Marv Wolfman

Superman und der doppelte Green Lantern

DC Comics

Titel: Superman and Green Lantern: Between Friend and Foe!

Autor/Zeichner: Marv Wolfman/Jim Starlin (auch Plot)

Erschienen: 1980 (DC Comics Presents #26)


Kaum hat Green Lantern (Hal Jordan) gerade Superman beim Wachdienst im JLA-Satelliten abgelöst, meldet sich Archon Z’Gmora, der Green Lantern von Cygnus, und bittet ihn telepathisch um Hilfe. Sein Ring sei zerstört und er sei im All gestrandet, in einer zeitlosen Dimension. (Genauer gesagt: Eine außerhalb der normalen Zeit.) Hal düst also schnell hin und stellt fest, dass da kein Kumpel in Not ist, sondern ein bösartiges, gestaltwandlerisches Alien namens N’Gon. Um seine Kraft zu erneuern, tötet er Hal und übernimmt dessen Form und Erinnerung, wie schon bei Archon, nur diesmal holt er sich auch den grünen Kraftring.

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Batman gegen Nazis (Teil 5): Blackhawk

DC Comics

Titel: Batman & Blackhawk: Ice Station Alpha

Autor/Zeichner: Marv Wolfman/Dave Cockrum

Erschienen: 1980 (The Brave and the Bold #167), Hardcover 2021 (Batman: The Brave and the Bold – The Bronze Age Omnibus Vol. 3)


September 1944. Batman im Golden Age, mit langen Ohren an der Maske. Und er kämpft gegen Nazis, die in Gotham wissenschaftliche Geräte klauen. Sie werfen eine Stielhandgranate („Kartoffelstampfer“), Batman wirft sie zurück – doch da ist der Fluchtwagen schon ums Eck gebogen, sonst hätte es wohl Tote gegeben.

Die Nazis klauen die Technik, um mit der „Ice Station Alpha“ eine neue Geheimwaffe zu bauen. Damit können sie Leute vereisen oder die Polkappen schmelzen und den Meeresspiegel steigen lassen, der dann die amerikanische Küste untergehen lässt – allerdings seltsamerweise nur diese, sozusagen ein Klimawandel light zugunsten des Großdeutschen Reiches.

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Der Schmied des Verbrechens

DC Comics

Titel: The Coming of Crimesmith/Crimesmith and Punishment

Autor/Zeichner: Marv Wolfman/Jim Aparo

Erschienen: 1990 (Batman #443-444), Paperback 2019 (Batman: The Caped Crusader Vol. 2); dt. Hethke 1991 (Batman Album 13-14)


In Gotham taucht eine Leiche auf, die von innen heraus verbrannt ist. In der Nähe versuchen drei Einbrecher, Pelze zu stehlen. Batman hält sie auf. Später stellt sich heraus: Sie haben nach dem Plan eines gewissen Crimesmith gehandelt, einem Dienstleister, der Pläne für Verbrechen schmiedet und dabei 60 Prozent kassiert. Doch seine Pläne sind nicht gerade erfolgreich, denn auch beim zweiten – einem Autodiebstahl im großen Stil – kommt Batman dazwischen. Und dann stellt er fest: Wenn man ein Wort über den Crimesmith verliert, auch nur seinen Namen erwähnt, geht man spontan in Flammen auf.

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Abattoir: (K)ein Killer der Herzen

DC Comics

Titel: Abattoir/Hearts

Autor/Zeichner: Marv Wolfman/Jim Aparo

Erschienen: 1991 (Detective Comics #625/628), Paperback 2022 (Batman: The Dark Knight Detective Vol. 6)


Der Mörder Arnold Etkar entkommt aus Arkham Asylum. Er selbst nennt sich lieber Abattoir, was Schlachthaus bedeutet. Der Name ist Programm. Schon seine Flucht kostet drei Menschen das Leben. Dann schießt Abattoir auf Leute bei einer Wahlparty des Bürgermeisterkandidaten Henry Etchison. Zufällig sind auch Bruce Wayne und Vicky Vale da, letztere macht sich unbeliebt als Fotografin, denn Abattoir findet, dass Fotos die Seele stehlen. Batman schreitet ein, doch der Mörder entkommt – spurlos verschwunden, wie es auch Batman gerne macht.

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Als Batman Gorbatschow rettete

Cover zu Batman #445-447 von Brian Bolland (DC Comics)

Titel: When the Earth Dies (dt. Im Schatten der Bestie)

Autor/Zeichner: Marv Wolfman/Jim Aparo

Erschienen: 1990 (Batman #445-447), erschienen in: Batman: The Caped Crusader Vol. 3 (2019), dt. Hethke 1992 (Batman Album 14/15)


Wenn man sich die Nachrichten anschaut, muss man leider feststellen: Es gibt Probleme auf der Welt, bei denen selbst Batman machtlos wäre. Trotzdem kann unser Lieblingsheld ein Hoffnungsträger sein, um zu zeigen, dass man als Einzelner dennoch seinen Beitrag leisten kann.

Anfang 1990 durfte sich Batman in der Sowjetunion nützlich machen. Seit 1986 wurden im Zuge von Michail Gorbatschows Glasnost-Reformen Meinungs- und Pressefreiheiten gewährt, unter dem Schlagwort Perestroika setzte ein Umbau des kommunistischen Staates ein. In Ten Nights of the Beast (1988) bekämpfte Batman mit KGBEast einen ehemaligen KGB-Agenten, der es auf US-Politiker abgesehen hatte, kurz nach dem Fall der Mauer hilft der Dunkle Ritter nun der Sowjetunion gegen den Killer Demon (oder NKVDemon, nach der Abkürzung des Innenministeriums), der sich gegen die eigenen Genossen richtet.

Make USSR great again: NKVDemon. (DC Comics)

Demon ist ein überzeugter Kommunist, für den die Glasnost-Reformen die Ideale von Marx und Lenin zerstören. Deshalb tötet der ewiggestrige Profikiller mit der roten Dämonenmaske jetzt die angeblichen Volksverräter. Seine Rhetorik nimmt Putin (und auch Trump) vorweg: „It is up to me to return our country to the greatness that Lenin foresaw. And it is in his name that I will once again make us great!“

Nachdem ein Mitglied des Politbüros halbiert in Moskau aufgefunden wird, bitten die Sowjets Batman um Hilfe. Bruce Wayne reist also nach Moskau, unter dem Vorwand, sich Fabriken ansehen zu wollen. Dabei wird er ständig von Aufpassern begleitet und trifft auf Reporterin Vicky Vale, die mit ihrer Fotokamera Russland unter Glasnost dokumentiert.

Gemeinsam gegen Umweltkrisen

Als Batman muss er eine Reihe sehr ausgefuchster Attentate verhindern. Das interessanteste findet bei einem Eishockey-Turnier statt: Demon verkleidet sich als Spieler und schießt mit explosiven Pucks ins Publikum, um einen bestimmten Menschen zu treffen. Kollateralschäden nimmt er in Kauf, aber besonders effektiv ist diese Methode nicht. Trotzdem hat es Batman gegen Demon schwer. Dabei setzt er sein Cape auf kreative Weise ein: Als er einmal aus einer fahrenden U-Bahn springen muss, rollt er sich im Flug darin ein, später hängt er sich damit an einen Fahnenmast. Am Ende nimmt Demon dann Gorbatschow ins Visier – analog zu KGBeast, der es auf Ronald Reagan abgesehen hatte – und färbt dabei den Fluss Moskwa rot …

When the Earth Dies ist also ein direkter Kommentar zum politischen Weltgeschehen, aber nicht nur historisch interessant, denn es weist aber auch auf die Zukunft voraus. Vicky Vale sieht in der Annäherung der beiden Weltmächte eine Chance für globale Herausforderungen, daher der Titel: „All of us are slowly destroying the earth“, sagt sie. „We’re destroying the environment. The rain forests. The ozone layer. We’ve got to be one planet again.“ Später spricht ein russischer Redner auch die Tschernobyl-Katastrophe als Beispiel für die Umweltzerstörung an.

Wohlgemerkt: Schon 1990 war man sich all der Umweltprobleme bewusst – das sind die wahren Herausforderungen, die man nach dem Kalten Krieg stemmen musste. Leider scheint sich diese Uralterkenntnis immer noch nicht durchgesetzt zu haben. Seit Jahren machen nationalistische und Tendenzen und wirtschaftliche Interessen die gemeinsame Anstrengungen zunichte, nach dem Motto: Wir zuerst. Der Ukraine-Krieg könnte zumindest in Europa die Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen beschleunigen. Aber vielleicht wird jemand in 30 Jahren auch diesen frommen Wunsch nur belächeln …

>> Batman 1990-1999


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Vier Todesfälle und zwei Hochzeiten

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DC Comics

Titel: Double Jeopardy/Twice Dies the Batman

Autor/Zeichner: Marv Wolfman/Irv Novick

Erschienen: 1980 (Batman #328-329), erschienen in Tales of the Batman: Marv Wolfman Vol. 1 (2020)


Ein Mann namens Carl Ternion schickt Batman einen Film, indem er seinen Prozess nachstellt, in dem er vom Mord an einem gewissen Anton Karoselle freigesprochen wird. Dann behauptet Ternion, er sei aber schuldig – er habe Karoselle sogar zweimal ermordet. Batman könne nichts dagegen tun. („Ha! Ha! Ha!“)

Batman ist genauso irritiert wie wir es sind. Es stellen sich die üblichen Fragen: Wer ist das? Was soll das? Und was wäre Batman ohne prahlerische Schurken, die ihm alles unter die Nase reiben?

Wer immer noch keinen Plan hat, wohin die Reise geht, dem sei gesagt, dass Ternion mit Gilda Dent anbandelt, der ehemaligen Frau von Harvey Dent alias Two-Face. Sie hat in der Zwischenzeit noch einmal geheiratet, einen gewissen David, Harveys ehemaligen Assistenten, der aber ermordert wurde. Ternion hat beide gekannt, hat sogar Davids Mörder aufgespürt (Karoselle) und ihn angeblich versehentlich getötet. Gilda heißt das zwar nicht gut, aber es war ja keine Absicht – und sie ist nicht gern allein.

Ternion hat es aber auch auf Batman abgesehen. Zwischendurch tötet er noch einen Handlanger, der eine Frau ins Krankenhaus gebracht hat, weil sie Informantin für Batman gespielt hat. Dann tötet er den plastischen Chirurgen Ekhart, der Ternion das Gesicht operiert hat, aber ihm nur temporär helfen konnte, weil nun die Fassade zerfällt.

Der ewige Münzwurf

Ich spare mir hier die übliche SPOILER-Warnung, denn mittlerweile dürfte jeder kapiert haben, wer hinter Ternion steckt. Die Geschichte hält damit aber sehr lange, länger als nötig, hinterm Berg, selbst als das zweite Kapitel schon den Schurken auf dem Cover hat: Two-Face!

Harvey Dent will also seine Gilda zum zweiten Mal heiraten, wenn auch unter falscher Identität. Aber vorher muss noch Batman dran glauben, denn der kommt ihm immer wieder in die Quere. Doch Batman hat auch die lästige Angewohnheit, Mordanschläge zu überleben, hier etwa Wasserfluten, eine fliegende Granate und ein Feuer. Selbst als Two-Face Batman im Visier eines Gewehres hat, kann er nicht abdrücken, weil er vorher eine Münze werfen muss und das Glück auf Batmans Seite ist. Dann ist da noch das Problem mit dem entstellten Gesicht. Und als könnte es nicht schlimmer kommen, sieht er noch zu, wie Gilda von „Boss“ Maroni entführt wird – dem Mann, der ihn einst entstellt hat und den er zweimal getötet hat.

Zweimal? Ja, denn den ersten Mordversuch hat Maroni überlebt, musste danach aber im Rollstuhl sitzen, dann wurde er zu Anton Karoselle und Two-Face ging durch all die Mühen eines überkomplizierten Plans, um ihn endgültig zu erledigen. Der jetzige Moroni ist natürlich Batman in Gummimaske. Beim Showdown in einem Gerichtsgebäude zeigt ihm Batman einen Film, der ihm die traumatischen Szenen seines Lebens wieder durchleben lässt. Verständlicherweise wird es Gezeichneten zu viel und er will seinen Feind dafür endlich töten. Doch dann sagt Batman tatsächlich schon wieder: Lass die Münze entscheiden! Und Two-Face will es tatsächlich wieder tun! – Wie unzählige Male davor, obwohl er längst eingesehen hat, wie dumm das ist.

Das Klischee wird nur dadurch gebrochen, dass Gilda auftaucht und Harvey ins Gewissen redet. Er solle selbst entscheiden. Schließlich lässt er die Waffe fallen und wird nach Arkham gebracht. Küsschen für Batman, trotz seiner höchst zweifelhaften Methoden.

Bleibt nur noch eine Frage offen: Zuletzt ist Two-Face in den sicheren Tod gesprungen (Batman #314, 1979). Wie hat er das überlebt? Doch darüber fällt kein Wort mehr, als wär’s nie passiert.

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„Tales of the Demon“: Klassiker neu aufgelegt

Batman & Ra's al Ghul

DC Comics

Lange waren die ersten Ra’s al Ghul-Storys von Dennis O’Neil und Neal Adams nur teilweise erhältlich. Das Paperback Tales of the Demon ist seit Jahren vergriffen. Nun hat DC angekündigt, den Band im März 2020 neu aufzulegen – als Hardcover.

Enthalten sind Detective Comics #411, #485, #489-490, Batman #232, #235, #240, #242-244 und DC Special Series #15. Damit gibt DC denselben Inhalt wider – aber leider nicht den vollständigen. Denn es fehlt immer noch die wichtige Storyline Bat-Murderer (Detective Comics #444-448, 1975), in der erzählt wird, wie Ra’s al Ghul aus dem Gefängnis kommt.

Der Band erscheint passend zum Hardcover der Miniserie Batman vs. Ra’s al Ghul, die im September startet und allein von Neal Adams gezeichnet und geschrieben wird.

Tales of the Demon gelten neben Strange Apparitions von Steve Englehart und Marshall Rogers als wichtigste Storyline der 70er-Jahre. Auch letztere sollen im nächsten Jahr neu aufgelegt werden, als Legends of the Dark Knight: Steve Englehart (Januar 2020).

Außerdem erscheinen im März 2020 mit Tales of the Batman: Marv Wolfman weitere Klassiker der 70er und 80er: Batman #328-335 (1980-1981) erzählt (zum größten Teil) die Ra’s al Ghul-Story The Lazarus Affair, die sich direkt an Tales of the Demon anschließt, in Batman #436-439 (1989) wird wieder die Storyline Year 3 neu aufgelegt (wie schon in Batman: The Caped Crusader Vol. 2), außerdem sind die Storys aus Detective Comics #408, The Brave and the Bold #167, World’s Finest Comics #288, New Teen Titans #37 und Batman and the Outsiders #5 enthalten.

>> Liste der Ra’s al Ghul-Comics

Vier Variationen einer Geschichte

Titel: The Case of the Chemical Syndicate

Autor/Zeichner: Marv Wolfman, Alan Grant/Jim Aparo, Norm Breyfogle

Erschienen: 1991 (Detective Comics #627)


Zum 600. Auftritt von Batman in Detective Comics wurden nicht nur die ersten beiden Versionen der ersten Batman-Story nachgedruckt, Marv Wolfman und Alan Grant haben sich auch zwei neue Adaptionen einfallen lassen.

Die Wolfman-Variante beginnt mit einer Splash Page, die wie das erste Panel der Original-Geschichte Batman nur als Silhoutte zeigt – Batman wird mit dem Original-Text als Geheimnis eingeführt, auch wenn er in der Story längst bekannt ist. Nicht Gordon ermittelt hier, sondern Dana Hanrahan.

Der Mörder geht sehr publikumswirksam vor, ein typischer Batman-Schurke. Eine Frau im Schutzanzug spritzt unter dem Pseudonym Pesticyde eine Säure, die Menschen, Autos und Asphalt schmelzen lässt. Lambert verschmilzt mit seinem Taxi, daraufhin trifft sich Bruce Wayne mit dem Sohn, Ted Lambert. Wieder ist der Sohn der Umweltschützer mit einem Motiv: Bruce erfährt, dass Ted einen Streit mit seinem Vater hatte, der Gift ins Wasser kippen ließ.

Der Täter ist Prisilla, die Tochter von Stryker. Sie will sich dafür rächen, dass ihr Vater von Säure entstellt worden ist. Statt das letzte Opfer, Rogers, wie die anderen mit der Säure zu bespritzen, wird er mühsam über einem Tank drapiert, über dem ein Fass mit der Substanz schwebt. So kann Batman Rogers noch rechtzeitig retten. Die Täterin stirbt durch eigenes Verschulden, indem sie selbst in den Tank fällt – so weit, so traditionell. Aber wie es geschieht, ist äußerst albern, um nicht zu sagen dämlich, oder einfach: einfallslos. Sie spritzt ein Loch in den Boden, rennt darauf zu und fällt hinein – was soll das denn?

Alan Grants Variante legt den Schwerpunkt auf den Umweltaspekt. Gleich auf der ersten Seite sieht man einen Haufen Fässer mit giftigen Chemikalien. Lambert wird wieder mit einem Messer erstochen, sein Sohn Mel ist am Tatort, Batman entlastet ihn zunächst, aber er findet ein Päckchen Kokain bei ihm. Mel hat das Unternehmen seines Vaters missbraucht, um Drogen zu schmuggeln. Dafür setzt es was: Als der Kleine aufmuckt und die Pistole zückt, wirft ihm Batman das Koks ins Gesicht und verpasst ihm einen rechten Haken.

Der Rest der Handlung läuft etwas raffinierter als sonst ab: Crane wird von angeheurten Killern erledigt, die es wie einen Überfall aussehen lassen wollen. Batman kommt zu spät. Um sie zum Sprechen zu bringen, greift Batman zu einer drastischen Maßnahme: Er steckt einem der Mörder die eigene Pistole in den Mund.

Das dritte Opfer, Paul Rogers, erhängt sich scheinbar und hinterlässt ein Bekennerschreiben. Aber Batman lässt sich nicht täuschen: Er weiß, dass der Vierte im Bunde, Stryker, dahintersteckt. Beim Showdown im Chemiewerk fällt Stryker durch einen Unfall in den Säuretank. Und Batman sagt, wie schon 1939 den legendären Satz: „A fitting ending for his kind!

Gerahmt wird die Geschichte durch eine Handlung, in der man einen Obdachlosen durch die Stadt ziehen sieht, er wird von Schlägern bedroht und von Batman gerettet. Daraufhin gibt er Batman den entscheidenden Hinweis auf den Giftmüll, durch den seine Kumpel getötet wurden. Alan Grant wird auch hier seinem Ruf als Sozialkritiker gerecht.

Detective Comics #627, das daneben auch die Ausgaben #27 und #387 enthält, zollt nicht nur Batmans Ursprüngen Tribut. Hier kann man auch im Kleinen beobachten, was sich ständig im Großen bei Batman (und anderen Superhelden) vollzieht: Im Grunde wird immer dieselbe Geschichte neu erzählt, oder wenigstens ein gewisser Grundstock an archetypischen Geschichten, der immer wieder variiert wird. Es kommt dabei auf eine Gratwanderung zwischen Traditionsbewusstsein und Innovationsfreude an. Die Herausforderung besteht darin, auf dem Grund des Altbekannten eine interessante Variation herzustellen, die das Lesen lohnt. So erscheint auch viermal dieselbe Geschichte jedes Mal wie eine ganz neue.

>> Batman in den 90ern

Ra’s brennt für Batman

Titel: The Lazarus Affair

Autor/Zeichner: Marv Wolfman/Irv Novick

Erschienen: 1980-1981 (Batman #330-335)


Lucius Fox wird von einer Gang angegriffen, der sein eigener Sohn angehört. Bruce Waynes Sekretärin stiehlt Geschäftsdokumente. Ein Konkurrent namens Gregorian Falstaff unterbietet Wayne bei mehreren Aufträgen, um ihn in den Ruin zu treiben. Was geht hier vor? Spätestens als Talia al Ghul unangekündigt in der Bathöhle auftaucht und Batman um Unterschlupf bittet, dürfte die Sache klar sein, aber Batman stellt sich dumm und spielt das Spiel mit.

Robin ist davon nicht begeistert. Während Batman mit Talia nach Asien reist und sich mit einer Horde Mutanten prügelt, ermittelt Robin mit Catwoman auf eigene Faust. Die Teams treffen sich auf Infinity Island, wo es zum Showdown mit dem mysteriösen Strippenzieher kommt. Wie gesagt: Wer das ist, liegt auf der Hand. Aber Marv Wolfman zieht die Auflösung so künstlich in die Länge, dass es fast schon komisch ist.

(Noch absurder: Batman trägt auf der Reise nach China einen Rucksack voller Tischtennisbälle mit sich, die er beim Grenzübertritt in einen Anzug steckt und so auf dem Wasser einen treibenden Körper simuliert. Damit schlägt er die Chinesen sozusagen mit ihren eigenen Waffen.)

Natürlich – ACHTUNG: SPOILER!!! – steckt hinter all dem Ra’s al Ghul. Wieder mal ist das ganze Theater nur ein Versuch, Batman auf seine Seite zu ziehen, indem er alles an sich reißt, was Bruce Wayne besitzt. Eigenartigerweise scheint der Schurke mehr Zeit in Bekehrungsversuche zu stecken als in sein eigentliches Projekt: die Welt von der Menschheit zu befreien. Batman muss sich entscheiden, ob seine Freunde getötet werden sollen oder er zu Ra’s Verbündeten wird. Er tut so, als würde er überlaufen. Robin und Catwoman werden daraufhin zum Steineklopfen ins Bergwerk geschickt.

Das Prinzip ist das altbekannte: Talia führt Batman in die Falle, dann betrügt sie ihren Vater. Das Neue: Wir erfahren, dass Talia selbst nicht mehr so jung ist, wie es scheint, dass sie schnell nachaltert und immer wieder durch Handauflegen von ihrem Vater verjüngt wird. Im Gefecht wird sie getötet und in der Lazarusgrube wiederauferweckt. Ra’s al Ghul landet schließlich selbst darin, springt brennend wieder heraus und als er noch einmal darin landet, explodiert die ganze (vulkanische) Insel und versinkt im Meer.

Das Pikante an der Story: Selina Kyle hat kürzlich erst mit Bruce Wayne Schluss gemacht. Dass er jetzt wieder von Talia becirct wird, gefällt ihr natürlich nicht so sehr. Aber Bruce bleibt eisern: Nach den gescheiterten Romanzen der letzten Zeit ist er für Talia nicht bereit. Schließlich behält Robin recht: Talia ist nicht zu trauen und Bruce muss verrückt sein, sich immer wieder auf sie einzulassen. Aber er kann einfach nicht anders.

(Hinweis: Offiziell erstreckt sich The Lazarus Affair nur über vier Ausgaben (Batman #332-335), die Handlung beginnt allerdings schon in Ausgabe #330.)

>> Liste der Ra’s al Ghul-Comics

Pinguin lässt die Vögel los

DC Comics

Titel: The Penguin Affair, I-III (Pawns/Bird of Ill Omen/Winged Vengeance)

Autor/Zeichnner: Marv Wolfman, Alan Grant/Jim Aparo, Norm Breyfogle

Erschienen: 1990 (Batman #448, Detective Comics #615, Batman #449), Paperback 2019 (Batman: The Caped Crusader Vol. 3)


„Alfred Hitchcock, eat your heart out.“ (Pinguin)

Der Pinguin findet am Straßenrand Harold, einen stummen Mann mit Buckel – ein erfinderisches Genie. Drei Monate später hat Harold eine Technologie entwickelt, mit der sich Vögel kontrollieren lassen. Der Pinguin lässt sie auf Raubzüge gehen, Menschen angreifen und ein Flugzeug abstürzen. Sie hacken auf Batman ein und verfolgen ihn sogar in die Bathöhle und nach Wayne Manor.

Doch da kommt Tim Drake auf die Idee, dass sie von Mikrowellen beeinflusst sind und damit auch abgewehrt werden können. (Auf die Idee, dass der Pinguin das riesigen und auffälligen Aviarium als Hauptquartier nutzen könnte, kommt leider niemand.)

Die Vogel-Angriffe á la Hitchcock dienten nur als Test. Der Pinguin will die Technik nicht selbst nutzen, sondern an den meistbietenden Despoten oder Terroristen versteigern. In der Zwischenzeit entführt er eine verehrte Soap-Schauspielerin und versucht ihre Zuneigung zu erzwingen.

Auch wenn sich die Story über drei Ausgaben erstreckt, wirkt sie nicht sehr ausgereift. Der Pinguin soll zwar ein kriminelles Genie sein, das gerne mit Bruce Wayne übers Internet Schach spielt, aber davon ist hier nichts zu sehen. Vielmehr wirkt er wie ein skrupelloser Massenmörder mit gestörter Selbstwahrnehmung. Nicht einmal die anfänglich beteuerte Solidarität mit dem hässlichen Harold zeigt ihn von seiner menschlichen Seite, denn um Harold schert er sich nur so lange, wie er ihn braucht – danach will er ihn „beseitigen“. (Was aber nicht passiert, denn Harold wird später Batmans Helfer.)

In einer Sequenz sehen wir Batman meditieren. In einer anderen seine Unterhosen über die Hose ziehen. Aber der Rest ist actionreiche Routine ohne Innovation.

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