Batman in „Zero Hour“

DC Comics

In der DC-Geschichte gilt die Crisis on Infinite Earths (1985-1986) als die große Bereinigung, eine Befreiung vom Ballast einer fast fünf Jahrzehnte langen Tradition: Figuren starben den Heldentod, alle Parallelwelten wurden vernichtet und zu einer zusammengeführt. Doch schon kurz danach kehrte all das, was man über Bord geworfen hatte, wieder zurück – was den Verdacht aufkommen lässt, dass die Crisis vielleicht doch keine so gute Idee gewesen ist. Nicht mal zehn Jahre später (1994) gab es wieder ein Event, das alles neu ordnete: die Zero Hour. Dan Jurgens wollte damit einige Ungereimtheiten beseitigen, die durch die Crisis entstanden sind.

Das fünfteilige Crossover an sich muss uns hier nicht groß interessieren. Die Story ist genretypisch überladen mit Charakteren, von denen man die Hälfte nicht kennt, und ebenso wenig versteht man auch nur, wenn man kein absoluter DC-Nerd ist. Die meisten dieser Figuren haben nicht viel zu tun, außer im Bild zu sein und dürfen als Ehrenstatisten höchstens mal etwas sagen. In aller Kürze: Ex-Green-Lantern Hal Jordan dreht durch und will als Parallax das Universum zerstören und nach eigenem Bilde wieder aufbauen, um damit auch die vielen Toten wieder zum Leben zu erwecken. Die Helden verhindern das zwar, aber erschaffen dann doch ein neues Universum, das im Grunde gleich ist und dann doch etwas anders.

Batman jagt seinen eigenen Mörder

Während die Welten bzw. Zeitlinien durcheinandergeraten, übertreten die Helden und Schurken die Grenzen ihrer jeweiligen Welten. In Detective Comics #678 etwa trifft Batman bei seiner Heimkehr nach Wayne Manor seine Eltern wieder, die um ihren soeben erschossenen Sohn Bruce trauern. Bei dem Raubüberfall trat der Junge zwischen sie und den Räuber und fiel der Kugel zum Opfer. Auch Alfred ist ein anderer, jüngerer, erkennt den erwachsenen Bruce nicht wieder und bedroht den vermeintlichen Eindringling im Haus mit einer Waffe.

Batman steigt daraufhin in das Auto seiner Eltern (einen 1935er Cord, der dem ersten Batmobil sehr ähnlich sieht) und sucht seinen eigenen Mörder, Joe Chill. Doch nach einigen ruppigen Verhören stellt er fest, dass Chill, ein Junkie, gar nicht der Täter ist. Später wird er von der Polizei verfolgt, er flieht nach Wayne Manor, aber dort ist der Status quo wieder hergestellt. Die Story gehört zu den sensibelsten und schönsten, die Chuck Dixon und Graham Nolan je zusammen gemacht haben. Jede Seite ist meisterhaft erzählt.

Batgirls (kurze) Rückkehr

Nach dem Prinzip geht es dann weiter. In Batman #511 taucht plötzlich wieder ein Batgirl auf, eine jüngere Version von Barbara Gordon. Nicht sie wurde (in The Killing Joke) vom Joker angeschossen, sondern ihr Vater wurde bei dem Angriff erschossen. Doch kaum hat Batman verstanden, was los ist, löst sich das Problem wieder einfach so von selbst. Der Spuk ist so schnell vorbei wie er anfangen hat. Batgirl spielt dann im Hauptevent eine tragende Rolle.

In Shadow of the Bat #31 erscheint Alfred Beagle, die erste Version von Alfred Pennyworth, in Wayne Manor. Der dicke Tollpatsch versucht, sich als Detektiv nützlich zu machen und stiftet bloß Chaos.

Frank Miller trifft Neal Adams: Superman mit zwei Batmen. (DC Comics)

Batman sucht Superman im Metropolis auf und dieser trifft (in Superman: The Man of Steel #37) auf eine Reihe von Batmen aus unterschiedlichen Epochen und Universen: den von Neal Adams, der sich über Supermans „Hippie“-Frisur wundert, dann auf Frank Millers Dark Knight, der gegen Mutanten kämpft, dann den Batman von 1939 samt steifem Cape und lila Handschuhen, dann folgen noch andere Versionen, von Dick Sprang bis zu Carmine Infantino. Hier wird der Fan-Service auf die Spitze getrieben, aber Zeichner Jon Bogdanove leistet hier exzellente Arbeit, wenn er die Stile seiner Vorgänger imitiert. (Das Prinzip wurde später in Planetary/Batman angewandt.)

Dick Grayson trifft Tim Drake

DC Comics

Robin Tim Drake trifft auf Robin Dick Grayson (Robin #10) und sie jagen gemeinsam einen Juwelendieb. Tim ist hier zwar älter, muss aber anerkennen, dass das Zirkuskind ein geschickterer Akrobat ist als er. Ansonsten bildet man ein gutes Team ohne größere Spannungen, was etwas schade für die Story ist. In Catwoman #14 dagegen bricht die Urzeit ein, als Selina Kyle plötzlich neben einem Säbelzahntiger erwacht und später Dinosaurier durch Gotham stampfen und fliegen. Zusammen mit einem Höhenmenschen will sie den eingefangenen Säbelzahntiger befreien. Dabei trifft sie in vier Spiegeln auf mehrere alternative Versionen ihrer selbst, bevor alles im Nichts verschwindet – da hat Parallax die Welt bereits ausgelöscht.

Nach dem Event folgte der Zero Month, in dem alle Serien eine Nullnummer bekamen, in denen die Origins der Helden neu erzählt wurden. Damit wollte DC frische Leser anlocken. Im Jahr 1995 erhielten dann viele Figuren wieder neue Origins in den Year-One-Annuals (Scarecrow, Poison Ivy, Man-Bat, Riddler, Robin, Catwoman, Azrael). Seitdem wurde das DC-Universum mehrere Male neu geordnet, etwa in der Infinte Crisis, Flashpoint und Rebirth bzw. Doomsday Clock.

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