Nick Derrington

Batmans Nachfolger in naher Zukunft

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DC Comics

Titel: Future State – The Next Batman

Autor/Zeichner: John Ridley u.a./Nick Derington u.a.

Erschienen: 2021 (Miniserie #1-4), Paperback 2021


Ein paar Jahre in der Zukunft: Gotham ist ein Polizeistaat, bewacht vom Magistrate, einer privaten Paramilitärischen Einsatztruppe, angeführt von den Peacekeepern, die auf alles schießen, was eine Maske trägt, also Superhelden und Schurken zugleich. Batman ist bereits tot (angeblich), doch es gibt einen mysteriösen Nachfolger: Tim „Jace“ Fox, Sohn von Lucius Fox.

Dieser Batman trägt eine Maske, die das ganze Gesicht bedeckt und einen gepanzerten Anzug, der ihm am Verbluten hindert, sowie mit weiteren netten technischen Spielereien gespickt ist. Seine Familie weiß nichts davon. Bruder Luke (ehemals Batwing) ist nicht gut auf ihn zu sprechen, Schwester Tamara liegt im Koma, Vater Lucius liefert Waffen, während Mutter Tanya als Juristin den Bürgermeister berät, wie das „Shoot-on-sight“-Gesetz verbessert werden kann. Ihre Tochter Tiff ist nicht begeistert und versucht, zwischen den zerstrittenen Brüdern zu vermitteln.

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Tim „Jace“ Fox als Next Batman (DC Comics)

Während der neue Batman also von Polizei und Magistrate gejagt wird, versucht er, das Verbrechen zu bekämpfen, zum Beispiel die Jugend von den Gangs fernzuhalten. Und dann taucht eine Leiche auf, die Täter sind schnell gefasst, doch diese sind Eltern, die bloß ihre ermordete Tochter gerächt haben. Was tun, wenn eine Auslieferung bedeutet, sie dem Tod zu überlassen?

John Ridley (Autor von 12 Years A Slave, wie DC nicht müde wird zu betonen) legt einen Vierteiler vor, der von familiären und moralischen Konflikten durchzogen ist, und zugleich eine Menge Action bietet. Vielleicht steckt auch zu viel in diesen wenigen Seiten, sodass vieles nur angedeutet werden kann, um es anderswo weiterzuerzählen (siehe The Next Batman: Second Son). Trotzdem eine unterhaltsame Lektüre. Leider wird das Vergnügen getrübt durch die ausdrucksarmen Gesichter, die Laura Braga zeichnet. Nick Derington ist bloß für das erste Kapitel verantwortlich und man vermisst ihn schmerzlich.

Nightwing, Batgirls und Outsiders

Ferner sehen wir Nightwing, wie er sich im stillgelegten Arkham Asylum verschanzt, um gegen den Magistrate Krieg zu führen. Dabei wird er unterstützt vom neuen Batman und anderen Mitgliedern der Familie wie Robin, Batgirl, Batwoman, Huntress, Talia al Ghul, Two-Face und Man-Bat.

Im Paperback werden außerdem noch viele andere Geschichten von Nebencharakteren erzählt: Batgirls, Outsiders, Gotham City Sirens sowie Grifter. Wer sich – wie ich – für die Marginalien nicht interessiert, dem sei der Sammelband Batman by John Ridley: The Deluxe Edition empfohlen. Darin ist nur die Geschichte The Next Batman enthalten, neben wenigen Extras.

>> Batman 2020-2029

Zu zweit gegen alle

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DC Comics

Titel: Batman/Superman Vol. 2: World’s Deadliest

Autor/Zeichner: Joshua Williamson/Nick Derington u.a.

Erschienen: 2020 (Batman/Superman #7-15, Annual #1), Hardcover 2021


„Hm. Not what I was expecting.“ (Batman)

Die Flaschenstadt Kandor ist zerstört, die Einwohner sind tot. Zod will sie mit einer Lazarusgrube wiederauferstehen lassen. Ra’s al Ghul will das verhindern, denn die Welt hat schon genug größenwahnsinnige Supermenschen. Also bastelt er sich ein Schwert aus Kryptonit und zieht mit Batman und Superman los. Doch da ist es schon zu spät: Ein Schwarm winziger Kryptonier greift an …

Was vielversprechend anfängt, ist leider nach zwei Ausgaben beendet. Das ist doppelt schade, weil diese Geschichte von dem genialen Nick Derington (Batman Universe) gezeichnet wird. Aber Autor Joshua Williamson erzählt uns dafür lieber drei Hefte lang vom Atomic Skull und dem Ultra Humanite, einem Riesenaffen mit freiliegendem Gehirn, der ebenfalls Tote wiederauferstehen lässt, um … Hab ich schon vergessen. Scheint nicht so wichtig gewesen zu sein.  Jedenfalls wird Batman dann selbst kurz zum Strahlenmann …

Brainiac als Composite-Superman

In der dritten Geschichte, ebenfalls ganze drei Kapitel lang, werden Batwoman und Steel  auf die dunkle Seite des Mondes gerufen, wo Batman mit Superman gegen Brainiacs Killerroboter kämpft. Das heißt: Nicht wirklich Brainiac, sondern nur ein Computervirus von ihm, das sich mit dem Batcomputer gepaart hat und nun als Schurke ganz groß rauskommen will – als neuer Composite-Superman!

Also prügeln sich unsere vier Helden durch lauter Robos, die aussehen wie ihre größten Schurken, aber eben nur so aussehen. So kann man nach Belieben alle bekannten Gegner auftreten lassen, um sie zu zerstören, aber ohne dass irgendetwas davon Konsequenzen hätte. Diese Verschrottungsaktion kränkelt aber am Sinn: Warum das Ganze? Weil das Computervirus gerne wüsste, wie es ist, ein Schurke zu sein. Fragt sich nur, warum das uns Leser interessieren sollte. (Die klischeehaften bis dämlichen Dialoge machen es nicht besser.)

Somon Grundy im Schnee

Nach dem Sinn darf man auch nicht fragen, wenn die World’s Finest Solomon Grundy aus Arkham in seinen Heimatsumpf transportieren, um ihn vor der Explosion zu bewahren. Zuerst heißt es: Ganz vorsichtig, dann, als ein Haufen Schurken sie angreift, schmeißt ihn Batman einfach aus dem Flugzeug. Dass das irre ist, fällt dann auch Superman selbst auf. Aber eigentlich geht es in dieser Wintergeschichte nur darum, dass Bruce Wayne erschöpft ist von all der Action und außerdem nie eine Schneeballschlacht hatte … So sad.

Im Batman/Superman Annual #1 lassen dann Mr. Mxyzptlk und Bat-Mite ihre Lieblingshelden gegeneinander antreten – laut Cover jedenfalls, denn die Story habe ich mir gespart. Sagt mir Bescheid, falls ich etwas verpasst haben sollte …

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Batman auf Eiersuche

DC Comics

Titel: Batman Universe (dt. Die Jagd des Dunklen Ritters)

Autor/Zeichner: Brian Michael Bendis/Nick Derington

Erschienen: 2019-2020 (Mini-Serie #1-6), Hardcover 2020; dt. Panini 2020 (Paperback)


Brian Michael Bendis hat sich zwei Jahrzehnte lang einen Namen als Autor bei Marvel gemacht, seit 2018 schreibt er Superman – und jetzt schickt er auch noch Batman quer durchs ganze Universum. Und das kommt so: Der Riddler hat ein Fabergé-Ei gestohlen, das 15 Millionen US-Dollar wert ist. Batman versucht, es wiederzubeschaffen. Doch jedes Mal, wenn er es in die Finger bekommt, erlebt er eine Überraschung.

Batman gleitet (DC Comics)

Zum Beispiel: Deathstroke kommt ihm in die Quere, die Reise geht nach Gorilla City, Dinosaur Island, Thanagar und sogar in den Wilden Westen von Jonah Hex. Hinter all dem steckt der unsterbliche Schurke Vandal Savage. Zwischendurch helfen ihm Green Arrow und Green Lantern. Am Ende wird Batman selbst zu einem – ACHTUNG SPOILER! – … ach nee, ich verrat’s lieber nicht.

Batman mit Green Lantern auf Dinosaur Island (DC Comics)

Batman Universe ist eine wilde Schnitzeljagd, die nie langweilig wird, ständig etwas Neues und Unvorhergesehenes bietet und dabei bestens unterhält, weil sie sich selbst nicht ernst nimmt. Die Dialoge sind durchzogen von einem wunderbaren Humor, der für Batman eher unüblich ist, aber die Story trotzdem nicht lächerlich macht. Innere Monologe fehlen, stattdessen gibt es für Batman immer wieder Anlässe, Selbstgespräche zu führen oder laut sein Innerstes in einer ungeahnten Offenheit preiszugeben.

Batman kämpft sich mit Nightwing durch. (DC Comics)

Das Ganze liest sich wie eine Hommage an das naive Silver Age, als noch alles möglich war und auch hier darf man bloß nicht nach dem tieferen Sinn fragen: Warum katapultiert das Ei Batman nach Thanagar, in den Wilden Westen und dann nach Crime Alley? Ganz einfach: Weil es cool ist, dass Batman Flügel bekommt, sich wie ein Cowboy kleidet und dann fast an derselben Stelle erschossen wird wie seine Eltern. Warum Gorilla City? Warum hauen Green Arrow und Green Lantern nach kurzer Zeit wieder ab? Egal! Es macht einfach nur Spaß.

Und das auch in visueller Hinsicht. Zeichner Nick Derington hat mich bereits mit seinen Covern für Mister Miracle beeindruckt, aber sein Batman ist einfach umwerfend: Mal bestechend schlicht, mal spektakulär und detailreich, aber immer so lebendig, dass sich darin die ganze Lakonie der Story wiederfindet. Jede der knallbunten Seiten eine Augenweide, ich konnte nicht genug bekommen, ja, ich muss gestehen: Derington ist mein neuer Lieblingszeichner.

Muss ich noch mehr sagen? Nein, genug gelobt. Na gut, vielleicht noch ein kurzes Schlusswort: Batman Universe ist kein typischer Batman, aber genau das ist so toll daran. Es ist erfrischend anders und doch klassisch, geeignet für Einsteiger wie alte Fans. Bitte mehr davon, Mr. Bendis! Und mehr von Derington kann man derzeit in der Serie Batman/Superman bestaunen.

(Hinweis: Batman Universe erschien seit 2018 zuerst im Batman 100-Page Giant, einer Serie, die nur über Walmart vertrieben wurde.)

>> Batman 2011-2019


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