Graham Nolan

Bane, der Möchtegern-Eroberer

Titel: Bane: Conquest (dt. Bane, der Eroberer)

Autor/Zeichner: Chuck Dixon/Graham Nolan

Erschienen: 2017-2018 (Miniserie #1-12), Paperback 2018; dt. Panini 2018


Chuck Dixon und Graham Nolan haben nicht nur Batmans Nemesis Bane erfunden, sondern waren auch zwei prägende Kräfte für den Batman der 90er. Dixon schrieb, neben Alan Grant und Doug Moench, einige der besten Storys, Graham Nolans feiner Strich war der klare Gegenpol zum ultradüsteren Schattenmeister Kelley Jones. Nach zwei Jahrzehnten durften die beiden Bane einen Zwölfteiler widmen, in der er der Protagonist ist. Mit dabei ist seine alte Gang aus Knightfall-Tagen: Bird, Trogg und Zombie.

Die Story: Bane will die Unterwelt erobern. Nicht die Kanalisation oder die hohle Erde unter Tage, sondern die kriminelle Unterwelt! Zunächst legt er sich mit der Organisation Damocles an, die Waffen nach Gotham schmuggelt. Dabei gerät er in Gefangenschaft und trifft in der Zelle auf Batman. Die beiden Erzfeinde müssen zusammenarbeiten, um freizukommen. Das ist auch schon das Highlight dieser Serie. Bane schnappt sich den Kopf der Organisation, Dionysus, der tatsächlich nicht viel mehr als ein Kopf mit einem Cyborg-Körper ist, und macht ihn zu seinem Hacker-Handlanger, um weitere Organisationen zu untergraben. Dabei stößt er auf Catwoman usw.

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Die Rache des Calendar Man

DC Comics

Titel: All the Deadly Days

Autor/Zeichner: Chuck Dixon/Joe Staton, Graham Nolan, Bill Sienkiewicz u.a.

Erschienen: 2000 (Batman 80-Page Giant #3)


„It’s the crime of the new century.“ (Calendar Man)

Im Jahr 2000 widmete sich ein ganzer 80-Page Giant dem Calendar Man (Julian Day). Er enthält zwar nur 70 Comicseiten, aber trotzdem wurde diesem Schurken wohl noch nie so viel Platz eingeräumt. Das Besondere: Jedes der sieben Kapitel wurde von einem anderen Zeichner inszeniert, darunter auch Bill Sienkiewicz, der sonst nur allein acht Seiten für Batman Black and White gezeichnet hat, sonst meist aber als Tuscher auftrat.

Die Geschichte beginnt ganz klassisch, wie eine Golden oder Silver Age Story, mit einem Raubzug auf einer Zeitausstellung, der Calendar Man trägt allerdings sein rot-weißes Kostüm aus den 80ern, seine Handlanger sind nach Monaten gekleidet. Batman und Robin halten ihn auf mit einer riesigen Kuckucksuhr, Julian Day wird zur Haft verurteilt und flippt aus, als er erfährt, dass er frühestens im März 2000 auf Bewährung rauskommt – denn das heißt, er verpasst den Jahrtausendwechsel!

ACHTUNG: SPOILER!

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Batmans erste Liebe

DC Comics

Titel: Got a Date With an Angel/The Penny Plunderers

Autor/Zeichner: Steve Englehart/Javier Pulido, Graham Nolan

Erschienen: 1999 (The Batman Chronicles #19), Hardcover 2020 (Tales of the Batman: Steve Englehart); dt. Eaglemoss 2021 (Batman Graphic Novel Collection 53)


Es müssen nicht immer die großen Storys sein, die den größten Effekt haben. Im Gegenteil: Zu den besten Batman-Comics zählen oft die, die sich kurz fassen, denn Perfektion erzielt man am ehesten durch Reduktion, wenn man nichts mehr weglassen kann. Und so bleiben uns nicht die 100 Kapitel Knightfall in Erinnerung, sondern eher die kleinen Storys, die in einer Heftlänge oder weniger erzählt werden. So ist es auch hier, in der 18-seitigen Kurzgeschichte „Got a Date With an Angel“, die in Batmans Year One spielt, genauer gesagt an seinem vierten Tag als Batman.

Bruce Wayne hat vor vier Tagen eine Frau namens Viveca kennengelernt und mit ihr die Nacht durchgetanzt. Sie hat keine Ahnung, was er seitdem getrieben hat, und er will es ihr auch nicht verraten. Nun verabredet er sich mit ihr für die nächste Mitternacht, doch dann kommt ihm das Vigilantentum in die Quere, er meldet sich erst 15 Minuten zu spät, sie will nicht auf ihn warten und gibt ihm noch eine Chance für morgen.

Eine Nacht später muss er absagen, beim dritten Mal schafft er es rechtzeitig zum Date, es wird wieder getanzt. Doch kaum ist Bruce wieder zu Hause, findet er heraus, dass seine halbherzigen Taten als Batman verheerende Konsequenzen hatten. Schwer getroffen ruft er Viveca an und macht Schluss mit ihr. Seine Ausrede ist eine Notlüge von tieferer Wahrheit: „There is someone else.“

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Batmans Wiedersehen mit Spider-Man

DC Comics

Titel: Batman/Spider-Man

Autor/Zeichner: J.M. DeMatteis/Graham Nolan

Erschienen: 1997 (One-shot), dt. Dino 1997 (DC gegen Marvel 16)


Im Jahr 1995 traf Batman erstmals auf Spider-Man, damals verbündeten sie sich gegen den Joker und Carnage. Zwei Jahre später kam es zur obligatorischen Rückrunde. Ra’s al Ghul will mal wieder die verderbte Menschheit ausrotten, diesmal wirklich, aber damit das klappt, sucht er sich einen Verbündeten in New York City: Wilson Fisk, den Kingpin! Ra’s schickt seine Tochter Talia los, die Fisk ein Angebot macht, zu kooperieren, aber der Kingpin arbeitet nicht mit Terroristen zusammen. Außer natürlich, sie haben zufällig eine Kur für seine todkranke Frau Vanessa im Angebot. Fisk steigt in den Flieger nach Tibet …

Batman & Spider-Man von Graham Nolan. (DC Comics)

Batman ist der Sache auf der Spur, trifft unweigerlich auf Spider-Man und nach der kurzen Ich-arbeite-allein-Routine, begleitet von einer sehr kurzen Handgreiflichkeit, kommt es zur Kooperation der Helden. Diesmal bilden sie ein außerordentlich gutes Team, wenn es darum geht, die Handlanger der Schurken zu verdreschen. Aber sie haben auch einige Überraschungen zu bieten. Dafür, dass es sich bei diesem Crossover um eine kurze Geschichte (48 Seiten) mit bescheidenem Anspruch handelt, gibt es ein paar nette Wendungen am Ende, die für das Lesen belohnen. Falls einem die flotten Sprüche von Spidey und die sauberen und dynamischen Zeichnungen von Graham Nolan nicht genug sind – einem der besten Batman-Zeichner aller Zeiten, nach meiner bescheidenen Meinung. Aber auch Spider-Man kriegt er wunderbar hin.

Batman von Graham Nolan. (DC Comics)

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Firefly wird Pyromane

Firefly Batman

Firefly in seinem Element. (DC Comics)

Manche wollen bekanntlich die Welt nur brennen sehen. So auch Garfield Lynns alias Firefly. Nach seinem gescheiterten Versuch, mit Farbeffekten Verwirrung zu stiften, kehrt Garfield Lynns alias Firefly im Jahr 1993 zurück – und dann ist Schluss mit lustig. Denn diesmal hat er eine Eigenschaft des kurzlebigen Schurken Firebug übernommen: Er ist ein Pyromane in einem Schutzanzug und Flammenwerfer, und er kann sogar fliegen.

Jahrelang war er in Arkham eingesperrt. Nachdem Bane die Insassen befreit hat (Knightfall: Broken Bat), fackelt Firefly nicht lange, seinem Namen alle Ehre zu erweisen. Zuerst ist ein Vergnügungspark dran. Batman ist bereits vom Kampf gegen die ausgebrochenen Irren so geschwächt, dass er ihm kaum etwas entgegenzusetzen hat.

Rache für geplatze Kindheitsträume

Robin findet heraus, dass Lynns – na, ratet mal – ein Waisenkind ist und eine Schwester namens Amanda hat. Wegen seiner schwierigen Vergangenheit wurden die Geschwister aber nicht von dem Paar adoptiert, das sich für sie interessiert hatte. Und jetzt will Garfield alle Orte niederbrennen, die ihm als Kind versprochen wurden: ein Theater, eine Bowlingbahn, den Zoo. Beim Versuch, ihn aufzuhalten, bringt sich Batman fast um. Erst beim dritten Mal legt sich die Fledermaus, die eigentlich allzeit bereit sein sollte, ein feuerfestes Kostüm zu – nur der Umhang verkokelt leider, was aber vor Flammenhintergrund immerhin ziemlich cool aussieht. Nach einem Kampf gegen einen Leoparden kann Batman Firefly fesseln.

Batman vs. Firefly

Detective Comics #689-690 (DC Comics)

Zwei Jahre später (Detective Comics #689-690, 1995) bricht Lynns wieder aus, diesmal aus Blackgate. Aber Moment mal: War er nicht früher in Arkham-Insasse? Offenbar gilt er nicht mehr als verrückt, obwohl er seine alte Leidenschaft nicht abgelegt hat. Jetzt wird sogar klar, was er so sehr an den Flammen findet: Er sieht sexy Feuerengel darin. Diesmal bewirbt er sich bei Black Mask als Brandstifter und verliebt sich in eine Nachbarin, scheitert aber – ganz im Stil von Taxi Driver – als er (Achtung: Kalauer) seiner neuen Flamme zeigt, was er in seiner Freizeit am liebsten treibt.

Die Rückkehr von Firebug

In der Zwischenzeit fragt Batman Joe Rigger, alias Firebug, ob er hinter der Brandstiftung steckt, aber er beteuert seine Unschuld. Abgesehen von der Wasserfolter irritiert die Sequenz noch auf zwei Weisen. Erstens: War Firebug nicht tot? Ja, war er. Zweitens: War er nicht mal schwarz? Auch das. Aber nach dem DC-Reboot der Crisis hat sich die Hautfarbe anscheinend mit dem Lebensstatus geändert. Spielt auch keine große Rolle, denn auch der neue Firebug taugt nix. Nach einem kurzen Comeback im alten rot-gelben Kostüm fällt er wieder seinen Flammen zum Opfer.

Batman vs. Firefly, Martian Manhunter

Detective Comics #689-690 (DC Comics)

Firefly hingegen entkommt nach seinem geplatzten Date und kehrt nach weiteren zwei Jahren wieder (Detective Comics #714-715, 1997). Dieses Mal verbündet er sich mit einem gewissen Dalbert, der einen Diamantendiebstahl plant. Dieser seltsam gekleidete Kerl hat auch die Fähigkeit, plötzlich zu verschwinden. Auch Privatdetektiv John Jones (Martian Manhunter) sucht nach ihm und wird von Firefly ordentlich durchgebrutzelt. Er tut sich mit Batman zusammen, um den Gesuchten zu schnappen, doch John erweist sich wegen seiner Feuerschwäche dabei als ziemlich nutzlos. Batman kommt auch erst ganz zum Schluss auf den Gedanken, das Kostüm zu wechseln und einen Feuerlöscher einzupacken. Am Ende ist alles vergebens, weil Dalbert an einen Ort verschwindet, an den man ihm nicht folgen kann: in die Vergangenheit – er ist ein Zeitreisender. Aber immerhin ist Firefly endlich gefangen.

Sein vorläufiges Ende findet der Pyromane kurz bevor Gotham zum Niemandsland erklärt wird (Batman #560/Detective Comics #727, 1998). Der Schurke Nicholas Scratch lässt Garfield Lynns befreien und rekrutieren, um dem vom Erdbeben zerstörten Gotham mit Feuer den Rest zu geben. Lynns akzeptiert den Auftrag, den er sogar gratis erledigt hätte. Doch als Firefly seine Flammen auf ein Becken mit einer explosiven Chemikalie loslässt, erleidet er schwerste Verbrennungen. Auf wundersame Weise kann er danach immer noch stehen. Erst eine zweite Ladung Feuer gibt ihm den Rest – bis er von nassem Zement gelöscht wird.

Trotz dieses Erlebnisses kehrt Firefly später immer wieder zurück. Dieser Feuerteufel ist einfach nicht totzukriegen. Aber zum Klassiker hat es dieser Schurke in all den Jahren trotzdem nicht gebracht.

>> Batman 1990-1999


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Riddlers Bombenspaß mit Cluemaster

DC Comics

Titel: Badd Girls/Lethal Pursuits/Riddled

Autor/Zeichner: Chuck Dixon/Graham Nolan

Erschienen: 1997 (Detective Comics #705-707), Paperback 2020 (Batman: Knight Out), dt. Dino Verlag 1998-1999 (Batman #25-26)


Während der Riddler nach einer Operation seiner gebrochenen Hand im Krankenhaus liegt, befreien seine Handlangerinnen Query und Echo den Schurken Arthur Brown. Dessen Zeit als Möchtegern-Riddler namens Cluemaster sind zwar vorbei, aber der Riddler hat andere Pläne mit ihm: Er legt ihm eine Sprengstoff-Weste an und lässt Batman und Robin Rätsel lösend durch die Stadt hetzen. Sie haben jeweils 15 Minuten Zeit, um zur nächsten Station zu gelangen, sonst stirbt Brown.

Die Rätsel sind auffallend einfach, meistens sind nur Buchstaben und Zahlen gefragt, aber was haben sie zu bedeuten? Was hat der Riddler mit dieser Masche vor? Während Robin und Oracle knobeln, begibt sich Batman in ernsthafte Lebensgefahr …

Ach ja, die guten alten 90er: Chuck Dixon und Graham Nolan bildeten neben Doug Moench und Kelley Jones das andere Dreamteam (neben Alan Grant und N. Wem die düsteren Zeichnungen von Jones zu viel waren, der fand beim klaren Stil von Nolan seinen Trost. Und Dixon landete als Storyteller bei der Masse an Output immer wieder einen Treffer. Dieser Dreiteiler gehört zu den Höhepunkten dieser Zeit zwischen Knightfall und dem Beben (Cataclysm) und er gehört auch zu den wohl besten, weil cleversten Riddler-Storys überhaupt (und clever sind sie leider selten).

Der Riddler tritt hier mit seinen Rätseln erneut als Künstler nach eigenem Selbstverständnis auf. Aber auch als Baseball-Fan. Zum einen treibt er also sein Spiel mit Batman, zum anderen geht es ihm bei seiner Beute nicht um Profit, sondern um einen ideellen Wert. Allerdings ist er mehr als nur ein Spieler: Wieder einmal schreckt er auch hier nicht vor Mord zurück.

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Bane und Talia: It’s a match!

Titel: Bane of the Demon

Autor/Zeichner: Graham Nolan/Chuck Dixon

Erschienen: 1998 (Mini-Serie #1-4), Paperback 2012 (Batman versus Bane), 2018 (Batman: Legacy Vol. 2); dt. Dino 1998 (Batman Sonderband 4: „Bane II“), Panini 2013 (Batman gegen Bane)


„You may just be the second most dangerous man alive. Which is why you are the perfect mate for my daughter.“ (Ra’s al Ghul)

Bane will rausfinden, wer sein Vater ist. Er lässt sich in seine alte Heimat Santa Prisca bringen und Leichen pflastern seinen Weg. Ein alter blinder Jesuit verrät ihm, dass vier Kandidaten für die Vaterschaft in Frage kommen, einer davon ein ominöser Schweizer. Bane bedankt sich mit einem schnellen Tod. In Rom nennt ihm ein Geistlicher den Orden von St. Dumas und die Spur führt Bane nach Singapur. Dort trifft er in einem Hochhaus auf Talia al Ghul, Ubu und die League of Assassins, die ein altes Buch stehlen.

Zuerst will Talia alle in dem Gebäude umbringen lassen, aber nachdem sie Bane überwältigt hat, nimmt sie ihn mit zu ihrem Vater. Ra’s al Ghul will (mal wieder) die Menschheit mit einem Virus auslöschen, dafür braucht er neben dem Buch noch eine andere Schrift. Bane hilft ihm dabei, hat aber eine eigene Agenda: Er will Ra’s um seine Lazarusgrube bringen.

DC Comics

Bane bandelt mit Talia an, sie gibt sich zunächst gefügig, doch bleibt dann ihrer Borderline-Persönlichkeit treu, und weist ihn später als Partner ab. Und dann wird klar, woher sie diese Eigenschaft hat: Ra’s überlässt ihn zuerst einem langsamen Tod in einem brunnenartigen Kerker (aber da zu überleben ist natürlich Banes Spezialität), aber nach einem Schwertduell macht er Bane wieder zu seinem Verbündeten und will ihn mit Talia zusammenbringen, weil er Bane für den perfekten Partner hält (nach Batman natürlich).

Bane of the Demon dient als Verbindungsstück zwischen den Storylines Contagion (Die Seuche) und Legacy (Der Fluch). Es erzählt die Allianz zwischen Ra’s und Bane – aber sinnvoll motiviert wird sie nicht. Wie so oft ist die Story bestimmt von einem Hin und Her von Entscheidungen, das von einem Auf und Ab von Launen angetrieben wird. Bane wird zwar als sehr schlaues Kerlchen dargestellt, das sogar ein würdiger Schachpartner für Ra’s ist, aber zugleich ein geradezu zwanghafter Killer, der alles, wirklich alles tötet, was seinen Weg auch nur kreuzt. Naja, bis auf Ra’s und Talia natürlich. Und Talia wiederum schickt besonders gerne ihre eigenen Leute wegen Nichtigkeiten in den befohlenen Freitod. Da haben sich also ein paar Gleichgesinnte gefunden. Aber besonderen Spaß macht diese sinnlose Gewaltorgie nicht – man stumpft ab. Wären da nicht die wie immer sehr eleganten Zeichnungen von Graham Nolan, wäre die Mini-Serie entbehrlich. (Batman kommt darin übrigens nicht vor – obwohl er auf dem Cover von Teil 4 zu sehen ist.)

DC Comics

Die ganze Sache zwischen Bane und Ra’s al Ghul hat nach Legacy noch ein Nachspiel: im One-shot Batman: Bane (1997) – ein Comic, das so einfallslos wie sein Titel ist. Kaum ist Bane von Batman besiegt und treibt im Meer herum, kapert er ein Schiff mit einem Nuklear-Reaktor und erpresst Gotham um zwei Millionen Dollar – und die Freilassung von Gefangenen. Immer noch hofft er darauf, Gotham und Batman zu zerstören und so die Gunst seines Meisters zu finden (allerdings ist nicht klar, wie er den Anschlag überleben soll, wenn er das Schiff hochgehen lässt). Ums kurz zu machen: Batman, Robin und Nightwing verhindern das. Ein wirklich unnötiger Epilog.

>> Liste der Ra’s al Ghul-Comics
>> Liste der Bane-Comics
>> Batman 1990-1999

Pinguins neue Geschäftsidee

Titel: Odds Against/Darkest Day

Autor/Zeichner: Chuck Dixon/Graham Nolan

Erschienen: 1995 (Detective Comics #683-684)


Nach der Knightfall-Saga beginnt – ganz nebenbei – eine neue Ära für den Pinguin: Er wird vom Vogelganoven zum Gangster, der andere die Drecksarbeit erledigen lässt. Seine Fassade: die Iceberg Lounge, ein Casino, das ihm als Hauptquartier dient und ihn als Geschäftsmann erscheinen lässt. Die Lounge wird leider nicht groß eingeführt, sie ist einfach da.

Ein Casino-Gast, der beim Blackjack zu viel gewinnt, fällt auf: Actuary, ein Kartenzähler, der gerne Wahrscheinlichkeiten berechnet. Statt ihn umlegen zu lassen, macht sich der Pinguin ihn zu nutze. Während seine Leute ständig bei ihren Coups von Batman hochgenommen werden, soll Actuary dabei helfen, bessere Pläne auszuhecken. Actuary lässt Batmans bevorzugte Aufenthaltsorte herausfinden und dann dort zuschlagen, wo Batman am wenigsten wahrscheinlich auftauchen wird.

Das klappt allerdings nicht wirklich. Und dann kommt die zündende Idee, bei der man sich fragt, warum das nicht schon längst einer ausprobiert hat: ein Überfall am helllichten Tag! Der Plan: Bei einer Blumenausstellung springen die Gangster aus einem riesigen Pinguin aus Blumen. Na ja … Ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage, dass auch das in die Hose geht. Batman ist eben auf Zack. Der Pinguin beherrscht aber eine ganz andere Kunst: trotz allem dem Knast fern zu bleiben – und zwar die nächsten über 20 Jahre.

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Knightfall #13: Vengeance of Bane II – The Redemption

DC Comics

Die Knightfall-Reihe endet so, wie sie beginnt: mit Bane. Der sitzt seit seiner Niederlage gegen den neuen Batman (Jean Paul Valley) in Blackgate Prison ein. Noch immer plagen ihn Alpträume von einem großen, bösen Fledermausmonster, nur dass es sich diesmal in Batman verwandelt. Am Ende des Traums hilft ihm Osoito, sein alter Teddybär aus Kindheitstagen. Bane ist aus der Form geraten, bekommt psychologische Hilfe, ihn plagen Entzugserscheinungen von der Droge Venom. Seine Anwältin, will ihn wegen Unzurechnungsfähigkeit raushauen, aber Bane lehnt ab – er will auf schuldig plädieren. Das Knastleben ist er gewohnt.

Aber er bekommt keine Ruhe: Der jüngst von Batman besiegte KGBEast bringt Bane auf die Krankenstation. Sein Therapeut schenkt ihm einen neuen Teddy. Kaum ist er raus, wird er deshalb von einem Insassen provoziert, was Bane mit einem spontanen Mord bestraft. Dafür gibt’s sechs Monate Isolationshaft. Statt einzugehen, bringt sich Bane wieder in Form und plant seine Flucht. Als er raus ist, revanchiert er sich zunächst bei KGBeast, dann lässt er sich beim Ausbruch von ihm helfen – zusammen mit Galvan und dem Ratcatcher.

Und wozu das Ganze? Bane will Rache. Diesmal soll es die Richtigen treffen: die Leute, die ihn für ihre Venom-Experimente missbraucht haben. Bane wird also als Rächer zu einer Art Superheld. Und da tritt auch Batman auf. Zusammen kämpfen sie gegen die Bösen, die bereits neue Handlanger mit der Droge vollpumpen. Doch als das Werk vollbracht ist und Batman Bane zurück in den Knast schicken will, weigert sich Bane. Plötzlich findet er sich nämlich unschuldig. Er ist nur ein Opfer des Systems, der Droge Venom und seines Hasses. Batman sieht das nicht ein. Und auch der Leser wird es ihm kaum abkaufen.

Bane bleibt frei – aber ein Gefangener in seiner Seele, heißt es in allerschönstem Pathos am Ende, als Bane auf einer Brücke steht und nach seinem Vater ruft. Denn der soll noch leben. Der zweite Teil von Vengeance of Bane bildet mit dem ersten eine gelungene Klammer. Sehr psychologisch, sehr konzentriert auf seinen Charakter. Man muss Bane nicht mögen oder verstehen, aber man bekommt einen weiteren tiefen Einblick in seine geplagte Seele. Dank der Zeichnungen von Graham Nolan schaut man auch gerne in die tiefste Abgründe.

Seine Geschichte geht weiter in der vierteiligen Serie Bane of the Demon, wo er auf Ra’s al Ghul trifft, und in Legacy (dt. Der Fluch), wo es wieder zum Kampf mit Batman kommt. Aber auch am Ende von No Man’s Land (dt. Niemandsland) bekommt Bane wieder einen großen Auftritt.

Hinweis: Vengeance of Bane II ist in Batman: Knightfall Omnibus Vol. 3 und im Paperback Troika (2019) erschienen. (Dieser Artikel wurde am 27.1.2019 aktualisiert.)

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Knightfall #7: Knightquest – The Crusade

Bruce Wayne ist gebrochen und im Rollstuhl auf Reisen, Bane ist besiegt, jetzt macht Jean-Paul Valley als Batman die Stadt sicher. Oder vielmehr unsicher. Denn der einst zum Killer indoktrinierte junge Mann weiß noch immer nicht, wer er eigentlich ist und hat sich und seine Programmierung nicht im Griff. Aber da niemand da ist, um ihm auf die Finger zu schauen, kann er machen, was er will. Gotham dient ihm dabei als Spielwiese seiner Selbsterkenntnis.

Das verlassene Wayne Manor verkommt, nicht einmal die Bathöhle macht der Neue sauber. Nach Batmans Kampf gegen Bane liegen immer noch die Scherben der Robin-Vitrine herum, aber vorsichtshalber hat er schon mal den Durchgang zu Tim Drakes Haus zugemauert. Reine Sicherheitsmaßnahme, versteht sich. Heißt aber auch ganz klar: Robin ist unerwünscht. JP macht lieber sein eigenes Ding. Zum Beispiel ein neues Batmobil testen, das auf den Schienen der U-Bahn fährt. 300 Meilen pro Stunde im Tunnel? Das kann nur schiefgehen … Aber zum Glück tauchen zwei Bösewichte auf, die einen Zug voller Geld entführen wollen, da kann JP nach Herzenslust Wildwestheld spielen.

Ach ja, und dann ist da noch die Selbsterkenntnis. Dazu steigt JP nackt in einen Tank voller Wasser, wo er halluziniert. Netter Nebeneffekt: der Leser erfährt noch einmal in Kürze, was bisher geschah. JP bekommt von seinem eingebildeten St. Dumas gesagt, er müsse seinen Kreuzzug als Batman weiterführen. Und da JP macht, was man ihm sagt, legt er los. Gegen Gangsterbosse, gegen neue Schurken wie den Tally Man und einen Profikiller namens Mekros, der genauso wie er konditioniert ist zum Töten und eine Rüstung trägt. Lauter Routine-Aufgaben, im Vergleich zu Bane alles Leichtgewichte, aber der neue Batman tut sich dennoch schwer damit. Aber auch nicht zu schwer, die meisten sind nach zwei Ausgaben erledigt.

Catwoman und Joker

Der neue Batman lässt sich von Catwoman betören, es kommt zu einem körperbetonten Duell, das auf einem Missverständnis beruht. JP hält Selina Kyle für eine Terroristin, die Menschen mit einem Nervengas ermorden will, aber ihre Absichten sind ganz andere. Eine belanglose und zu lang erzählte Episode. Ganz ähnlich die mit dem Joker. Der dreht nämlich einen Film, in dem Batman sterben soll. Aber das Unternehmen ist so halbherzig umgesetzt, dass es nie wirklich um Leben und Tod geht (außer für ein paar unwichtige Nebenfiguren). Joker ist hier bloß wieder Clown, der seine nervigen Späße treibt. Batman bricht ihm am Ende beide Arme – aber dem Joker reichen auch seine Beine, um gefesselt aus einem Krankenwagen zu entkommen …

JP offenbart sich ein paarmal mehr als Fanatiker, der sich selbst nicht im Griff hat. Immer wieder erscheint ihm sein Vorbild St. Dumas und schärft ihm die Wichtigkeit seines Kreuzzugs ein. Später auch sein Vater, der einst als Racheengel Azrael unterwegs war. JP ist hin- und hergerissen. Der Sohn geht äußerst brutal vor, er prügelt besinnungslos auf seine Gegner ein, zerfetzt ihnen das Gesicht mit seinen Klauen und muss sich zusammenreißen, sie nicht zu töten. Andere lässt er laufen, weil sie ihm nicht der Mühe wert erscheinen. Ein Sozialleben hat er nicht. Statt zu schlafen, bastelt er immer wieder an seiner Rüstung rum. Im Laufe der Storyline verändert er ihr mehrmals ihr Design und macht sie zu einer Waffe.

Der Fall Abattoir

Den größten Teil nimmt die Jagd nach Abattoir ein, einem Serienkiller, der es auf seine Familienmitglieder abgesehen hat. Dieser Plot, der mit Batman #505 beginnt, erstreckt sich fast über die zweite Hälfte von The Crusade, involviert neben einigen nervigen Nebenfiguren auch Clayface 3 und Lady Clayface – und ermüdet auch sehr bald. Allerdings kommt es in Batman #508 zu einem entscheidenden Wendepunkt: JP lässt Abattoir sterben. Und dadurch stirbt auch ein weiteres Opfer des Serienkillers. In der Folge hat Commissioner Gordon genug von diesem neuen Batman. JP ist das egal, er rüstet erneut auf – zum letzten Kampf mit dem Profikiller Gunhawk (noch so einer!). Und am Ende taucht Bruce Wayne wieder auf, eigentlich will er sich zur Ruhe setzen. Aber als er sieht, was JP angerichtet hat, stellt er ihn zur Rede und beschließt, seinen Stellvertreter zu entmachten …

The Crusade ist weniger eine Storyline mit einer zusammenhängenden Handlung, sondern eine Reihe von kurzen Geschichten, die nur zum Teil aufeinander Bezug nehmen. Der Spannungsbogen liegt vielmehr in der Entwicklung des Charakters Jean-Paul Valley zum Psycho, der sich nur wenig von seinen Gegnern unterscheidet. Allerdings: So dramatisch ist die Veränderung nun auch wieder nicht. JP tötet Abattoir nicht, er hadert einfach zu lange mit sich, sodass der Killer irgendwann selbst in den Tod stürzt. Dass Batman nicht selbst zum Killer wird, zeigt sich darin, dass er kurz darauf Gunhawk verschont.

Er geht drastischer mit seinen Gegnern um, lässt Wayne Manor verlottern und schottet sich von der Batman-Familie ab. Dennoch bleibt er ein empathischer Held, der einige Male sogar Kinder rettet. So ganz leuchtet die Dringlichkeit also nicht ein, ihn abzusetzen. Außer, dass er nicht freiwillig gehen will. Bruce Wayne hat viel zu leichtsinnig sein Erbe einem unberechenbaren und labilen Mann anvertraut. Der zweite große Fehler nach Bane.

Muss man The Crusade lesen, das immerhin über 600 Seiten lang ist? Nicht unbedingt ganz. Es gibt viele Ausgaben, die man überspringen kann, wenn man ungeduldig ist. Wichtig wird es erst ab Batman #505. Aber auch schon vorher gibt es einige interessante Momente: Batmans Raserei durch die U-Bahn-Schächte, seine Konfrontation mit Robin. Und die klaren Zeichnungen von Graham Nolan und auch die abseitigen von Vincent Giarrano (Shadow of the Bat) sind wahre Hingucker. Die Gunhawk-Episode lässt sich sogar als sozialkritischer Kommentar auf den Waffen-Irrsinn der USA lesen: Wozu braucht Gotham, die Mord-Hauptstadt, eine Waffenmesse? Ein Seitenhieb, der leider immer noch aktuell ist …

The Crusade ist im Paperback Knightfall Vol. 2: Knightquest (2012) sowie im Knightfall Omnibus Vol. 2 (2017) erschienen. Eine deutsche Ausgabe fehlt bislang.

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