Batman: The Dark Knight

Clayface wird zu Killer Karlo

DC Comics

Titel: Not Just Another Pretty Face

Autor/Zeichner: John Layman/Cliff Richards

Erschienen: 2013 (Batman: The Dark Knight #23.3), Paperback 2017 (Batman Arkham: Clayface)


Während das Crime Syndicate die Justice League scheinbar auslöscht und die Welt erobert (siehe Forever Evil), übernehmen auch andere Schurken die Macht. Clayface will sich dieser Secret Society anschließen. Weil sich keiner um ihn bemüht, startet er ein Bewerbungsverfahren, indem er eine geheime Basis von Widerstandskämpfern aushebt. Doch der Plan geht nach hinten los.

Clayface ist nach seinen acht Varianten mit dem Reboot von The New 52 wieder der Schauspieler Basil Karlo und der braune Formwandler, wie man ihn von Matt Hagen her kennt. Die kanonische Form ist also die aus Batman: The Animated Series (Feat of Clay). Seiner Ursprungsgeschichte erfährt man hier noch nicht (die wurde später in Batman: The Dark Knight – Clay nachgereicht). Doch dieser Basil Karlo ist ein Choleriker, der gerne mal zuschlägt, wenn er wütend wird. Schon damals am Set kriegte das ein Regisseur zu spüren, später müssen viele Ganoven dran glauben. Clayface erscheint hier bloß als stumpfer Killer, der ausrastet, wenn man ihn dumm nennt. Zweimal tötet er jeden um sich herum und randaliert. Mehrschichtiger wird er später in Fall of the Batmen. Aber hier ist er als Charakter unterentwickelt.

Mit dieser schwachen Kurzgeschichte endet ein auch sonst schwacher Band Batman Arkham: Clayface, der leider nur aus Origins und verstümmelten Geschichten besteht.

>> Liste der Clayface-Comics

Ausgelutscht

DC Comics

DC Comics

Titel: Corporate Rider/In the Shadow

Autor/Zeichner: Gregg Hurwitz/Ethan Van Sciver

Erschienen: 2014 (Batman: The Dark Knight #28-29)


„You know as long as I sit behind that desk, I’m bound by the law. You, on the other hand, you’re a vigilante. So… start vigilante-ing.“ (James Gordon)

Mit der zweiteiligen Man-Bat-Story endet die Serie The Dark Knight nach 29 Ausgaben. Wir werden sie nicht vermissen. Obwohl sich ihre Qualität mit dem Autorenwechsel verbessert hat, erweckte sie nie den Eindruck, dass die Leute bei DC wussten, wohin sie diese Serie steuern sollten. Da wurden Handlungsstränge angefangen und nicht fortgesetzt, neue Figuren eingeführt und nicht wieder aufgegriffen. Und auch wenn Gregg Hurwitz die interessanteren Geschichten erzählte, wurden die Vorgeschichten der Schurken allzu formelhaft abgespult: schlimme Kindheit schafft böse Männer. Besonders bei Clayface wurde es ermüdend. Immerhin das Annual und die wortlose Geschichte Voiceless boten ein paar interessante Ansätze, die über den Durchschnitt hinausreichten.

Und zum Schluss Man-Bat. Die Figur bekam bei Detective Comics schon mehr als genug Aufmerksamkeit, warum sie hier schon wieder eine Rolle spielt, kann nur mit der Einfalls- und Lieblosigkeit erklärt werden. Dieses Mal verschafft sich Langstroms böser Vater das Serum, verbessert es, wird zu einer Art Super-Man-Bat, metzelt ein paar Leute hin. Da Batman es nicht schafft, ihm das Gegenserum zu verabreichen, verpasst er es sich selbst und lässt sich von dem Monster aussaugen … Äh, Moment mal – hatten wir das so ähnlich nicht schon in Detective Comics? Ja, genau. Aber lassen wir das, es ist nicht der Rede wert. Beenden wir das Kapitel und hoffen wir auf bessere Geschichten. Drei Solo-Batman-Serien sind wohl auch zu viel gewesen.

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Ohne Worte

DC Comics

DC Comics

Titel: Voiceless/Angel of Darkness (dt. Sprachlos/Engel der Finsternis)

Autor/Zeichner: Gregg Hurwitz/Alberto Ponticelli

Erschienen: 2014 (Batman: The Dark Knight #26-27, Paperback 2014: Clay)


„…………………….“

Einfach mal eine Batman-Geschichte ohne Worte. Einfach so. Funktioniert prächtig. Zuerst ein Sozialdrama: Mutter und Tochter, bettelarm, lassen sich von Schleppern in die USA bringen, wo sie getrennt und als Fabrikarbeiter ausgebeutet werden. Die Tochter ist krank, der Mutter steht wohl schlimmeres bevor. Doch dann kommt ein Engel der Finsternis ins Spiel. Der macht kurzen Prozess mit den Bad Guys, ein dunkler Schatten legt sich über den Strippenzieher, am Ende springt Bruce Wayne ein, um die Familie einzubürgern, ihnen eine Wohnung und Geschenke unterm Weihnachtsbaum zu bescheren.

Ein Märchen also. Aber ein so düsteres, so ausdrucksstarkes, so reduziertes, dass es ein kurzweiliges Vergnügen ist. Batman als Mann der Tat statt Mann der Worte. Der Rächer der Entrechteten. Für die, die keine Stimme haben. Pathos mit Sozialanspruch. Grant Morrison würde stöhnen, dem wäre das zu nah an der Realität. Aber hey, warum mal nicht? Dafür sind solche Geschichten da: in der realen Welt gibt es solche Enden selten.

>> Batman 2011-2019

Schmierentheater mit Clayface

DC Comics

DC Comics

Titel: Clay (Batman: The Dark Knight Vol. 4)

Autor/Zeichner: Gregg Hurwitz/Alex Maleev

Erschienen: 2013-2014 (Batman: The Dark Knight #22-25) Paperback 2014


„Ignoriert zu werden … ist wie tot sein …“ (Clayface)

Die Geschichte beginnt stark: James Gordon beendet eine Geiselnahme, indem er über Leichen geht. Doch das scheint nur so, in Wirklichkeit steckt der Verwandlungskünstler Clayface dahinter. Der wahre Commissioner ist in Gefangenschaft – und während Batman nach ihm sucht, weiß der sich zu helfen …

Nachdem Autor Gregg Hurwitz uns Scarecrow und den Mad Hatter nähergebracht hat, widmet er sich in seiner dritten Geschichte Basil Karlo alias Clayface. Wir bekommen die obligatorische Entstehungsgeschichte nachgereicht, in der wieder einmal ein Außenseiter auf Abwege gerät, weil er ignoriert wird und um Beachtung kämpft. Statt der Wissenschaft ist dieses Mal ein mystischer Wunderschlamm von Indianern für die Mutation zum Erd-Monster verantwortlich – und der Pinguin ist der Auslöser.

Bis auf diese Episode hat die vierteilige Story keine großen Höhepunkte. Schnell ist Clayface gefasst, ebenso schnell wieder draußen und dann wieder schnell gefasst. So recht weiß Hurwitz auch nicht, was er mit der Figur machen soll. Die Entführung des Commissioner dient keinem Zweck, am Ende will der arme Clayface nur wieder die Anerkennung des Publikums zurückgewinnen. Aber das Mitleid hält sich in Grenzen. Die Tragik besteht darin, dass diese Vorstellung nach dem Lesen schnell in Vergessenheit geraten wird.

Immerhin sorgt Zeichner Alex Maleev für eine düstere Stimmung in weitgehend monochrom gehaltenen Panels. Eine willkommene Abwechslung, aber die dünne Story rettet die Grafik nicht. Nach den ersten beiden Stories von Hurwitz, die durchaus ansehnlich geraten sind, ist diese eine erste Enttäuschung.

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Schatten und Nebel

DC Comics

DC Comics

Titel: Once Upon a Midnight Dreary (dt. Einst, um eine Mitternacht graulich)

Autor/Zeichner: Gregg Hurwitz/Szymon Kudranski

Erschienen: 2013 (Batman: The Dark Knight Annual #1, dt. Batman: The Dark Knight #22)


 „Ich glaub‘, das nennt man Ironie.“ (Pinguin)

Am Halloweenabend kommen der Mad Hatter, Pinguin und Scarecrow in die Arkham Erziehungsanstalt für Jugendliche. Jeder von ihnen hat eine anonyme Einladung bekommen, die denken, es sei Batman gewesen und vermuten einen Hinterhalt. Da die Anstalt bei Nacht ein gruseliger Ort ist, brechen die drei in Panik aus, versuchen zu fliehen und werden schließlich mit ihren persönlichen Dämonen konfrontiert.

Autor Gregg Hurwitz erweist sich mal wieder als Meister der kleinen Form, Zeichner Szymon Kudranski als Meister von Schatten und Nebel. So wird die Geschichte zu einem schaurig-schönen Nachtstück mit einer guten Portion Ironie. So darf jeder der Schurken mal über Batmans schlechte Angewohnheiten ablästern. „Es gibt vermutlich in ganz Gotham kein Fenster, durch das er noch nicht gesprungen ist“, sagt der Mad Hatter. „Ha! Das wäre doch mal ’ne Idee …“, sagt der Pinguin. „Wir machen ’nen Fensterreparaturservice auf. Wir wären reich.“

Am Ende kommt natürlich alles anders als gedacht – und alles wird gut.

(Die Story ist im Paperback Batman: The Dark Knight Vol. 3 – Mad (dt. Liebe und Wahn) enthalten.)

Alter Hut passt gut

DC Comics

DC Comics

Titel: Mad (Batman: The Dark Knight Vol. 3) (dt. Liebe und Wahn)

Autor/Zeichner: Gregg Hurwitz/Ethan van Sciver, Szymon Kudranski

Erschienen: 2013 (Batman: The Dark Knight #16-21)


 „… es gibt gewisse Standards, die man einhalten muss. Es gibt keine Abkürzungen. Man kann nicht tricksen, sonst taugt das Produkt am Ende nichts. Und das ist ausgeschlossen.“ (Mad Hatter)

Woher kommt die Redensart ‚verrückt wie ein Hutmacher‘? Früher wurden Hüte mit Kupfernitrat behandelt und von den giftigen Dämpfen bekamen die Hutmacher Krankheiten und Halluzinationen. Das erfährt man in Gregg Hurwitz‘ zweiter Dark-Knight-Story. Wie schon zuvor bei Scarecrow bekommt nun auch Jervis Tetch eine neue Vorgeschichte verpasst. Die hat zwar auch mit einer Alice und einer Affinität zum Wunderland zu tun, ist aber noch ein Stück drastischer. Der Hauptunterschied: Die Vorgeschichte erklärt mehr, als dass sie Empathie für den späteren Schurken weckt. Denn der Mad Hatter ist ein skrupelloser Massenmörder, dem ein Menschenleben nichts bedeutet.

Darin liegt der Horror dieser Story. Menschen werden zur Wegwerfware degradiert, Tetch und seine Schergen erschießen oder ertränken jeden, der nicht ins Konzept passt. Tetch, der auch um einiges hässlicher ist als zuvor, drückt Leuten die Augen ein oder dreht ihnen den Hals um. Der Bodycount dürfte höher als beim Joker liegen.

Menschlich hingegen geht es bei Batman zu. Bruce Wayne und seine Natalya trennen sich, weil sie die üblichen Spielchen satt hat. Dann offenbart er ihr seine Geheimidentität und erwägt, Batman aufzugeben. Doch wie auch bei James Bond sind solche edlen Vorhaben nie von Dauer. (Und das ist auch gut so, wo kämen wir sonst hin?) Kurz darauf rächt sich der Vertrauensbeweis: Natalya wird vom Mad Hatter entführt … Batman wird zum Rächer in eigener Sache und vergisst dabei fast seine selbstgesetzten Grenzen.

Schwarzer Humor und Selbstironie

Gregg Hurwitz ist mit Mad die bisher beste Story der Serie gelungen. Es ist vielleicht nicht innovativ, was er erzählt, eigentlich eine schon fast konservative Geschichte, (man könnte auch sagen ein alter Hut) aber sie ist gut ausgewogen zwischen Action und Ruhepausen, menschenverachtender Drastik und intimer Menschlichkeit. Im Gegensatz zu David Finch lässt sich Hurwitz Zeit für sein Personal, ohne die Story mit Figuren zu überfrachten. Außerdem versteht er es, die Story mit schwarzem Humor und Selbstironie zu würzen. Schon zum zweiten Mal spielt er mit dem obligatorischen Gespräch zwischen Batman und Gordon, indem er das übliche plötzliche Verschwinden Batmans variiert.

Selbst die Bildsprache geht über das übliche Niveau hinaus: Da gibt es zum Beispiel Seiten, die einen Dialog zwischen Bruce und Natalya zeigen und die Panels sind wie Klaviertasten angeordnet. Die neuen Zeichner der Serie, Ethan van Sciver und Szymon Kudranski, so unterschiedlich ihre Ansätze sein mögen, beweisen mehr Feingefühl in ihren Bildern als es Finch zuvor getan hat. Während van Sciver den feinen Strich mit vielen Details bevorzugt, bleibt bei Kudranski vieles abstrakt und flächig, lebt aber von einer besonderen Atmosphäre. Bedauerlich ist jedoch, dass durch den Zeichnerwechsel innerhalb der Geschichte die Einheitlichkeit verloren geht; das gleiche gilt für den Autorenwechsel, denn Hurwitz geht auf vieles nicht ein, was Finch angefangen hat. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Zurück bleibt ein erfreulicher Eindruck und das Bewusstsein, dass auch in einer Batman-Nebenserie noch starke Storys erzählt werden können.

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Auf der Couch von Doktor Crane

DC Comics

DC Comics

Titel: Cycle of Violence (Batman: The Dark Knight Vol. 2) (dt. Angst über Gotham)

Autor/Zeichner: Gregg Hurwitz/David Finch u.a.

Erschienen: 2012 (Batman: The Dark Knight #10-15)


„Gott, diese Stadt — sie hält einem ständig den Zerrspiegel vor und zeigt uns unsere schlimmsten Ängste.“ (Gordon)

„Das ist Vigilanten-Kriminalität. Wenn du mich verklagen willst … lass mich vorladen.“ (Batman)

„Was wenn ich gar kein Mensch sein will?“ (Bruce Wayne)

Hat einer der Leser den britischen Film Peeping Tom (dt. Augen der Angst, 1960) gesehen? Da spielt Karlheinz Böhm (alias Carl Boehm) einen psychopatischen Voyeur und Frauenmörder, der seine Geisteskrankheit seinem Vater verdankt. Dieser hat seinen Sohn als Versuchskaninchen für Angstexperimente missbraucht. Der Film war damals etwa so provokant wie Hitchcocks Psycho (ebenfalls 1960), fiel bei der Kritik aber wegen seiner Drastik durch und brachte Böhm einen Karriereknick ein.

Wie dem auch sei: Die gleiche Idee hat Gregg Hurwitz für seine erste Dark Knight-Story verwendet. Dort entführt Scarecrow Mädchen, um ihnen die Angst mit Angst auszutreiben – und wiederholt damit Experimente, derer sein Vater ihn einst aussetzte. Wir lernen dabei aber nicht nur Cranes mitleiderregende Vorgeschichte kennen (und was wären Comichelden ohne?), sondern Hurwitz lässt Crane auch in Batmans psychische Abgründe absteigen. So wird der Irre zu Batmans Psychiater.

Durch seine Ermittlungen bei den Kindesentführungen kommt erst Gordon, dann Batman in Scarecrows Gefangenschaft. Batman wird gefesselt, dem Angstgas ausgesetzt (die Maske kriegt der Schurke natürlich nicht ab) und mit unangenehmen Fragen konfrontiert. War seine Entscheidung für die Dunkelheit wirklich unausweichlich? Oder war sie einfach nur der Angst geschuldet? „Was du wirklich fürchtest, ist das Licht“, sagt Scarecrow. Batman oder vielmehr Bruce Wayne wird als ein Mann dargestellt, der Angst vor Nähe und Bindungen hat, weil er fürchtet, erneut jemanden zu verlieren – wie einst seine Eltern. „Batman zu sein ist nicht heldenhaft, es ist eine Krücke“, sagt Scarecrow. „Die Rüstung schützt deine dünne Haut, dein zartes Gemüt.“

Das Niveau steigt

Diese Szenen, eingefangen in albtraumhafte Bilder von David Finch, gehören zu den stärksten dieser Geschichte. Hurwitz lässt sich Zeit, die Charaktere der Figuren auszubauen. Bruce Wayne bekommt mal wieder ein Privatleben, in dem auch eine Frau eine Rolle spielen darf (das war seit dem Reboot von Detective Comics nicht mehr der Fall) und er darf mal wieder als Kind in den Abgrund der Angst stürzen. Dafür schwächelt die Geschichte an anderen Stellen: Dass ein Satz wie „aktiviere Handgelenk-Laser“ ausreicht, um einen entkleideten Batman von Stahlketten zu befreien, nur weil seine Rüstung im gleichen Raum liegt – da hinkt die Glaubwürdigkeit gewaltig. Und dass am Ende Batman die Stadt vor dem Angstgas rettet, indem er sein eigenes Blut (wegen der Antikörper) über den Vergifteten versprüht – auch das ist weit hergeholt.

Dennoch geht mit dem Autorenwechsel auch eine Qualitätssteigerung einher. Nachdem dem Autor/Zeichner David Finch zunächst ein Co-Autor zur Seite gestellt wurde, darf er nur noch zeichnen. Dadurch, dass er auch noch die Tusche selbst erledigen muss, wirken die Zeichnungen wilder als bisher – was die Scarecrows Schrecken gerecht wird. Cycle of Violence ist eine klassische Batman-Story ohne unnötigen Figuren-Ballast mit außerordentlich viel Tiefe. Bisher die beste Leistung in der jungen Serie.

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Wiedersehen mit Joe Chill

Batman: The Dark Knight #0

Titel: Chill in the Air (dt. Schuld in der Luft)

Autor/Zeichner: Gregg Hurwitz/Tom DeFalco

Erschienen: 2012 (Batman: The Dark Knight #0), Paperback 2013 (Batman: The Dark Knight Vol. 2)


„Wir wissen, wo es anfängt … aber wissen wir, wo es endet?“

Bruce Wayne sucht den Mörder seiner Eltern. Er glaubt an einen geheimen Sinn dahinter, eine Verschwörung von Feinden der Familie Wayne, an den Rat der Eulen – doch am Ende ist es nur ein armer Säufer, Joe Chill, der nur die Perlenkette von Martha Wayne haben wollte, um sich eine Flasche Schnaps zu kaufen.

Wir sehen den jungen Bruce zornig, besessen auf ein Ziel hin arbeitend, seine ganze Ausbildung durchläuft er, um sich am Mörder seiner Eltern zu rächen, er ist zum Mord bereit. Schließlich aber hat er Mitleid und zieht Erbarmen aus dem Anblick der Erbärmlichkeit.

Die Kurzgeschichte ist eine solide Ergänzung zum Batman-Origin und Bindeglied zwischen Rat der Eulen/Stadt der Eulen sowie dem Jahr Null. Besonders gelungen sind die ersten Seiten, auf denen die herabfallenden Perlen zu Regentropfen werden und der junge Bruce vor den leeren Kleidern seiner Eltern auf dem Boden kniet. Man hat die Szene ähnlich schon (zu) oft gesehen, so eindrücklich aber selten.

>> Batman 2011-2019

Quer durch die Personalabteilung

DC Comics

DC Comics

Titel: Knight Terrors (Batman: The Dark Knight Vol. 1) (dt. Das Höllenserum)

Autor/Zeichner: David Finch/David Finch, Paul Jenkins

Erschienen: 2011/2012 (Batman: The Dark Knight #1-9)


„Du bist der Vater deiner Angst.“ (Batman)

Man darf sich ruhig fragen, wie sinnvoll es ist, eine neue Batman-Serie zu starten kurz bevor man alle Serien wieder von vorn beginnen lässt. So folgt nach Batman: The Dark Knight #5 wieder eine #1. Aber vergleicht man die beiden Stories, wirkt es so, als gäbe es keinen Unterschied bis auf das Logo auf Batmans Brust, das nicht mehr gelb leuchtet (wie blöd ist das denn?), sondern nur noch klassisch schwarz auf grau daherkommt. Erinnern wir uns: Zu Beginn von Golden Dawn war Killer Croc auf einem Venom-Verschnitt drauf. Spielte keine große Rolle, denn es ging eigentlich um Übersinnliches. Nach dem Neustart wird das Drogen-Thema wieder aufgegriffen, als hätte es nie ein Reboot gegeben macht Autor David Finch weiter, wo er aufgehört hat. Ein Unbekannter hat die Arkham-Insassen mit dem Gift vollgepumpt, daher ist in der Anstalt mal wieder die Hölle los, großer Aufstand etc.

Two-Face sieht aus wie Bane, furchtlos und kommt sich erleuchtet vor. „Furcht verhindert, dass wir wirklich leben“, sagt er, während er Batman vermöbelt. Und damit ist nicht nur das eigentliche Thema der Geschichte benannt, sondern auch einer der beiden Schurken, die für das Ganze verantwortlich sind: Scarecrow. Er analysiert Batman noch weiter als er es ohnehin mit sich selbst tut: „Dein Heldentum soll dich vor der Angst schützen“, sagt er. „Leben zu retten ist deine Sucht.“

Superman: Ein faschistoider Kontrollfreak

Die Story ist geradlinig und schlicht: Über sieben Ausgaben hinweg lassen die Autoren Batman einmal durch die Personalabteilung laufen: Neben Two-Face und Scarecrow treten Joker, Clayface, Poison Ivy und Bane auf, dazu eine leichtbekleidete Frau namens White Rabbit, die sicher nicht zufällig an ein Playboy-Bunny erinnert. Als wäre das nicht genug, schauen auch mal Flash, Wonder Woman und Superman vorbei, allerdings ohne für die Handlung von großem Nutzen zu sein. Flash ist gerade mal ein paar Panels lang dabei, da ist er schon vergiftet und muss wie blöde ein paar Mal um die Erde laufen, damit er das überlebt. Dann gibt es noch einen kurzen Kampf zwischen Batman und Superman – und jetzt dürfen die Leser mal raten, wer gewinnt. Immerhin darf Batman dem Stählernen mal die Meinung geigen: „Du bist ein in die US-Flagge gehüllter Außenseiter. Ein faschistoider Kontrollfreak.“

Zu den Stärken gehören die Sequenzen, die Gordon gewidmet sind. Der muss sich mit einem internen Ermittler rumschlagen, der ihm auf die Pelle rückt (übrigens auch ein Element aus Golden Dawn). Dass sich Batman in den Konflikt einmischt, macht es nicht besser. Gordon ist mal wieder der einsame Wolf, der seinen Frust im Schnaps ertränkt. Immerhin das hat Potenzial für weitere Konflikte – im Gegensatz zu dem bemühten Flirt zwischen Bruce Wayne und einer Frau namens Jaina Hudson …

Die Auflösung der Geschichte dürfte keinen vom Hocker hauen. Bleibt nur die Frage, was diese White Rabbit-Braut soll. Aber wenn man sie so sieht, in ihrem knappen Kostüm, das mehr zeigt, als es verbirgt, dann erübrigt sich die Frage. Hier geht es um reine Schauwerte. Leider überzeugen David Finchs Zeichnungen nicht durchgehend, besonders bei der Mimik versagen seine ansonsten soliden Fähigkeiten. Auch wenn der Auftakt der Serie eher durchschnittlich geraten ist und es an Phantasie vermissen lässt, liest sich The Dark Knight unterhaltsamer als Detective Comics.

>> Batman 2011-2019

Jugendliebe, Höllenärger

DC Comics

DC Comics

Titel: The Dark Knight: Golden Dawn (dt. Dunkle Dämmerung)

Autor/Zeichner: David Finch/David Finch, Jason Fabok

Erschienen: 2011 (Batman: The Dark Knight #1-5, Vol. 1; Paperback 2012)


 „Da wo ich herkomme, Lady — kommt Macht aus einem selbst!“ (Batman)

Kurz vor dem DC-Reboot „The New 52“ wurde die Serie The Dark Knight gestartet. In den ersten fünf Ausgaben muss Batman einen Fall lösen, der ihn mal wieder mit der Hölle selbst konfrontiert. Batman sucht nach seiner verschwundenen Jugendfreundin Dawn Golden. Dabei bekommt er Ärger mit Killer Croc, der auf Entzug von einem Venom-Verschnitt ist, sowie dem Pinguin. Richtig brenzlig wird es allerdings, als noch der Dämon Etrigan, Ragman und die Höllenfürstin Blaze dazu kommen. Denn Dawns Vater hat, wie sich herausstellt, mit der Hölle zu tun gehabt …

Öh … war noch was? Ach ja, Gordon muss sich mit einem internen Ermittler herumschlagen, der es – warum auch immer – auf den Comissioner abgesehen hat. Sonst war’s das aber. In Golden Dawn tummeln sich zu viele Figuren, sodass keine zu ihrem Recht kommt. Die Beziehung zwischen Bruce und Dawn wirkt erzwungen, aber kommt ohne Tiefe aus, sodass einem das Schicksal der Frau nicht unbedingt nahe geht. Und letztlich sind Dämonen eindeutig nicht Batmans Fachbereich – deshalb gehören Stories über Höllentypen meistens zu den schwächeren … So reiht sich auch der Auftakt von The Dark Knight in die Tradition der Entbehrlichen ein.

>> Batman 2000-2011