Erschienen: 2006 (Batman: Legends of the Dark Knight #201-203)
Vor einigen Jahren, als Bruce Wayne noch ein Junge war, trieb ein Frauenmörder sein Unwesen in Gotham: der Robinson Park Ripper. Vier Frauen wurden umgebracht, einige ihrer Organe entfernt. Der Fall wurde nie geklärt. Nun kündigt ein Autor an, in seinem Buch den Täter gefunden zu haben: Thomas Wayne! So eine Verleumdung kann der Sohn natürlich nicht auf sich beruhen zu lassen und geht der Sache als Batman nach, um den guten Ruf seines Vaters zu retten. Schnell findet er heraus: Es geht um Organhandel. Und bald darauf stirbt wieder jemand. Aus dem „cold case“ ist wieder ein heißer Fall geworden …
Nachdem Batman einen Hinrichtungsversuch überlebt hat und von Catwoman und Co. befreit wurde (siehe Gotham Nocturne: Intermezzo), bringt ihn Talia al Ghul einen Fluss von Leben und Tod hinauf in die unendliche Wüste Aras, die von Geistern und anderen Dämonen bevölkert wird. Hier trifft Bruce Wayne auf Dr. Simon Hurt und kämpft gegen den Azmer-Dämon, der ihn befallen hat, schließlich auch gegen ein mögliches künftiges Selbst sowie Barbatos, der ihm die Weltherrschaft verspricht, wenn dieser sich zum Gott erhebt.
Dieser innere Fledermausdämon übernimmt die Rolle des Versuchers, also wie einst Jesus in seinen 40 Tagen Wüste vom Satan in Versuchung geführt worden ist (nachzulesen in Matthäus 4,1-11). Und Batman, ganz der genügsame Selbsterlöser, erteilt Barbatos eine klare Abfuhr, um zu sich selbst zu finden. Er akzeptiert seine Rolle und seine Schwächen, er findet sich damit ab, dass es nicht ums Gewinnen geht, sondern der Kampf nie zu Ende ist. Batman ist das ewige Stehaufmännchen. Und so kehrt er nach Gotham City zurück, um es aus der Hand der Orghams zu befreien.
Dieses Fantasy-artige Traumszenario erscheint in blassen Farben, wie hinter einem Nebel und erhält eine einzigartig entrückte Atmosphäre und gleichzeitig hyperrealistisch wie Renaissancegemälde. Riccardo Federici und Stefano Raffaele zeigen uns schreckliche Monster und einen nuancierten Batman, der zur alten Stärke zurückfindet. Ein wahrer Hingucker!
In Generation Joker geht es mal wieder um Harley Quinn und ihre beiden Kinder, Bryce und Jackie, die sie einst mit dem Joker bzw. Jack Napier gezeugt hat. Jack ist tot, die Kinder vermissen ihren Vater, würden ihn gern kennenlernen. Da kriegen sie ein Gerät in die Finger, das ihn wiederauferstehen lässt, als künstliche Intelligenz in Hologrammform. Der Vater löst sich allerdings langsam auf, daher büxt er mit ihnen und dem Batmobil aus, um ihnen die Orte seiner Vergangenheit zu zeigen und eine Lösung für das Problem zu finden. Harley versucht daraufhin, sie wieder einzufangen.
Doch dann taucht das FBI auf, vertreten durch Agent Prince (Wonder Woman) und John Stewart (Green Lantern, aber ohne Ring) und sie wollen an das Gerät. Dann kommt noch die andere (Ex-)Harley Quinn dazu, Marian Drews alias Neo Joker, alias „Nenn-mich-nicht-so“, also bekommt sie hier den Namen Riot verpasst (was im Deutschen so unnötig wie schief mit „Krawall“ übersetzt wird). Es gibt auch Wiedersehen mit Batman Bruce und einigen anderen Schurken wie Poison Ivy, Mister Freeze und Two-Face …
Was bisher geschah (siehe Gotham Nocturne Overture): Arzen Orgham und seine Familie will Gotham City übernehmen, angefangen beim Arkham Asylum. Dazu bemächtigen sie sich des Azmer-Gifts, das Menschen sie an Dämonen bindet und sie in willige Sklaven/Zombies verwandelt. Sie machen Harvey Dent wieder zu Two-Face, bekriegen sich mit der League of Assassins, Ra’s al Ghuls treuer Diener Ubu stirbt beim Kampf mit Batman, der von Gordon vorm Ertrinken gerettet und verarztet wird.
Was nun geschieht: Kaum hat Batman sich nach ein paar Tagen erholt, stürzt er sich wieder in den Kampf, etwa gegen einen Werwolf, wird wieder fast umgebracht von Gael Tenclaw und dann auch noch von Mister Freeze vereist. Alles kein Problem für Batman, auch wenn er schon vorher nicht der Fitteste war. Zum Glück rettet ihm Two-Face die Haut. Aber was in Gotham eigentlich los ist, begreift er noch nicht.
Bei der traditionellen Erleuchtung des Weihnachtsbaums auf Gotham Plaza singt normalerweise ein Kinderchor des Waisenhauses Saint Peter’s Academy, doch diesmal erscheinen die Kleinen nicht. Batman und Nightwing schauen mal, wo die bleiben und entdecken einige festgefroren in einem Schulbus, den Rest hält Mr. Freeze in einer riesigen Schneekugel.
DC Comics
Doch die Kinder seien keine Gefangenen, beteuert er. Jedes Kind sei einzigartig, wertvoll und zerbrechlich, er wolle sie nur von der brutalen Stadt Gotham und vor der Ausbeutung in Feiertagsritualen bewahren. Außerdem will er zusammen mit ihnen leben – abgeschieden vom Bösen der Welt. Was sie natürlich dann doch zu Gefangenen macht. Und was Batman und Nightwing dann zu verhindern versuchen.
Kinderfreuden mit Mr. Freeze. (DC Comics)
Doch statt ihn einfach nur zu verprügeln, kommen sie mit konstruktiven Vorschlägen: Wenn Mr. Freeze Kindern helfen wolle, könne er sich anderweitig nützlich machen: auf der Eisfläche beim Eishockey, im Zirkus als Polarbär-Dompteur oder als Eisverkäufer. Aber Mr. Freeze mag nicht, er will auch nicht zum Weihnachtssingen – er hockt lieber traurig in Arkham. Dann kommen die Kinder halt zu ihm und singen ihm was vor …
Eine neue Droge plagt die Süchtigen von Gotham: Cheerdrops. Die Tabletten erzeugen Euphorie und Halluzinationen, die die schönsten Träume wahr werden lassen. Eigentlich ganz cool, wären da nicht die gefährlichen Begleiterscheinungen … Red Hood (Jason Todd) geht der Sache nach. Dabei findet er einen Jungen, dessen Mutter von den Tabletten ins Koma gebracht wird. Natürlich weckt das Erinnerungen an Jasons eigene turbulente Kindheit, was Anlass für viele Rückblenden gibt, inklusive A Death in the Family.
Autor/Zeichner: John Layman, Derek Fridolfs/Dani, Dustin Nguyen
Erschienen: 2020 (DC’s Very Merry Multiverse #1)
Wie feiert eigentlich das Multiversum Weihnachten? Auf Erde-19 ist der Steampunk-Batman aus Gotham by Gaslight zu Hause. Der hatte einst mit Jack the Ripper zu tun, jetzt jagt einen Gauner namens Eel O’Brian (Plastic Man), der seinen Körper in jede erdenkliche Form ändern kann, zum Beispiel eine Parkbank – oder eine Kutsche. Denn Eel hat es auf die Weihnachtsspenden des Millionärs Rothchild abgesehen. Schon braust er damit davon …
Kann ein Mensch sich ändern? Kann ein Krimineller sich bessern? Wenn man sich die Schurken ansieht, mit denen Batman immer wieder zu tun hat, kann die Antwort nur auf ein fatalistisches Nein hinauslaufen. Der Grund ist klar: Die Schurken müssen ja immer wiederkehren, damit es Geschichten mit ihnen gibt. Doch was ist, wenn man sie zur Abwechslung nicht nur wegsperren, sondern ihnen eine zweite Chance gäbe?
Batman und Robin versuchen das mit Mr. Freeze. Als sie ihn mal wieder auf frischer Tat bei einem Raub erwischen, fahren sie mit ihm nicht zur Polizei, sondern zu einem Labor und stellen es ihm für seine Forschung zu Verfügung. Hier kann er so lange herumexperimentieren, bis er ein Heilmittel für seine Frau Nora gefunden hat, die noch immer im Kälteschlaf ihrer tödlichen Krankheit entgeht.
Doch die Sache geht schief, Victor Fries scheitert und zerstört das Labor. Batman legt sich eine Hitzerüstung an und auf geht’s in den finalen Kampf: Feuer gegen Eis.
Batman: Urban Legends #10 und „Tis the Season to be Freezin“ (DC Comics)
Nach dem Halligalli von Fear State und Future State ist in Gotham die Verzweiflung groß. Besonders in der kalten Jahreszeit. Kurz vor Weihnachten werden die Kirchen geplündert, sogar die Synagogen und Moscheen sind nicht sicher. Die Bedürftigsten trauen sich nicht mal mehr zur Armenspeisung. Die Menschen leben haben Angst, vertrauen weder Polizei noch Regierung, sie wissen nicht mal mehr, wie man fröhlich ist.
Batman macht sich mal wieder selbst Vorwürfe: „There’s nothing that will make the city better. Nothing will fix this city. The people of Gotham aren’t just scared. They’re angry.“ Es sei seine Schuld, sagt er zu Red Robin (Tim Drake). Als dann ein wütender Mob wieder auf die Kirche losgehen will, befriedet Batman sie mit einem unerwartetem Akt: einer Umarmung. Batman wird zum Hugger, versorgt die Leute mit dem Nötigsten.
Batman als Hugger. (DC Comics)
Und dann erklärt ihm Tim, was die Leser seit Sommer 2021 : Tim mag auch Männer (Urban Legends #4), er ist verliebt in einen Schulkameraden. Batman nimmt das Outing wortkarg zur Kenntnis, fragt noch mal nach Tims alter Flamme Stephanie Brown (Spoiler) und sagt sonst nur: „Good.“ Na ja, was soll man dazu noch sagen, wenn man kein Fascho ist? Er bekennt sich sogar zu Tim als seinen Sohn und bekommt ein Weihnachtsgeschenk. So geschieht es in „A Carol of Bats“ (Batman: Urban Legends #10, 2021).
Batman und Robin wünschen frohe Weihnachten. (DC Comics)
Nightwing als Scrooge
In derselben Ausgabe gibt es noch eine Weihnachtsgeschichte mit Nightwing: „The Bats of Christmas Past“. Der hat an Heiligabend zunächst damit zu tun, die Last-Minute-Geschenkekäufer davon abzuhalten, sich gegenseitig abzustechen. Dann taucht Scarecrow mit seinen Schergen auf und verbreitet noch mehr Angst. Barbara Gordon will, dass er endlich aufhört, den Helden zu spielen und mit ihr Weihnachten feiert.
Unter dem Einfluss von Angstgas halluziniert Nightwing dann drei Batgirls, die ihn besuchen und ihm die Weihachten von damals, heute und morgen vorführen, um ihm eine Lehre zu erteilen … Muss ich noch weitererzählen? Werden die Menschen jemals müde, diese Geschichte wieder zu erzählen, in immer neuen Variationen? Allein zweimal gibt es sie schon für Batman (Haunted Knight und Noel). Na gut, jetzt wird eben auch Nightwing bekehrt. Nicht gerade ein Scrooge-Charakter und die Dringlichkeit scheint mir hier auch nicht geboten, aber okay, wir nehmen es mal so zur Kenntnis.
Moral: In Dicks Zukunftsvision ist er tot, gestorben im Kampf an Weihnachten und seitdem zieht die Batman-Familie jedes Jahr an dem Tag in den Krieg gegen das Verbrechen. Das darf natürlich nicht sein. Doch wer hält Scarecrow auf? Wozu hat man Freunde …
Robin und Mister Freeze
Und dann ist da dieses Jahr noch eine dritte Weihnachtsgeschichte: „Window Shopping“ in der Anthologie Tis the Season to be Freezin. Schon wieder Robin, schon wieder Tim, aber ein anderer, diesmal der aus Batman TAS. Auch er geht auf den letzten Drücker Geschenke kaufen – für Bruce. Was schenkt man einem, der alles hat, nichts braucht? Zufällig wird Tim schnell fündig im Schaufenster eines Spielzeugladens, da kommt ihm Mister Freeze in die Quere, der mit einer dicken Eiskanone herumballert und ihm den Laden zufriert.
Robin gegen Mister Freeze (DC Comics)
Dieser Wahnsinnige! Robin liefert sich einen kleinen Kampf mit ihm, merkt aber schnell, dass Freeze nicht richtig bei der Sache ist. Was will er überhaupt? Dafür gibt es einen schönen Ausdruck im Englischen: „Strolling down memory lane“. Freeze erinnert sich an seine Kindheit, als er die Weihnachtsdekoration in einem Schaufenster betrachtet hat: „Winterland“. Ein schöner Moment einer unglücklichen Jugend mit zwei vielbeschäftigten Eltern. Am Ende kann Tim auch ihm geben, wonach er sich sehnt.
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Mister Freeze lässt ein paar junge Frauen entführen, um ein Serum an ihnen zu testen. Damit will er seine Frau Nora endlich wieder zu den Lebenden zurückholen. Als eine Entführung schiefgeht, wird Batman auf den Schurken aufmerksam. Kaum hat er Freezes Aufenthaltsort herausbekommen, steigt Batman in eine supercoole … äh … superheiße Feuerrüstung, um den kalten Gegner auf Eis zu legen … oder besser gesagt: ihm gehörig einzuheizen.
Victor Fries jagt ein paar Eiszombies auf ihn (darunter auch einige Tiere, echt creepy), so gelingt ihm mit Nora die Flucht und er muss sein Serum ohne weitere Versuchspersonen an Nora testen. Es klappt – doch sie ist gar nicht erfreut, als sie erwacht. Sie macht ihm schwere Vorwürfe, ihren letzten Wunsch nicht respektiert zu haben. Doch obwohl Freeze sie ebenfalls auf den absoluten Nullpunkt herunterkühlt (fragt sich nur, wie man sich dann noch rühren kann), lässt sie sich schnell umstimmen und wird zu seiner Komplizin. Fortan rauben Mr. und Mrs. Freeze Banken aus und frieren haufenweise Menschen ein.
Wie einst Bonnie und Clyde: Mr. und Mrs. Freeze. (DC Comics)
Hier könnte die Geschichte unglaubwürdig werden, aber dann kommt zum Glück eine halbwegs glaubwürdige Erklärung: Da das Serum nicht ausgereift war, greift es Noras Gehirn an – sie wird zur Soziopathin. Nachdem sie ihren Mann fallen lässt, bittet Victor Freeze Batman um Hilfe, seine gemeingefährliche Frau wieder einzufangen. Und so kommt es zum Team-up von Eis und Heiß …
Heiß und Eis: Batman & Mr. Freeze. (DC Comics)
Endlich mal wieder eine brauchbare Mr. Freeze-Story. Endlich kommt die Sache mit Nora voran. Dass sie dasselbe Outfit trägt wie ihr Mann, ist einfallslos, dass sie völlig durchgeknallt ist, macht sie als Charakter uninteressant, denn sie hat eigentlich keine richtige Agenda, als sich ihre langgehegten Wünsche zu erfüllen, wie etwa auf einer Bühne zu tanzen (auch wenn es vor erfrorenem Publikum ist). Da war die Motivation ihres Mannes bisher noch nachvollziehbarer. Allerdings gibt sie eine gute Analyse von Victor ab:
„All those crimes you commited to save me when all you were doing was trying to fill a hole in yourself! You need me frozen in more ways than one to give your life meaning!“
So ist es leider. Bis Nora (in Batman: TAS) war Freeze eine Witzfigur. Erst seine kranke Frau hat ihm Tiefe und Ernsthaftigkeit verliehen. Aber was macht Freeze ohne Nora? So eine Variante des Schurken muss noch erfunden werden. Aber es ist schon mal gut, dass der erste Schritt getan ist. Schade, dass das alles in fünf Ausgaben abgehandelt werden muss. Aber dank der grandiosen Zeichnungen von Doug Mahnke ist dieses Comic auf jeden Fall etwas fürs Auge.
Zum Schluss des Bandes gibt es noch eine Kurzgeschichte als Zugabe, in der Batman und Robin untersuchen, warum ein Junge aus dem Wayne-Waisenhaus abhaut. Auch nicht verkehrt. Allerdings hätte man aus dem Menschenhändler-Thema mehr machen können. Darin steckt Potenzial für eine Batman-Story, die wohl noch erzählt werden muss.
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