Überzeugt das? Mäßig. Auch wenn Autor Scott Snyder und Zeichner Greg Capullo ihr Bestes geben, um ihre Geschichte mit der betonenen Sensibilität für ihre Charaktere zu erzählen, liefern sie mit Band 8 ihrer Batman-Serie den bisher schwächsten ab. Und das liegt nicht nur daran, dass es mehr Gerede als Handlung gibt. Die meiste Zeit über wirkt Superheavy wie ein Urlaub, wie eine Auszeit nach dem aufreibenden Endgame, als müsste sich gerade Bruce Wayne davon erholen. (Auch die Rückblende im Intermezzo, von Brian Azzarello und Jock, wirkt etwas müde.)

Wieder bei Null anfangen

Gordons Wandlung zu Batman ist zu überstürzt. Dafür, dass er am Anfang vehement dagegen ist, lässt er sich doch leicht überreden, und das nur durch das Argument, dass er die Stadt am besten kennt. Er hingegen hält die Idee für reizvoll, dass Batman innerhalb des Systems arbeit. So wird aus dem Vigilanten ein legitimierter Ordnungshüter. Das ist keine neue Idee, das ist eine Rückkehr in Batmans erste 30 Jahre, und da das Wesen des modernen Batman darin besteht, außerhalb des Gesetzes zu operieren, wirkt das wie ein großer Rückschritt.

Die Grundidee der Story besteht darin, Batman wieder auf Null zu bringen, neu anzufangen. Und so wird der erfahrene Polizist James Gordon wieder zum Anfänger. Immerhin ist das nett anzusehen, wie er seinen Kampfanzug und seine Fähigkeiten im Batarang-Werfen austestet. (Bermerkung im Kluscheißermodus: Dass er allerdings einen 1000-Grad-heißen Ofen überlebt, ist dann doch unwahrscheinlich. Zwar mag sein Kostüm ihn schützen, aber wenigsten die untere Hälfte des Gesichts müsste verdampfen. Aber das geht bekanntlich nicht, solange die Story nicht zu Ende ist.) Daher gedulden wir uns noch auf die Fortsetzung, die als Hardcover im September erscheinen soll, und hoffen, dass in der zweiten Hälfte wieder mehr Schwung in die Story kommt.

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Veränderungen bei DC und Batman

Batman #50 (Greg Capullo) (DC Comics)

Batman #50 (Greg Capullo) (DC Comics)

Bei DC Comics stehen offenbar große Veränderungen an. Wie Nerdist.com berichtet, könnten die Serien im Sommer (nach den Nummern 52) neu nummeriert werden. Offen ist, ob damit auch das Comic-Universum rebootet werden soll. Das wäre ein drastischer Einschnitt, wenn man bedenkt, dass das DC Universum erst 2011 mit der „The New 52“-Initiative einen Neustart bekam und die Continuity in weiten Teilen annulliert oder wenigstens überarbeitet wurde. Angeblich soll die Comic-Continuity zum Teil an die der TV-Serien (Arrow, Flash, Supergirl) angepasst werden. Doch bis auf eine mysteriöse Ankündigung der Herausgeber Jim Lee und Dan DiDio auf Twitter, auf dem bloß der Schriftzug „Rebirth“ auf einem blauen Vorhang zu sehen ist, gibt es nicht – der Rest ist noch Gerücht bzw. Spekulation.

DC Comics

DC Comics

Konkreter hingegen sind die Pläne für Batman: Autor Scott Snyder soll die Hauptserie verlassen, dafür aber Detective Comics übernehmen. Damit soll er mehr Freiheiten bekommen, Charaktere zu entwickeln, statt wie bisher dem Druck ausgesetzt zu sein, am Fließband Events wie Court of Owls, Death of a Family oder Zero Year  schreiben zu müssen. Die Serie „Batman“ soll fortan zweimal statt einmal im Monat erscheinen. Snyder hat bereits 2011 bei Detective Comics angefangen, damals mit der Storyline The Black Mirror (dt. Der schwarze Spiegel). Wann der Wechsel vollzogen werden soll, ist noch unklar, vielleicht hängt er auch mit DCs „Rebirth“-Projekt zusammen.

Bereits im Oktober wurde berichtet, dass Batman-Zeichner Greg Capullo nach Ausgabe 51 eine kurze Pause machen wird, um an einem kleinen Projekt mit Mark Millar (Wanted, Kick Ass, Chrononauts) zu arbeiten. Snyder und Capullo arbeiten seit dem Reboot im Jahr 2011 zusammen und schaffen seitdem wegweisende Werke, die bei Kritik und Publikum gefeiert werden. Nebenher war Snyder auch als Co-Plotter neben James Tynion IV für die wöchentliche Serie Batman Eternal verantwortlich. Außerdem – weil er offenbar nebenher noch Kapazitäten frei hat – schrieb er für DC die Mini-Serie Superman Unchained und Swamp Thing sowie für andere Verlage American Vampire, The Wake und Wytches.

Die Traditionsserie Detective Comics, in der Batman 1939 seinen ersten Auftritt hatte, war seit dem Reboot eine glücklose Angelegenheit: Mehrere Autoren und Zeichner versuchten ihr Glück, doch schafften sie bestenfalls Durchschnittsware. Allein die Jubiläums-Story Gothtopia und die Jubiläumsausgabe von Detective Comics #27 (beide enthalten in Volume 5) waren lesenswerte Comics.

Coverwahn #8

Batman gibt Superman seinen Stiefel zu spüren: unerbittlich tritt er mit seiner stacheligen Sohle auf Supermans Gesicht ein, sodass es blutet. Der Kampf Batman gegen Superman fasziniert wohl auch, weil es befriedigend ist, zu sehen, wie der eigentlich Schwächere den eigentlich Stärkeren so richtig vermöbelt. Die Rache der Außenseiter an den Strahlemännern. Meisterzeichner Greg Capullo hat sein Variant Cover zu Dark Knight III: The Master Race beigesteuert, und obwohl es ein typisches Motiv zeigt, ist es (wie immer) klasse geworden. Voller Kraft und Dynamik und roher Gewalt – ein deutlicher Kontrast zu den blassen Farben, die andeuten, dass aus den Helden gerade das Leben entweicht.

Deutlich weniger grandios sind die Leistungen der anderen Zeichner: Walter Simonson zeigt Batman mit Verstopfung und dem Heiligenschein des Vollmonds, die anderen drei setzen Robin Carrie Kelley in Szene, davon einmal im Frauen-Power-Verbund mit Wonder Woman und Catgirl (die eigentlich auch Carrie ist). Bemerkenswert ist die Arbeit von Babs Tarr, die Robin nach vorne stellt und einen Vertigo-artigen Hintergrund in schwarz und rot wählt.

Damit sind wir fast durch mit unserer Galerie-Reihe, es fehlen nur noch eine Handvoll Bilder.

>> Hier die bisherigen Variant-Cover-Galerien zu DK III.

Endgame: Schluss mit lustig

DC Comics

Titel: Endgame (Batman Vol. 7), dt. Todesspiel

Autor/Zeichner: Scott Snyder/Greg Capullo

Erschienen: 2015 (Batman #35-40, Hardcover 2015); dt. Panini 2015-2016 (Batman #41-44), Paperback 2016


„See, Batssss, this time, no more games … no more jokes. I’m just here to close up shop!“

„I’m afraid it’s his masterpiece, Sir.“ (Alfred)

„… go get that bastard.“ (Alfred)

Die Justice League greift Batman an. Zuerst Wonder Woman, dann Flash, dann Aquaman – schließlich auch Superman. Batman wehrt sich so souverän wie nie zuvor: mit einer riesigen Kampfrüstung, die es in sich hat. Doch das unnatürliche Grinsen in Supermans Gesicht zeigt ihm, dass das nur der Auftakt zu etwas weit Schlimmerem ist: der Rückkehr des Jokers. Nach den Ereignissen von Death of the Family, in denen der Joker Batman seine Liebe gestanden hat und ihn um seine Familie bringen wollte, schlägt der Erzfeind wieder zu – und zwar mehr als je zuvor. Wo einst Liebe war, ist nur noch Hass. Der Zurückgewiesene rächt sich. Jetzt ist Schluss mit lustig.

Gothams Bewohner werden mit einem Joker-Virus infiziert, der sie zu grinsenden, aggressiven Zombies macht. Der Virus ist – anders als alle Joker-Gifte und -Gase zuvor – so gut wie unbesiegbar. Der Joker, der sein Gesicht wiederhergestellt und sich einen neuen Haarschnitt verpasst hat, kennt nun auch Batmans Geheimidentität und im Gegensatz zu früher nutzt er diesen Vorteil aus. Außerdem stellt sich die Frage, ob der Joker nicht über besondere Heilkräfte verfügt. Es kommt zu einer ultimativen Demütigung, zur ultimativen Schlacht: Batman versammelt seine Mitstreiter und Feinde, um gegen Jokers Zombie-Armee zu kämpfen, während er zugleich ein Mittel gegen die Seuche sucht.

Wer das Buch noch nicht gelesen hat und sich die Spannung nicht verderben möchte, dem sei geraten, es nachzuholen (es lohnt sich) und das Lesen des Artikels an dieser Stelle zu beenden.

ACHTUNG SPOILER!

Snyder und Capullo haben wieder einmal einen großen Wurf gelandet. Sie schaffen es, das erzählerische Niveau zu halten und den Horror des ersten Joker-Teils zu wiederholen. Allein die Rahmung mit dem Theater und der Analogie zu Tragödie und Komödie ist meisterhaft. Gelungener ist Endgame, weil die Story weniger die Tradition zitiert, sondern weitgehend eigenständig bleibt. (Allein die Frisur des Jokers erinnert an den Batman Beyond-Film Return of the Joker, und die Straßenparade zitiert Burtons ersten Batman-Film.) Allerdings sollte man Storys wie Rat der Eulen/Stadt der Eulen sowie Tod der Familie gelesen haben, Batman Eternal wäre auch nicht verkehrt. Snyder überrascht wieder, indem er interessante Situationen schafft und seinem Schurken neue Facetten abgewinnt, aber leider schießt er mit der Metaphysik übers Ziel hinaus.

DC Comics

Den Joker soll es jetzt schon immer gegeben haben – als pale man, den blassen Mann, der bereits auf historischen Fotos grinsend an Schauplätzen von Tragödien zu sehen ist. Dank einer Art Lazarus-Grube schaffte er es, sich ständig zu erneuern, daher auch das neue Gesicht. Hier aber muss man sich fragen, warum der Anführer der Red Hood-Gang nicht bereits blasshäutig war, sondern erst nach dem Sturz in den Chemietank, und warum das Gesicht nicht bereits verheilte, nachdem es dem Joker abgeschnitten wurde (und warum er es sich überhaupt entfernen ließ). Abgesehen von solchen Unstimmigkeiten ist es unnötig, den Joker unsterblich zu machen und ihm damit etwas von seinem Reiz zu nehmen. Der Witz war ja, dass er wie Batman nur ein Mensch ist, der es trotzdem immer wieder schafft, Übernatürliches oder gar Unmenschliches zu leisten. Diese schabenhafte Resistenz, mit der er das Böse schlechthin verkörperte, wird jetzt zu sehr mystifiziert und in die Nähe von Ra’s al Ghul gerückt.

Doch es gibt auch andere, kleinere Schwächen: Dass am Ende Helden und Schurken Seite an Seite kämpfen, mag zwar ein netter Einfall sein, aber dass Scarecrow und Pinguin mitmachen, zwei nicht gerade besonders starke Typen, ist wohl mehr dem Fan-Service als der Plausibilität geschuldet. Und dass der Joker nicht einfach Batman abknallt oder Alfred dahinmetzelt, als er die Gelegenheit dazu hat, ist auch eher schwer nachvollziehbar. Allerdings muss man Synder zugute halten, dass er seine Charaktere nicht schont. Besonders James Gordon und Alfred müssen wieder leiden. Der Showdown im Finale ist das blutigste und härteste Gemetzel seit Frank Millers The Dark Knight Returns. Ein wenig erinnert es auch daran, aber dass das Schicksal der beiden verblutenden Gegner offen bleibt, gibt dem Ende eine andere Wendung. Denn es zeigt nur erneut, was Batman auch über seine Kämpfe mit Superman feststellt: dass keiner der beiden gewinnen kann.

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Neue Batman-Comics: September bis Dezember 2015

DC Comics

Batman #40 (DC Comics)

Hier kommt eine neue Checkliste für alle Batman-Junkies, die heiß auf neuen Stoff aus den Staaten sind. Dies sind die Neuerscheinungen bis Ende 2015:

September:

  • Hush Noir Edition (Schwarz-weiß-Fassung des Klassikers von Jeph Loeb und Jim Lee)
  • Batman Beyond 2.0 Vol. 3: Mark of the Phantasm
  • Batman Year One Book & DVD Set (Comic und Animationsfilm in einem)
  • Batman Black and White Vol. 1 Book & DVD Set (Zum Comic wird der Anthologie-Film Gotham Knight beigelegt)

Oktober:

  • Batman Vol. 7: Endgame (Teil zwei des Joker-Epos von Scott Snyder und Greg Capullo!)
  • Batman Eternal Vol. 3
  • The Dark Knight Returns 30th Anniversary Deluxe Edition (beide Teile in einem Band, Teil 3 kommt im Herbst)
  • Year 100: Deluxe Edition (Elseworlds-Mini-Serie von Paul Pope)
  • Road to No Man’s Land (Prequel zum Niemandsland)
  • Showcase Presents: Batman Vol. 6 (Batman #229-244, Storys aus Detective Comics #408-426).

November:

  • Legends of the Dark Knight Vol. 5 (Anthologie mit Kurzgeschichten)
  • Absolute Batman The Court of Owls (enthält das gesamte Eulen-Epos, Batman #1-11)
  • Batman Arkham: Two-Face (Anthologie)
  • The Batman Adventures Vol. 3
  • Batman and Robin Vol. 7: Robin Rises
  • War Games Vol. 1 (Neuauflage, Prolog War Drums und Act One von War Games, 464 Seiten)

Dezember:

  • Batman vs Superman (160 Seiten, „some of the most incredible and memorable clashes“)
  • Batman/Superman Vol. 4
  • The Doom That Came to Gotham (Reprint der Elseworlds-Story von Mike Mignola)
  • Batman ’66 Vol. 4

Was von Batman übrig blieb

DC Comics

DC Comics

Titel: Graveyard Shift (Batman Vol. 6) (dt. Im Bann des Todes)

Autor/Zeichner: Scott Snyder, James Tynion IV/Greg Capullo, Andy Clarke, Alex Maleev, Wes Craig, Matteo Scalera, Dustin Nguyen

Erschienen: 2012-2014 (Erstausgaben: Batman #0, #18-20, #28, #34, Annual #2), Hardcover 2015, dt. zum Teil in Batman Sonderband 43: Schreckensnächte in Gotham City, Panini 2014 (Batman #19-23, Batman Annual #2), weitere in Batman #20, #23, #37. (dt. Panini 2016, Paperback)


„… sometimes I’m my own worst enemy.“ (Bruce Wayne)

Bevor die Fans endlich das nächste Meisterwerk des Dream-Teams Snyder/Capullo in Buchform bekommen – Endgame erscheint erst im Herbst – vertröstet DC sie in Band 6 mit einer Resterampe. Fünf Lückenbüßer-Ausgaben sowie zwei Specials wie die Nuller-Ausgabe und das zweite Annual sind in Graveyard Shift versammelt. Was taugt der Band?

Batman #0 ist das Äquivalent zu den bereits besprochenen Detective Comics #0 und The Dark Knight #0, die jeweils zwei Episoden aus Bruce Waynes Vor-Batman-Zeit erzählen, also vor dem Jahr Null/Zero Year spielen (alles klar?). Während wir in Detective #0 eine Anekdote aus der Ausbildungszeit in Asien bekamen, wurde in TDK #0 erzählt, wie Bruce den Mörder seiner Eltern (Joe Chill) aufsucht und umbringen will, aber sich dann besinnt. (Batman and Robin #0 handelt von Damians Kindheit und Ausbildung durch Talia.) In Batman #0 bekommen wir eine Episode aus dem Jahr Null, als Bruce Wayne noch ohne Batman-Kostüm gegen die Red Hood-Gang kämpft. Bruce verkleidet sich mit einer roten Maske und schließt sich einem Bankraub an, wird entlarvt und beinahe getötet. Anschließend bekommt er Besuch von Lieutenant James Gordon, der ihn nach Batman ausfragt. Kurz zuvor macht Alfred seinem Master deutlich, dass er sich nicht einfach von einem zivilen Leben abschotten kann, weil er sich als Eigenbrötler verdächtig machen würde. Am Ende aktiviert Gordon erstmals das Bat-Signal – nicht nur als Rufzeichen für Batman, sondern auch als Motivation für die Bürger von Gotham, Zivilcourage zu zeigen.

Panini Comics

Panini Comics

In der Bonus-Story „Tomorrow“ werden parallel drei Episoden aus dem Leben von Tim Drake, Jason Todd und Dick Grayson erzählt, bevor sie Robins geworden sind. Der Klugscheißer, der Verbrecher und der Draufgänger. Alle drei zeigen einen Sinn für Gerechtigkeit, symbolisiert darin, dass sie zum Bat-Signal aufschauen, das am Himmel erscheint.

Rotkehlchen als roter Faden

Obwohl die folgenden Geschichten für sich stehen, bilden sie eine Gesamtheit mit einigen Parallelen und Verbindungen zueinander. Der rote Faden ist Robin, genauer gesagt der Umgang mit dem Tod von Damian, Bruce Waynes Sohn. „Resolve“ (Batman #18) handelt davon, wie Harper Row, das Elektriker-Mädchen, das Batman nach seiner Gefangenschaft beim Rat der Eulen gerettet hat, Damians Nachfolge als Batmans Sidekick antreten will. Wieder einmal hilft sie Batman aus der Patsche, als er sich – nach selbstausbeuterischen Kämpfen – mit venom-gedopten Hunden anlegt, doch er verweigert ihr zunächst ihren Wunsch. Erst nachdem Harper Bruce Wayne einen Besuch abstattet, wird Batman weich.

In „Nowhere Man“ (Batman #19-20) wird die Trauer um Robin gestört durch einen Doppelgänger. Hier wird eine Brücke zur Zero Year-Episode geschlagen: Während damals Bruce Wayne als Red Hood-Mitglied verkleidet bei einem Bankraub beteiligt war, raubt er hier nun unmaskiert eine Bank aus. Natürlich ist er es nicht wirklich, sondern bloß Clayface, der Waynes Reputation durch … den Dreck ziehen will (oje, der war flach, sorry). Im Gegensatz zu den Auftritten des Schurken in Detective Comics und The Dark Knight ist Clayface hier zum ersten Mal eine interessante Figur, da er jeglichen Bezug zu seinem alten Ich verloren hat und nur noch die DNA anderer imitieren kann. Er ist nichts als ein formbarer Klumpen Lehm – ein Nowhere Man, ein Niemand.

Wiedersehen mit einem Gesichtslosen

Einen anderen Niemand jagt Batman in „The Meek“ (Batman #34): Ein Totengräber für Arme legt gerne mal eine Leiche dazu, die er selbst zu verantworten hat. Batman kann ihn zwar mit detektivischem Gespür fassen, aber er kommt nicht hinter dessen Identität – also landet er folgerichtig in der leeren Zelle eines anderen Namenlosen: des Jokers. Der Mörder nennt sich selbst The Meek, sagt von sich selbst, ein Nobody zu sein und wünscht sich, aus der Welt spurlos zu verschwinden. Damit erweist er sich als Wiedergänger des Postboten Joseph Zedno, der in einer Story von Doug Moench und Kelley Jones als „Faceless“ Menschen umgebracht hat, um ein Jemand zu sein (siehe Batman #542-543, 1997, dt. Batman #32, Dino Verlag, enthalten im Time Warp 2). The Meek macht im Gegensatz zu Zedno aus der Not eine Tugend. Batman wird mal wieder an die Vergänglichkeit allen Seins erinnert – sehr schön versinnbildlicht in der letzten Splash Page, auf der ein Totenkopf aus Leichen gebildet ist.

Erneut mit seinem Verlust konfrontiert wird Batman in „Cages“ (Batman Annual #2), eine Story, die in dem Band zwei Mal fälschlicherweise als „Ages“ bezeichnet wird. Die Prämisse ist eine interessante Idee: Batman lässt sich freiwillig in Arkham einsperren, um die neue Sicherheitstechnik zu testen. Doch nicht nur er bricht aus, auch die älteste Insassin. The Anchoress (die Einsiedlerin) kann nämlich durch Wände gehen. Sie wirft ihm vor, dass durch all die Schurken, die er im Asylum einliefert, sie selbst vernachlässigt worden sei, statt therapiert zu werden. Jetzt will sie sich an ihm rächen, indem sie ihn mit ihren mentalen Kräften in eine Art Gedankenkäfig zu sperren versucht. Batman muss noch einmal den Tod seines Sohnes mitansehen. Die Story wurde zu Unrecht verrissen. Bis auf die Zeichnungen, die nicht an einen Greg Capullo heranreichen, tut es gut, auch einmal eine Geschichte mit einigen frischen Ansätzen zu lesen, auch wenn aus dem Sicherheitstest in Arkham am Ende leider keine Resultate folgen. (Das Cover ist allerdings großartig.)

Vorschau auf die Zukunft

Die schwächste Geschichte in Graveyard Shift ist „Ghost Lights“ (Batman #19-20, jeweils die Zweitstory): Batman versucht mit Superman einen bösen Geist zu bannen. Superman erweist sich als ziemlich nutzlosen Kämpfer, aber dafür als guter Freund, der dem Trauernden beisteht, auch wenn Batman ihm den Dienst nicht erwidert.

In „Batman Eternal“ (Batman #28), einer Vorschau für die gleichnamige Serie, die in naher Zukunft spielt (Besprechung folgt), kämpft Harper Row als Bluebird an der Seite von Batman in einem dystopischen Szenario. Nach einer Unterhaltung mit Selina Kyle gibt es ein Wiedersehen mit Stephanie Brown alias Spoiler, die in der alten Continuity kurz der vierte Robin sein durfte (danach kam Damian).

Zusammengefasst kann man Graveyard Shift für Batman als Zwischenspiel zur Trauerbewältigung begreifen. Die heimliche Hauptrolle spielt hier Robin in absentia – ein Phantom. Für den Leser bietet sich eine abwechslungsreiche Anthologie von Geschichten, die sich kurzweilig lesen und meist auch grafisch überzeugen können. Damit kann man sich gut vertrösten, bis Endgame als Buch erscheint.

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Vorschau: Neue Batman-Comics von April bis Juli 2015

DC Comics

DC Comics

Harley Quinn und der Riddler, eine Würdigung des Zeichners Norm Breyfogle sowie neues von Erde Eins und dem Dreamteam Snyder-Capullo: Die für die nächsten vier Monate angekündigten Batman-Comics machen viel Vorfreude. Eine Übersicht.

Im April widmet DC dem Riddler einen eigenen Band, in dem seine besten Auftritte gesammelt sein sollen. Auf fast 300 Seiten wird folgendes geboten: Detective Comics #140, #142, #377, #822, #837, Batman #171, #179, #292, #317, #362, Batman: The Riddler #23.2 (Villain’s Month), Brave and Bold #183, Joker’s Asylum II: The Riddler #1 and Legends of the Dark Knight 100 Page Super Spectacular #2.

Im Mai kommt endlich der sechste Band von Scott Snyders und Greg Capullos Batman-Serie. Nein, noch nicht das lang erwartete Endgame (es soll so großartig sein, dass das Warten bis zum Herbst schmerzt), sondern Graveyard Shift. Dabei handelt es sich um eine Resterampe von bisher nicht in Buchform veröffentlichten Heften: Batman #0, #18-20, #28, #34 and Batman Annual #2. Also Lückenbüßer und ein paar Anekdoten aus der Vergangenheit (Stichwort: Zero Year). Wir freuen uns trotzdem drauf, etwas Neues von dem Dream-Team zu lesen.

Eine Woche später soll der zweite Band von Earth One erscheinen. Der alternative Origin von Geoff Johns und Gary Frank erfreute sich großer Beliebtheit und auch ich fand ihn zumindest gut erzählt (wenn auch die Story nicht sonderlich innovativ war). Bin gespannt, wie es jetzt weitergehen soll.

Ebenfalls im Mai kommt Detective Comics Vol. 6 raus. Die Story Icarus stammt von einem neuen Team – Francis Manapul und Brian Buccellato – und soll einen neuen Weg einschlagen. Es wird höchste Zeit. Bislang war der Neustart von Detective Comics eher enttäuschend und wirkte planlos.

Für den 2. Juni ist die Kurzgeschichten-Anthologie Legends of the Dark Knight Vol. 4 angekündigt. Zwei Tage später erscheint bei Panini eine Neuauflage einer alten Legends-Story: Mask (#39-40) soll laut Verlag „eine der psychologisch intensivsten Bat-Geschichten aller Zeiten“ sein. Bruce Wayne wird im Krankenhaus erklärt, dass er sich Batman nur einbildet. Das 48-Seiten-Heft wird auf 999 Exemplare limitiert sein und neun Euro kosten.

Am 7. Juli erscheint ein Sammelband, der sich dem Künstler Norm Breyfogle widmet. Auf über 500 Seiten werden Werke aus den 80ern und 90ern versammelt sein. Breyfogle hat kürzlich einen Schlaganfall erlitten und wegen einer unzureichenden Gesundheitsversicherung wurden Spenden für seine Genesung gesammelt. Wir haben bereits drei seiner Geschichten besprochen.

Außerdem erwartet uns im Juli eine Compilation zu Harley Quinn, der nervigen, aber beliebten Partnerin des Jokers, die ihren ersten Auftritt in der Animated-Serie hatte, aber längst in die Comic-Continuity aufgenommen wurde und sogar eine eigene Serie hat. Im Sammelband werden enthalten sein: Batman: Harley Quinn #1, Joker’s Asylum II: Harley Quinn #1, Batman: Gotham Knights #14, #30, Batman: Black and White #1, #3, Detective Comics #831, #837, Detective Comics: Harley Quinn #23.2 (Villain’s Month), Legends of the Dark Knight 100 Page Super Spectacular #1. Passend dazu erscheint schon am 31. März die Deluxe-Edition des Klassikers Mad Love.

Weitere Highlights:

  • Batman Beyond: Batgirl Beyond (8. April)
  • Batman Noir: Dark Knight Returns (5. Mai)
  • Batman Eternal Vol. 2 (14. Juli)
  • Batman: The Jiro Kuwata Batmanga Vol. 2 (14. Juli)
  • Second Chances (21. Juli, Batman #402-403, 408-416, Batman Annual #11)
  • Gothic Deluxe Edition (28. Juli)

Zero Year: Noch mal von Null an

DC Comics

Titel: Zero Year – Secret City/(Savage City)/Dark City (dt. Jahr Null – Die geheime Stadt/Die dunkle Stadt)

Autor/Zeichner: Scott Snyder/Greg Capullo u.a.

Erschienen: 2013-2014 (Batman #21-24, #25-27, #29-33 (The New 52)); dt. Panini (Batman #27-34), Paperbacks 2015/2016


 „The city lets me be anyone I want.“ (Bruce Wayne)

Besser spät als nie: Nach dem Reboot des DC-Universums musste auch Batman eine neue Entstehungsgeschichte bekommen. Autor Scott Snyder hat sich Zeit gelassen, erst mal ein Mega-Epos wie Court/City of Owls hingelegt, dann eine solide Joker-Story erzählt und erst für die dritte große Geschichte seinen Batman-Origin aufgespart. Zero Year heißt sie – und der Name ist nicht nur eine Reminiszenz an Millers Year One, sondern steht auch für eine neue Zeitrechnung für Gotham.

Red Hood von Greg Capullo (DC Comics)

Snyder hat einen anderen Ansatz als Miller. Er lässt Wayne als Verbrechensbekämpfer nicht klein anfangen, sondern geht gleich in die Vollen: Zu Beginn sehen wir einen Mann der vielen Masken, der gegen die Red Hood Gang kämpft. Diese hat es in sich, hat – ähnlich wie der Rat der Eulen – die Stadtgesellschaft infiltriert und erpresst normale Menschen dazu, als Verbrecher zu arbeiten. Gleichzeitig weiß der Leser, dass der Anführer der Gang später – nach einem Bad in Chemikalien – als Joker wiederkehren wird.

Ein Anti-Year One

Auffälligster Unterschied zu allen bisherigen Origins ist der Stil. Snyder schreibt im Vorwort zu seinem Script (das im ersten Band vielmehr ein Nachwort ist), dass er etwas eigenes, ein Anti-Year One habe machen wollen: „heller, dynamischer, bombastischer, mit Action, Abenteuer und einem Hauch Science-Fiction“. Und tatsächlich spielen viele Szenen bei Tageslicht, sogar mit blauem Himmel und Flauschewolken. Der junge Bruce Wayne ist ein noch größerer Draufgänger als etwa bei The Court of Owls, er flucht ständig und zeigt sogar einmal den Stinkefinger (was leider von den spießigen Amis plump zensiert wird). Wir erfahren, dass er offenbar schon als Kind gerne ausgebüchst ist, um die Stadt unsicher zu machen. Die Vorgeschichte ist allerdings nur stark zerstückelt eingestreut. Waynes erste Initiationsszene, der Mord an seinen Eltern, wird dankenswerterweise spät nachgereicht, seine Ausbildung ausgespart und in mehreren kleinen Einzelepisoden in andere Hefte ausgelagert. (Am Ende von Secret City gibt es einen „Director’s Cut“ mit drei Kurzgeschichten.)

Ansonsten tut Snyder, was er schon bei Death of the Family getan hat: er bedient sich bei der Tradition. Batmans erster Auftritt ist angelehnt an das Cover von Detective Comics #27, das Kostüm mit den lila Handschuhen erinnert an Bob Kanes ersten Entwurf, Synder zitiert auch Frank Millers Dark Knight bis hin zum „Goddamn Batman“ (eine Stelle, die im Original leider zensiert ist). Wie schon bei Miller muss Wayne auch hier als Verbrechensbekämpfer zunächst einen herben Rückschlag erleiden, bevor er auf die Idee kommt, einen anderen Ansatz in Betracht zu ziehen. Und ebenfalls wie bei Miller spricht er die heiligen Worte im Angesicht der Büste von Thomas Wayne: „Yes, father. I shall become a bat.“ Auch der Sturz des jungen Bruce in die spätere Bathöhle inklusive einer traumatisierenden Begegnung mit ihren Bewohnern ist altes Traditionsgut (vgl. Shaman). Allerdings bemüht sich Snyder nicht so akribisch darum, die Herkunft des Kostüms und der Gadgets zu erklären. Der Schwerpunkt der Story liegt auf der Herausforderung, der sich Batman stellen muss.

Gotham wird zum Niemandsland

Denn die Episode mit der Red Hood Gang ist nur der Auftakt. Snyder hat den Riddler zu Batmans erstem klassischen Oberschurken ausgewählt – und das ist kühn, weil dieser bisher nur eine Nervensäge aus der zweiten Reihe gewesen war. Die Zeit dürfte vorbei sein: Edward Nygma ist ein größenwahnsinniger Klugscheißer, der die ganze Stadt terrorisiert und schließlich auch von der Außenwelt abschottet und in ein dystopisches Niemandsland verwandelt (kommt das jemandem bekannt vor?) – es beginnt das Jahr Null für Gotham. Batman muss sich mit Gordon und Lucius Fox verbünden, um dieses auch technisch begabte Genie zu bekämpfen und die Stadt zurückzuerobern. Endlich kommt der Riddler zu seinem Recht als ernstzunehmender Gegner. Und ganz nebenbei belebt Snyder auch Doctor Death als Handlanger wieder – einen der ersten Batman-Schurken aus Detective Comics #29, hier allerdings in einer monströsen Erscheinung.

Das Ganze ist ein dicker Brocken für eine „erste“ Batman-Story. Snyder kann offenbar keine Geschichten in kleinerem Maßstab mehr denken, alles muss den Helden immer an den Rand des Äußersten führen. Das Problem an diesem Verfahren ist, dass es sich schnell verbrauchen wird, weil das Extreme schwer zu überbieten ist. Aber Snyder muss – wie schon zuvor – sowohl neue als auch alte Leser bei Laune halten. Daher versucht er einen Spagat zwischen Tradition und Innovation, bietet aber statt Spektakel meist nur viel Getöse.

Die Jagd nach dem Riddler gestaltet sich zu abstrakt, zu technisch, zu theoretisch; es ist zu schwierig für den Leser, die einzelnen Probleme nachzuvollziehen, warum der Riddler so schwer aufzuspüren ist. Hier zählt vor allem die Action. Aber die lässt leider die Raffinesse der Eulen-Story vermissen. Was den Riddler motiviert, bleibt bis zum Schluss offen. Dass er schließlich so leicht zu besiegen ist und es selbst seine Roboter besser wissen, ist alles andere als überzeugend. Und dafür, dass Gotham für ein paar Monate vor die Hunde geht, wird die Zeit zu schnell abgehandelt. Das alles macht Zero Year zwar kurzweilig unterhaltsam, aber zu keinem neuen Klassiker.

Das Konzept von Snyders Stories, vielleicht von Batman-Stories überhaupt, bringt einmal Alfred auf den Punkt, als er über Batmans Rolle für die Menschen (und damit auch für die Leser) spricht:

„They want to be transported, Bruce. Transported to a world where bigger truths are at work, and anything — anything — can happen. A world where the impossible is possible. Batman can be something like that for them, Bruce. (…) Someone who defies every damn rule of logic that governs their lives.“

>> Batman 2011-2019


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