Batman: The Animated Series

Die Zeichentrickserie „Batman: The Animated Series“ (BTAS) lief von 1992 bis 1993 und umfasst 65 Episoden. Die zweite Staffel trägt den Titel „The Adventures of Batman and Robin“ (20 Episoden), die dritte Staffel heißt „The New Batman Adventures“ (24 Episoden).

Zieh dich aus, Fledermaus!

Batman: The Cape and Cowl Conspiracy

Titel: The Cape and Cowl Conspiracy (dt. Die Verschwörung)

Regie/Autor: Frank Paur/Elliot S. Maggin

Erschienen: 1992 (Batman: The Animated Series, S01E31)


Das geht gar nicht: Da kommt man zu einer Spendengala und wird vor aller Augen von Batman gedemütigt und entführt. So geschieht es Baron Jozek, einer zwielichtigen Gestalt. Nachdem Batman ihn verhört, will sich Jozek an seinem Peiniger rächen und beauftragt einen Kerl, Batman in eine Falle zu locken, um ihm Umhang und Maske abzunehmen. Das klappt natürlich nicht beim ersten Mal, denn Batman wehrt sich sehr ausgebufft gegen die Verschwörung. Aber es kommt schließlich zum Äußersten und das Ende ist so überraschend, dass es nicht verraten werden soll. Es macht die Episode jedenfalls zu einer der besten.

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Strange Apparitions: Kein Patent für Joker

Batman: Strange Apparitions

Titel: Strange Apparitions

Autor/Zeichner: Steve Englehart, Len Wein/Marshall Rogers, Walt Simonson

Erschienen: 1977/1978 (Detective Comics #469-479), Paperback 1999; dt. Panini 2012 (Batman Collection: Marshall Rogers), Eaglemoss Collection 2015 (Im Zeichen des Jokers)


„But the fish share my unique face! If colonel what’s-his-name can have chickens, when they don’t even have mustaches –!“ (Joker)

Obwohl die Geschichte unter einem Titel zusammengefasst wurde und ein linearer Zusammenhang besteht, ist es schwer, hier von einer Story zu sprechen. Im Grunde sind es sechs Geschichten, die aufeinander folgen. Batman begegnet einem radioaktiven Glühwürmchen namens Dr. Phosphorus, dann Hugo Strange, dem Pinguin, Deadshot, Joker und Clayface. Den roten Faden bilden Nebenhandlungen mit Rupert Thorne, der Batman aus der Stadt haben will, sowie Bruce Waynes Liebschaft mit Silver St. Cloud. Aber ein Spannungsbogen ergibt sich nicht.

Die meisten dieser Geschichten mögen für die späten 70er vielleicht was hergegeben haben, aus heutiger Sicht sind sie altbackene Standardware. Vor allem die Erzählung, in der der Joker, Fische zum Lächeln bringt (The Laughing Fish), um sie patentieren zu lassen, hat zwar einen ungewöhnlichen Ausgangspunkt, ist aber sonst ziemlich schwach, vor allem, weil sie sich zu sehr bei der ersten Joker-Story in Batman #1 bedient.

Die interessanteste Geschichte ist die um Hugo Strange. Der kommt nämlich zufällig hinter Batmans Geheimidentität, nimmt dessen Position als Bruce Wayne ein, um ihn auszunehmen und zu ruinieren, und veranstaltet eine Auktion, bei der er den Namen an den meistbietenden Schurken zu versteigern versucht. Wie man sich denken kann, wird das Schlimmste verhindert. Dafür gibt es aber eine Frau, Silver St. Cloud, die ebenfalls eins und eins zusammenzählt und herausfindet, dass der Mann den sie liebt, nachts gerne Verbrecher verprügelt. Die Schlussfolgerung daraus kann nur eine Tragische sein: Die Beziehung zerfällt.

Die filigranen Zeichnungen von Marshall Rogers entschädigen für die Kritzeleien eines Walt Simonson und das insgesamt mäßige Storytelling. Aber vielleicht muss man diese 70er-Jahre-Geschichten auch mit anderen Augen sehen. Immerhin gelten sie als einflussreiche Klassiker. (In den 80ern diente Strange Apparitions zunächst als Vorlage für das Drehbuch des geplanten Batman-Films, der erst 1989 von Tim Burton realisiert wurde – allerdings mit einem ganz anderem Script.)

Zwei der Storys wurden für Episoden der Animated Series wiederverwendet. Die Grundidee der Hugo Strange-Story wurde in „The Strange Secret of Bruce Wayne“ (S01E37) aufgegriffen; dort bieten Joker, Two-Face und Pinguin um ein Videoband, auf dem Strange Bruce’s Trauma aufgezeichnet hat.

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In „The Laughing Fish“ (S01E34) erzählt Paul Dini die Joker-Story neu, wobei er sich zwar überwiegend an die Vorlage hält (zum Teil sogar wörtlich), er aber ein wesentlich spannenderes Finale mit einem Haifisch-Kampf erzählt (der ist „The Joker’s Five-Way-Revenge“ entlehnt). Vor dem Hintergrund der lachenden Fische allerdings erscheint die später in Mad Love zum Tragen kommende Idee mit den grinsenden Pyranhas wie ein Abklatsch … (wenn auch ein guter!)

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(Dieser Artikel wurde am 6.11.2017 überarbeitet und aktualisiert.)

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Batman ist ein anderer

perchance to dream

Titel: Perchance to Dream (dt. Der Alptraum)

Regie/Autor: Boyd Kirkland/Laren Bright, Michael Reaves, Joe R. Lansdale

Erschienen: 1992 (Batman: The Animated Series, S01E30)


Seltsam: Eben noch ist Batman in eine wilde Verfolgungsjagd verwickelt, am nächsten Morgen wacht er auf und weiß nicht mehr, wie er hergekommen ist. Das eigentliche Problem ist aber: Niemand weiß, dass er Batman ist. Alfred hat noch nie etwas von Robin gehört, auch fehlt der Eingang zur Bathöhle. Bruce Wayne ist mit Selina Kyle verlobt und seine Eltern leben. Eigentlich müsste damit alles gut sein, aber Bruce Wayne wird die Überzeugung nicht los, dass hier einiges nicht stimmt. Denn Batman gibt es zwar – aber er ist ein anderer. Es kommt zwangsläufig zu einer aufschlussreichen Konfrontation.

Bruce Wayne versus Batman

Bruce Wayne versus Batman

Was sich liest, wie eine Elseworlds-Geschichte ist in Wirklichkeit eine Art künstlicher Traum, mit der Batman vom Mad Hatter ruhig gestellt worden ist. Die Story ist nicht nur wegen ihrer albtraumhaften Stimmung interessant, sondern auch weil sie Filme wie Matrix und Inception vorwegnimmt.

Perchance to Dream ist inspiriert von Identity Crisis (Detective Comics #633, 1991).

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Fanboy Bruce Wayne

Beware the Gray Ghost

Titel: Beware the Gray Ghost

Regie/Drehbuch: Boyd Kirkland/Dennis O’Flaherty & Tom Ruegger (Story), Garin Wolf & Tom Ruegger (Teleplay)

Erschienen: 1992 (The Animated Series S01E18)


Nicht Zorro hat Bruce Wayne dazu inspiriert, ein maskierter Vigilant zu werden, sondern der Gray Ghost (dt. das Graue Phantom). Nie gehört? Dabei war er für den jungen Bruce der Serienheld schlechthin. (Jedenfalls im Animated-Universe.) Ein cooler Typ mit Hut, Umhang und einer seltsamen Brille, der Schurken wie dem Mad Bomber das Handwerk legt. Begeistert verfolgte Bruce die Sendung zusammen mit seinem Vater. Jahre später, terrorisiert ein Unbekannter, der sich ebenfalls Mad Bomber nennt, Gotham City.

Der junge Bruce als Gray Ghost-Fan

Da fällt Batman die Serie seiner Jugend ein, doch als er sie im Archiv einsehen will, ist sie verschollen. Also sucht er den ehemaligen Gray Ghost-Schauspieler Simon Trent auf, um ihn um Hilfe zu bitten. Der Alte ist jedoch arbeitslos, finanziell ruiniert und ohne Selbstvertrauen. Es braucht einige Überredungskunst, bis sich Trent darauf einlässt, ein echter Verbrechensbekämpfer zu werden – selbstverständlich im Gray Ghost-Kostüm.

Autogrammstunde.

Diese Folge ist in vielerlei Hinsicht interessant wie liebenswürdig. Zum einen ist da der Aspekt der Hommage an die den Pulp-Fiction-Helden  The Shadow, der als Vorbild für Batman diente. Der Stil der alten Serials wird mustergültig aufgegriffen und mit der Zeichentrickserie enggeführt. Zum anderen bekommt der Charakter Bruce Wayne Tiefe verliehen, indem wir ihn als begeistertes Fernseh-Kind erleben und auch später als einen wahren Fanboy, der sich in der Bathöhle einen Schrank mit Gray Ghost-Merchandise einrichtet.

Schließlich wird Wayne sogar zum Wohltäter für den Schauspieler Trent, indem er ihn am Ende wieder dem Publikum in Erinnerung ruft und zu einer zweiten Karriere verhilft. Kurzum: Eine perfekte Episode, in der am deutlichsten wird, wie viel Nostalgie in dieser Serie mitschwingt.

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Batman in der Zwangsjacke

The Last Arkham

Titel: The Last Arkham (dt. Wahnsinn in Arkham)

Autor/Zeichner: Alan Grant/Norm Breyfogle

Erschienen: 1992 (Shadow of the Bat #1-4), Paperback 1995; dt. 1997 (Ehapa)


Der gefährlichste Insasse des Arkham Asylum, so sagt es uns der Anstaltsleiter persönlich, –  ist Batman. Zu lange habe er sich am Abgrund bewegt, eines Tages sei er abgestürzt. Ein Mord soll ihn hergebracht haben. „Du bist jetzt hier zu Hause“, sagt Jeremiah Arkham zu einem angeketteten Batman. Wie er dort hingekommen ist? Auf der Jagd nach einem Serienmörder ist Batman selbst zum Mörder geworden. Comissioner Gordon überwältigte ihn und ließ ihn in Arkham einliefern. Dort muss der Held nicht nur einen Weg hinaus finden, sondern auch den Fall lösen.

Der mutmaßliche Killer ist Zsasz, der Typ, der seine Opfer mit Narben am eigenen Körper zählt, und der hier seinen ersten Auftritt hat. Der eigentliche Hauptgegner der Geschicht ist jedoch Jeremiah Arkahm, der zweifelhafte Ansichten und Methoden vertritt sowie es wegen seiner Verstocktheit an Kooperationsbereitschaft vermissen lässt. Daneben darf sich Batman auch gegen ein All-Star-Aufgebot der Arkham-Insassen prügeln, was ihm aber auffällig leicht gelingt …

Norm Breyfogle gehört zwar zu den besseren Zeichnern, doch man hat schon bessere Leistungen von ihm gesehen. Zuweilen wirken seine Figuren zu sehr hingeworfen als fein herausgearbeitet; die plumpe Farbgebung ist nicht gerade ein Genuss, aber der Mode der Zeit geschuldet. Die Story selbst hat ihre Schwächen: Batmans Einlieferung ist zwar ein toller Aufhänger, aber lässt es an Logik vermissen. Die Erklärung, warum der Held in Arkham seine Maske aufbehalten darf und folglich anonym bleibt, hinkt ziemlich. Die größte Stärke bleibt die Ausarbeitung der Figur Jeremiah Arkham, der am Ende die Welt – und vor allem sich selbst – mit anderen Augen sieht.

Batman: Dreams in Darkness

Interessanterweise erschien im selben Jahr eine Episode der Batman-Zeichentrickserie (S01E28, „Dreams in Darkness“), in der es ebenfalls darum geht, dass Batman Patient in Arkham ist. Dort ist er allerdings wirklich dem Wahnsinn nah, weil er ein halluzinogenes Gas von Scarecrow (dem „Panikmacher“) eingeatmet hat. Verglichen mit The Last Arkham erzählt diese Episode die bessere Geschichte.

Weitere Arkham-Storys:

Batman am Boden

Batman: I Am The Night

Titel: I Am The Night

Regie/Drebuch: Boyd Kirkland/Michael Reaves

Erschienen: 1992 (Batman: The Animated Series, S01E49)


„Mit einem müden Körper wird man schon fertig. Aber ein müder Geist ist etwas anderes.“

Batman: I Am The NightBatman ist deprimiert. Grübelnd hockt er in seiner Höhle, ist müde, isst nichts mehr. „Manchmal frage ich mich, Alter Freund, ob meine Arbeit überhaupt irgendeinen Sinn hat“, sagt er zu Alfred. Er habe bloß ein paar Brände gelöscht, ein paar Schlachten gewonnen, aber der Kampf gehe immer weiter. So viel Selbstzweifel, so viel Niedergeschlagenheit sieht man bei Batman selten – besonders in der Animationsserie. In dieser Folge erscheint der Superheld jedoch am schwächsten.

 

Batman: I Am The NightNachdem bei einem Polizei-Einsatz gegen den „Jazz-Man“ sich James Gordon eine Kugel einfängt und auf der Intensivstation landet, macht sich Batman Vorwürfe, das Unglück nicht verhindert und vielleicht sogar befördert zu haben. „Wie viele gute Taten kann ich denn schon für mich verbuchen?“, fragt er im Gespräch mit Dick Grayson. „Man verkauft T-Shirts von mir. Ich bin ein wandelndes Klischee geworden. Wie hoch ist denn schon mein Einsatz gegen das Verbrechen?“ Diese T-Shirts und anderes Merchandising werden zuvor in der Folge gezeigt. Batman ist auch in seiner Welt ein Mythos und ein Pop-Phänomen.

Batman: I Am The Night

Batman plagen Zweifel, ob sein Weg der richtige ist und ob er ein anderes Leben führen sollte. Da er Angst hat, mehr Schaden anzurichten als Gutes zu tun, wirft er an seinem Tiefpunkt seine Maske weg. „Wenn man zu lang in den Abgrund blickt, wird man magisch hinuntergezogen.“ Natürlich schafft er es doch, sich zu überwinden. Nicht zuletzt, weil ihn Robin an seine Prinzipien erinnert. Am Ende rettet er nicht nur Gordon vor einem Attentat, sondern erkennt auch, dass er es auch anderen ermöglicht, ein besseres Leben anzufangen.

Den Serienmachern ist diese Episode nicht hoch genug anzurechnen. Sie beweisen Mut zur Melancholie und legen damit einen der besten Beweise dafür vor, dass diese Serie nicht (nur) etwas für Kinder ist.

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Mad Love: Ein Trio von Besessenen

Mad Love

DC Comics

Titel: The Batman Adventures: Mad Love (dt. Mad Love)

Autor/Zeichner: Paul Dini/Bruce Timm

Erschienen: 1994 (One-shot)


Das ist wohl die Batman-Story, die ich am häufigsten gelesen habe – und jedes Mal mit großem Genuss. Denn Mad Love hat alles, was ein gutes Batman-Comic braucht: Eine mitreißende Story, ausdrucksstarke Bilder und – das ist selten bei Batman – viel Humor! Und dieser ist rabenschwarz, jokerhaft eben und noch gesteigert durch die treudoofe und doch raffinierte Harley Quinn, die eigentliche Hauptfigur von Mad Love. Die ehemalige Psychiaterin ist durch ihre fanatische Liebe zum Joker verrückt geworden und hat sich ihm als Handlangerin angeschlossen. Doch die Hingabe ist nur einseitig, denn der Joker interessiert nur für sich und seinem Rachefeldzug gegen Batman. Das macht Harley wiederum eifersüchtig. Der Joker bekommt den Charakter eines fanatischen Künstlers, für den der Batmans Tod nichts Geringeres ein Meisterwerk sein muss. Dabei stört so eine humoristisch unbegabte Person wie Harley nur. Aber sie ist es, die Batman austrickst und beinahe auf perfekte Weise umbringt – dumm nur, dass sie dem Joker den Witz erklären muss … So entsteht eine interessante, spannungsreiche Dreiecksbeziehung von Besessenen, in der sich alle gegenseitig hassen wie sie einander brauchen.

Mad Love (1. Auflage) (DC Comics)

Mad Love (1. Auflage) (DC Comics)

Nicht von ungefähr hat Mad Love den Eisner Award bekommen. Auch lag es nahe, dass das Comic, das auf der Zeichentrickserie beruht, im Jahr 1999 zu einer Episode adaptiert wurde. Diese ist gut, keine Frage, auch weil sie das Comic als Storyboard verwendet, aber was die Eleganz der Erzählweise und die Dynamik der Bilder von Bruce Timm angeht, kommt sie nicht an dieses grandiose Heft heran, ganz zu schweigen davon, dass die Story fürs Kinderfernsehen entschärft wurde. Für IGN gehört es – völlig zurecht – zu den besten 25 Batman-Comics. Für mich ist es vollendet.

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