Beyond the White Knight: Batmans Rückkehr zu sich selbst

Titel: Batman: Beyond the White Knight (dt. Die Zukunft des Weißen Ritters)

Autor/Zeichner: Sean Murphy

Erschienen: 2022-2023 (Beyond the White Knight #1-8, White Knight Presents: Red Hood #1-2), Hardcover 2023, dt. Panini 2023


Was bisher geschah (SPOILER für Curse of the White Knight): Harley Quinn hat den Joker getötet, Jean-Paul Valley alias Azrael hat alle Schurken umgebracht, Batman hat ihn besiegt, sich dann als Bruce Wayne der Öffentlichkeit gestellt und ist im Gefängnis gelandet. Sein Vermögen hat er zuvor zum Wohl der Stadt gespendet.

Was nun geschieht: Zwölf Jahre später sitzt Bruce Wayne immer noch im Knast und war in der Zeit so sehr mit sich selbst beschäftigt (lesend, reflektierend, meditierend), dass er gar nicht mitgekriegt hat, was draußen vor sich ging – und das ist einiges. Nachdem er mithilft, einen Gefängnisaufstand zu beruhigen und Aufseher Jason Todd rettet, bringt ihn erstmal Duke Thomas (der für die GTO arbeitet) auf Stand.

Derek Powers hat Wayne Enterprises übernommen, stellt Waffen her und hat Gotham in einen Polizeistaat verwandelt, in dem nun eine Armee von Batman-Cops (GTO) für Sicherheit sorgt. Und dann lässt Powers auch noch Terry McGinnis den Batman-Beyond-Anzug klauen. Das ist alles zu viel für Bruce: Kurzerhand bricht er aus, um Powers aufzuhalten. Doch weigert er sich, als Batman zurückzukehren. Batman ist für ihn gestorben. Doch ganz ohne geht es nicht. Und auch nicht allein. Also schart er Harley Quinn und den Rest der Batman-Family um sich – und dann taucht auch noch plötzlich der tote Joker auf …

Zwischen Batman Beyond und Future State

Ihr merkt: Hier muss erst mal viel erklärt werden, denn es ist viel geschehen. Also wird sehr viel geredet. Alte Figuren werden fort-, neue werden eingeführt. Und es sind viele neue, bzw. altbekannte, die aber neu definiert werden: Jason Todd ist hier der erste Robin, nun Red Hood, er bildet einen neuen weiblichen Robin aus, dann gibt es noch Nightwing, Duke Thomas, die Zwillinge von Harley und Joker, und nicht zu vergessen den Bathund Ace – also insgesamt ein Dutzend Charaktere.

Es ist also auch viel los auf diesen Seiten, allerdings ist es auch sehr voll, zu voll sogar. Zwischendurch gibt es noch ein Intermezzo, das Red Hood gewidmet sein soll, aber eigentlich mehr die neue Robin-Figur Gan einführt, die man nicht unbedingt gebraucht hätte, weil sie erstens später keine große Rolle spielt und zweitens nebenbei auch Duke Thomas in ein Robin-Kostüm steigt. Der neue weibliche Robin fährt Fahrrad und verschießt Pfeile – das ist auch schon der einzige neue Akzent. Ansonsten erinnert ein Großteil der Story sehr an die Vorlage, die Serie Batman Beyond, und geht wenig darüber hinaus, außer wenn es an die Storyline Future State erinnert, die noch nicht lange her ist.

DC Comics

Kern des Ganzen ist aber der alte Bruce Wayne, der hier wieder zu seiner Identität als Batman zurückfindet. Wir sehen also die Rückkehr des Dunklen Ritters zu sich selbst. Begleitet wird er dabei vom Weißen Ritter, einem Joker-Hologram in seinem Kopf, das als lustiger Sidekick ständig Sprüche klopft – das ist manchmal witzig, aber es nervt, wenn er wirklich alles auf der Meta-Ebene reflektiert. Überhaupt setzt dieser dritte Band der Saga am meisten auf Humor.

Liebelei zwischen Batman, Joker und Harley

Bei aller Routiniertheit: Zwischendrin gibt es kleine Überraschungen, wie etwa – SPOILER! – eine Ehe und Liebelei bzw. Dreierbeziehung mit Harley Quinn, was die Handlung zur Familiengeschichte werden lässt. Besonders interessant wird es, wenn Bruce und Joker die Rollen tauschen und der Joker durch Bruce zu Harley spricht.

Doch dieser Hang zur Familie lässt Sean Murphy auch die Konsequenz vermissen, die er im letzten Band gezeigt hat. Eine seiner Regeln lautet: Wer stirbt, bleibt tot. Hier stirbt leider niemand. Selbst ein eigentlich tödlicher Angriff auf Nightwing geht seltsamerweise ohne jegliche Folgen vorüber. Bei einem solchen Haufen von Figuren könnte man wenigstens ein Opfer bringen, um zu zeigen, dass es hier ernst ist, dass es bei diesen vielen Kämpfen um etwas geht. Doch nicht mal der Schurke darf den Gnadentod sterben. Stattdessen fällt Murphy damit in die Gefälligkeitsfalle der Mainstream-Comics: Alle vereinen, damit alle Fans versöhnt sind.

Dann gibt es noch – wie immer – viele Batmobile und andere Referenzen, coole Kostümdesigns und flott inszenierte Action – damit gelingt zwar eine unterhaltsame Lektüre, aber eine, die nur wenig beeindruckt. Beyond the White Knight ist immer noch besser als das Meiste, was man derzeit an Batman bekommt, aber bisher der schwächste Teil der Reihe.

Die Geschichte geht weiter im Spin-off White Knight Presents: Generation Joker und in World’s Finest: White Knight.

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