Animation

Finger weg von Harley Quinn!

Klappe zu, Harley!

Titel: Batman and Harley Quinn

Regie/Drehbuch: Sam Liu/Bruce Timm, Jim Krieg

Erschienen: 2017 (Direct-to-Video)


Diese Harley Quinn-Mode nervt langsam. Nicht nur in den Comics, auch in Batman-Filmen ist der ehemalige Joker-Sidekick mittlerweile gefühlt omnipräsent: Nach Suicide Squad sollen noch mindestens drei weitere Spielfilme mit ihr folgen. Auch der nächste Batman-Tag soll ganz im Zeichen von Harley Quinn stehen. Jetzt hat sie auch einen Animationsfilm bekommen. Und wenn man den gesehen hat, kann man nur hoffen, dass diese Mode bald vorbei ist.

Der Plot: Um die Welt vor ihrer Zerstörung zu retten, will Poison Ivy alle Menschen in Pflanzenwesen verwandeln. Dabei wird sie unterstützt von Jason Woodrue, dem Floronic Man. Um sie zu finden und aufzuhalten, konsultieren Batman und Nightwing Ivys alte Bekannte: Harley Quinn. Die hat das Dasein als Schurkin aufgegeben und muss sich nun als Kellnerin mit Grabschern rumschlagen. Für das Dynamische Duo schlüpft sie aber noch einmal in ihre alte Rolle …

Nightwing und Harley beim Vorspiel.

Obwohl der Zeichenstil The Animated Series entspricht, fühlt sich Batman and Harley Quinn nicht so an wie aus diesem Universum. Abgesehen von der krassen Gewalt, der derben Sprache, den Furz- und Kotzwitzen gibt es auch viel Sex. Vor allem eine Szene, in der sich Harley Quinn über Nightwing hermacht – und er es mit sich machen lässt. Das allein fällt zwar aus dem Rahmen, aber ist noch zu verschmerzen, wären da nicht unnötige Sexismen, die so gar nicht zu einem Film passen, in dem sich die Titelheldin gegen sexuelle Übergriffe wehrt.

#Aufschrei: Harley von hinten.

Aber das ist nur das geringste Problem mit dem Film. Eine lahme Story, platte Witze und eine routiniert-fade Inszenierung lassen alles vermissen, was den Reiz von The Animated Series (und den Film Mask of the Phantasm) ausgemacht hat. Das einzige, worin sich noch Liebe zur Animation zeigt, ist der cartoonhafte Vorspann.

Bei Harley Quinn hat Batman das Nachsehen: Bild aus dem Vorspann.

Was den Rest angeht, kann man sich fragen: Was ist in den vergangenen Jahren aus der Animationskunst geworden? Es gibt sie noch, aber leider nicht mehr für Batman. Für den Heimkinomarkt lässt man billig produzierte Zeichentrickfilme herstellen, die den Namen Animation gar nicht verdienen, weil ihnen jegliche Seele fehlt. Steife Figuren in sterilen Kulissen, dazu eine scheußlich-künstliche Musik, die nur wie ein toter Abklatsch eines Orchester klingt. Batman and Harley Quinn ist nicht der erste Film, der so gemacht ist, aber einer der schlechtesten dieser Machart. Vom Geist der Animated Series ist hier kaum noch etwas übrig.

Unnötige Gesangseinlage.

Und zum Schluss, wenn man sich durch 75 Minuten durchgequält hat, kommt der absolute Tiefpunkt. Nachdem Batman in dieser Harley-Show ohnehin nicht viel zu tun hat, außer genervt dreinzuschauen und sich der Lächerlichkeit preiszugeben, fällt er mit Nightwing am Ende völlig aus der Rolle. Zum Fremdschämen.

Alle lieben Harley: WTF?

Ein erster Blick auf Gotham by Gaslight

Batman gegen Jack the Ripper – mit dieser Story wurden einst die Elseworlds begründet, nächstes Jahr erscheint die Verfilmung in animierter Form: Gotham by Gaslight. Auf der Blu-ray zu „Batman and Harley Quinn“ ist eine Vorschau erschienen, ein Sneak Peek, in dem nicht Ausschnitte aus dem Film, sondern auch Aussagen der Macher gezeigt werden. Die Vorschau zeigt neben Batman auch Charaktere wie Hugo Strange, Selina Kyle und Poison Ivy (als Ivy, the Plant Lady). Außer, dass es ein sehr düsterer Film wird, scheint die ursprüngliche Comic-Geschichte auch erweitert worden zu sein. Der erste Eindruck ist sehr vielversprechend …

Adam West trifft William Shatner

 

Adam West wird voraussichtlich in diesem Herbst in seiner letzten Rolle zu hören sein: Batman vs. Two-Face wird der Animationsfilm heißen, die Fortsetzung von Return of the Caped Crusaders. , der wiederum auf der Batman-TV-Serie der 60er basiert. Der erste Trailer offenbart eine alternative Entstehungsgeschichte des Schurken, der von William Shatner gesprochen wird. Hier ist Hugo Strange verantwortlich für die Wandlung von Harvey Dent. Auch andere die üblichen Verdächtigen wie der Joker werden wieder mit dabei sein.

Two-Face kam übrigens nie in der alten Batman-Serie vor, ebenso wenig klassische Schurken wie Hugo Strange, Scarecrow oder Poison Ivy. Der Grund liegt auf der Hand: Die Figur dürfte wohl zu düster und zu komplex für die bunte Spaß-Serie gewesen sein.

Gotham by Gaslight wird animiert

DC Comics

Gotham by Gaslight, die Geschichte über Batman und Jack the Ripper, wird als Animationsfilm adaptiert. Das geht aus der Blu-ray-Hülle des Zeichentrickfilms Batman and Harley Quinn hervor, der im August bzw. September veröffentlicht wird. Dort ist unter den Extras ein „Sneak Peek“ aufgeführt, also eine Vorschau auf den nächsten DC Animationsfilm. Gotham by Gaslight von Mike Mignola (1989) gilt als erste Elseworlds-Story, auch wenn das Label dafür zunächst noch nicht verwendet worden ist, sondern erst zwei Jahre später für Holy Terror. Ebenfalls 1991 kam die Fortsetzung, Master of the Future, heraus, die allerdings mit dem ersten Teil nicht mithalten kann. Auf nerdist.com wird spekuliert, ob für den Film beide Comics als Vorlage dienen werden, um auf die nötige Länge zu kommen.

Batman: Gotham by Gaslight wird damit die erste Elseworlds-Verfilmung sein, wenn man davon absieht, dass The Dark Knight Returns auch nicht im regulären DC-Universum spielt. Ein Veröffentlichungstermin steht noch nicht fest, aber wahrscheinlich sind Ende 2017 oder Anfang 2018.

Ein Prequel und Sequel zu „Batman and Harley Quinn“

DC Comics

Zum Animationsfilm Batman and Harley Quinn, der am 15. August in den USA erscheint (am 7. September in Deutschland) wird es zwei begleitende Comic-Serien geben. DC hat ein fünfteiliges Prequel angekündigt, Harley Quinn and Batman, in dem erzählt wird, wie Quinn vom Sidekick des Jokers zur eigenständigen Heldin wird. Für die Mini-Serie werden Autor Ty Templeton und Zeichner Rick Burchett wieder zusammenkommen, die bereits die Batman Adventures gemacht haben, die Comics zu Batman: The Animated Series. Die neue Comic-Serie wird am 31. Juli beginnen und zweiwöchentlich erscheinen, zunächst nur in digitaler Form.

Im Oktober werden wöchentlich unter dem Titel Batman and Harley Quinn sieben Ausgaben hinzukommen, die sich an den Film anschließen. Dafür werden verschiedene Autoren und Zeichner verantwortlich sein. Im Sommer 2018 sollen alle zwölf Comics als Paperback gedruckt erscheinen.

Batman and Harley Quinn: Der erste Trailer

Batman and Harley Quinn, der nächste Animationsfilm im Stil der Animated Series, soll in Deutschland am 7. September 2017 erscheinen. (In den USA schon am 15. August in digitaler Form, am 29. August als DVD und Blu-ray.) Der erste Trailer verrät, worum es geht: Poison Ivy will die Menschheit vernichten, Batman und Nightwing bitten Harley Quinn um Hilfe, die sich aus dem Schurkendasein zurückgezogen hat.

Warner Bros.

In diesem Featurette erzählen die Macher von der Entstehung des Films:

(Dieser Artikel wurde am 1.6.2017 aktualisiert.)

Gespaltene Persönlichkeit

Titel: Two-Face: Part 1 & 2 (dt. Der Mann mit den zwei Gesichtern)

Story/Drehbuch: Alan Burnett/Randy Rogel

Erschienen: 1992 (Batman The Animated Series S01E10-11)


„Je strahlender das Bild, desto dunkler das Negativ.“ (Rupert Thorne)

Es beginnt mit einem Alptraum: Staatsanwalt Harvey Dent wird von seinem bösen Ich gejagt. Schon da hat es eine Vorliebe zum Münzwurf. Doch auch in der Realität dringt die dunkle Seite an die Oberfläche. Dent ist gestresst, steckt mitten im Wahlkampf und als er dann noch hört, dass die Bande von Rupert Thorne nach ihrer Festnahme wieder freigelassen wird, rastet er aus. Dent sucht sich Hilfe bei einer Psychiaterin, da zeigt sich erst recht, was für eine gespaltene Persönlichkeit er ist: sein böses Ich steht für die aufgestaute Wut seit Dents Kindheit. Thorne bekommt Wind von der Therapie und versucht, den Staatsanwalt damit zu erpressen.

Harvey beim Psychiater.

Als Batman hinzukommt, kämpfen die beiden Freunde zunächst zusammen gegen die Gangster, doch dann kommt es zu einem Unfall: bei einer Explosion von Chemikalien wird Dents Gesicht entstellt. Nach einer Operation hat die dunkle Seite gesiegt. Aus dem Staatsanwalt wird ein Vigilant, der Rache an Thorne nimmt. Harvey Dent wird Two-Face, mit schwarz-weiß geteiltem Anzug und einer doppelköpfigen Münze.

Der Ort des Unfalls.

Die Macher der Animationsserie verändern Two-Faces Entstehungsgeschichte stark, aber nicht so, dass das Wesen davon berührt wäre. Im Gegenteil: dadurch, dass Harvey Dent von Anfang an psychische Probleme hat, machen sie ihn glaubwürdiger – und auch mitleiderregender. Dent ist bloß ein kranker Mann, der hart vom Schicksal getroffen wird und sein Leben deshalb fortan ebendiesem überlässt. Die tragische Geschichte eines gescheiterten Mannes. Als ihn auch noch seine Verlobte unabsichtlich verrät, weil sie von Thornes Leuten getäuscht wird, zerbricht auch die Beziehung. Als wäre das noch nicht genug, wird die Tragödie noch zusätzlich dadurch aufgeladen, dass Batman sich persönlich mitverantwortlich für Harvey fühlt – immerhin ist er ein langjähriger Freund.

Nach dem Unfall.

Die Doppelfolge Two-Face ist ein Paradebeispiel dafür, wie erwachsen und ernst die Serie oftmals ist – auch was die Inszenierung angeht. Harveys Ausbrüche werden einige Male drastisch dargestellt, mit verzerrten Gesichtern und schaurigen Szenen. Das alles macht die Episode zu einer der besten. Sie reiht sich ein in die Tragödien von Clayface und Mr. Freeze.

Two-Face ist fertig.

> Liste der Two-Face-Comics

> Liste der The Animated Series-Episoden

Vom Schauspieler zum Formwandler

Titel: Feat of Clay I-II (dt. Der Mann aus Lehm)

Drehbuch/Story: Marv Wolfman, Michael Reaves

Erschienen: 1992 (Batman: The Animated Series S01E20-21)


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Bruce Wayne wird für den versuchten Mord an Lucius Fox beschuldigt. Doch dahinter steckt Matt Hagen, ein verzweifelter Schauspieler, dessen Gesicht nach einem Unfall entstellt ist. Dank einer Salbe kann er sein Gesicht für 24 Stunden nach Belieben umformen, aber um an das Mittel zu kommen, muss er dem zwielichtigen Unternehmer Dagget illegale Gefallen tun. Dagget versucht ihn zum Schweigen zu bringen, indem er ihn die Wundersalbe schlucken lässt. Dadurch wird Hagen zum unförmigen braunen Schlammberg: Clayface. Alles scheint noch schlimmer geworden zu sein, bis Hagen die Vorteile erkennt: er kann nun jede Gestalt annehmen.

Für die Serie wurden die beiden ersten Clayface-Charaktere der Comics miteinander verbunden: der Schauspieler und Maskenbildner Basil Karlo und der Abenteurer Matt Hagen. Heraus kam eine zutiefst menschliche Figur, deren Motivation man zu gut nachvollziehen kann. Ein Mann versucht, sein Leben und seine Identität in den Griff zu bekommen, aber je mehr er es versucht, desto mehr entgleitet ihm beides. Die perfekte Tragödie.

Mehr zum Thema:

Batmans Jugendsünden

Die neue Zeichentrickserie Justice League Action beweist Humor und Traditionsbewusstsein: in der Episode „Time Share“ trifft Batman mit Blue Beetle auf sein jüngeres Ich, das aus Batman: The Animated Series. Das ist dem Dunklen Ritter ziemlich peinlich, aber seht selbst.

Triumph für Lego-Batman

Warner Bros.

Warner Bros.

Titel: The Lego Batman Movie

Regie/Drehbuch: Chris McKay/Seth Grahame-Smith u.a.

Erschienen: 2017 (Kinofilm)


„Life doesn’t give you seat belts!“ (Batman)

Als im Jahr 2014 The Lego Movie herauskam, war nicht viel davon zu halten: ein Kinofilm über Spielzeug? Warum sollte man für diesen anderthalbstündigen Werbeblock auch noch bezahlen? Doch dann war der Animationsfilm die Überraschung des Jahres: ideenreich und witzig. Und dass es um Lego ging, war sogar elegant gelöst.

Der beste Charakter der bunten Klötzchenwelt war der draufgängerische und liebenswert tollpatschige Batman. Folgerichtig hat er jetzt seinen eigenen Kinofilm bekommen. Und The Lego Batman Movie enttäuscht nicht. Im Gegenteil: er funktioniert hervorragend als Komödie für Kinder und Erwachsene, aber auch als Parodie und Hommage an die lange Batman-Tradition. Ein Fest für Fans, die ganzen Anspielungen auszumachen.

Warner Bros.

Warner Bros.

Der Film dekonstruiert aber auch den Mythos: Batman ist ein absurd hochgerüsteter Angeber, der sich für den Größten hält, unfehlbar, der aber nach Dienstschluss einsam in seinem überdimensionierten Anwesen herumhängt, Hummer verschlingt und Schnulzen („Beziehungsfilme“) im Heimkino anschaut. Diese relativ langen Szenen, die ruhigsten des Films, gehören zugleich zu den witzigsten. Wenn Batman sich auf der Mikrowelle vertippt oder den falschen HDMI-Kanal seines Fernsehers anwählt, wirkt sein dekadentes Leben plötzlich ganz vertraut.

Alfred ist mal wieder die Stimme der Vernunft: nachts Schurken verdreschen und sonst allein rumhängen kann nicht gesund sein. Doch Batman hat Bindungsängste. Er hat Angst, wieder eine Familie zu haben. Die bekommt er mit dem Waisenkind und Fanboy Dick Grayson, der zu Robin wird. Zugleich versucht der Joker mit einem teuflischen Plan, Batmans Aufmerksamkeit zu bekommen. Denn der Held behauptet, der Joker sei für ihn nicht wichtig …

Atemlos geht die Handlung voran, überwältigend fallen die Actionszenen aus, die detailreichen Bilder überfordern zuweilen. Aber das Ganze ist so liebevoll gemacht und steckt voller Details und zündender Gags, dass man anderthalb Stunden lang bestens unterhalten wird. Damit macht der Lego-Film vieles wieder wett, was bei Batman v Superman verbockt wurde: der Film macht im Gegensatz zu Zack Snyders bierernstem Getöse einfach großen Spaß.

Nur zwei Punkte sind zu bemängeln: die Überfülle an Schurken, vor allem die aus anderen Film- bzw. Lego-Spielzeugwelten hätte es nicht gebraucht. Das ist der einzige Aspekt, der den Film dann doch in die Nähe von Werbung rückt. Und die deutsche Synchronstimme des Jokers (YouTube-Star Erik „Gronkh“ Range) überzeugt nicht. Da hat man sich wieder vom Promifaktor hinreißen lassen statt von Ausdruckskraft. (Im Original spricht Zach Galifianakis.) Das ist insofern schade, als dass der Charakter sonst ungewöhnlich menschlich dargestellt ist. Der Joker will eigentlich auch nur geliebt, bzw. von ganzem Herzen gehasst werden. Was er aber nicht erträgt, ist Gleichgültigkeit. Und darum geht es in dem Film eigentlich: alles buhlt um Aufmerksamkeit und Anerkennung. Man sollte sie dem Werk gönnen, er hat es verdient.