Doug Mahnke

Under the Hood: Niemand stirbt für immer

DC Comics

DC Comics

Titel: Under the (Red) Hood

Autor/Zeichner: Judd Winick/Doug Mahnke

Erschienen: 2005-2006 (Batman #635-641, #645-650, Batman Annual #25), Paperback 2005/2006 (zwei Bände), 2011 (ein Band, Titel: Under the Red Hood)


„He was never supposed to die.“

„This has nothing to do with science … or logic …“ (Batman)

„Fear isn’t the answer.“ (Red Hood)

Under the (Red) Hood ist wieder so eine Geschichte, über die man nicht sprechen kann, ohne das Wichtigste vorwegzunehmen. Während die Erstleser noch rätseln konnten, wer sich unter der roten Maske verbirgt, dürfte das heute den meisten Lesern klar sein, deshalb sei es hier gesagt: Jason Todd, der vom Joker totgeprügelte Robin II, kehrt von den Toten zurück. Und diese Entscheidung dürfte noch umstrittener gewesen sein, als die Leser damals über den Tod abstimmen zu lassen (vgl. A Death in the Family). Denn immerhin wird damit ihr (Todes-)Urteil für nichtig erklärt.

Was kurz zuvor bei Hush noch ein nettes Gimmick in der Story war, aber sich als Trugbild offenbarte, wird hier zur Tatsache. Im Nachhinein war es doch nicht Clayface in der Gestalt von Robin, der Batman einst auf dem Friedhof begegnet ist, sondern tatsächlich Jason Todd, der später mit Clayface die Rollen getauscht hat. Und es beweist erneut die alte Superhelden-Weisheit: niemand stirbt für immer. Nach dem Tod und der Wiederaufstehung von Superman sind auch Green Lantern Hal Jordan, Wonder Woman und Green Arrow Oliver Queen diesen Weg gegangen. Egal, ob man Superkräfte hat oder nicht, es findet sich immer ein Weg, die Toten zurückzuholen – mit welcher fadenscheinigen Begründung auch immer. Die einen Fans fühlen sich verschaukelt, die anderen freuen sich über die Rückkehr einer beliebten Figur oder einfach nur über eine unerwartete Wendung. Nichts ist unmöglich in der Welt der Superhelden. Das lässt sie leider auch oft sehr willkürlich erscheinen.

Der neue Jason Todd wählt die rote Maske, mit der sein Mörder einst seine Gauner-Karriere begann. Red Hoods Ziel ist klar: Rache. Aber zuvor versucht er, mit drastischen Methoden in Gotham aufzuräumen. Skrupellos tötet er Drogendealer und andere Kriminelle, ruiniert die Geschäfte von Black Mask, indem er etwa dessen Waffen stiehlt. Batman geht Red Hood zu weit. Der Meister versucht seinen Schüler aufzuhalten, aber sein Gegner ist gut ausgebildet. Schnell kommt der Detektiv auf den Trichter, dass es sich um Jason handeln könnte und er befragt einige Wiederauferstandene wie Superman und Green Arrow nach dem Tod. Schließlich, in der Mitte der Story, kommt es zur Offenbarung. Doch viele Fragen bleiben offen, von denen bloß die geringste ist, warum Jason unter der Maske eine weitere trägt.

Batman muss sich von Jason eine Standpauke gefallen lassen, dass er mit seinem halbherzigen Handeln gegen Kriminelle im Allgemeinen und gegen den Joker im Besonderen, weitere Morde zu verantworten hat. Später kämpfen er und Jason doch vereint gegen ein paar von Black Mask beauftragte Attentäter. (Der Attentäter Deathstroke schickt – statt den Auftrag selbst zu erledigen – drei Idioten wie Count Vertigo, Hyena und Captain Nazi vorbei.) Im Finale läuft es auf einen Showdown mit dem Joker hinaus. Und nach einem abrupten und explosiven Ende wird nachgetragen, wie Jason zurück ins Leben fand.

Die Begründung ist hanebüchen und dreist. Und zugleich auch völlig egal. Ob es die Lazarusgrube war oder Magie oder nur ein Scheintod, spielt keine Rolle. Aber dass Superboy-Prime mit ein paar Erschütterungen des Multiversums (siehe Infinite Crisis) das Schicksal wieder einrenkt und dadurch eine mysteriöse Macht Jason aus dem Grab holt, weil dieser nie hätte sterben dürfen, kommt für Fans einer Beleidigung gleich. Jim Aparos alternatives Ende für A Death in the Family zu aus dem Archiv zu kramen und in die Story einzubauen, legitimiert diese Wendung nicht. Auch die Erklärung für Jasons unbemerktes Verschwinden und seine lange Abwesenheit wirkt äußerst bemüht.

Trotz dieses kühnen Schrittes und großen Kunstfehlers ist Under the Hood eine durchaus unterhaltsame Story: Kurzweilig erzählt, grandios gezeichnet und mit ein paar knackigen Dialogen, die zum Teil sogar sehr witzig geraten sind (besonders die Sprüche von Black Mask). Schade ist nur, dass einige Handlungsstränge bloß angerissen, aber nicht zu Ende erzählt werden, zum Beispiel die Sache mit den Waffen, zu denen auch eine Kiste Kryptonit gehört, oder der Anschlag auf Blüdhaven. Auch das Finale endet mit einem Knall, ohne dass man in einem Epilog erfährt, was aus den Figuren geworden ist.

Am besten hat es Hilary Goldstein von IGN formuliert: “ It’s a well-told story, problem is I don’t like the story being told.“

(Die Story wurde 2010 unter dem Titel Under the Red Hood als Animationsfilm adaptiert.)

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Joker – Das erste Mal

The man who laughs

Titel: The Man Who Laughs

Autor/Zeichner: Ed Brubaker/Doug Mahnke

Erschienen: 2005 (One-shot)


The Man Who Laughs weist in vier Richtungen: Zum einen stammt der Titel vom gleichnamigen Stummfilm, dem der Joker sein Aussehen zu verdanken hat. Zum zweiten wird hier die erste Joker-Story aus Batman #1 (1940) neu erzählt. Zum dritten knüpft die Geschichte stilistisch wie inhaltich an Year One an. Schließlich gibt es noch eine Anspielung auf die Red Hood-Episode aus The Killing Joke. Es handelt sich um Batmans erste Begegnung mit dem Killer-Clown. Und wie schon bei Frank Miller beginnen wir, den Schauplatz durch die Augen von James Gordon zu sehen. Die Polizei hat ein Lager für Leichen mit furchtbar verzerrten Gesichtszügen entdeckt. „What the hell is happening to my city?“, fragt sich ein fassungsloser Gordon. Ein bis dahin noch Unbekannter hat Versuche an Menschen durchgeführt. Kurz darauf kündigt der Joker im Fernsehen seinen ersten Mord an. Anders als in der Ur-Fassung hat es der Schurke nicht auf Juwelen, sondern auf reinen Terror abgesehen. Während das ‚Lachgas‘ an seinem Opfer wirkt, entlässt der Joker ein paar Verrückte aus Arkham, damit sie Chaos auf den Straßen verbreiten. Zum Schluss will der Joker – auch das eine Änderung zugunsten der Story – Bruce Wayne an den Kragen, während er plant, die ganze Stadt zu vergasen …

Wer die Vorlage gelesen hat und nicht viel damit anfangen konnte, wird hier mit Genuss entschädigt: Es ist ein Gefühl, als hätte diese alte Geschichte heute genau so und nicht anders erzählt werden müssen: Mit dem nötigen Spannungsaufbau und einigen Überraschungen, krachender Action und beklemmenden Szenerien. Zwar ist sie eine typische Joker-Story, wie sie schon aus Burtons erstem Batman-Film und der Zeichentrickserie der 90er bekannt ist, doch ist sie – visuell und so gut erzählt und mit neuen Ideen angereichert, dass es ein Vergnügen ist, die Seiten umzublättern. Vor allem aber ist The Man Who Laughs ein wichtiger Lückenschluss der Joker-Mythologie.

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