Jerry Bingham

Schwach trotz Superkräften

DC Comics

Titel: Super Powers

Autor/Zeichner: Marc Guggenheim/Jerry Bingham

Erschienen: 2010-2011 (Batman Confidential #50-54), Paperback 2018


Man soll ja Bücher nicht nach ihrem Umschlag beurteilen, aber bei diesem Cover fällt es schwer. Batman umarmt eine leichtbekleidete Frau von hinten, ihre Brüste fallen fast raus, das hat schon etwas von den Nackenbeißern, den berüchtigten Kitsch-Groschenromanen. Im Vordergrund stehen seltsamerweise drei völlig unbekannte, asiatisch anmutende Superhelden, die irgendwelche viereckigen Dinger herumwerfen.

Naja, geben wir dem mal eine Chance. Doch der Inhalt überzeugt genau so wenig. Erzählt werden parallel zwei Geschichten aus Batmans Anfangszeit. In der Vergangenheit sehen wir den jungen Bruce Wayne auf seinen Wanderjahren in Asien, in der Gegenwart versucht er aufzuklären, was es mit der vertrockneten Frau auf sich hat, die ihm tot in die Hände fällt – eine von 26 Vermissten. Batman trifft hier zum ersten Mal die Justice League, die aus Wonder Woman, Green Lantern, Flash, Aquaman und Martian Manhunter besteht.

Natürlich hat er zunächst keine Lust auf den Haufen. Es geht darum, dass sich der Einzelgänger Batman als Teamplayer beweisen muss. Doch in den Rückblenden erfahren wir, dass schon der junge Bruce sich einem chinesischen Superheldenteam anschloss und neben Superkräften ein Kostüm bekam. Als „Dark Night“ bekämpften sie einen hünenhaften Despoten. Batman wird scheinbar zum Mörder …

In der Gegenwart geht es um grüne Männchen mit roten Augen. Ein alienhaft wirkender Wissenschaftler will Menschen nach seinem Bilde formen. Das Beste an dieser Story ist ein Kapitel, in dem erzählt wird, wie die Justice League zum ersten Mal auf das Wesen traf. Das Kapitel ist nämlich im Stil der ersten Justice League-Comics aus den 60er Jahren erzählt. Aber abgesehen von dem gelungenen Retro-Charme ist dem Heft nichts abzugewinnen.

Zwar geben sich die Illustratoren Mühe, die Rückblenden mit Wasserfarben aufzuwerten, aber viel zu oft werden die beiden Erzählstränge so stark parallel geführt, dass man oft den Eindruck bekommt, hier wird zweimal dieselbe Geschichte erzählt. Immer wieder ähneln sich die Panels, während der Text ebenfalls zu Wiederholungen neigt und krampfhaft Bezüge zueinander herstellt. Hier hat man es mit dem Willen zu künstlerischen Übergängen etwas zu gut gemeint. Der Comic wirkt so elegant wie eine Holzschnitzerei mit einer Axt.

Und auch wenn man hier scheinbar zwei Storys zum Preis von einer bekommt: Keine ist besonders interessant, vielmehr wirken beide wie aus Schundromanen. (Allerdings kommt es zu keiner Romanze, wie auf dem Cover angedeutet wird.) Dabei geht es hier auch um Batmans Skepsis gegenüber dem Übernatürlichen. Das ist ein interessantes Thema, aber hier wird es verschwendet für eine unausgegorene Mischung aus Nebenschauplätzen ohne klaren Fokus.

Bat Lantern

Batman: In Darkest Knight

Titel: In Darkest Knight

Autor/Zeichner: Mike W. Barr/Jerry Bingham

Erschienen: 1994 (One-shot)


Was wäre wenn … Bruce Wayne Green Lantern wäre?

Die Elseworlds-Story In Darkest Knight ist ein Beispiel dafür, dass auf eine interessante Frage noch längst keine interessante Antwort folgen muss. Die Geschichte beginnt an der berühmten Stelle aus Year One, da Bruce vor der Büste seines Vaters sitzt und sich fragt, wie er es hinbekommt, dass Verbrecher Angst vor ihm haben. Doch kurz bevor die Fledermaus durchs Fenster krachen kann, erscheint ihm ein außerirdischer Green Lantern und übergibt ihm den grünen Ring.

Was folgt, ist eine unfassbar abgehetzte Story, die sich weder für Charaktere noch für Dramaturgie geschweige denn Stimmung interessiert. Im Eilverfahren akzeptiert Bruce seine neue Aufgabe, legt sich ein fledermausartiges Kostüm zu, hält Red Hood und seine Bande im Chemiewerk auf bevor der Anführer zum Joker werden kann (kleine Anspielung auf The Killing Joke) Dann wird der Held auch schon dazu verdonnert, Sinestro zu stürzen, was auch sogleich passiert – ohne groß Fragen zu stellen. Es kommt zu einem persönlichen Rachefeldzug des lila Schurken gegen Wayne, bei dem Sinestro seinen Geist – warum auch immer – mit dem von Joe Chill vereint und fortan dämliche und bemüht witzige Selbstgespräche führt. Und weil Wayne auch noch gegen die Wächter und seine Corps-Kumpels rebelliert, werden kurzerhand Superman, Wonder Woman und Flash zu Green Lantern-Reservisten gemacht. Genauso lieblos übers Knie gebrochen wirken auch ihre auf Lantern getrimmten Kostüme.

Nach 46 ermüdenden Seiten bricht „Bat Lantern“ zum letzten Kampf gegen Sinestro auf, aber da endet auch schon die Geschichte, ohne uns das Finale zu erzählen. Nicht, dass es uns interessiert hätte oder noch eine Überraschung zu erwarten wäre, aber man fühlt sich schon betrogen. Doch es passt zum Gesamteindruck einer verschenkten Chance.

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Wie die Fledermaus zum Kinde kam

Batman: Son of the Demon

Titel: Son of the Demon

Autor/Zeichner: Mike W. Barr/Jerry Bingham

Erschienen: 1987 (One-shot), Paperback 2012 (Birth of the Demon)


 „… forego your control, your discipline … just once, let yourself go … and take me with you.“ (Talia al Ghul)

Eine unbekannte Bande überfällt ein Chemiewerk, nimmt Geiseln und Batman rettet den Tag. Am Tatort ist auch Talia al Ghul, Tochter des Erzfeindes Ra’s. Sie leugnet jegliche Beteiligung an dem Überfall, also fliegt man gemeinsam zu Papa nach Hause, wo Ra’s dem Detektiv klarmacht, dass sie gegen einen gemeinsamen Feind kämpfen: Qayin, den Mann der Ra’s Frau getötet hat, ist mit den Jahren ein Superschurke geworden, der mit einem Wetter-Satelliten die Welt in den dritten Weltkrieg stürzen will. Während Gegner zu Verbündeten werden, kommen sich Batman und Talia wieder näher, erneuern ihre Ehe und vollziehen sie. Das Resultat dürfte bekannt sein, der Titel verrät es, daher bitte ich den Leser, mir den Spoiler zu verzeihen: Sie zeugen ein Kind.

Und obwohl Son of the Demon noch kein Elseworlds-Logo trägt, hat es lange als nicht-kanonische Story gegolten, bis Autor Grant Morrison ihre Grundidee wiederaufgegriffen und mit Damian Wayne Robin V geschaffen hat (Batman and Son).

Ansonsten ist das Buch ein solides Abenteuer im klassischen Gewand – also ohne große Überraschungen oder ausgefeilte Dialoge, dafür mit den üblichen Schwächen. Wie so oft geht manches zu schnell, wie etwa Ra’s Allianz mit Batman und der Kuhhandel, der Talia betrifft, geht auch allzu leicht vonstatten. Eigentlich will Batman nur einen Schurken fassen und dann lässt er sich spontan auf eine Ehe mit einer Frau ein, die einen größenwahnsinnigen Psycho zum Vater hat. Jerry Bingham ist ein fähiger Zeichner, der seinen Figuren Ausdruck und Schwung verleiht, Mike W. Barr ein Autor, der mit dieser Graphic Novel eines seiner besseren Werke abgeliefert hat.

(Für IGN ist Son of the Demon das fünftbeste Batman-Buch aller Zeiten, zudem die beste Ra’s-Story.)

Hinweis: Son of the Demon wurde zusammen mit den beiden anderen Teilen der Trilogie, Bride of the Demon und Birth of the Demon, in dem Sammelband Batman: Birth of the Demon (2012) aufgelegt.

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