Titel: Holy Terror
Autor/Zeichner: Alan Brennert/Norm Breyfogle
Erschienen: 1991 (One-shot)
„Now I find out that the God I’ve thought I loved is responsible for my parents‘ deaths!“ (Bruce Wayne)
Was wäre wenn … die USA ein Commonwealth-Staat unter der britischen Krone geworden wären? Dann gäbe es dort ein theokratisches Regime, in dem unliebsame Minderheiten im Namen Gottes unterdrückt werden. Doch eine Sache bliebe gleich: Die Waynes würden ermordet werden und Bruce würde zu Batman werden, um sie zu rächen.
Das ist die Prämisse von Holy Terror, dem zweiten Elseworlds-Abenteuer, aber dem ersten, das das Logo trägt. Es ist nicht irgendeine Geschichte. Für ein Superhelden-Comic geht es darin sehr politisch und kirchenkritisch zu. Waynes Eltern sind nicht zufällig gestorben, sondern wurden von einem geheimen Gericht verurteilt, weil sie Menschen medizinisch geholfen haben, die von der Kirchen diskriminiert und verfolgt werden: Homosexuelle, die man misshandelte, um sie umzupolen, verzweifelt Frauen, die sich bei Selbstabtreibungsversuchen umbringen, Prostituierte.
Was Bruce Wayne später entdeckt, ist ebenso schauderthaft: Die Kirche macht Menschenversuche, um eine Superarmee zu generieren, mit der sie den Rest der Welt unterjochen will. Doch die Opfer gehen dabei drauf oder nehmen anderweitig Schaden. Wir sehen gebrochene Versionen von Flash und Aquaman, am Ende muss ein kryptonitverseuchter Superman als gekreuzigter Märtyter herhalten. Und der Schurke, der die Versuche aus Spaß an der Freude durchführt, ist auch noch ein konvertierter Jude – holy shit!
Da verzeiht man es dem Autor, dass er sich nicht um eine plausible Erklärung kümmert, warum Bruce Wayne ausgerechnet ein Fledermauskostüm anzieht, und auch das überraschend versöhnliche Ende, das eine Mission als Kompromiss zwischen Friedenspredigt und Jihad (so wörtlich!) vorschlägt. Holy Terror ist gewagt. Es hat eine klare Botschaft: die Trennung zwischen Gott und Religion, zwischen Staat und Kirche. Und allein deshalb ist es bemerkenswert.
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