Annual

Catwoman und Batman als Bonnie und Clyde

DC Comics

Titel: Legends of the Dead Earth

Autor/Zeichner: Joan Weis/Michal Dutkiewicz

Erschienen: 1996 (Catwoman Annual #3)


Batman und Catwoman schießen auf einen Joker mit Polizeimarke? Was ist denn hier los? Wir befinden uns in einer der Legends of the Dead Earth, einer Art Elseworlds-Story, die 1996 alle Annuals bestimmte. Diese aber bricht mit dem Genre der Post-Apokalypsen, dafür auf interessante Weise.

(mehr …)

Catwomans erstes Jahr

DC Comics

Titel: Catwoman Year One

Autor/Zeichner: Jordan B. Gorfinkel/Jim Balent, James A. Hodgkins

Erschienen: 1995 (Catwoman Annual #2), Paperback 2019 (Catwoman by Jim Balent Vol. 2)


Wie die neue Catwoman nach der Crisis begann, wurde nicht nur in Batman: Year One angedeutet, sondern auch noch einmal ausführlich in der Miniserie von 1989 (Her Sister’s Keeper). Doch weil man sechs Jahre später alle Annuals unter das Motto „Year One“ stellte, wurde die Story auch für Catwoman neu aufgerollt bzw. umgeschrieben. Nun ist es nicht Ted Grant (Wildcat), der Selina Kyle das Kämpfen beibringt, sondern ein armloser Sensei aus dem Fernen Osten.

Die Story baut auf Batman: Year One auf, bzw. pfercht sie irgendwo dazwischen ein. Selina ist nun nicht mehr zuerst eine Prostituierte, die zur Diebin wird, sondern andersherum. Nach einem verpatzten Einbruch wird sie angeschossen und von der Polizei gesucht, dann taucht sie unter im Rotlichtmilieu, von wo aus sie nach ein paar Monaten wieder auf Beutezug geht.

Dabei kommt sie zufällig einem Ninja namens Kai in die Quere, der sich über ihre Weiblichkeit empört („A girl!“) und ihr dann zum Vorwurf macht, sein Initiationsritual gestört zu haben. Er bedroht sie mit dem Tod. Später folgt sie ihm, wird dann in die Schule des Armless Master aufgenommen und entwickelt sich in kürzester Zeit zur Meisterin, weil sie ein Naturtalent ist (und wir nur wenige Seiten haben). Doch Kai ist eifersüchtig, entwickelt einen Hass auf Selina und verkleidet sich schließlich als „Hellhound“, um sie zu töten – es kommt zum Duell Hund gegen Katze …

(mehr …)

Talia als Catwoman

DC Comics

Titel: The Last Man

Autor/Zeichner: Christopher Priest/Federico Cueva

Erschienen: 1994 (Catwoman Annual #1)


Im Jahr 1994 standen alle Annuals unter dem Motto Elseworlds – auch Catwoman wurde nicht geschont. Erzählt wird eine Fantasy-Story im Mittelalterszenario. Im Land Augustonia führt Kaiser Maddox vom House of Lords Krieg gegen seine Erzfeinde, das House of Selene und ihren Anführer Rä’s al Ghül (kein Tippfehler), auch genannt Cat-Man, weil er sich in einen solchen verwandeln kann und angeblich neun Leben hat. Acht sind schon verbraucht, nun zieht Timon Vicar als schwarzer Ritter mit Fledermausrüstung in den Krieg, um auch das letzte Leben zu beenden.

Rä’s fühlt sich und sein Volk ungerecht behandelt, aber an einem Austausch von Argumenten ist unser Recke nicht interessiert, er tötet den Feind im Kampf. Daraufhin wird seine Truppe angefallen von Banditen und eine Catwoman rettet Timon vor dem Tod. Dabei ist sie Talia, die Tochter von Rä’s, und will sich an Timon rächen, weiß aber nicht, wer von den Rittern der richtige ist. Timon belügt sie, sie habe ihn bereits getötet und dann ziehen sie gemeinsam los zum Kaiser, um ihn vom Unrecht zu überzeugen.

(mehr …)

Zwei letzte Batman-Storys

DC Comics

Titel: The Last Batman Story/Succession

Autor/Zeichner: Alan Grant, Louise Simonson/Jim Fern, Tom Grindberg

Erschienen: 1991 (Batman Annual #15, Detective Comics Annual #4), Paperback 2020/2023 (Batman: The Caped Crusader Vol. 4/Batman: The Dark Knight Detective Vol. 8)


Batman bewahrt einen Mann vor Schlägern. Als dieser ihm die Hand gibt, wird Batman ins Jahr 2001 versetzt. Der Joker gilt als geheilt, wird freigelassen und startet eine TV-Show, Tim Drake hört als Robin auf und wird Senator, dann werden Batmans Schurken (außer Croc und Joker) der Reihe nach ermordet von einem Unbekannten. Schließlich tötet Batman versehentlich den Pinguin und lässt sich von der Polizei ins Gefängnis stecken. Ihn erwartet ein Prozess.

(mehr …)

Batman und das Pflichtgefühl

DC Comics

Titel: Obligation (dt. Die Ninja-Falle)

Autor/Zeichner: Archie Goodwin/Dan Jurgens, Dick Giordano

Erschienen: 1990 (Detective Comics Annual #3), Paperback 2021 (Batman: The Dark Knight Detective Vol. 5); dt. Hethke 1992 (Batman Album 17)


Als Batman mal wieder das Grab seiner Eltern besucht (er sollte es lassen, wenn ihm an seiner Geheimidentität gelegen ist), sieht er einen schwarzen Mann mit grauen Schläfen nahen, der eine Stoffrolle auf den Grabstein legt. Darin: sein eigener Finger! Batman stellt ihn zur Rede. Es handelt sich um Mark Cord, einen Detective Sergeant der Polizei. Sein Vater hat einst den Mord an den Waynes beobachtet, aber nichts unternommen. Danach hat er sich schuldig gefühlt und seinen Sohn gebeten, für sein Pflichtgefühl aufzukommen. (Seltsame Logik, aber daher der Titel: Das Wort „obligation“ fällt etwa ein Dutzend Mal auf 56 Seiten.) Aus diesem Pflichtgefühl heraus wurde Mark ein ordentlicher Mensch, also Polizist.

Dann kommt ein Auto herangerast, überfährt die beiden fast und ein Mann wirft eine Handgranate. Batman und Cord kommen mit dem Schrecken davon. Dann brechen maskierte Männer in Wayne Manor ein und versuchen, Bruce Wayne zu töten, erwischen aber nur eine Attrappe (seltsam, dass sie überhaupt drauf reinfallen). Während Batman sich mit den Killern drinnen anlegt, konfrontiet Cord einen von ihnen draußen: Jiro, man kennt sich von früher. Es kommt zum Schwertkampf, beide werden verletzt. Jiro stirbt.

(mehr …)

Schurken finden die große Liebe

DC Comics

Titel: Mortal Clay/Love Bird

Autor/Zeichner: Alan Moore, Max Allan Collins/George Freeman, Norm Breyfogle

Erschienen: 1987 (Batman Annual #11), Paperbacks 2013/2015 („Mortal Clay“: DC Universe by Alan Moore, dt. The Killing Joke; „Love Bird“: Second Chances, Legends of the Dark Knight: Norm Breyfogle Vol. 1)


„Villains in Love!“ heißt es auf dem Titel. Der eine ist Clayface III, der andere der Pinguin. Wir beginnen mit Preston Payne. Der ist noch immer in eine Puppe verliebt, diesmal ist sie nicht aus Wachs, sondern eine Schaufensterpuppe. Nach seinem letzten Kampf mit Batman findet er seine geliebte Helena in einem Kaufhaus, quartiert sich dort heimlich ein und verlebt mit ihr nach Ladenschluss drei Monate in Harmonie.

(mehr …)

Bruce Wayne und der Hass

Cover von Brian Bolland (DC Comics)

Titel: Blood Secrets (dt. Blutspur)

Autor/Zeichner: Mark Waid, Brian Augustyn/Val Semeiks

Erschienen: 1989 (Detective Comics Annual #2), Paperback 2021 (Batman: The Dark Knight Detective Vol. 4); dt. Hethke 1990 (Batman Sonderband 9)


Ein Abenteuer des jungen Bruce Wayne: Mit 17 Jahren will er das Handwerk von einem alten Detektiv, Harvey Harris erlernen. Unter falschem Namen untersucht Bruce (Frank Dixon) mit Harvey einen Serienmord in Huntsville. Die Männer haben scheinbar keine Verbindung, doch dann stellt sich heraus, dass sie einst einem Geheimclub angehörten, den Paladins of the Cross, einer Hassgruppe, angeführt von einem gewissen Richard Hunt.

Gemeinsam zogen sie vor 25 Jahren vermummt mit weißen Kutten (wie der Ku-Klux Klan) los, um Afroamerikaner zu ermorden, darunter auch Hunts ehemaliges Hausmädchen Maybelle. Die Gruppe löste sich danach auf, nie wurde einer zur Rechenschaft gezogen und anscheinend reichte das schlechte Gewissen auch bei keinem, sich selbst anzuzeigen. Das alles erzählt ihnen Richter Lamar Nelson, der damals selbst dazu gehörte. Nun scheint auch er auf der Abschussliste zu stehen.

(mehr …)

Pinguins Gift gegen Frauen

DC Comics

Titel: The Monkey Trap (Fables: Part I) (dt. Fabeln/Affenfalle)

Autor/Zeichner: Dennis O’Neil/Klaus Janson

Erschienen: 1988 (Detective Comics Annual #1), Paperback 2018 (Batman: The Dark Knight Detective Vol. 2); dt. Hethke 1990 (Batman Sonderband 8)


„I’m one of the freest men on earth.“ (Batman)

Die Geschichte beginnt im Jahr 1895 in der Mandschurei, als China gerade den Krieg gegen Japan verloren hat. Zwei Feinde stehen sich gegenüber: ein Chinese und ein Japaner beim Duell. Der Chinese stirbt, der Japaner ehrt ihn, indem er eine Aufgabe für ihn übernimmt. Fast hundert Jahre später bricht er (O-Sensei) mit Lady Shiva auf, um Batman aufzusuchen. Mit Hilfe von The Question (dem Mann ohne Gesicht) vereinbaren sie ein Treffen, um dem Helden ein Geschenk zu überreichen: eine Parabel über eine Affenfalle. Batman ist der Affe, der sich in die Falle locken lässt.

Derweil schickt Ra’s al Ghul seine Tochter Talia los, um sich in einer Angelegenheit mit dem Pinguin zu kümmern. Der macht nämlich ein Geschäft mit einem abtrünnigen Ra’s-Anhänger, der ihm eine Droge verkauft, die nur für Frauen und Kinder tödlich ist. Auch sonst ist der Pinguin ein echter Drecksack, lässt seine beiden Raubvögel seinen Geschäftspartner zerhacken und will dann die Stadt erpressen …

(mehr …)

Kind, Mann, Detektiv, Rächer

DC Comics

Titel: The Four Faces of Batman

Autor/Zeichner: Mike W. Barr/Kevin O’Neill, Jerry Ordway, Alex Nino, Dan Jurgens, Paul Smith

Erschienen: 1985 (Batman Annual #9)


Batman ist nicht nur ein maskierter Superheld. Er ist vieles auf einmal. Mike W. Barr beleuchtet im Batman Annual #9 die Figur in vier Rollen: als Kind, als Rächer, als Detektiv und als Mann. Zum Kind wird Batman wieder, als er mitansehen muss, wie ein Junge seine Eltern verliert. Nach einem gescheiterten Raubüberfall gerät der Fluchtwagenfahrer in Panik und überfährt sie. Der Junge schwört Rache, aber Batman kann das verhindern, indem er selbst den Schuldigen aufspürt.

Als Bruce Wayne spielt er Detektiv: Ein alter Freund, der seit zehn Jahren im Rollstuhl sitzt, lädt Verwandte und Weggefährten ein, weil er einem von ihnen die Schuld an seiner Behinderung gibt. Kurz darauf wird er ermordet. Wer ist der Täter? Der Hinweis, den er hinterlässt, deutet auf alle vier hin, jeder könnte es gewesen sein, aber Batman findet schnell die Lösung – indem er ziemlich gewagt um die Ecke denkt.

Batman hat Blut an den Händen

Die letzte Geschichte zeigt Batman als Mann der Tat, wie er Kinder aus einem brennenden Krankenhaus rettet. Mehrere Zeugen erzählen der Polizei verschiedene Versionen der Geschichte, bis am Ende Batman selbst erzählt, wie es wirklich gewesen ist. Obwohl er nach 36 Stunden ohne Schlaf sein Leben riskiert und sich eine Kugel eingefangen hat, ist es für ihn nicht genug: „I’ve been too easy on myself, Alfred.“ Nicht einmal ausschlafen gönnt er sich. Das ist kein Heldentum mehr, das ist Selbstzerstörung.

Die krasseste Episode jedoch ist die über den Rächer („Avenger“): Nachdem eine Bande einen Raubüberfall begeht, bei der eine Frau an einem Herzinfarkt stirbt, schwört Batman, die Täter zu finden. Da sich die Bande jedoch einer Masche von Terroristen bedient hat, sind auch die hinter ihr her. Aber als die beiden Gruppen die Sache unter sich mit Geld regeln, geht ein Knall los. Die beiden Parteien schießen aufeinander und jagen sich gegenseitig mit Sprengstoff in die Luft. Den ersten Knall hat Batman verursacht, indem er draußen einen Böller explodieren ließ.

Sein Schlusswort fällt erschreckend zynisch aus: „Bank robber or self-proclaimed ‚revolutionary‘, they’re all the same…and they’ve shed innocent blood…for the last time.“ Dass Blut auch an seinen Händen klebt, scheint ihn hier nicht zu stören.

>> Batman 1980-1989

Das Erbe des Vaters

DC Comics

Titel: The Eye of the Beholder

Autor/Zeichner: Andrew Helfer/Chris Sprouse

Erschienen: 1990 (Batman Annual #14), Hardcover 2017 (Two-Face: A Celebration of 75 Years)


„We made our choice. No choice.“ (Two-Face)

Mit der Crisis on Infinite Earths wurde das DC-Universum neu erschaffen. Batman bekam einen neuen Origin – und so auch seine Schurken. Harvey Dent war schon in Year One zu sehen. In Annual #14 wird erzählt, wie er zu Two-Face wurde.

Es ist alles da, was man aus dem Goldenen Zeitalter kennt: der engagierte Bezirksstaatsanwalt, Vincent Maroni (der früher „Boss“ Moroni hieß, was wohl zu sehr an „moron“ erinnerte), der ihm während einer Verhandlung Säure ins Gesicht schüttet, die Entstellung, die Heilung und der Rückfall. Aber da ist noch mehr: Im Year One-Stil gehalten, bekommen wir Einblicke in die Gedanken von Batman, James Gordon und auch Harvey Dent.

Der Staatsanwalt erhält eine Vergangenheit: einen trunk- und spielsüchtigen Vater, der ihn misshandelte, eine schwierige Kindheit, Schizophrenie. Zu Beginn der Geschichte versucht Harvey zunächst, sich mit seinem Vater auszusöhnen, aber der schenkt ihm nur einen Silberdollar – ein verhängnisvolles Geschenk. Der Konflikt bringt Harvey um den Schlaf, er wacht schweißgebadet auf.

Und dann ist da noch die belastende Arbeit. Zunächst frustriert ihn, dass er einen Serienmörder nicht verurteilt bekommt, dann bringt er ihn selbst mit einer Bombe um. Er schließt mit Batman einen Bund, aber der wird sogleich belastet, als Dent ihn zu überreden versucht, einen anderen Gangster mit unlauteren Mitteln ins Gefängnis zu kriegen. Batman weigert sich. Bei Maroni scheint der Erfolg sicher – doch da geschieht das Unheil. Two-Face bricht aus dem Krankenhaus aus, will sich an dem Kollegen rächen, der Maroni die Säure besorgt hat. Batman interveniert, Two-Face erschießt den Kollegen trotzdem, tritt vor seinen Vater – und wieder stört die Fledermaus …

Das tragische Ende gebührt immer Harvey Dent, dessen Gesicht zwar geheilt, aber dessen Geist gespalten bleibt. Und so fügt er sich wieder selbst Wunden zu, um sein Äußeres mit seinem Inneren in Übereinstimmung zu bringen.

Harvey Dent erhält nicht nur mehr Hintergrund, sondern auch mehr Tiefe – und auch sehr viel Abgründigkeit. Der Münzwurf des Vaters, den Harvey übernimmt, wird immer wieder als seitenfüllendes Leitmotiv eingestreut: Man sieht bloß die Münze und eine Hand in der Dunkelheit, dazwischen den Dialog zwischen Vater und Sohn. Solche Sequenzen machen die Geschichte zu einem starken Charakterstück. The Eye of the Beholder ist so intensiv erzählt, dass die altbekannte Story ein neues Gesicht bekommt.

Mehr zum Thema: