Robin mag keine Hippies

DC Comics

Titel: The Cry of Night is — ‚Sudden Death!‘

Autor/Zeichner: Mike Friedrich/Bob Brown

Erschienen: 1969 (Detective Comics #387)


30 Jahre nach dem Debut von Batman in Detective Comics #27 hat DC die Geschichte neu erzählt – allerdings mit großen Unterschieden. Der Titel ist anders, Robin ist da und es fehlt natürlich der Reiz des Neuen. Batman ist kein Mysterium mehr, sondern längst etabliert. Daher sehen wir auch keinen Bruce Wayne, der gemütlich mit Gordon raucht. Der Commissioner ist zu Beginn der Geschichte am Tatort und verdächtigt den jungen Mel Lambert, seinen Vater ermordet zu haben.

Batman redet Gordon den Verdacht schnell aus. Gordon steht ziemlich blöd da, als inkompetenter Polizist. Der Verdächtige ist nicht irgendein Typ, sondern ein Repräsentant der Jugendkultur: ein Hippie mit langen Haaren, Peace-Zeichen-Anhänger und Motorrad. Als das Dynamische Duo eintrifft, nennt er sie ironisch „Big Brother and the Holding Company“, aber Batman versteht die Anspielung – er weiß sogar, dass Janis Joplin die Leadsängerin ist. (Allerdings hat die Anspielung einen doppelten Boden: „Big Brother“ lässt auch an den Überwachungsstaat von 1984 denken.)

Doch während Batman damit beweist, auf der Höhe der Zeit zu sein, und damit keineswegs, wie ihm Lambert vorwirft, Teil des Systems, stellt sich der junge Robin als Gegenpol heraus: „Punks like Mel Lambert ought to be locked up and the key thrown away! He’s got no respect for anyone — not even you!“, wirft er seinem Mentor in der Bathöhle vor. „If it weren’t for guys like you, he couldn’t even walk the streets at night!“

Das sind starke Worte für den sonst eher optimistischen Charakter. Robin fällt als reaktionärer Spießer aus der Rolle. Im Laufe der Handlung versucht er auch einen weiteren Mord Lambert anzuhängen. Vieles spricht zunächst auch dafür, Lambert hat seinem Vater vorgeworfen, dass dessen Forschung von der Regierung für den Krieg missbraucht werden könnte, aber Batman bleibt skeptisch, solange eindeutige Beweise fehlen.

Am Ende läuft es auf die gleiche Auflösung wie in der Vorlage hinaus: Der Chemiker Stryker hat die Morde an seinen Kollegen aus Habgier in Auftrag gegeben. Der Mörder hat sich nur als Mel Lambert verkleidet. Das Finale ist mit zwei Schlägen und einem Überwurf erledigt, aber es fehlt leider die Sequenz, in der Batman unter die Glasglocke springt und verhindert, dass ein drittes Opfer vergast wird.

Die Story will auf etwas anderes hinaus: Die Pointe besteht in der pädagogisch wertvollen Erkenntnis, dass sowohl Robin als auch Lambert ihre Vorurteile überdenken. Interessant ist, dass Robin hier als der unzeitgemäße Charakter dargestellt wird. Bald darauf (in Batman #217, Dezember 1969) verlässt er Batman, Dick Grayson beginnt sein Studium und erlebt eigene Abenteuer, und Batman verlässt Wayne Manor – und damit auch die Batcave. Es war das Ende einer Ära – das Silver Age ging ins Bronze Age über.

Zum Vergleich der beiden Versionen wurde in diesem Heft auch The Case of the Chemical Syndicate nachgedruckt.

>> Batman in den 60ern

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