Joe Staton

Legends of the Dark Knight: Going Sane

DC Comics

DC Comics

Titel: Going Sane

Autor/Zeichner: J.M. DeMatteis/Joe Staton

Erschienen: 1994/1995 (Legends of the Dark Knight #65-68), Paperback 2008


„If there’s no Batman to drive crazy, then what’s the point of being crazy?“ (Joker)

„You’re as crazy as I am.“ (Joker)

Hätten Batman und Joker nicht einander – sie wären wohl glücklich verheiratet. Das ist die These von Going Sane. Sie brauchen aber einander. Der Held braucht den Schurken, um sich zu beweisen, und ebenso ist es andersum. Der Joker braucht ein Publikum, einen, an dem er sich abarbeiten kann. Und als Batman nach einer Konfrontation mit dem Joker scheinbar stirbt, und das Publikum plötzlich fehlt, beschließt der Joker plötzlich, ein normales bürgerliches Leben zu führen: er nimmt eine gesündere Hautfarbe an und legt sich den Namen Joseph Kerr zu und er verliebt sich in eine Frau, die die Liebe sogar erwidert.

Klar geht das nicht lange gut. Nicht nur, weil der Joker seinen Wahnsinn nicht einfach so ablegen kann. Sondern auch, weil Batman natürlich nicht tot ist. Er wird von einer Frau gefunden und gesund gepflegt: Lazarus nennt sie ihn. Und wie ein Auferstandener kommt er wieder zu Kräften und sucht seinen Erzfeind. Dank der offensichtlichen Wahl des Decknamens Joseph Kerr findet er ihn schnell. Und kaum ist Batman wieder da, fällt der Geläuterte wieder in den Wahnsinn zurück – mit allem drum und dran.

Die Story hat eine interessante Prämisse, aber ist etwas holzhammermäßig ausgeführt. (Frage am Rande: Warum zerschlägt Batman ständig Dinge?) Vor allem leidet die Geschichte an den sperrigen, manchmal karikaturenhaft überzeichneten Zeichnungen und verwirrenden Seitenstrukturen. Ein talentierterer Künstler hätte mehr herausholen können. Was aber gut gelingt ist, das Abhängigkeitsverhältnis der beiden Antagonisten ausführlich darzustellen. Wir bekommen einen der seltenen Einblicke in Jokers Gedankenwelt – und die sind sehr aufschlussreich:

„He’s a bigger clown than I am. Thinks the world can be stacked and folded and filed! Thinks there’s logic and meaning and order! No matter how many times he slips on a banana peel, he never sees the humor! Never gets the joke! It’s so infuriating! I hate him! Oh, I suppose I should be grateful! After all — he does provide me with my greatest audience! My greatest challenge!“

Der Joker erscheint als Komiker, der seine größte Herausforderung darin sieht, Batman zum Lachen zu bringen (vgl. Return of the Joker). Aber Batman findet den Joker nicht witzig, ihm fehlt auch jeglicher Humor. In der Regel. Denn wie man am Ende von The Killing Joke (1988) gesehen hat, konnte der Joker wenigstens einmal sein Ziel erreichen. Aber das ist die Ausnahme in der Tragödie dieser ganz besonderen Beziehung. Es hat einen Grund, warum sie beide keine (dauerhafte) Partnerin finden: sie sind bereits aneinander vergeben (vgl. The Dark Knight Returns).

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Batman, der Fascho

DC Comics

DC Comics

Titel: The Tyrant

Autor/Zeichner: Alan Grant/Tom Raney, Joe Staton

Erschienen: 1994 (Shadow of the Bat Annual #2)


„Funny how we start off with such good intentions, yet somehow end up mired in terror and fear.“ (Batman)

Dass der Weg zur Hölle bekanntlich mit guten Vorsätzen gepflastert ist, kann man in dieser Geschichte sehen: Seit Batman vor zwei Jahren vom Joker öffentlich demaskiert wurde, wurde der Vigilant zum Volkshelden und stieg zum Herrscher von Gotham empor. Batman bei Nacht, Bruce Wayne bei Tag – eine Schreckensherrschaft, deren oberstes Ziel die Verbrechensbekämpfung ist. Denn zusammen mit Doktor Jonathan Crane (hier einmal nicht Scarecrow) hält der Tyrann die Verbrechensrate gering, indem er das Trinkwasser mit Drogen versetzt. Als die beiden daraufhin planen, die Stadt mit einer noch stärkeren Substanz zu vergasen, die alle Menschen mit „kriminellen Tendenzen“ außer Gefecht setzt, regt sich Widerstand: Die klassischen Batman-Schurken planen ein Attentat auf Batman – angeführt vom jugendlichen Revoluzzer Anarky.

Es ist schade, dass The Tyrant keine aufwendigere Aufmachung oder mehr Seiten bekommen hat, denn das Elseworlds-Setting, das Alan Grant entwirft, wäre es wert gewesen, weiter ausgebreitet zu werden. Dass Batmans Kreuzzug in letzter Konsequenz Faschismus bedeutet, ist eine kühne Vision, die hier sehr einnehmend inszeniert wird. Batman ist zwar ein autoritärer Herrscher, aber auch ein Zweifler, der sich nach den richtigen Methoden fragt und schockiert ist, als er von James Gordon als Faschist beschimpft wird. Da ist es folgerichtig, die Story als Tragödie enden zu lassen. Leider aber kommt das eigentliche Finale überstürzt, hier hätte man sich mehr Platz für Dramaturgie gewünscht. So bleibt The Tyrant zwar ein herausragendes Was-wäre-wenn-Szenario, aber ein viel zu kurzes.

Eine ähnliche, aber nicht ganz so gelungene Dystopie entwirft I, Joker. Wen der politische Aspekt besonders interessiert, sollte die Anarky-Storys lesen. In Frank Millers All-Star Batman wird der Held erneut zum faschistoiden Tyrannen.

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Batman nach Orson Welles

Batman: Citizen Wayne

Titel: Citizen Wayne

Autor/Zeichner: Mark Waid & Brian Augustyn/Joe Staton

Erschienen: 1994 (Legends of the Dark Knight Annual #4; Paperback: Superman/Batman: Alternate Histories, 1996)


„If the city’s freedom is regained by someone outside the law, the freedom is worthless.“ (Bruce Wayne)

Was wäre wenn … Orson Welles Batman verfilmt hätte? Dann hätte Bruce Wayne nur seinen Vater bei dem Überfall verloren, wäre wohl Zeitungsverleger geworden und hätte das organisierte Verbrechen mit den aufklärerischen Mitteln der Pressefreiheit bekämpft. Und es wäre sein bester Freund, der Bezirksstaatsanwalt Harvey Dent, der zu drastischeren Methoden gegriffen hätte.

Das ist die Prämisse der Elseworlds-Story Citizen Wayne, die an Orson Welles‘ Filmklassiker Citizen Kane von 1941 angelehnt ist. Doch hier geht es nicht um die Frage, wer oder was „Rosebud“ ist, sondern darum, was dazu geführt hat, dass Wayne und Dent bei einem gleichzeitigen Sturz vom Dach umgekommen sind. Ähnlich wie bei Welles geht ein Unbekannter der Frage nach, ein zunächst namenloser Assistant District Attorney. Damit gleichen nur das Erzählverfahren und der Stil dem Film. Schwarze Schatten bestimmen die Seiten und die Figuren wirken überaus lebendig, auch wenn die Herren in ihren Anzügen mit ihren überaus breiten Schultern wie Kleiderschränke aussehen.

Citizen Wayne erzählt die Geschichte einer Freundschaft, die beim Kampf gegen das Verbrechen zerrieben wird. Ein Mann verliert seine Existenz und wird zum selbsternannten Rächer jenseits des Gesetzes, der zum Mörder wird, während ein anderer zu seinen Idealen steht. Am Ende kommt es zu einem Duell zwischen Batman und Bruce Wayne in Samurai-Rüstung. Die Autoren verstehen es, die Problematik zwischen Recht und Unrecht auszuloten und dabei das Scheitern der Freundschaft als Tragödie glaubhaft zu machen. Außerdem sieht Batman mit seiner goldenen Maske und dem an Polizei- und Soldaten-Uniformen angelehnten Kostüm ziemlich cool aus. Ein bemerkenswertes Stück alternativer Geschichte – und eine gelungene Hommage an die Filmkunst der 40er.

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