In der großartigen Batman-Zeichentrickserie der 90er ist Poison Ivy wie auch Catwoman vor allem eine Umweltaktivistin. Wir erfahren nicht, wie sie entstanden ist, wir wissen nur, dass sie Botanikerin ist. Aber woher ihr starkes Immunsystem kommt, wird nie erklärt. Die Autoren haben sich dazu entschieden, die Figur als Geheimnis einzuführen.
Pamela Isley ist zunächst die Geliebte von Bezirksstaatsanwalt Harvey Dent (bevor er Two-Face wird). Er ist ihr total verfallen, will sie heiraten, obwohl er sie kaum kennt. Dann wird er vor den Augen von Bruce Wayne ohnmächtig und landet im Krankenhaus – wegen einer Vergiftung. Poison Ivy will sich an ihm rächen, weil er beim Spatenstich für ein neues Gefängnis dabei war und weil beim Bau später eine vom aussterben bedrohte Rosenart vernichtet wurde.
Vielleicht hätte Ivy etwas subtiler dabei vorgehen können, denn die Verantwortliche ist schnell gefunden, Batman spürt Ivy in einem Gewächshaus auf, das mit einer Falltür versehen ist und in dem eine riesige fleischfressende Pflanze ihre Tentakel ausfährt. Zum Schluss gelingt es ihm, der Schurkin ein Gegenmittel abzuluchsen und sie in den Knast zu bringen, den sie so sehr hasst …
Alfred wird zum Baum
Bei ihrem zweiten Auftritt will sie sich an Bruce Wayne rächen, weil Wayne Enterprises an einer Waldrodung beteiligt war. Dass Bruce die Geschäftsbeziehung sofort beendet, sobald er davon erfährt, spielt keine Rolle. Ivy schickt allen reichen Unternehmern, die sich am Wald versündigt haben, ein Video, das sie in ein Resort namens „Eternal Youth“ („Ewige Jugend“) einlädt – und zwar gratis. Das allein ist schon verdächtig genug. Wie finanziert sich die Anstalt? Und woher hat Ivy die Mittel? Egal. Der Plan geht nicht ganz auf, Bruce fährt nicht hin, lässt lieber Alfred Pennyworth und dessen Freundin (!) fahren, die sind begeistert – und verwandeln sich in Bäume.
Ivy (die sich „Dr. Demeter“ nennt) hat hier Helferinnen, die das fragliche Enzym verspritzen, das die Mutation bewirkt. Batman hat diesmal vorgesorgt und sich dank des Enzyms ein Gegenmittel gebraut, bevor er in den Endkampf geht. Zum Glück kann man den Baumwerdungsprozess noch rückgängig machen. (Justice League of America #9 lässt grüßen.)
Ivy gründet eine Familie
Die eindrücklichste Ivy-Folge ist wahrscheinlich „House and Garden“ (dt. Ein Häuschen im Grünen). Pamela wurde aus Arkham entlassen, hat ihren Arzt geheiratet und seine beiden Söhne adoptiert – alles scheint gut zu sein, sie ist nun glückliche Hausfrau. Doch leider treiben hulkartige Mensch-Pflanzen-Mutanten ihr Unwesen in der Stadt und gehen auf Raubzug. Einer entführt Dick Grayson und fordert Lösegeld von Bruce Wayne. Steckt Ivy dahinter? Sieht nicht so aus, sie beteuert ihre Unschuld.
Und doch: Natürlich ist sie verantwortlich. Alles ist nur Fassade. Ihr Mann ist nur ein Pflanzenklon, ebenso die Söhne. Wenn die Mutation weiter voranschreitet, werden Monster aus ihnen, die schnell wieder eingehen. Batman lässt den Traum mit Unkrautvernichter platzen. Doch es war ohnehin nur eine Illusion – und Selbsttäuschung.
Eine gruselige Folge mit Horrorfaktor, der stark an Invasion of the Body Snatchers (dt. Die Dämonischen; auch: Invasion der Körperfresser, 1956) sowie Alien erinnert und damit nichts für Kinder ist. Aber emotional geht die Episode einem auch nahe, weil sie die persönlichste ist.
Hauptsache, die Chemie stimmt
Am Ende der dritten (bzw. vierten, oder sagen wir lieber: letzten) Staffel („Chemistry“, dt. „Grüne Augen, giftiges Herz“) lässt Ivy anderen das scheinbare Liebesglück angedeihen. Auf einer Hochzeit lernt Bruce Wayne seine Traumfrau kennen, in die er sich sofort verliebt und innerhalb kürzester Zeit heiratet. Alles scheint perfekt, leider kommt er erst nach der Trauung auf die Idee, nach der Vergangenheit seiner Ehefrau zu fragen. (Die Geschichte von Harvey Dent wiederholt sich, ohne dass sich jemand daran erinnert.) Sie stammt nämlich – wie andere perfekte Partner – aus Ivys Labor und sind Pflanzen. Auch hier ist Ivys Formel immer noch nicht ausgereift, ihre Schöpfungen zeigen frühe Verfallserscheinungen.
Zusammen mit anderen frischvermählten Reichen macht Bruce eine Kreuzfahrt (ja, alle zusammen, als könnten sie sich keine eigenen Yachten leisten und als legten sie keinen Wert auf Privatsphäre), da kommt Poison Ivy vorbei, lässt das Schiff von Schlingpflanzen zerlegen und kündigt an, dass die Ehepartner zu Witwen gemacht werden, um fett erben zu können – das Geld kommt dann Ivy zugute. Um Umweltschutz, Ökoterrorismus oder Rache geht es nicht mehr, nur noch um schnöden Mammon.
Zu dieser Verflachung passt es, dass Ivy in der Serie in eine Freundin in Harley Quinn findet („Harley & Ivy“). Harley emanzipiert sich vom Joker, nachdem er sie rauswirft, und geht mit Ivy auf Beutezug. Später machen sie Weihnachtseinkäufe mit Bruce Wayne als willigem Kreditkartensklaven („Holiday Knights„). Schließlich verbünden sie sich mit Livewire und kämpfen gegen Batgirl und Supergirl („Girl’s Night Out“). Ivy lässt Elefanten und Raubkatzen aus Pflanzen durchs Bild laufen.
Im Comic werden Ivy und Harley später sogar ein lesbisches Paar. Aber das ist eine ganz andere Geschichte. Viel interessanter finde ich, wie Ivy Batman „fast erwischt“ hätte – nachzusehen in einer der besten Episoden der Serie: „Almost Got ’Im“.

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Danke für diesen nostalgischen kleinen Trip durch einige meiner liebsten Episoden des klassischen animierten Batman, Lukas!
Und was lernen wir aus all dem: „Wenn sich Batman nicht von einem küssen lässt und die Sache mit den Pflanzenklonen auch nicht funktioniert, dann wird Frau eben lesbisch!“ 😀 😀 😀
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