Batwoman

Ein Hohelied auf Batwoman

DC Comics

DC Comics

Titel: Batwoman – Elegy (dt. Das Klagelied der Fledermaus)

Autor/Zeichner: Greg Rucka/J.H. Williams III

Erschienen: 2009 (Detective Comics #854-860, Paperback 2010), dt. Panini 2010 (100% DC 26)


„Didn’t anyone give you the memo? Gotham already has one Carroll-inspired freak.“ (Batwoman)

Alice im Wunderland ist eine unerschöpfliche Quelle für Batman-Storys. Es gibt den Mad Hatter, Tweedledum und Tweedledee sowie den Rest der Wonderland Gang, es gibt die Schurkin White Rabbit (die eher nach Playboy-Bunny aussieht), einmal durfte Batman sogar durch ein Wunderland-Szenario wandeln (siehe Through the Looking Glass). Was fehlt noch in der Reihe? Alice. Eine Verrückte, die sich dafür hält, ist die Widersacherin von Batwoman in ihrem ersten Solo-Abenteuer in Detective Comics.

Was bisher geschah: Batman ist bekanntlich tot oder verschollen (Final Crisis), es gibt einen Kampf um die Nachfolge, Nightwing tritt sie schließlich an (Long Shadows). Batwoman ist bereits aufgetaucht, als Batman ein Jahr lang weg war (siehe 52). Damals kämpfte sie gegen die Religion of Crime. Jetzt geht es gegen die neue Anführerin, besagte Alice. Die Schurkin will nämlich Gothams Bevölkerung mit chemischen Waffen auslöschen. – Was das mit dem Wunderland zu tun hat, wird allerdings nicht klar. Immerhin gibt es ein psychedelisches Erlebnis …

Doch bevor jetzt alles „Laaangweilig!“ ruft und das Lesen abbricht, dem sei die Lektüre empfohlen. Denn auch wenn die Story verbraucht erscheint, ist sie doch zu interessant gemacht, als dass man sie verschmähen sollte. Greg Rucka beweist Talent, Batwoman (Kate Kane) zu einem interessanten Charakter auszubauen, und J.H. Williams III fordert mit seiner kühnen Seitenarchitektur das Auge heraus: gezackte, gesplitterte, verschnörkelte Panels, komplexe Verschränkungen von Zeit und Raum, und dazu beeindruckend lebendige Zeichnungen und variationsreiche Kolorierungsstile machen jede Seite zu einer Freude.

Im zweiten Teil des Bandes, der Story Go, wird Batwomans Entstehungsgeschichte nachgereicht: Kate Kane ist die Tochter eines Soldaten, die in ihrer Kindheit entführt wurde und zusehen musste, wie ihre Mutter und Schwester getötet wurden (Trauma!). Kane wird Soldatin, fliegt aber von der Akademie, als herauskommt, dass sie eine Lesbe ist. Obwohl sie sich mit einer Lüge retten könnte, bleibt sie standhaft und steht zu ihrer Homosexualität. Später fängt sie etwas mit der Polizistin Montoya an. Schließlich wird sie mit Hilfe ihres Vaters (Training, Technik, Kostüm) zu Batwoman. (Feministische Anmerkung: Die High Heels trägt sie übrigens nur, weil es keine anderen roten Stiefel gab.) Für sie ist das Vigilantentum eine Nische, wie sie doch ihre selbst auferlegten Pflicht erfüllen kann: „I finally found a way to serve“, sagt sie am Ende.

Im Sinne der Unterhaltung leistet sie besten Dienst am Leser. Insofern kann von einem Klagelied (so die deutsche Übersetzung von Elegy) keine Rede sein. Auf Batwoman kann man bloß Hohelieder singen.

(Batwomans Origin wurde jüngst in dem Animationsfilm Batman: Bad Blood adaptiert.)

Mehr zum Thema:

Batman ist nicht genug

Warner Bros.

Warner Bros.

Titel: Bad Blood

Drehbuch: J.M. DeMatteis

Erschienen: 2016 (Direct-to-Video)


„Dressing like a bat doesn’t make you a hero. It just makes you a target.“ (Batman)

Die Batman-Familie ist eine ambige Angelegenheit. Eigentlich ist Batman ein Einzelgänger. Ein Einzelkämpfer. Aber dann kam der bunte, lachende Robin. Und damit niemand auf die abstruse Idee einer Schwulen-WG kam, stellte man ihm Batwoman zur Seite, dann Batgirl, einen Hund, einen Kobold. Aus Nightwing wurde Robin, es kamen drei bis vier Nachfolger, starben und kamen in anderen Formen wieder, ebenso wie die Batgirls. Ganz zu schweigen von den anderen Batmen, die Filialen in der ganzen Welt betreiben.

Das Gute an dieser Familie ist, dass es eine Reihe von Stellvertretern gibt, wenn Batman mal fehlt. Die Tatsache, dass es immer mehrere Aspiranten auf das Amt gibt und sich die Nachfolger schwer damit tun, spricht für sich: es kann nur einen geben – und das ist Bruce Wayne. Alle anderen sind also bloßes Beiwerk und daher auch verzichtbar. Dass sie immer in Batmans Schatten stehen werden und den Kampf eines anderen kämpfen werden, darin besteht der gemeinsame Grundkonflikt all dieser Figuren. Nun gut, weil Batman allein auch mal langweilig wird und der Rest der Familie dank der langen Tradition nun mal da ist (einige von ihnen sind zugegebenermaßen sogar interessante Charaktere), gibt es eben auch Familiengeschichten, auch wenn es zuletzt Überhand nimmt (siehe Batman Eternal).

https://www.youtube.com/watch?v=e-8paWVXJ-4

Auch im Universum der jüngsten Animationsfilme ist Batman nie genug. Aber selbst Nightwing und Robin reichen offenbar nicht. In Bad Blood nimmt sich auch Batwoman des Verbrechens an (zuletzt war sie in Mystery of the Batwoman im Film zu sehen). Sie schlägt sich auf eigene Faust durch, gehört aber (noch) nicht zur „Familie“, Batman ist nicht erfreut, aber hilft dennoch aus, als es darum geht, eine Bande von Schurken zu erledigen. Bei dem gemeinsamen Einsatz geht Batman verloren. Als sich die Sache herumspricht, entsteht ein Machtvakuum. Dick Grayson steigt ins Batman-Kostüm und nimmt es mit Black Mask auf. Während ein neuer Schurke namens The Heretic, ein Muskelberg mit Batman-Maske, zusammen mit anderen Technologie aus Waynes Firma raubt, wird Wayne von Talia al Ghul einer Gehirnwäsche unterzogen, bei der er sein Trauma als eine Reihe von Albträumen durchlebt. Schließlich wird auch Robin (Damian Wayne) gefangengenommen. Am Ende geht es darum, die Poltiker der Welt unter Kontrolle zu bringen. Es kommt zum Kampf zwischen Batman und Nightwing …

Im Laufe der Handlung schließt sich noch Luke Fox als Batwing der Bat-Familie an. Zusammen mit Batman sind es damit fünf. Die vielen Figuren sind der größte Schwachpunkt des Films, denn dadurch wirken die einzelnen Charaktere oberflächlich. Allen voran Nightwing, der – anders als in den Comics – kaum dazu kommt, mit der angenommenen Batman-Rolle zu hadern. Dafür ist in 70 Minuten Film kaum Zeit. Am meisten Raum bekommt Batwoman (Kate Kane), sie ist die eigentliche Heldin des Films – und das sogar eine sympathische. Die Rolle der Schurkin Talia schwankt von Film zu Film: mal sorgt sie sich um ihren Sohn Damian, dann wieder nicht, schließlich erweist sie sich als plumper Machtmensch im Sinne ihres Vaters Ra’s. Ihr Ziel ist so beliebig und vage, dass es einen kaltlässt. Darüber hinaus wäre es zu wünschen, wenn nicht wieder (zum dritten Mal) die Familie al Ghul der Gegner wäre. Es gibt noch so viele Schurken, die man einsetzen und ausbauen könnte. Hier aber hat der Mad Hatter bloß einen enttäuschenden Gastauftritt als Handlanger. Alle anderen bösen Buben im Film wie Black Mask, Firefly und Killer Moth sind nicht mehr als Kanonenfutter.

Bad Blood setzt auf starke Action-Szenen und markige Sprüche. Wer nicht mehr verlangt, kommt auf seine Kosten. Die Pointen sitzen wie die Schläge. Wie schon beim Vorgänger Batman vs. Robin ersetzt der Film aber kaum das Lesevergnügen der Comics, bei denen er sich bedient: Battle for the Cowl, Long Shadows, Batwoman: Elegy und Batman Incorporated. (Besprechungen für die ausstehenden folgen.)

(Achtung Spoiler!)

(mehr …)

Batman Eternal Vol. 1: Schwere Geschütze, alle Register

DC Comics

DC Comics

Titel: Batman Eternal Vol. 1

Autor/Zeichner: Scott Snyder, James Tynion IV u.a./Jason Fabok, Dustin Nguyen, Guillem March, Andy Clarke u.a.

Erschienen: 2014 (Batman Eternal #1-21), Paperback 2014, dt. Panini 2015 (Batman Eternal #1-11)


„You have no idea what’s happening, no idea who’s been pulling the strings behind the curtain.“

Gotham brennt. Batman hängt unmaskiert und gefesselt an einem zerstörten Bat-Signal, auf seiner nackten Brust ist sein Symbol eingeritzt. Was ist geschehen? Die Geschichte beginnt hier: Bei einem gemeinsamen Einsatz von Batman und Polizei gegen Professor Pyg verfolgt Commissioner James Gordon einen Verdächtigen in den U-Bahn-Tunnel. Weil Gordon sieht, dass der Verdächtige bewaffnet ist, schießt er auf ihn und trifft dabei auch eine Leitung der U-Bahn, sodass zwei Züge miteinander kollidieren. Gordon wird verhaftet und muss sich für den Tod von über 160 Menschen verantworten. In der Zwischenzeit übernimmt Major Forbes seinen Posten und erklärt Batman zum primären Ziel der Polizei. Doch Forbes dient Carmine Falcone, einem alten Mafioso, der sich vor fünf Jahren aus Gotham zurückgezogen hat und nun die Stadt zurückerobern will. Während zwischen Falcone und dem Pinguin ein Bandenkrieg ausbricht, müssen sich Batman und seine Familie um viele andere Probleme kümmern:

  • Batgirl reist mit Red Hood und Batwoman nach Brasilien, um die Unschuld ihres Vaters zu beweisen,
  • Red Robin untersucht mit der Hackerin Harper Row in Japan einen mysteriösen Nanobot-Virus, der in Gotham grassiert,
  • Batwing und Jim Corrigan (The Spectre) gehen in Arkham Asylum der Wiederauferstehung von Deacon Blackfire nach,
  • Stephanie Brown entdeckt, dass ihr Vater der Superschurke Cluemaster ist und muss fortan um ihr Leben fürchten,
  • Alfred Pennyworth bekommt ein unverhofftes Wiedersehen mit seiner Tochter Julia,
  • Catwoman legt sich mit Falcone an und gerät in seine Gefangenschaft,
  • Batman spielt Detektiv in Hong Kong, rettet Catwoman in Gotham und geht mit Killer Croc und dem Polizisten Jason Bard in der Kanalisation einer Kindesentführung nach.

Doch bald stellt sich für Batman heraus, dass im Hintergrund jemand anderes die Fäden zieht. Leider hat er keine Ahnung, wer das sein könnte. Klar ist: Es ist ein Feind aus seiner Vergangenheit.

In Batman Eternal, der wöchentlichen, ein Jahr laufenden Serie zu Batmans 75. Geburtstag, wird Großes aufgefahren: Eine Story, die nicht nur viele Charaktere und viele Erzählstränge aufbietet, sondern auch jede Facette von Superhelden-Storys abbildet: Klassische Schurkenjagd gegen Psychos und organisiertes Verbrechen, Science Fiction und Übernatürliches/Magie. Dabei stehen die Autoren tief in der Schuld von Jeph Loeb, bei dessen drei großen Batman-Epen (The Long Halloween, Dark Victory und Hush) sie sich reichlich bedienen. Schließlich findet sich auch etwas von der Polizeiserie Gotham Central darin und mit dem Erzählstang mit der Gotham Gazette-Reporterin Vicky Vale bekommt das Ganze Ausmaße von The Wire.

Batman Eternal liest sich daher so wie eine gute moderne Fernsehserie: Vielschichtig und komplex, allerdings ohne – wie sonst bei Comic-Events/-Crossovern üblich – in unendliche Tie-ins auszufransen. Die überbordende Story entwickelt einen großen Sog und hält mit vielen überraschenden Wendungen bei Laune, auch wenn man zuweilen fürchtet, vor lauter Subplots den Überblick zu verlieren. Daher empfiehlt sich hier ein Binge-Reading. Die Zeichnungen sind zwar wegen der verschiedenen Zeichner von schwankender Qualität, aber die meisten liefern eine solide Arbeit ab.

Mehr zum Thema:


Unterstütze das Batman-Projekt

Das beste Batman-Blog der Welt gibt es leider nicht kostenlos. Damit ich weitermachen kann, brauche ich deine Hilfe. Jeder Euro zählt. Vielen Dank.

€1,00

Ein erster Blick auf Bad Blood

DC hat den ersten Trailer zum Animationsfilm Batman: Bad Blood veröffentlicht, der nächstes Jahr auf DVD und Blu-ray erscheinen soll. Darin werden erstmals die Charaktere Batwoman und Batwing vorkommen, und auch Nightwing und Robin (Damian Wayne) sind wieder dabei. Für böses Blut dürfte die schwer bewaffnete Rächerin sorgen, von der sich auch Batwing Bashing gefallen lassen muss. Bad Blood ist die Fortsetzung zu Son of Batman und Batman vs. Robin. Das Drehbuch stammt von J.M. DeMatteis, der bereits den jüngsten der Filme geschrieben hat (außerdem hat er die Prequel-Comics zu Justice League: Gods and Monsters verfasst). Ein genauer Starttermin für Bad Blood steht noch nicht fest.

Trotz Frauenquote keine Führungsposition

Warner Bros.

Warner Bros.

Titel: Batman: Mystery of the Batwoman (dt. Rätsel um Batwoman)

Regie/Autor: Curt Geda/Michael Reaves, Alan Burnett

Erschienen: 2003 (Direct-to-video)


 „Herrje, was kommt denn als nächstes? Ein Bat-Hund?“ (Harvey Bullock)

Ursprünglich wurde Batwoman erfunden, um den Vorwurf auszuräumen, Batman und Robin seien ein schwules Pärchen. Das war 1956, zwei Jahre nachdem Fredric Wertham diese steile These aufgestellt hat. Später schlossen sich auch Batgirl, Bat-Mite und Bat-Hound der Familie an. 1964 war dann für eine Weile Schluss mit dem Quatsch, doch irgendwann kamen sie alle in der einen oder anderen Form wieder. Auch Batwoman – als Lesbe und sogar mit einer eigenen Serie.

Neuer Look in grau und pink: Batwoman.

In der Animated-Serie wuchs die Batman-Familie zwar stetig an, doch Batwoman kam darin nicht vor. Das Konzept haben die Macher erst für den dritten und letzten Film ausgekramt. Immerhin verpassten sie Batwoman aber auch einen neuen Touch. Die Figur tritt zunächst als Mysterium auf: als eine Unbekannte in grauem Kostüm und High-Tech-Gleiter, die beim Hochnehmen böser Buben auch nicht vor drastischen Mitteln zurückschreckt. Batman gefällt das natürlich gar nicht. Barbara Gordon hat damit nichts zu tun, dafür kommen drei andere Frauen infrage: eine Gangster-Tochter, eine Polizistin und eine Wissenschaftlerin. Wer ist sie? Und warum hat sie es auf den Pinguin und Rupert Thorne abgesehen?

Batwoman und Robin kämpfen zusammen.

Trotz hoher Frauenquote belegt der Film leider keine Führungsposition. Auch wenn es Spaß macht, nach der Serie Batman mal wieder in diesem kantigen Animated-Stil zu sehen, ist Mystery of the Batwoman der schwächste der drei Langfilme geworden. Das Drehbuch ist nicht frei von witzigen Dialogzeilen, aber bleibt in Sachen Action und Dramaturgie eher durchschnittlich interessant. Leider hat man auch bei der Filmmusik an der falschen Stelle gespart, die kalten Klänge sorgen für eine sterile Atmosphäre.

Batwoman trifft Pinguin, Bane und Thorne.

>> Batman: The Animated Series