Archie Goodwin

Batman und der böse Richter

Cover von Jim Aparo (DC Comics)

Titel: Judgment Day

Autor/Zeichner: Archie Goodwin/Howard Chaykin

Erschienen: 1974 (Detective Comics #441), Hardcover 2013 (Tales of the Batman: Archie Goodwin)


Auch wenn er hier noch nicht Harvey hieß, aber schon den Rang eines Lieutenants hatte, gilt diese Ausgabe als der erste Auftritt des späteren Detectives Bullock. Aber schon hier ist er nicht gut auf Batman zu sprechen, als dieser einen Geiselnehmer auf der Straße überführt (indem er ihm einen Kanaldeckel in den Bauch wirft) und die Polizei überflüssig dastehen lässt.

Dann erfährt Batman, dass Robin entführt worden ist und er wird in ein verlassenes Haus gelockt. Batman erinnert sich, dort den Heroindealer Snow gestellt zu haben. Dieser wurde aber von einem Unbekannten erschossen. Der Entführer ist ein selbsternannter Richter, der sich bloß The Judge nennt. Er will sich an Batman dafür rächen will, dass seine Tochter Melissa einst bei einem seiner Einsätze durch einen Unfall erblindet ist, als Batman Snows Killer angegriffen hat. Dabei hat Batman Melissa, nachdem ein Schuss sie verletzt, das Leben gerettet.

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Batman gegen Hillbillies

DC Comics

Titel: Ghost Mountain Midnight (dt. Geisterberg um Mitternacht)

Autor/Zeichner: Archie Goodwin/Sal Amendola

Erschienen: 1974 (Detective Comics #440), Hardcover 2013 (Tales of the Batman: Archie Goodwin); dt. Ehapa 1974/1980 (Superman #21/Batman Superband #11)


Zwei Rednecks entführen die Kellnerin Sarah Beth aus dem Playhour Club. Da zufällig Bruce Wayne dort diniert (er scheint das Verbrechen regelrecht anzuziehen), kann er sich Sekunden später als Batman auf den Fluchtwagen stürzen. Einfach mal mitten in der Fahrt reinschwingen, dann prallen Täter samt Opfer in einen Schneehaufen rein. Zum Glück wurde Sarah nicht verletzt, obwohl sie nicht angeschnallt war – ein wahres Wunder! Sie erklärt, die beiden Entführer seien ihre Brüder. Die wollen mit einem Menschenopfer den Fluch von „Ghost Mountain“ loswerden – und zufällig ist das Los auf die Schwester gefallen.

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Ein Monster randaliert in Wayne Manor

DC Comics

Titel: A Monster Walks Wayne Manor

Autor/Zeichner: Archie Goodwin/Jim Aparo

Erschienen: 1974 (Detective Comics #438), Hardcover 2013 (Tales of the Batman: Archie Goodwin); dt. Panini 2015 (Batman Collection – Jim Aparo Bd. 4)


Wayne Manor mag seit vier Jahren verlassen sein, aber so ganz vergessen ist es nicht: Es scheint sogar ein Eigenleben zu entwickeln. Die Presse taucht vor dem Anwesen auf, weil die Polizei ermittelt. Jugendliche, die dort einbrechen wollten, hörten Rufe wie von einem wilden Tier, dann kam ein Schreibtisch durchs Fenster gekracht. Später wurde Alfred Pennyworth Zeuge, wie ein grün glühender, verunstalteter Mann einen anderen vom Dach gestürzt hat. Daraufhin wurde Alfred selbst angegriffen und fast umgebracht. Treibt sich etwa ein Monster in Wayne Manor herum? Und falls ja: Wo kommt es her? Was will es?

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Batmans Fliegergeschichten

DC Comics

Titel: Ghost of the Killer Skies/Death Flies the Haunted Sky

Autoren/Zeichner: Dennis O’Neil, Archie Goodwin/Neal Adams, Alex Toth

Erschienen: 1970/1974 (Detective Comics #404/442), Paperback 1988 (The Greatest Batman Stories Ever Told Vol. 1)


In den Batman-Anthologien finden sich zwei Kurzgeschichten, die zu den besten aller Zeiten zählen und mit Flugzeugen aus dem Ersten Weltkrieg zu tun haben.

In „Ghost of the Killer Skies“ finanziert Bruce Wayne einen Spielfilm über das einstige Fliegerass Baron Hans von Hammer. Doch beim Dreh in Spanien geht alles schief: Requisiten werden gestohlen, Filmmaterial verbrennt, Tonspuren gehen verloren und dann stürzt auch noch ein Stuntman mit einem Doppeldeckerflugzeug ab. Batman ist zufällig im Kostüm zur Stelle und sieht sofort, dass der Mann im Flug erwürgt wurde.

Hauptverdächtiger: Heinrich Franz, ein technischer Berater und angeblicher Nachkomme des Barons, der diesem wie aus dem Gesicht geschnitten ist. Er sieht die Unglücke als Winke des Schicksals, den Film nicht zu beenden.

Was heißt Batman auf Spanisch? „El Hombre Murcielago“! (DC Comics)

Batman vereitelt einen weiteren Sabotageakt, diesmal versuchen Einheimische, ein Flugzeug in die Luft zu jagen. Er erwischt den Kameramann Gavon. Doch der will mit dem Flugzeug nichts zu tun gehabt haben. Da wird Regisseur Anson erschossen – angeblich vom Geist von Hans von Hammer, tatsächlich aber von Heinrich Franz. Der findet es nämlich gar nicht gut, wie der geplante Film seinen Vorfahren darstellt. Eine Beleidigung sei das für den skrupellosen „Gott“, findet er. Batman verteidigt eine differenziertere Sicht auf die historische Gestalt.

DC Comics

Statt Batman zu erschießen, trägt der Schurke den Kampf mit ihm in der Luft aus. So viel Fairness muss selbst für einen kalten Killer sein. Zum Glück hat Batman mal bei einem Stuntpiloten gelernt, wie man die alten Maschinen aus dem Ersten Weltkrieg fliegt. Außerdem greift dann doch noch der Geist von Hans von Hammer ein, um ihm zu helfen, während Batman beschossen wird. Sein Flugzeug wird getroffen, da hilft nur noch ein waghalsiger Sprung zum Gegner. Im Nahkampf verfängt sich Heinrichs Schal im Propeller, was ihn in den Tod stürzen lässt.

Neal Adams zeichnet hier mal wieder einige beeindruckende Panels mit dramatischen Perspektiven.

(Die Story wurde u.a. nachgedruckt in Batman by Neal Adams Vol. 2 (2019) und auf Deutsch in Batman Collection – Neal Adams 2 (Panini 2009).)

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Batman und die Maske des Todes

DC Comics

Titel: Deathmask (dt. Die Maske des Todes/Totenmaske)

Autor/Zeichner: Archie Goodwin/Jim Aparo

Erschienen: 1973 (Detective Comics #437), Hardcover (Tales of the Batman: Archie Goodwin); dt. Ehapa 1975 (Superman #19), Panini 2015 (Batman Collection: Jim Aparo 4)


Im Gotham Museum wird eine antike Maske aus Mittelamerika ausgestellt, die des Todesgottes Matuchima. Natürlich liegt ein angeblicher Fluch auf dem Ding. Und natürlich versuchen ein paar Einbrecher, das Ding zu klauen – und zwar schon vor der Ausstellungseröffnung. Batman verhindert das und die offizielle Feier kann beginnen. Natürlich sind wie (und warum auch) immer Bruce Wayne und Commissioner Gordon zugegen.

Judd Thaxton, der Assistent des Direktors Marcus Wingate, eröffnet die Schau und streitet sich hinterher mit dem Archäologen Austin Spires. Dieser ist neidisch, weil er die Maske entdeckt hat, aber Wingate zum Direktor ernannt worden ist. Da erscheint Matuchima in der Ausstellungshalle und fängt an, um sich zu schlagen. Batman schreitet ein und wird im Kampf besiegt, der Mann mit der Maske flieht. Am Ende ist einer der Einbrecher tot und auch Direktor Wingate, gestorben an einem Herzinfarkt.

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Legends of the Dark Knight: Siege

DC Comics

Autor/Zeichner: Archie Goodwin, James Robinson/Marshall Rogers

Erschienen: 2000 (Legends of the Dark Knight #132-136), Hardcover 2011/2013 (Legends of the Dark Knight – Marshall Rogers/Tales of the Batman: Archie Goodwin)


Im Jahr 1998 starb der legendäre Batman-Autor und -Redakteur Archie Goodwin (Night Cries, Obligation) an Krebs. Er war bis dahin unter anderem für die Serie Legends of the Dark Knight verantwortlich, doch eine Story trug er zu Lebzeiten selbst nie dazu bei. Seit Jahren arbeitete er mit Marshall Rogers an einem Fünfteiler namens „Siege“, kam aber nicht dazu, sie zu vollenden. Erst nach seinem Tod hat das James Robinson für ihn getan und Rogers zeichnete auch den Rest fertig.

Die Story: Der alte Söldner Colonel Brass befeuert mit anderen Auftragskillern in Gotham City einen Bandenkrieg. Während Batman damit alle Hände voll zu tun hat, greift Brass Wayne Manor an, sein eigentliches Ziel, denn er will sich damit an Bruces Großvater Jack Wayne rächen (der allerdings längst tot ist). Dieser hat sein Vermögen vor dem Krieg mit schmutzigen Geschäften aufgebaut, wie wir in einigen langen Rückblenden erfahren.

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Batman und das Pflichtgefühl

DC Comics

Titel: Obligation (dt. Die Ninja-Falle)

Autor/Zeichner: Archie Goodwin/Dan Jurgens, Dick Giordano

Erschienen: 1990 (Detective Comics Annual #3), Paperback 2021 (Batman: The Dark Knight Detective Vol. 5); dt. Hethke 1992 (Batman Album 17)


Als Batman mal wieder das Grab seiner Eltern besucht (er sollte es lassen, wenn ihm an seiner Geheimidentität gelegen ist), sieht er einen schwarzen Mann mit grauen Schläfen nahen, der eine Stoffrolle auf den Grabstein legt. Darin: sein eigener Finger! Batman stellt ihn zur Rede. Es handelt sich um Mark Cord, einen Detective Sergeant der Polizei. Sein Vater hat einst den Mord an den Waynes beobachtet, aber nichts unternommen. Danach hat er sich schuldig gefühlt und seinen Sohn gebeten, für sein Pflichtgefühl aufzukommen. (Seltsame Logik, aber daher der Titel: Das Wort „obligation“ fällt etwa ein Dutzend Mal auf 56 Seiten.) Aus diesem Pflichtgefühl heraus wurde Mark ein ordentlicher Mensch, also Polizist.

Dann kommt ein Auto herangerast, überfährt die beiden fast und ein Mann wirft eine Handgranate. Batman und Cord kommen mit dem Schrecken davon. Dann brechen maskierte Männer in Wayne Manor ein und versuchen, Bruce Wayne zu töten, erwischen aber nur eine Attrappe (seltsam, dass sie überhaupt drauf reinfallen). Während Batman sich mit den Killern drinnen anlegt, konfrontiet Cord einen von ihnen draußen: Jiro, man kennt sich von früher. Es kommt zum Schwertkampf, beide werden verletzt. Jiro stirbt.

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Batman auf acht Seiten

DC Comics

DC Comics

Titel: Batman Black and White Volume 1 (dt. Schwarz auf Weiß)

Autor/Zeichner: diverse

Erschienen: 1996 (Mini-Serie #1-4, Hardcover 1999, Paperback 2000, Neuauflage 2007), dt. Carlsen 1997


 „Anyway, Batman. He’s not real. He’s just someone people imagine is real. Though why anyone would want to imagine a weirdo in a Bat suit is beyond me.“ (Phillip Benning)

Es war ein gewagtes Experiment: Eine vierteilige Miniserie mit insgesamt 20 Kurzgeschichten á acht Seiten – und das auch noch in Schwarz-weiß. Aber DC-Redakteur Mark Chiarello hat die besten Leute angeheuert und das Ergebnis konnte sich nicht nur sehen lassen, es war auch ein kommerzieller Erfolg. Black and White gehört heute zum Kanon der besten Batman-Bände – und zwar zu recht.

Wieder einmal zeigt sich, dass die reduzierte Form einem Werk förderlich sein kann. Wenn man nur acht Seiten hat, muss die Geschichte dicht sein. Wenn man nur Bleistift und Tusche hat, kann man nicht mit Bonbonfarben tricksen. Und so sind die Storys Miniaturen, Nahaufnahmen, Augenblicke des Dunklen Ritters. In einer Story bemüht sich Batman einer „Jane Doe“, also einer unbekannte Tote, eine Identität zu geben, in einer anderen versucht er einer von ihm traumatisierten Frau die Furcht zu nehmen und in einer dritten diskutiert er mit einem Vater, der aus Verzweiflung zu drastischen Mitteln greift, über die richtige Erziehung. Manchmal fügen sich die Storys in das kanonische Bild, manchmal brechen sie ins Experimentelle aus.

Wie etwa Neil Gaimans „A Black and White World“. In dieser Meta-Story sind Batman und Joker sich ihrer Rollen als Comic-Charaktere bewusst und sinnieren über ihr Darsteller-Dasein. Zunächst plaudern sie ein bisschen im Warteraum, erkundigen sich nach den Kindern, gehen den Text der nächsten Szene durch. Der Joker lästert über die blöden Dialoge und dass er nur viel labern darf, während Batman die großen Splash Panels bekommt. Getragen wird diese schräge Story von Simon Bisleys schrägen Zeichnungen.

In „Good Evening, Midnight“ erzählt Klaus Janson geschickt, wie Alfred einen Brief von Bruces Vater liest, während er auf Batman wartet, der einen Schulbus voller Kinder rettet. Der Vater bescheinigt darin dem Sohn, ihn mit seiner Furchtlosigkeit inspiriert zu haben. Beunruhigend und zugleich beeindruckend inszeniert Brian Bolland (The Killing Joke) seine ruhige Erzählung „An Innocent Guy“: Wir sehen einen Durchschnittstypen, der zu einer Kamera darüber spricht, ein guter Mensch zu sein, aber Lust hätte, einfach so Batman eine Kugel in den Kopf zu jagen. Das perfekte Verbrechen, so die Moral, ist das sinnlose.

Eine der dramatischsten Geschichten bringt Bruce Timm (Mad Love, The Animated Series) mit „Two of a Kind“ über die Rehabilitierung und den Rückfall von Harvey Dent/Two-Face. Eine Tragödie im wahrsten Sinne des Wortes. Timms Zeichnungen beeindrucken durch Ausdruck und Dynamik und gehören zum Besten in dem Band. Matt Wagners Story „Heist“ ist vielleicht eine der schwächsten, hat aber einen sehr coolen Stil zwischen Pop Art und Noir.

„Heroes“ (von Archie Goodwin und Gary Gianni) zeigt Batman im Kampf gegen Nazis, die einen Ingenieur entführen und seine Pläne stehlen wollen. Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht des Sohnes, der sich in Abenteuer hineinträumt und für den das Abenteuer plötzlich lebensgefährlicher Ernst wird. Leser werden mit einem überraschenden Ende belohnt. Dafür gab’s den Eisner-Award.

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Die unerhörten Schreie der Kinder

Batman: Night Cries

Titel: Night Cries (dt. Ein Schreien in der Nacht)

Autor/Zeichner: Archie Goodwin/Scott Hampton

Erschienen: 1992 (One-shot)


„Blinde Fledermäuse bewegen sich problemlos an Hindernissen vorbei, doch taube Exemplare verirren sich hilflos.“

Zwei Familien werden brutal abgeschlachtet. Zunächst scheint es um einen Drogenkrieg zu gehen, doch dann stellt sich heraus, dass die Verbindung zwischen den beiden Fällen im Kindesmissbrauch besteht – höchst ungewöhnlich für eine Batman-Story. Warum das so ist, zeigt sich auch am Ende, wenn der Held an der Erkenntnis verzweifelt, dass erzwar viele Verbrechen sieht, verhindern oder rächen kann, aber für die unzähligen Schreie der Kinder taub ist.

Batman ermittelt zusammen mit dem frischgebackenen Comissioner Gordon. Bei diesem hängt mal wieder der Haussegen schief, weil das Privatleben wegen der Arbeit leidet und er sich daher die Frage gefallen lassen muss, warum er als Polizeichef immer noch auf der Straße ermittelt. Zudem muss er auch sein Kindheitstrauma bewältigen, von seinem Vater geschlagen worden zu sein. Damit wird der Fall auch zum persönlichen Anliegen, die Kette der Misshandlung zu durchbrechen.

Comic-Altmeister Archie Goodwin schafft es, mit seiner Story den Leser im Unklaren zu lassen und einige falsche Fährten zu legen. Dazu passen die gemalten Panels von Scott Hampton, die diesen Band erst veredeln. Die Bilder sind häufig so dunkel bis schwarz, dass man erst auf den zweiten Blick etwas erkennt, unscharfe Konturen lassen die Figuren mit den Hintergründen verschwimmen. So schafft der Künstler eine bedrückende Atmosphäre, die dem ohnehin schon düsteren Thema gerecht wird. Ein Band für Anspruchsvolle, für dunkle Herbstabende – oder lieber was für sonnige Tage, wenn es einen nicht so sehr runterzieht.

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