Klaus Janson

Neues zu „Dark Knight III: The Master Race“

The Dark Knight III: The Master Race (DC Comics)

DC Comics

Da ist es: Das erste Bild von The Dark Knight III. Tiefschwarz, noiresk, wunderbar. Ein klobiger Batman, der aus dem Schatten auftaucht und zugleich mit ihm verschmilzt, nur einige angedeutete Konturen – nicht mehr als nötig. So soll es sein, so mögen es die Fans des Klassikers von 1986. Mit dem Bild hat DC Comics auch ein paar Details zu der Fortsetzung zu The Dark Knight Returns und The Dark Knight Strikes Again herausgerückt: Andy Kubert und Klaus Janson sollen die Story zeichnen, die von Frank Miller und Brian Azzarello geschrieben wurde. Eine hervorragende Wahl, wie auch das Bild beweist. Janson hat schon die Tusche zum ersten Teil beigetragen, Kubert ist ebenfalls Batman-bewährt. Vor allem ist es gut, dass Frank Miller nicht selbst zeichnet – er hat über die Jahre ziemlich nachgelassen.

Bei dieser Starbesetzung scheint es naheliegend, dass die achtteilige Mini-Serie den Untertitel The Master Race tragen wird, was man mit einfältig mit „Meisterrennen“ übersetzen könnte. Eher wahrscheinlich ist aber die Bedeutung „Herrenrasse“. Klingt nach einem Spiel auf dem weiten Minenfeld der Nazi-Terminologie, nach Nietzsches Erben und Übermensch – Frank Miller provoziert eben gerne. Doch der Titel leuchtet ein, nicht nur weil Millers Batman (vor allem sein All-Star Batman) durchaus faschistoide Züge aufweist, sondern auch weil das erste Promo-Bild angedeutet hat, dass es erneut zu einem Kampf mit Superman (dem Übermenschen schlechthin) kommen wird. Allerdings könnte das blutige Superman-Logo darauf hinweisen, dass der Kampf dieses Mal anders ausgehen wird – und vielleicht sogar definitiv. Die Reihe, die im späten Herbst (also wohl kurz vor Weihnachten) beginnen soll, kommt gerade recht zu dem Kampf, den Batman v Superman auf der Kinoleinwand austragen werden und der ebenfalls an Millers Dark Knight angelegt ist. Dazu erscheint im Dezember auch noch eine Comic-Anthologie, in der bisherige Kloppereien zwischen dem Dunklen Ritter und dem Mann aus Stahl gesammelt werden. Perfektes Timing, perfektes Marketing: die Fans werden regelrecht verwöhnt, die Kassen klingeln.

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James Gordon: Vom Pfadfinder zum Al Capone

James Gordon (Teil 1)

DC Comics

DC Comics

Titel: Gordon of Gotham (Gordon’s Law/GCPD/Gordon of Gotham)

Autor/Zeichner: Chuck Dixon, Dennis O’Neil/Klaus Janson, Jim Aparo, Bill Sienkiewicz, Dick Giordano

Erschienen: 2014 (Paperback), Mini-Serien: 1996, 1997, 1998


„I don’t need a knight. I need a street cop.“ (James Gordon)

„You are the police commissioner, James. You’re not supposed to be carrying a gun, let alone working cases.“ (Sarah Essen)

„I wonder sometimes if there are any good cops left. At least enough good ones to make a difference.“ (James Gordon)

James Gordon ist ein guter Polizist in einer schlechten Stadt. Insofern wirkt es widersprüchlich, dass er gemeinsame Sache mit einem Vigilanten wie Batman macht. Wie man in Year One erfährt, ist diese Beziehung nicht immer von Freundschaft geprägt gewesen – und auch später wurde sie immer wieder auf die Probe gestellt. Gordon ist für Batman so etwas wie sein erster Sidekick. Aber einer auf Augenhöhe. Man hilft sich gegenseitig, weil man das Gleiche will. Doch die Methoden sind andere. Und sie ergänzen sich. Batman und Gordon sind auf einander angewiesen: Während Batman einen Fürsprecher in der Welt des Gesetzes braucht, braucht Gordon einen, der die Regeln für ihn bricht. So kriegen beide, was sie wollen.

Doch Gordon kann auch ohne Batman – was aber nicht heißt, dass sich der Polizist immer an die Regeln hält. Deutlich wird das im Band Gordon of Gotham. Darin werden drei Mini-Serien aus den 90ern versammelt, die den Kampf gegen das Verbrechen in Gotham von der Seite der Polizei her zeigen (später wurde das mit der Serie Gotham Central wiederholt). Zwei der Storys konzentrieren sich auf die Titelfigur, während eine von den Nebenfiguren wie Harvey Bullock und Renee Montoya handelt. Der dunkle Ritter tritt hier bloß als Randfigur auf. Eine Batman-Story so ganz ohne Batman geht nicht.

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Ein Beben geht durch Gotham

DC Comics

Titel: Cataclysm (dt. Inferno)/Aftershock (dt. Nachbeben)

Autor/Zeichner: Alan Grant, Doug Moench, Chuck Dixon u.a./Jim Aparo, Klaus Janson u.a.

Erschienen: 1998 (18-teilig in mehreren Serien und One-Shots), dt. Dino 1999-2000 (Batman #40-46, Batman Special #9-11, Batman präsentiert #1-2)


„It’s never easy to find inner strength and peace, even when the outer world is relatively stable…the destruction of physical reality always does spiritual damage.“ (Bruce Wayne)

„… there’s little I can do against disease and natural disasters. A lost cause can become a fool’s errand. I’m still only human. I did what was humanly possible. I hope you don’t think I’ve failed in my promise.“ (Batman)

Nach der Seuche kommt das Erdbeben. Gotham wird zerstört, es herrschen Tod, Chaos und Verbrechen. Ein gewisser Quakemaster bekennt sich, die Katastrophe verursacht zu haben und erpresst die Stadt. Die Frage ist nicht, ob er es wirklich war, denn umgehen müssen Batman und seine Verbündeten so oder so mit einer kaum zu bewältigenden Herausforderung. Batman verzweifelt an dem Verfall seiner Stadt und dem Massentod seiner Bewohner, vor allem aber an der Tatsache, dass er niemandem die Schuld an dem Unglück geben kann. Er kämpft an allen Fronten – aber es gibt keinen Gegner, den man verprügeln und einbuchten könnte. Das mag zwar das alte Batman-Schurken-Schema durchbrechen, indem es dem Helden neue Seiten und Leidenswege eröffnet, aber es funktioniert nur schleppend.

Ein One-shot ist Arkham Asylum gewidmet, einer dem Blackgate-Gefängnis, doch nichts davon ist der Aufmerksamkeit wert. Die Blackgate-Episode ist Mittelmaß, Arkham sogar deutlich darunter. Die Insassen der Irrenanstalt brechen aus und erzählen sich Geschichten – ganz in der Tradition von Boccaccios Dekameron, aber keine davon hat das Zeug zum Klassiker.

DC Comics

Der Erzählzyklus Aftershock ist so etwas wie ein langer Durchhänger – für Batman wie für seine Leser. Es gibt keinen Handlungsbogen, vielmehr eine Reihe von Kurzgeschichten über das Elend in Gotham, Arbeitslose, Obdachlose, Plünderer. Hin und wieder erscheinen ein paar der üblichen Verdächtigen (Mr. Freeze, Clayface, Mad Hatter, Joker) – allerdings nur, um gleich wieder zu verschwinden. Oft tritt die Sache auf der Stelle, es gibt Ausgaben, in denen nur lamentiert wird: wie schlimm alles ist und wie schön es früher war. In Batman #558 sieht man einen verzweifelten Batman, der seinen Butler umarmt und sagt: „Hilf mir, Alfred! Ich brauche Kraft! Ich komme einfach nicht mit dem Tod zurecht, alter Freund. Das kam ich noch nie. Er … zerreißt mich.“ Mehr Emo geht nicht.

Vielleicht muss die Geschichte so sein: Eine ermüdende Durststrecke. Es gibt darunter jedoch einige narrative Lichtblicke. Vor allem die Storys, die Alan Grant für Shadow of the Bat geschrieben hat, stechen in ihrer Qualität heraus. Etwa #76 (Dino: Batman #43), in der erzählt wird, wie eingeschlossene Menschen zu Kannibalen werden, oder #77 (Dino: Batman #44), wo ein Professor eine Klasse voller toter Studenten über Darwinismus unterrichtet und Batman dabei Teil eines Experiments wird. Leider muss Grant am Ende, für alle, die es nicht verstanden haben, die Moral wiederholen: „Vielleicht irrte sich Darwin doch. Nicht der Stärkste überlebt … Auch nicht der mit dem meisten Glück. … Sondern der, der nicht aufgibt!“

Die Geschichten leiten über zum größeren Event, dem No Man’s Land (dt. Niemandsland). Und genauso lesen sie sich auch: Wie Lückenbüßer.

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Batman auf acht Seiten

DC Comics

DC Comics

Titel: Batman Black and White Volume 1 (dt. Schwarz auf Weiß)

Autor/Zeichner: diverse

Erschienen: 1996 (Mini-Serie #1-4, Hardcover 1999, Paperback 2000, Neuauflage 2007), dt. Carlsen 1997


 „Anyway, Batman. He’s not real. He’s just someone people imagine is real. Though why anyone would want to imagine a weirdo in a Bat suit is beyond me.“ (Phillip Benning)

Es war ein gewagtes Experiment: Eine vierteilige Miniserie mit insgesamt 20 Kurzgeschichten á acht Seiten – und das auch noch in Schwarz-weiß. Aber DC-Redakteur Mark Chiarello hat die besten Leute angeheuert und das Ergebnis konnte sich nicht nur sehen lassen, es war auch ein kommerzieller Erfolg. Black and White gehört heute zum Kanon der besten Batman-Bände – und zwar zu recht.

Wieder einmal zeigt sich, dass die reduzierte Form einem Werk förderlich sein kann. Wenn man nur acht Seiten hat, muss die Geschichte dicht sein. Wenn man nur Bleistift und Tusche hat, kann man nicht mit Bonbonfarben tricksen. Und so sind die Storys Miniaturen, Nahaufnahmen, Augenblicke des Dunklen Ritters. In einer Story bemüht sich Batman einer „Jane Doe“, also einer unbekannte Tote, eine Identität zu geben, in einer anderen versucht er einer von ihm traumatisierten Frau die Furcht zu nehmen und in einer dritten diskutiert er mit einem Vater, der aus Verzweiflung zu drastischen Mitteln greift, über die richtige Erziehung. Manchmal fügen sich die Storys in das kanonische Bild, manchmal brechen sie ins Experimentelle aus.

Wie etwa Neil Gaimans „A Black and White World“. In dieser Meta-Story sind Batman und Joker sich ihrer Rollen als Comic-Charaktere bewusst und sinnieren über ihr Darsteller-Dasein. Zunächst plaudern sie ein bisschen im Warteraum, erkundigen sich nach den Kindern, gehen den Text der nächsten Szene durch. Der Joker lästert über die blöden Dialoge und dass er nur viel labern darf, während Batman die großen Splash Panels bekommt. Getragen wird diese schräge Story von Simon Bisleys schrägen Zeichnungen.

In „Good Evening, Midnight“ erzählt Klaus Janson geschickt, wie Alfred einen Brief von Bruces Vater liest, während er auf Batman wartet, der einen Schulbus voller Kinder rettet. Der Vater bescheinigt darin dem Sohn, ihn mit seiner Furchtlosigkeit inspiriert zu haben. Beunruhigend und zugleich beeindruckend inszeniert Brian Bolland (The Killing Joke) seine ruhige Erzählung „An Innocent Guy“: Wir sehen einen Durchschnittstypen, der zu einer Kamera darüber spricht, ein guter Mensch zu sein, aber Lust hätte, einfach so Batman eine Kugel in den Kopf zu jagen. Das perfekte Verbrechen, so die Moral, ist das sinnlose.

Eine der dramatischsten Geschichten bringt Bruce Timm (Mad Love, The Animated Series) mit „Two of a Kind“ über die Rehabilitierung und den Rückfall von Harvey Dent/Two-Face. Eine Tragödie im wahrsten Sinne des Wortes. Timms Zeichnungen beeindrucken durch Ausdruck und Dynamik und gehören zum Besten in dem Band. Matt Wagners Story „Heist“ ist vielleicht eine der schwächsten, hat aber einen sehr coolen Stil zwischen Pop Art und Noir.

„Heroes“ (von Archie Goodwin und Gary Gianni) zeigt Batman im Kampf gegen Nazis, die einen Ingenieur entführen und seine Pläne stehlen wollen. Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht des Sohnes, der sich in Abenteuer hineinträumt und für den das Abenteuer plötzlich lebensgefährlicher Ernst wird. Leser werden mit einem überraschenden Ende belohnt. Dafür gab’s den Eisner-Award.

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Legends of the Dark Knight: Gothic

DC Comics

DC Comics

Titel: Gothic (dt. Der Mann ohne Schatten)

Autor/Zeichner: Grant Morrison/Klaus Janson

Erschienen: 1990 (Legends of the Dark Knight #6-10), dt. Carlsen 1991, Panini 2014


„Gotham City is hell. We are in hell. And I am the king of hell!“ (Batman)

„The kingdom of hell is within us.“ (The abbot)

Bruce Waynes ehemaliger Schulleiter, der ein Faible für Lyrik hat, dezimiert die Bosse in Gothams Unterwelt, weil er sich für einen missglückten Mordversuch rächen will. Dieser Mr. Whisper ist zudem ein über 300 Jahre alter ehemaliger Mönch, der nicht sterben kann, weil er einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hat. Nun will er das Haltbarkeitsdatum seiner Seele verlängern, indem er Gothams Einwohner mit der Pest tötet und ihre Seelen mithilfe einer gotischen Kirche einfängt. Batman reist mit dem Bat-Flugzeug nach Österreich, lässt sich Legenden von einem Mönch erzählen, und findet heraus, was das alles mit seinen Alpträumen zu tun hat, die ihn verfolgen.

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