Toyman

Superman trifft Bugs Bunny und die Looney Tunes

DC Comics

Titel: Superman & Bugs Bunny

Autor/Zeichner: Mark Evanier/Joe Staton, Tom Palmer, Mike DeCarlo

Erschienen: 2000 (Miniserie #1-4), 2017 (DC/Looney Tunes 100-Page Super Spectacular)


Ja, auch dieses crazy Crossover hat es mal gegeben: Die Looney Tunes treffen die DC-Helden! Zwei Welten, die nicht zusammengehören, aber immerhin aus demselben Haus (Warner Bros.) stammen. Davon kann man nicht mehr erwarten als großen Quatsch – und den bekommt man auch. Natürlich beginnt der Spaß mit dem Kobold des Schabernacks schlechthin: Mr. Mxyzptlk!

Der pflanzt in Metropolis mal eben eine neue Czarbucks-Coffeeshop-Filiale, von denen es bereits mehr als genug gibt. Es folgen weitere Franchises: einen Sandwichladen, einen Copy-Shop, einen Computerladen, bis die Stadt wie eine einzige Einkaufszone aussieht. Ein klarer kapitalismuskritischer Kommentar auf der Meta-Ebene, der sich selbst ironisiert, denn auch dieser Comic, den wir lesen, ist nichts anderes als eine bemühte Ballung von Franchises, die keiner wirklich braucht, doch die man trotzdem aufsucht, weil man die bekannten Marken kennt.

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Weihnachtsfeier im DC-Universum

Vor Superman gab es „Captain Adventure“. Jedenfalls als Spielzeug. Dieser Superheld in Rot trug ein gelbes A auf der Brust und lag beim kleinen Clark Kent mal unterm Weihnachtsbaum. Später hat er ihn wohl dazu inspiriert, selbst einen blauen Strampelanzug mit einem roten S-Symbol anzuziehen.

Clark Kent mit Captain Adventure (DC Comics)

Jahre später verwüstet Captain Adventure eine Vorstadt. Jedenfalls ein Roboter, der wie das Vorbild aussieht, aber sich gar nicht heldenhaft verhält, sondern den Spielzeugmacher Sam Lattem umbringen will. Dahinter steckt natürlich – wenig überraschend, daher kein Spoiler – der Toyman! Superman hält ihn auf, zusammen mit Batman. So weit, so routiniert. „World’s Finest Christmas“ gilt nur dem Titel nach.

Superman und Batman gegen Captain Adventure. (DC Comics)

Kaum ist die Gefahr gebannt, verzieht sich Batman wieder. Superman aber fühlt sich genötigt zum Aufräumen. Er baut sogar das Haus der Familie Lattem wieder auf, verlegt sogar alle Leitungen – Superman ist nämlich auch ein Naturtalent als Handwerker. Er kann einfach alles. Daneben sieht Batman ziemlich alt aus – auch weil er sich ums menschliche Wohl nicht zu scheren scheint. Doch dann kommt Alfred vorbei, bietet Sam Lattem einen Job an und schenkt dem Sohn eine neue Action-Figur: „Night Scout“.

Einsam in Wayne Manor zu Weihnachten: Bruce Wayne. (DC Comics)

Batman mag ein kalter, grimmiger Rächer sein, aber Bruce Wayne hat zum Glück immer noch ein Herz. Und, ach ja: Auch er wurde mal von einer Actionfigur inspiriert. Nicht etwa allein von einer durchs Fenster fliegenden Fledermaus. Wollten wir das wissen? Zu spät, jetzt ist auch diese letzte Lücke im Origin erzählt.

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Batman jagt Toyman

Titel: Batman: Toyman

Autor/Zeichner: Larry Hama/Anthony Williams

Erschienen: 1999 (Miniserie #1-4)


Eine Frauenleiche wird aufgefunden, aufgehängt an Seilen, wie eine Marionette. Am Tatort ist auch ein traumatisierter gehörloser Junge, der bereits seine Eltern in einem Feuergefecht verloren hat. Batman sieht sich daher persönlich verpflichtet, den Mord an seiner Pflegemutter zu lösen. Hätte er wahrscheinlich auch so getan, aber egal.

Der Täter ist der Toyman, der eigentlich ein Superman-Schurke ist. Der hatte es aber auf den Jungen abgesehen, der offenbar ein Wunderkind beim Hacken ist und in sein Computerspiel eingedrungen ist. Also lässt er den Jungen von seiner Handlangerin, einer leichtbekleideten Messerwerferin namens Stiletto, entführen. Die will zwar selbst kein Kind ermorden, hat aber kein Problem mit der Beihilfe, wenn ihr Boss es tut …

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Superman und die Mörderpuppen

DC Comics

Titel: The Terrible Toyman

Autor/Zeichner: Don Cameron/Ed Dobrotka

Erschienen: 1943 (Action Comics #64), Hardcover 2018 (Action Comics: 80 Years of Superman)


„I — the Toyman — will be the only ‚Superman‘ in America!“

Clark Kent geht mit Lois im Park spazieren, da flitzt ein kleiner Superman vorbei. Was ist das? Ein Spielzeug des Toymans. Dieser Erfinder mit goldenen Locken und roter Schleife um den Hals will aber nicht reich werden, indem er Kinder glücklich macht, sondern indem er ohne Gegenleistung die Taschen ihrer Eltern plündert.

Clark Kent mit Spielzeug-Superman (DC Comics)

Der Toyman lässt eine Spielzeugkapelle aufmarschieren, die in einer Bank Gas verströmt, damit er sie ausrauben kann, dann nutzt er ein Miniatur-Feuerwehrauto, um leerstehende Wohnungen zu plündern.  Am Ende entführt er Lois Lane mit einem Miniatur-Schlachtschiff. Er war ihr ohnehin eine Exklusiv-Interview schuldig. Allerdings will er sie mittels Mörderpuppen umbringen, die Gift in ihren Fingern haben.

Natürlich kann Superman alles im letzten Augenblick vereiteln. Aber auch wenn es nur Spielzeug ist, hat er alle Hände voll zu tun. Es wird allerdings nicht so klar, warum der geniale Toyman nicht einfach sein tolles Spielzeug verkauft – er könnte ganz stressfrei reich werden. Einmal wird es halbwegs klar: Er will Superman ausschalten, um selbst Superman zu werden. Ein klassischer Fall von Größenwahn also.

Superman gegen Spielzeug-Nazis. (DC Comics)

Allerdings passiert das Interessanteste gleich zu Beginn: Dass Clark Kent über eine Superman-Puppe staunt, ist nichts anderes als eine Figur, die sich über ihren eigenen Mythos im Klaren wird. Superman hat sich verselbständigt. Superman ist im Jahr 1943 längst eine Marke für Spielzeuge und anderes Merchandising geworden. Seltsam ist nur, dass Superman den Toyman nicht wegen einer fehlenden Lizenz verklagt …

Mehr zum Thema:

Aushilfen bringen’s nicht

Batman versus Superman, Teil 18: World’s Finest (2009-2010)

DC Comics

DC Comics

Titel: World’s Finest

Autor/Zeichner: Sterling Gates/Julian Lopez, Ramon F. Bachs, Jamal Igle, Phil Noto

Erschienen: 2009-2010 (Mini-Serie #1-4, Paperback 2010), dt. Panini 2010 (DC Premium #68)


„A giant Superman/Batman robot? That might be the stupidest thing I’ve ever heard.“ (Robin)

„This is a job for the both of us, Batman. But you’ve got to get me close enough to help.“ (Superman)

Batman ist verschwunden, Superman hat sich auf New Krypton niedergelassen. Jetzt müssen die Aushilfen ran: Red Robin und Chris Kent (Supermans Sohn alias Nightwing) gegen den Pinguin und den Kryptonite Man, die Flamebird gefangen halten. Der Kryptonitmann wird von Toyman gefangen genommen. In Metropolis kämpfen Robin und Guardian gegen das Team Parasit und Mr. Freeze, letzterer wird von Toyman befreit. Dann verbünden sich Supergirl und Batgirl gegen Toyman und Freeze, die einen Riesen-Superman-Batman-Roboter (mit Kryptonite Man als Waffe) ins All jagen wollen, um New Krypton zu vernichten. Toyman mag nämlich keine Aliens. Weil aber die Aushilfen damit nicht klarkommen, müssen zum Schluss die altgedienten Profis ran: Batman (Dick Grayson) ruft Superman und zusammen haben die beiden leichtes Spiel gegen Toymans mechanisches Monster … (Verzeiht den Kalauer.)

Viel kann man über das Verhältnis von Batman und Superman nicht sagen: Am Ende ist Superman stolz auf Dick und freut sich schon aufs nächste Team-up. Die eigentlichen Konflikte beider Sphären tragen die Robins aus: Red Robin hat keine Lust auf eine Kooperation, weil er den echten Batman sucht, Robin widersetzt sich dem fliegenden Polizisten Guardian, der ihm nicht viel entgegenzusetzen hat. Aber das alles bleibt sehr oberflächlich.

Dieses World’s Finest ist eine Mogelpackung: Statt Batman und Superman bekommt man drei Team-ups von Stellvertretern beider Dunstkreise bis erst am Ende die eigentlichen Helden zum Einsatz kommen. Es wäre noch zu verkraften gewesen, wenn wenigstens Superboy dabei gewesen wäre, aber Guardian und der kryptonische Nightwing sind einfach alles andere als „World’s Finest“, sondern sehr lahme Nebenfiguren. Das Aufgebot an Helden und Schurken kann auch nicht über die altbackene und banale Story hinwegtrösten. So setzt auch die dritte Mini-Serie mit diesem Titel die Tradition der Enttäuschung fort. Und weil zu wenig Superman und Batman darin vorkommen, ist diese Story auch die schwächste.

Fortsetzung folgt.

Bisher erschienen:

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Supermans größter Hater

Titel: Lex Luthor: Man of Steel (Luthor) (dt. Superman/Lex Luthor: Mann aus Stahl)

Autor/Zeichner: Brian Azzarello/Lee Bermejo

Erschienen: 2005 (Mini-Serie #1-5, Paperback 2006, Hardcover 2010), dt. Panini 2005/Eaglemoss 2015


„I believe in humanity. (…) I believe that we must control our own destiny.“

Was treibt Lex Luthor an und warum hasst er Superman? Dieser Frage ist Brian Azzarello in seiner Mini-Serie nachgegangen und hat die folgende Antwort gefunden: Luthor ist nicht, wie sonst üblich, einfach nur egoistisch, weil Superman seine sinistren Pläne durchkreuzt, oder xenophob und deshalb misstrauisch (und auch nicht neidisch auf die Haarpracht seines Widersachers), sondern weil Luthor ein Idealist ist, der an die Entwicklung der Menschheit glaubt, aber in Superman die Hoffnung darauf zerstört sieht. Denn der Stählerne ist in seinen Augen keine Aussicht auf die Möglichkeiten des Menschen, keine Verheißung des Übermenschen, zu dem der Mensch sich entwickeln kann und soll, sondern das Ende des menschlichen Potenzials und seiner Bestrebungen. „The end of our dreams“, sagt Luthor. Und für einen Self-made man widerspricht es der ureigenen Überzeugung.

Damit wird Luthor zum Fredric Wertham als Comicfigur. Der deutschstämmige Psychiater hat im Jahr 1954 in seinem Buch Seduction of the Innocent die These aufgestellt, dass Comics – und damit auch Superhelden – die Jugend verderben würden. Aber noch mehr: Laut Wertham „untergräbt Superman die Autorität und Würde des normalen Mannes und der alltäglichen Frau gegenüber den Kindern“. Er sei eine faschistische Ausgeburt. Für Luthor untergräbt Superman die Moral der Menschen und ihre Hoffnung, sich selbst verbessern zu können. Wenn es einen Superman gibt, der alles kann und den nichts bezwingt, wonach soll der Mensch dann noch streben?

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