Titel: Mad (Batman: The Dark Knight Vol. 3) (dt. Liebe und Wahn)
Autor/Zeichner: Gregg Hurwitz/Ethan van Sciver, Szymon Kudranski
Erschienen: 2013 (Batman: The Dark Knight #16-21)
„… es gibt gewisse Standards, die man einhalten muss. Es gibt keine Abkürzungen. Man kann nicht tricksen, sonst taugt das Produkt am Ende nichts. Und das ist ausgeschlossen.“ (Mad Hatter)
Woher kommt die Redensart ‚verrückt wie ein Hutmacher‘? Früher wurden Hüte mit Kupfernitrat behandelt und von den giftigen Dämpfen bekamen die Hutmacher Krankheiten und Halluzinationen. Das erfährt man in Gregg Hurwitz‘ zweiter Dark-Knight-Story. Wie schon zuvor bei Scarecrow bekommt nun auch Jervis Tetch eine neue Vorgeschichte verpasst. Die hat zwar auch mit einer Alice und einer Affinität zum Wunderland zu tun, ist aber noch ein Stück drastischer. Der Hauptunterschied: Die Vorgeschichte erklärt mehr, als dass sie Empathie für den späteren Schurken weckt. Denn der Mad Hatter ist ein skrupelloser Massenmörder, dem ein Menschenleben nichts bedeutet.
Darin liegt der Horror dieser Story. Menschen werden zur Wegwerfware degradiert, Tetch und seine Schergen erschießen oder ertränken jeden, der nicht ins Konzept passt. Tetch, der auch um einiges hässlicher ist als zuvor, drückt Leuten die Augen ein oder dreht ihnen den Hals um. Der Bodycount dürfte höher als beim Joker liegen.
Menschlich hingegen geht es bei Batman zu. Bruce Wayne und seine Natalya trennen sich, weil sie die üblichen Spielchen satt hat. Dann offenbart er ihr seine Geheimidentität und erwägt, Batman aufzugeben. Doch wie auch bei James Bond sind solche edlen Vorhaben nie von Dauer. (Und das ist auch gut so, wo kämen wir sonst hin?) Kurz darauf rächt sich der Vertrauensbeweis: Natalya wird vom Mad Hatter entführt … Batman wird zum Rächer in eigener Sache und vergisst dabei fast seine selbstgesetzten Grenzen.
Schwarzer Humor und Selbstironie
Gregg Hurwitz ist mit Mad die bisher beste Story der Serie gelungen. Es ist vielleicht nicht innovativ, was er erzählt, eigentlich eine schon fast konservative Geschichte, (man könnte auch sagen ein alter Hut) aber sie ist gut ausgewogen zwischen Action und Ruhepausen, menschenverachtender Drastik und intimer Menschlichkeit. Im Gegensatz zu David Finch lässt sich Hurwitz Zeit für sein Personal, ohne die Story mit Figuren zu überfrachten. Außerdem versteht er es, die Story mit schwarzem Humor und Selbstironie zu würzen. Schon zum zweiten Mal spielt er mit dem obligatorischen Gespräch zwischen Batman und Gordon, indem er das übliche plötzliche Verschwinden Batmans variiert.
Selbst die Bildsprache geht über das übliche Niveau hinaus: Da gibt es zum Beispiel Seiten, die einen Dialog zwischen Bruce und Natalya zeigen und die Panels sind wie Klaviertasten angeordnet. Die neuen Zeichner der Serie, Ethan van Sciver und Szymon Kudranski, so unterschiedlich ihre Ansätze sein mögen, beweisen mehr Feingefühl in ihren Bildern als es Finch zuvor getan hat. Während van Sciver den feinen Strich mit vielen Details bevorzugt, bleibt bei Kudranski vieles abstrakt und flächig, lebt aber von einer besonderen Atmosphäre. Bedauerlich ist jedoch, dass durch den Zeichnerwechsel innerhalb der Geschichte die Einheitlichkeit verloren geht; das gleiche gilt für den Autorenwechsel, denn Hurwitz geht auf vieles nicht ein, was Finch angefangen hat. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Zurück bleibt ein erfreulicher Eindruck und das Bewusstsein, dass auch in einer Batman-Nebenserie noch starke Storys erzählt werden können.
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