Lee Bermejo

Lee Bermejos Cover als Story: „Batman: Dear Detective“

DC Comics

Der Italiener Lee Bermejo ist einer der ganz großen Batman-Zeichner. Seine Bilder haben eine einzigartige Stimmung, irgendwo zwischen Noir, Pulp und Traum. Zusammen mit Brian Azzarallo hat er Batman/Deathblow: After the Fire (2003) inszeniert, wobei das Beste daran seine hyperrealistischen Zeichnungen waren, 2008 folge der brutale Joker, schließlich Batman: Damned (2018-2019) für DCs Black Label, was vor allem wegen der Darstellung von Nacktheit und DCs Selbstzensur für Aufregung sorgte. Im Jahr 2011 hat Bermejo in Noel Dickens Weihnachtsgeschichte sehr stimmungsvoll für Batman neu interpretiert und dieser Band darf als moderner Klassiker gelten.

Immer wieder wird Bermejo auch als Cover-Zeichner eingesetzt, wie etwa bei Hush Returns. Nun bringt DC eine Reihe davon, die in Detective Comics als Variant erschienen sind, im Prestige-Format heraus: Batman: Dear Detective. Das Besondere an diesem „Art Book“: Bermejo hat dazu eine Geschichte geschrieben, die er mit diesen Covern erzählt. Passieren soll das in Form von Briefen an Batman, die zwischen den Bildern stehen. Versprochen wird eine „compelling noir tale“, die ins Herz des Dunklen Ritters dringt.

Damit soll es mehr sein, als einfach nur der Versuch, mit recyceltem Material noch mal Kohle abzugreifen (eine beliebte Verkaufsmasche), denn nach eigenen Angaben hatte Bermejo die Idee dazu schon, als er mit den Variants für Detective anfing, daher sind die Cover bereits als eine Geschichte angelegt gewesen, die nun für das Buch ausgebaut wurde, wie Bermejo IGN erklärt.

Batman: Dear Detective #1 soll am 6. September 2022 erscheinen, 56 Seiten umfassen und 7,99 US-Dollar kosten.


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Magische Superwesen und wo sie zu finden sind

Batman Damned (Hardcover)

DC Comics

Titel: Batman Damned

Autor/Zeichner: Brian Azzarello/Lee Bermejo

Erschienen: 2018-2019 (Mini-Serie #1-3), Hardcover 2019, dt. Panini 2019


In meinem Batman-Regal überragt es alle anderen Comics. Zum Auftakt seines Black Labels spendiert DC seinen Lesern für Batman Damned ein Überformat. So viel sind Lee Bermejos Prachtgemälde allemal wert. Und auch die 30 US-Dollar, die der Sammelband kostet. Wie schon bei früheren Arbeiten hat auch hier wieder Brian Azzarello (Joker, Batman/Deathblow, Luthor) den Text dazu beigetragen. Das stört etwas die Augenweide, die die Bilder darstellen. Aber gut, wenn er schon mal da ist, kann man ihn auch lesen.

Batman liegt mit einer Bauchwunde im Rettungswagen, dem Tode nah. Als ein Sanitäter ihm die Maske aufschneiden will, kommt Batman zu sich und flieht. John Constantine findet ihn in einer Gasse, nimmt ihn mit zu sich nach Hause und pflegt ihn gesund. Dort erfährt Batman: der Joker ist tot. Wie ist das passiert?

Hier könnte die Detektiv-Handlung einsetzen. Aber stattdessen lässt Azzarello seinen Batman durch ein Horror-Szenario irren, bei dem er auf Justice League Dark-Charaktere wie Deadman, Spectre, Etrigan, Swamp Thing und Zatanna treffen. Eine besondere Rolle spielt Enchantress, die ihn schon als Jungen heimgesucht hat. Statt zu ermitteln, versucht Batman eher zu begreifen, was überhaupt los ist. Die anderen aber sind nur wenig erhellend, helfen ihm aber gerne aus der Patsche, in die er immer wieder gerät.

Batman Damned #1

Batman im Krankenwagen (DC Comics)

Nein, Batman stellt sich hier sogar sehr dumm an. Dümmer als es sein müsste. Wie er sich von Harley Quinn übertölpeln lässt, geht über naiv hinaus. Der Kluge soll hier John Constantine sein, der die Geschichte mit einem altklugen, mäandernd-assoziierenden Redefluss erzählt. Man weiß nicht so richtig, worauf er hinaus will, man kann nur zwischendrin die wilde Abfolge von popkulturellen Zitaten abhaken, die dann auf Dauer ziemlich ermüdet.

Viel interessanter ist es, dass andere nervige Schwätzer in überraschender Form auftauchen: Spectre als Obdachloser, Etrigan als Rapper, Deadman trägt statt eines roten Kostüms nur seinen gehäuteten Körper zur Schau. Und dann wird auch noch die Geschichte der Waynes mit Ehebruch gewürzt. Eine der stärksten Sequenzen zeigt, wie der junge Bruce eine Spielzeugpistole auf seine Mutter abfeuert – und es gleich darauf bereut.

Am Ende fordert Constantine Batman auf, endlich seine Vergangenheit loszulassen und konfrontiert ihn zugleich mit einem dunklen Abgrund. Dann überrascht Batman Damed doch mit einer interessanten Wendung und es wird deutlich, dass die Geschichte nicht für sich steht, sondern unmittelbar an Azzarellos und Bermejos Joker (2008) anknüpft. Das rettet die Story, aber es hätte dafür all die Überfrachtung mit magischen Superwesen (und wo sie zu finden sind), nicht gebraucht.

Für all diese narrativen Wirren findet Lee Bermejo wunderbar alptraumhafte Bilder, die aus einem guten Horrorfilm stammen könnten. Hyperrealistisch und zugleich wie durch einen Schleier hindurch. Als Fan kommt man auf seine Kosten. Batman und Co. erscheinen hier so, wie es sein sollte: larger than life.

Batman Damned #2

Gotham City in Batman Damned (DC Comics)

Und was sagen die Fans? Bei Amazon regen sie sich über Zensur auf, weil darin Batmans Penis fehlt. Sie zahlen 30 Dollar oder Euro, um Batmans Gemächt in Übergröße zu sehen – und dann das: ein schwarzer Schatten in Batmans Schritt. Na sowas! Ja, DCs Selbstzensur und der vorauseilende Gehorsam sind schrecklich. Wo bleibt da die Kunstfreiheit? Entweder ist das feige oder eine gut kalkulierte Marketing-Masche – in jedem Fall erbärmlich. Vor allem, wenn offenbar niemand ein Problem damit hatte, dass in der Geschichte ständig „fuck“ gesagt und eine Jesus-Figur mit einem Joker-Grinsen entstellt wird. Batman Damned ist eben was für Erwachsene – allerdings nur für verklemmte Amerikaner.

Aber: Ist das mit Batmans bestes Stück wirklich so wichtig? Ihr wollt es trotzdem sehen, schon aus Prinzip? Na gut, hier ist es noch mal in seiner ganzen schattigen Pracht:

Bruce Wayne nackt in Batman Damned (DC Comics)

Bruce Wayne nackt in Batman Damned (DC Comics)

Batman & White Knight für Eisner Awards nominiert

Die Mini-Serie Batman: White Knight von Sean Murphy ist für den Eisner Award 2019 nominiert – den Oscar der Comic-Branche. Die Story wurde auch von Kritikern und Fans begeistert aufgenommen und wird in diesem Sommer fortgesetzt. Auch Kolorist Matt Hollingsworth ist ein Anwärter auf den Preis. Nicht zum ersten Mal, er hat ihn schon 1997 bekommen.

Außerdem ist Batman als beste fortlaufende Serie nominiert, zusammen mit Tom King als bester Autor, der auch für Mister Miracle, Heroes in Crisis und Swamp Thing Winter Special ausgezeichnet werden könnte. King ist für seine Batman-Serie durchaus umstritten. Vor allem die Hochzeit zwischen Batman und Catwoman im vergangenen Jahr wurde sehr heftig kritisiert (und hat ihm sogar Todesdrohungen eingebracht, was selbstverständlich indiskutabel ist). King hat den Preis bereits 2018 und 2017 erhalten, neben Batman auch für The Vision (Marvel).

Als bester Künstler ist Lee Bermejo für Batman: Damned nominiert. Die Mini-Serie, die Brian Azzarello schreibt, wurde vor allem dadurch bekannt, dass darin zuerst Batmans Penis gezeigt und dann von DC zensiert wurde.

Der Will Eisner Comics Industry Award wird am 19. Juli 2019 bei der San Diego Comic Con zum 31. Mal verliehen.

>> Alle Nominierten 2019

Wozu noch Superman?

DC Comics

Titel: What’s So Funny About Truth Justice and the American Way?

Autor/Zeichner: Joe Kelly/Doug Mahnke, Lee Bermejo

Erschienen: 2001 (Action Comics #775), Hardcover 2013 (Superman: A Celebration of 75 Years)


„How does it feel to have your flaws exploited? To be deconstructed? How does it feel to watch dreams die?“ (Superman)

Eine neue Gruppe von Vigilanten macht weltweit kurzen Prozess mit Schurken: The Elite. Viele finden das gut. Aber Superman ist nicht erfreut. Er hält immer noch an seinen Idealen fest, allerdings kann er die Neulinge nicht davon überzeugen. Auch nicht durch vorbidliches Handeln. Man muss die Meinungsverschiedenheit also mit Gewalt austragen. Also reist man ins All.

Zunächst machen die vier Superman fast alle, dann revanchiert er sich, indem er sie im Alleingang erledigt. Nicht nur Cape und Kostüm werden dabei zerrissen, auch das Ego leidet. Superman wird nicht gern hinterfragt. Für einen kurzen Moment denkt man, die selbsternannte Elite hätte ihn doch über die Grenze getrieben, aber dann bleibt er sich selbst doch treu.

Er tötet auch diese Schurken nicht, auch wenn es bedeutet, immer wieder gegen sie zu kämpfen. The Elite profitiert also von Supermans Gnade, die sie an ihm zuvor abgelehnt hat. Supermans Moral:

„Dreams save us. Dreams lift us up and transform us. And on my soul, I swear… Until my dream of a world whre dignity, honor and justice becomes the reality we all share … — I’ll never stop fighting. Ever.“

Superman soll mit dieser 40-seitigen Story eine Rechtfertigung für das neue Jahrtausend bekommen. Beantwortet werden soll die Frage: Wozu braucht es noch einen Superman? Geboten werden aber nur Gemeinplätze ohne neue oder tiefere Einsichten. Autor Joe Kelly betreibt am Rande Medienkritik und baut sogar einen Gastauftritt der „Men in Black“ ein. Allerdings hat er mit seinem Statement eine passende Reaktion auf die Terroranschläge vom 11. September 2001 vorweggenommen (die Story ist vom März). Im Nachhinein wirkt die Story damit wie ein Kommentar Richtung US-Regierung. Aber die hat ihn wohl nicht gelesen.

Elf Jahre später erschien mit Superman vs. The Elite eine Zeichentrick-Adaption des Comics.

>> Liste der Superman-Comics

Batmans Penis wird zum Sammlerstück

Die heikle Stelle aus Batman Damned #1 (DC Comics)

Darf ich vorstellen: Das ist Bruce Wayne – nackt. Nicht unbedingt, wie Gott ihn schuf, auch nicht wie Bob Kane. Hier war es Lee Bermejo. Der hat ihm zum ersten Mal einen Penis gemalt. Batman zieht sein Kostüm aus und da sieht man das Geschlechtsteil angedeutet, aber ziemlich klar, im Schatten.

So geschehen in Batman: Damned #1, das am 19.9.2018 in den USA erschien. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Schon gar nicht in dem Land, in dem es völlig in Ordnung ist, die brutalsten Comics an Kinder zu verkaufen, aber Nacktheit in der Kunst immer noch als schwerstes moralisches Vergehen angesehen wird. Doch DC will mit seinem Black Label etwas wagen – Comics für Erwachsene, abseits des Kanons.

DC Comics

Batmans Penis hat – natürlich – eine Kontroverse ausgelöst. Und DC hat reagiert: In der digitalen Fassung ist das gute Stück im Schatten verschwunden. Weitere Nachdrucke des ersten Heftes sind zunächst nicht geplant, hat der Verlag bekannt gegeben. Falls doch, will man den Penis zensieren. Die offizielle Begründung: Die Darstellung trage nichts zur Story bei. Das tun die gewagten Kostüme weiblicher Superheldinnen, die mehr zeigen, als sie verbergen, meist auch nicht. Aber keine Moral ohne Doppelmoral.

Auf Ebay werden bereits astronomische Preise für das „unzensierte“ Heft verlangt, ein Händler wirbt unverhohlen mit dem „Comic in dem Batmans bestes Stück auftaucht“. Wer ein Exemplar hat, kann sich glücklich schätzen: Es ist bereits ein Sammlerstück. Damit hätte DC einen geschickten Marketingcoup inszeniert, wenn es nicht halbherzig gewesen wäre.

Batman Damned #2 wurde um zwei Wochen verschoben und erscheint am 5.12., Nummer 3 am 13.3.2019.

Superman ist einer von uns

DC Comics

Titel: A Hero’s Journey

Autor/Zeichner: Joe Kelly/Pascual Ferry, Duncan Rouleau u.a.

Erschienen: 2003 (Action Comics #800), Hardcover 2018 (Action Comics: 80 Years of Superman)


Als Superman 65 wurde, erschien Action Comics #800. Wieder ein Anlass, um in die Geschichte zu schauen, wieder ein Anlass, um dessen Vorgeschichte zu erzählen, wieder ein Anlass, um nostalgisch und sentimental zu werden.

Wir sehen erneut das Altbekannte: Vom Kind aus der Rakete bis zum ersten Auftritt im Cape. Wie die Kents diskutieren, ob sie das Kind adoptieren sollen, wie Jonathan Kent seinem Sohn mit bestem Beispiel vorangeht, wie Clark fliegen lernt und sich in Metropolis zunächst verloren fühlt und es dann in Paris und Venedig versucht, wo er sich erstmals als Held beweisen kann. Später lernt er das Journalisten-Handwerk von Ed Wilson, rettet das Flugzeug Constitution (Superman rettet als guter Amerikaner sozusagen die Verfassung) und wird zu Superman im bekannten Kostüm.

Es sind Momente der Introspektion und Selbstreflexion, es sind Momente des großen Zweifels eines Heranwachsenden, der seinen Platz in der Welt sucht – vor allem vor dem Hintergrund, dass er besondere Fähigkeiten hat. Und wir kennen es bereits zum Erbrechen. Hier nochmal dargestellt in bonbonbunten Farben.

Was diese Jubiläumsausgabe interessant macht, sind die Zwischenspiele: Mehrere Zeichner, darunter Tim Sale, Jim Lee, Lee Bermejo und Klaus Janson, schildern entweder eine sehr persönliche Sicht auf Superman oder aber erzählen kurze Geschichten, wie Superman „einfache Menschen“ inspiriert. Das kranke Kind will wieder gesund werden, die gelähmte Frau lernt wieder gehen, ein Polizist zieht zur Arbeit ein Superman-T-Shirt als Glücksbringer an, wird von seinen Kollegen verspottet und nach einer Heldentat respektiert. Doch da sind auch nostalgische Momente: Alex Ross reinszeniert das Cover von Action Comics #1, wir sehen den Superman aus den Fleischer-Cartoons der 40er und Jerry Siegel mit Joe Shuster, wie sie Superman erfinden.

Wir sehen also Supermans Geschichte zum einen durch seine und zum anderen durch unsere Augen, aus der Sicht des Helden und aus der Sicht der Leser. Zwischen den Panels steht also Supermans Rechtfertigung im 21. Jahrhundert. Nein, er ist nicht nur eine kindische Fantasie, er ist einer von uns – und deshalb kann er auch Menschen in der realen Welt dazu bringen, über sich selbst hinauszuwachsen. Pathetisch? Ja, natürlich. Aber wenn ich nach all der Superman-Lektüre eines verstanden habe, dann dass Superman ohne Pathos nicht geht. Das ist die Garantie von Superman-Comics: dass sie eine optimistische, menschenfreundliche Haltung haben. Man kann sich darauf verlassen, dass sie Trost spenden, motivieren und ein gutes Ende finden. Ob das einem gefällt, ist eine andere Frage.

Mehr zum Thema:

Coverwahn #16

Zu Batman #1 (2016) gibt es 35 Variant Cover. Hier eine Auswahl der besten. Eine Bildergalerie mit allen gibt es hier.

Auf dem Pfad des Soldaten

Titel: Batman/Deathblow – After The Fire (dt. Nach dem Feuer)

Autor/Zeichner: Brian Azzarello/Lee Bermejo

Erschienen: 2002 (Mini-Serie #1-3, Paperback 2003, Deluxe Edition 2013), dt. Panini 2003


„The world’s not a coin, Deathblow — and it’s not round, either. It’s like a diamond, multifaceted.“

Bevor Brian Azzarello und Lee Bermejo ihr gemeinsames Meisterwerk Joker machten, bevor sie sich Lex Luthor zuwandten, liefen sie sich mit Deathblow warm. Der Supersoldat aus dem Wildstorm-Universum trifft auf Batman, könnte man meinen. Ist aber nicht so. Denn der Witz an dieser Story, wenn es denn einen gibt, besteht darin, dass der Titel zwar ein Crossover suggeriert, aber tatsächlich treffen die Helden nie zusammen. Vielmehr ist es so, dass Batman einem Fall nachgeht, der vor zehn Jahren schon Deathblow beschäftigt hat. Doch der Soldat ist mittlerweile tot. Und so sehen wir dabei zu, wie zwei Geschichten, Vergangenheit und Gegenwart, miteinander enggeführt werden – und das alles geschieht in der gewohnten visuellen Qualität, die man von Lee Bermejo kennt.

Und auch einige von Azzarellos Dialogen sind gelungen. Doch leider gibt es davon zu viel. Die Story lahmt daran, dass zu viel geredet wird über Auftragskiller, Terroristen, Geheimorganisationen und Doppelspiele, und zu wenig passiert. Ein bisschen Ballerei, ein bisschen Feuer und das war’s, sonst nur öde Wortwüste. Der zündelnde Schurke, der äußerlich an Tyler Durden (Brad Pitt) aus Fight Club erinnert, dient weder als Bindeglied zwischen den Helden noch weckt er als Charakter Interesse. Das einzig Überraschende ist, wenn am Ende Batman Deathblow zum Leben erweckt, allerdings leuchtet der Grund dafür nicht ein. Genauso wenig wie der Anlass, diese lahme Geschichte zu erzählen. Für einen hochbegabten Bildererzähler wie Lee Bermejo ist dieses Heft verschenktes Potenzial. Wie gut, dass er sich danach noch ein paar Mal beweisen durfte, bis hin zu großen Würfen wie Noel.

Coverwahn #2

DC hat noch mehr Cover für Dark Knight III – The Master Race veröffentlicht. Hauptzeichner Andy Kubert zaubert uns erneut eine noire Sicht auf den Dunklen Ritter als Fassadenkletterer, was vor dem roten Hintergrund besonders cool kommt, Eduardo Risso lässt Batman selbst rot glühen, als Dämon, der sich von einem Gargoyle stürzt. Lee Bermejo setzt auf eine Actionszene mit Robin, ein weiteres Cover von Kubert zeigt Carrie Kelley in Gefangenschaft (ein Ausblick auf Ausgabe #2), Klaus Janson hingegen enttäuscht mit Batman, Superman und Robin im Profil und Halbschatten – lahm. Meine Favoriten kommen von Rafael Albuquerque und Tyler Kirkham. Beide haben (wie schon Jae Lee und Sean Murphy) eine Reminiszenz an The Dark Knight Returns gezeichnet: Bei ersterem verprügelt Batman den Mutantenanführer im Schlammloch, bei letzterem sieht man den Antihelden mit blutigen Fäusten vor seinen Anhängern stehen – der Himmel knallrot. Höchstdramatisch. So haben wir’s gern.

Supermans größter Hater

Titel: Lex Luthor: Man of Steel (Luthor) (dt. Superman/Lex Luthor: Mann aus Stahl)

Autor/Zeichner: Brian Azzarello/Lee Bermejo

Erschienen: 2005 (Mini-Serie #1-5, Paperback 2006, Hardcover 2010), dt. Panini 2005, Neuauflage Eaglemoss 2015


„I believe in humanity. (…) I believe that we must control our own destiny.“

Was treibt Lex Luthor an und warum hasst er Superman? Dieser Frage ist Brian Azzarello in seiner Mini-Serie nachgegangen und hat die folgende Antwort gefunden: Luthor ist nicht, wie sonst üblich, einfach nur egoistisch, weil Superman seine sinistren Pläne durchkreuzt, oder xenophob und deshalb misstrauisch (und auch nicht neidisch auf die Haarpracht seines Widersachers), sondern weil Luthor ein Idealist ist, der an die Entwicklung der Menschheit glaubt, aber in Superman die Hoffnung darauf zerstört sieht. Denn der Stählerne ist in seinen Augen keine Aussicht auf die Möglichkeiten des Menschen, keine Verheißung des Übermenschen, zu dem der Mensch sich entwickeln kann und soll, sondern das Ende des menschlichen Potenzials und seiner Bestrebungen. „The end of our dreams“, sagt Luthor. Und für einen Self-made man widerspricht es der ureigenen Überzeugung.

Damit wird Luthor zum Fredric Wertham als Comicfigur. Der deutschstämmige Psychiater hat im Jahr 1954 in seinem Buch Seduction of the Innocent die These aufgestellt, dass Comics – und damit auch Superhelden – die Jugend verderben würden. Aber noch mehr: Laut Wertham „untergräbt Superman die Autorität und Würde des normalen Mannes und der alltäglichen Frau gegenüber den Kindern“. Er sei eine faschistische Ausgeburt. Für Luthor untergräbt Superman die Moral der Menschen und ihre Hoffnung, sich selbst verbessern zu können. Wenn es einen Superman gibt, der alles kann und den nichts bezwingt, wonach soll der Mensch dann noch streben?

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