Batman wird japanisch

DC Comics

Titel: Batman: The Jiro Kuwata Batmanga Vol. 1

Autor/Zeichner: Jiro Kuwata

Erschienen: 1966-1967 (Batmanga #1-19), Paperback 2014


Im Jahr 1966 löste die TV-Serie Batman nicht nur in den USA eine Batmania aus. In Japan war die Serie so beliebt, dass man sogar eine ganz eigene Comic-Serie schuf: Batman wurde erstmals zum Manga. Erst 2008 wurde sie teilweise ins Englische übersetzt, von 2014 an erschien dann die ganze Serie als Nachdruck bei DC.

Zunächst fällt auf, dass die Seiten überwiegend schwarzweiß sind, nur einige sind minimal rot eingefärbt. Die Storys bekommen deutlich mehr Seiten als in den US-Heften: Wurde in den 60ern eine Geschichte etwa 12-15 Seiten erzählt, sind es hier etwa 60 oder mehr. Das liegt auch daran, dass die Sequenzen in viel mehr Panels aufgelöst sind. Es gibt wenig Text in Captions, viele Panels kommen sogar ohne Text aus.

Bruce Wayne und Dick Grayson, Manga-Style. Das Batmobil sieht aber aus wie in der TV-Serie. (DC Comics)

Die Bildsprache ist mit vielen Close-Ups dramatischer, das Ganze ist näher am Film – und damit auch deutlich moderner als die Vorlagen. Kuwata zeichnet seine Figuren deutlich eleganter als zum Beispiel Carmine Infantino oder Sheldon Moldoff. Sein Batman hat eine Dynamik, die stark an die spätere Batman: The Animated Series erinnert.

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Kuwata adaptiert zwar eine Auswahl von Storys aus den US-Heften, aber es finden sich kaum klassische Schurken der Rogues Gallery, sondern meist nur Eintagsfliegen wie Dr. Faceless, eine direkte Adaption von The Fantastic Dr. No Face (Detective Comics #319, 1963). Aus „Death-Man“ (Batman #180, 1966) wird „Lord Dead Man“ ein Mann, der nicht sterben kann, bzw. immer wieder von den Toten aufersteht, aus „the Bouncer“ (Detective Comics #347) wird „Human Ball“, ein Mann, der wie ein Gummiball durch die Gegend hüpfen kann, aus dem „Weather Wizard“ (Detective Comics #353) wird „Go-Go the Magician“. In Band 2 werden die Entstehungsgeschichte von Clayface II und es wird auch die Geschichte von Alfreds Tod und Auferstehung als Schurke Outsider nacherzählt (#31-34).

Menschheit abschaffen: Gorilla und der Mutant

DC Comics

Die Storys sind inhaltlich meist identisch mit den Originalen. Interessant wird es aber da, wo sie abweichen. In der Story „The Revenge of Professor Gorilla“ geht Kuwata aber deutlich über die Vorlage (Detective Comics #339) hinaus: Ein Professor überträgt die Stärke eines Gorillas auf sich, dadurch bekommt der Gorilla aber seine Intelligenz ab. Der Gorilla rächt sich daraufhin an den Menschen dafür, dass sie ihn und seine Artgenossen eingesperrt haben. Er wird zum Terroristen, der sogar Zuschauer, die sich einen Tierfilm im Kino ansehen, mit einer Bombe in die Luft jagt.

Auch wenn auch im Original der gesellschaftskritische Aspekt vorhanden ist: So drastisch werden die Batman-Comics der 60er nie, die noch dem Comics-Code unterliegen und daher für zartbesaitete Kinder gemacht sind. Auch zieht der der Gorilla im Original kein Kostüm mit Cape und Maske an, wodurch er menschlicher, aber auch grotesker wirkt.

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„The Man who Quit Being Human“ ist eine besonders interessante Erweiterung von „The Man Who Quit the Human Race“ (Batman #165, 1964). Hier stellt sich ein Mann namens Warner als Mutant heraus. Um herauszufinden, ob die nächste Evolutionsstufe des Menschen gutartig ist, lässt er den Mutationsprozess beschleunigen. Falls er sich als böse erweisen sollte, soll Batman ihn mit einer Strahlenkanone töten.

Batman gerät in einen Gewissenskonflikt, aber als der Mutant sich als sehr böse herausstellt und die Menschheit vernichten will, traut er sich nicht zu schießen. Hinzu kommt, dass ihn Batman aus seiner Jugend kennt. Außerdem hat der Mutant noch eine Tochter, die ebenfalls dasselbe Gen besitzt und ebenfalls mutieren könnte. Es stellt sich die moralische Frage, ob man sie präventiv töten sollte, um die Menschheit zu retten. Die Geschichte ist viel dramatischer als das Original und auch die längste des ersten Bandes.

Es lohnt sich also, diese japanische Variante zu entdecken und mit dem Original zu vergleichen. Visuell sind die Mangas erfrischend anders. Die gesamte Batmanga-Serie ist in drei Bänden auf Englisch erschienen. Eine deutsche Übersetzung gibt es bislang nicht.

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