Bruce Wayne

Sauberer Bulle, dreckige Stadt

Gotham

Gotham ist eine Batman-Serie ohne Batman. Im Mittelpunkt steht die Anfangszeit des Polizisten James Gordon, der versucht, den Mord an der Familie Wayne aufzuklären. Nebenbei erfährt man die Entstehungsgeschichten von Batmans Schurken. Das ist reißerisch, unterhaltsam, aber nicht zwingend sehenswert.

Die Vorgeschichte ist ein zweischneidiges Schwert. Zum einen ist es hilfreich, eine zu erzählen, wenn man den Charakteren Tiefe verleihen will. Doch während man die Motive erklärt, läuft man Gefahr, in küchenpsychologische Klischees zu verfallen: schlimme Kindheit – böse Taten etc. Zum anderen erlaubt das Erzählen von Vorgeschichten, die Abenteuer beliebter Figuren fortzusetzen, aber dabei läuft man Gefahr, sich auf den Vorläufern auszuruhen und nichts anderes zu bieten, als das, was man erwartet. Und jeder weiß, dass es interessanter ist, zu erzählen „Darth Vader ist Anakin Skywalker“ als „Anakin Skywalker wird Darth Vader“.

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Fanboy Bruce Wayne

Beware the Gray Ghost

Titel: Beware the Gray Ghost

Regie/Drehbuch: Boyd Kirkland/Dennis O’Flaherty & Tom Ruegger (Story), Garin Wolf & Tom Ruegger (Teleplay)

Erschienen: 1992 (The Animated Series S01E18)


Nicht Zorro hat Bruce Wayne dazu inspiriert, ein maskierter Vigilant zu werden, sondern der Gray Ghost (dt. das Graue Phantom). Nie gehört? Dabei war er für den jungen Bruce der Serienheld schlechthin. (Jedenfalls im Animated-Universe.) Ein cooler Typ mit Hut, Umhang und einer seltsamen Brille, der Schurken wie dem Mad Bomber das Handwerk legt. Begeistert verfolgte Bruce die Sendung zusammen mit seinem Vater. Jahre später, terrorisiert ein Unbekannter, der sich ebenfalls Mad Bomber nennt, Gotham City. Da fällt Batman die Serie seiner Jugend ein, doch als er sie im Archiv einsehen will, ist sie verschollen. Also sucht er den ehemaligen Gray Ghost-Schauspieler Simon Trent auf, um ihn um Hilfe zu bitten. Der Alte ist jedoch arbeitslos, finanziell ruiniert und ohne Selbstvertrauen. Es braucht einige Überredungskunst, bis sich Trent darauf einlässt, ein echter Verbrechensbekämpfer zu werden – selbstverständlich im Gray Ghost-Kostüm.

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Diese Folge ist in vielerlei Hinsicht interessant wie liebenswürdig. Zum einen ist da der Aspekt der Hommage an die den Pulp-Fiction-Helden  The Shadow, der als Vorbild für Batman diente. Der Stil der alten Serials wird mustergültig aufgegriffen und mit der Zeichentrickserie enggeführt. Zum anderen bekommt der Charakter Bruce Wayne Tiefe verliehen, indem wir ihn als begeistertes Fernseh-Kind erleben und auch später als einen wahren Fanboy, der sich in der Bathöhle einen Schrank mit Gray Ghost-Merchandise einrichtet. Schließlich wird Wayne sogar zum Wohltäter für den Schauspieler Trent, indem er ihn am Ende wieder dem Publikum in Erinnerung ruft und zu einer zweiten Karriere verhilft. Kurzum: Eine perfekte Episode, in der am deutlichsten wird, wie viel Nostalgie in dieser Serie mitschwingt.

>> Liste der Batman-TAS-Episoden